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Heerscharen zentrifaalähnlicher Roboter, die unterstützende Dienste verrichteten oder im Splitzustand die Teilschiffe steuerten. Sie funktionierten herausragend, doch es fehlte ihnen die Intuition echten Lebens.

      Schon wenige Augenblicke nach Udimors Äußerung zeigte sich, dass er recht hatte. In der Ortung zeichnete sich eine Änderung ab: Die Funksendungen wurden weniger, insbesondere die energiestarken, leicht ortbaren Hyperfunksignale. Auch der Raumverkehr ging binnen weniger Minuten drastisch zurück, was auf ein plötzlich verhängtes, weitreichendes Startverbot schließen ließ. Es dauerte nur kurz, bis das System in der Fernortung nicht mehr wahrzunehmen war. Wer sich nicht bereits im System oder seiner unmittelbaren Nähe befand, wäre nicht darauf gekommen, dass es hier Leben gab.

      »Geortet haben sie uns nicht«, war A-Kuatond überzeugt. »Wahrscheinlich haben sie bemerkt, dass sie keinen Kontakt mehr zu den anderen Welten bekommen.«

      Sie schwieg und beobachtete weiter. Wie schon vor der Schlacht zur Rettung der Skiw drehte Udimor ihr einige Augenfinger zu. Auch er hüllte sich in Stille. Eine Fähigkeit, die sie beide exzellent beherrschten.

      Sie regte sich nicht, bis er sie ansprach. »Sie erinnern dich an dein eigenes Volk, nicht wahr?«

      A-Kuatond zeigte die Krallen. »Werd nicht frech! Die Zentrifaal hatten nichts gemein mit diesen Barbaren. Wir waren ein hochstehendes Volk und haben ein großes Opfer auf uns genommen. Die Truvaud sind gierige Mörder.«

      »Selbstverständlich«, beeilte sich Udimor zu beteuern. »Und dennoch ... Aus weiter Ferne und ohne rechten Sachverstand betrachtet, könnte man meinen, es gäbe Ähnlichkeiten. Zwei expansiv agierende Völker, bei denen der Kampf ein wichtiges kulturelles Fundament ist. Das eine gibt es nicht mehr, das andere bald nicht mehr.« Udimor wandte sich ihr nun ganz zu. »Oder?«

      A-Kuatond sah zu ihrem Orbiter hinab und fragte sich wie so oft, ob er ihre Gedanken belauschte – oder ob er nach Jahrzehnten des gemeinsamen Weges einfach so genau wusste, wie sie dachte.

      »Natürlich«, antwortete sie. »Alles andere wäre doch ein direkter Verstoß gegen die Anweisungen der Stimme.«

      Die Augenfinger vibrierten. Udimor lachte still.

      A-Kuatond atmete tief durch und ließ sich ein wenig von der Heiterkeit ihres Orbiters anstecken. Er kannte sie wahrhaftig zu gut.

      »Ich glaube daran, dass man durch Kämpfe klüger und stärker wird«, sprach sie aus, was sie im Skiwsystem nur gedacht hatte. »Wer tot ist, kann das nicht mehr. Also: Ja, du hast recht. Es liegt mir nicht, die Letzten ihrer Art zu ernten.«

      »Zu dumm«, sagte Udimor, »dass deine Befehle dich genau dazu verpflichten.«

      Es war ein Tanz mit vielen schwierigen Schritten, aber sie übten seit Dekaden. »Ganz genau stimmt das nicht«, korrigierte sie. »Ich hatte den Befehl erhalten, alle Truvaud im Skiwsystem zu ernten. Und das habe ich getan.«

      »Aber glaubst du nicht«, beharrte Udimor, »dass es BARILS Wille wäre, diesen Truvaud hier dasselbe Schicksal zuteilwerden zu lassen?«

      »Wer bin ich«, erwiderte A-Kuatond, »dass ich mir anmaßen könnte, BARILS Willen zu kennen?«

      »Ihre Ritterin«, sagte Udimor trocken. »Eine ihrer höchsten Bevollmächtigten in ganz Yahouna.«

      »Und verpflichtet mich das nicht in ganz besonderer Weise, ihren Anweisungen nicht vorzugreifen?«

      »Ich verstehe«, behauptete ihr Orbiter, und das tat er tatsächlich: Sie wollte dieses Volk nicht ernten. Sie musste lediglich einen vernünftigen Grund finden, sie zu schonen.

      »Was ist mit den früheren Bewohnern dieser Welt?«, wandte er sich dem ernsten Aspekt der ganzen Sache zu.

      Damit hatte er die wesentliche Frage ausgesprochen. Die Ortungssonden über dem Planeten bewiesen eindeutig, dass die Truvaud nicht die erste Zivilisation waren, die Diulu bevölkerten. Hochauflösende Bilder und Hologramme zeigten ganze Städte voller filigraner Türme und Brücken aus einem irisierenden, weißen Material. Zu großen Teilen waren diese geborsten und eingestürzt.

