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habe eine Bitte geäußert. Kann ich mit diesem Jungen sprechen?«

      »Wenn Sie wollen. Wir wissen sowieso nicht, zu wem wir ihn stecken sollen. Aber Ihr Anwalt hat doch erreicht, dass Sie allein bleiben.«

      »Wie lange ich allein bleiben will, ist immer noch meine Entscheidung«, erwiderte Patrick. Dann lächelte er wieder spöttisch. »In meinem Zimmer ist noch ein Bett frei.«

      »Aus diesem Menschen soll man klug werden«, sagte Kommissar Holzhauer später zu seinem Assistenten, als dieser sein Büro betrat. »Haben Sie was über die Cerny rausgebracht?«

      »Sie wurde von André Malten besucht, sonst nichts weiter.«

      »Oh, lá, lá«, sagte da der Kommissar. »Ein Silberstreifen am Horizont.«

      *

      Lena war zurückgekommen. Dagmar Sternberg sah, wie Lena dem Taxi entstieg. Und sie sah, wie die grauhaarige rüstige Frau die Hände vor das Gesicht schlug, als ein Polizist auf sie einsprach.

      Lena, zuerst fassungslos, fing sich schnell, als man ihr sagte, dass und weswegen sich Patrick Heym in Untersuchungshaft befand.

      »Das ist ja wohl das Letzte!«, brauste sie auf. »Ich will zu ihm, sofort!«

      Lenas blauen Augen sprühten Blitze.

      »Dieses Haus ist sauber«, rief sie im höchsten Diskant. »Patrick würde mir niemals so was antun. Aber ihr kennt den Jungen ja nicht. Niemand kennt ihn, außer mir. Ich möchte nur wissen, wer ihm das anhängen will.«

      Patrick hatte Lena unterschätzt. So viel stand fest: Sie dachte jetzt nicht an die Moral, die sie ihm gepredigt hatte. Sie verteidigte ihn wie eine Löwin ihr Junges, und sie war nicht mehr zu bremsen. Kommissar Holzhauer hatte allerhand auszustehen, als Lena ihm dann gegenübersaß.

      Gegen Lena kam man nicht an, auch ein Kommissar nicht.

      Er entschloss sich, Patrick Heym holen zu lassen. Es würde noch einige Zeit dauern, bis er kommen würde, und nun fand der Kommissar Lena freundlicher gestimmt.

      »Wie lange sind Sie schon bei Herrn Heym?«, fragte er.

      »Ich habe ihn aufgezogen«, erwiderte sie. »Seine Mutter hatte ja keine Kraft dazu. Aber gute Eltern hat er gehabt, und auch die Tante Hanna hat ihn sehr geliebt. Und dann war plötzlich nur noch ich da, und er war ein Mann, der mit dem Geld gar nichts anzufangen wusste. Ich meine, nichts Vernünftiges. Ihm ist doch immer alles abgenommen worden. Aber großzügig ist er, da könnte sich so manch einer eine Scheibe abschneiden, der noch mehr hat.«

      Patrick konnte es erleben, wie Lena für ihn kämpfte. Als er müde und eingefallen zur Tür hereinkam, wurde sie ganz blass. Und dann nahm sie ihn in ihre Arme. Ein vielfacher Millionär, der als Playboy verschrien war, und seine Haushälterin? Da wurde es dem Kommissar doch ganz eigen zumute.

      »Es wird ja alles wieder gut, Lena«, sagte Patrick gerührt. »Ich will aber erst wieder heim, wenn ich reingewaschen bin. Das musst du schon verstehen. Sie sollen nicht sagen, dass ich nur rauskomme, weil ich Geld habe. Dieses verdammte Geld.«

      Ja, so entstand doch ein ganz anderes Bild von Patrick Heym als das, das sich die meisten Menschen von ihm machten. Und Lena war bereit, noch mehr für Patrick zu tun.

      Sie fuhr zu den Heltcamps. Die Adresse hatte sie sich aus dem Telefonbuch herausgesucht, und ein Taxi hatte sie auch bald gefunden.

      »Ich bin Lena Burgbauer«, sagte sie, als ihr die Tür von Uwe geöffnet wurde. »Die Haushälterin und langjährige Freundin der Familie von Herrn Heym, und ich möchte gern mit denen sprechen, die Patrick ins Gefängnis gebracht haben.«

      Ihre Stimme tönte durch das ganze Haus, und das war ja auch Lenas Absicht.

      »Ich bin Uwe Heltcamp«, stellte Anjas Bruder sich vor. »Was wünschen Sie?« Er war in Verlegenheit gebracht, denn Lena hatte eine kämpferische Haltung eingenommen.

      »Bitte, treten Sie doch ein, Frau Burgbauer«, sagte Uwe. »Wir können uns darüber drinnen besser unterhalten.«

      »Unterhalten möchte ich mich nicht«, sagte Lena energisch. »Meine Meinung wollte ich sagen. Und ein Haus, in dem Leute wohnen, die dem Patrick so übel mitspielen wollen, betrete ich nicht. Aber vielleicht war der Schuft, der der jungen Dame das angetan hat, hier oft zu Gast. Vielleicht geht er jetzt gar noch ein und aus. Solche gibt es auch, das möchte ich gesagt haben. Außen hui und innen pfui. Und das wär’s dann.«

      Damit eilte Lena wieder zu ihrem Taxi.

      Agnes und Arnold Heltcamp standen sprachlos in der Wohnzimmertür. Eben hatten sie sich einmischen wollen, aber da war Lena schon auf und davon.

      »Das stimmt wirklich nachdenklich, meinst du nicht auch, Pa?«, fragte Uwe. »Die ist nicht gekauft. Überlegen wir mal, wer bei uns ein und aus geht.«

      »Aber das hat sie doch im Zorn gesagt«, murmelte Agnes.

      »Was Anja anbetrifft, ist nur André ein und aus gegangen, und den wirst du doch nicht verdächtigen, Uwe?«, sagte Arnold Heltcamp.

      »Und wenn nun einer aus seinem seltsamen Bekanntenkreis ihm eins auswischen wollte?«

      »Warum sollte er sich dafür Heyms Garten aussuchen? Jetzt denk du mal logisch, Uwe.«

      »Dann sollte man doch André mal näher unter die Lupe nehmen«, sagte Uwe kalt.

      »Um Gottes willen, steigert euch doch nicht in so etwas hinein!«, rief Agnes aus.

      »Einen merkwürdigen Umgang hat er, das steht fest«, beharrte Uwe. »Okay, ich will ihn nicht verdächtigen, aber ich werde schon herausbringen, welche Rolle er an diesem Abend und auf dieser Party spielte. Ich müsste ein schlechter Jurist werden, wenn ich von einem falschen Verdacht in den anderen geriete.«

      »Ich fahre jetzt in die Klinik«, sagte Agnes matt und beendete so die Diskussion.

      *

      Sie saß dann stundenlang an Anjas Bett. Es zerriss ihr Mutterherz fast, wie elend und klein Anjas Gesicht geworden war.

      Dr. Sternberg hatte ihr gesagt, dass sie keine Fragen stellen dürfe, wenn Anja erwachen sollte, und dass sie überhaupt an nichts rühren solle.

      Sie wollte das auch nicht, sie wollte nur, dass Anja die Augen aufschlug und sie erkannte. Das geschah dann gegen acht Uhr.

      Gedämpftes Licht erhellte den Raum, der so freundlich eingerichtet war, dass man ihn nicht gleich als Krankenzimmer erkennen konnte.

      Agnes Heltcamps Herz begann schmerzhaft zu klopfen, als die grauen Augen sie plötzlich anblickten