      An den unterschiedlichen Zerstörungsgraden diverser Stellen in den Städten war abzulesen, dass die Verheerung Folge eines Bombardements war. Die Ureinwohner von Diulu waren höchstwahrscheinlich einem Krieg zum Opfer gefallen.

      Aber waren die Truvaud die dafür verantwortlichen Gegner? Da war sie nicht sicher. Schließlich gab es auch Spezies, deren Untergruppen sich gegenseitig bis zur Auslöschung bekämpften. A-Kuatond wusste das nur zu gut. Ihr eigenes Volk hätte es wahrscheinlich irgendwann so weit gebracht, wenn es nicht zuvor einer anderen Katastrophe zum Opfer gefallen wäre.

      Mittlerweile jedenfalls saßen die kriegerischen Vierbeiner auf Diulu und benutzten die Trümmer, um ihre typischen, hässlichen Kastenbauten zu errichten. Das war eine Form der Leichenfledderei und möglicherweise ebenfalls strafenswert. Aber nicht mit der Auslöschung.

      »Finden wir es heraus«, beschloss sie.

      A-Kuatond glaubte daran, dass das Universum im Gleichgewicht bleiben sollte. Das war BARILS zentrales Bekenntnis, und A-Kuatond war darin BARILS williges Werkzeug. Wenn die Truvaud die früheren Bewohner von Diulu getötet hatten, würden sie sterben.

      Waren sie jedoch unschuldig, würden sie leben. In diesem Fall würde A-Kuatond nach Kessaila in BARILS Adyton zurückkehren und melden, dass sie die Truvaud von Skiw wie befohlen geerntet hatte. Niemand musste vom Diulusystem erfahren.

      »Finden wir es heraus«, wiederholte sie. »Ich will wissen, was auf dieser Welt geschehen ist, bevor wir ernten.« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Oder eben nicht.«

      Kalphatt Udimor neigte zustimmend die Augenfinger. Gemeinsam würden sie über das Schicksal einer Welt entscheiden, wie schon so oft in den vergangenen Jahrzehnten.

      7.

      »Das ist Wahnsinn!« Zum ersten Mal offenbarte Eroin Blitzer so etwas wie eine emotionale Regung. Das überlegene Gehabe des Androiden war passé, seit Tess Qumisha dargelegt hatte, wie sie die SOL aus ihren aktuellen Schwierigkeiten herausholen wollte – Schwierigkeiten, in die Blitzer sie erst gebracht hatte.

      Qumisha sah es mit Genugtuung. Wenn der kleine, künstliche Dreckskerl Angst empfinden konnte, durften ihm ruhig die Knie schlottern. Warum sollte es ihm anders ergehen als allen anderen an Bord, die über die aktuelle Lage Bescheid wussten?

      Eine kurze Versuchsreihe hatte ihre These bestätigt: Ricodinstücke, die Roboter in die Nähe der Carithülle brachten, lösten erst bei allen Lebewesen im Umkreis von etwa hundert Metern Übelkeit aus, danach stieg die Wahrscheinlichkeit für eine Explosion rapide an. Blitzer leugnete weiterhin jeden Zusammenhang, aber die Fakten sprachen für sich.

      Damit blieben theoretisch zwei Möglichkeiten, um das Problem zu lösen: Entweder das Ricodin oder das Carit mussten weg. Der Plan, den Kolonnenbaustoff komplett aus der SOL hinauszubefördern, erwies sich allerdings schnell als unrealistisch. Viel davon war zwar binnen eines einzigen Tages in das Hantelraumschiff eingebaut worden, aber das hatten hoch spezialisierte Roboter im Kolonnen-Dock vollbracht. Es waren Heerscharen gewesen, und sie hatten genau gewusst, was sie taten. Ein schneller Rückbau der Neuinstallationen ohne diese Unterstützung indes war völlig unmöglich.

      Zudem gab es weitere Chaostechnik an Bord: Überbleibsel aus der Zeit, als der Chaotenderpilot Kirmizz die SOL erobert hatte. Diese Gerätschaften waren fest in die Bordtechnik integriert und unverzichtbar, wie beispielsweise die sechs Energiekerne pro Schiffsteil.

      Wenn also keine Möglichkeit bestand, das Ricodin zu entfernen, musste stattdessen das Carit weichen.

      Blitzer wiederum hatte klargemacht, dass der Transfer im Sextadimtunnel nicht unterbrochen werden konnte. Die Recaritisierung der Soloniumhülle – wie er es nannte – sei folglich nicht aufzuhalten.

      Das sah Qumisha anders. Was sie vorhatte, war allerdings ... robust.

      »Der Zwerg hat recht«, schaltete sich Akim Xerayne ein, der

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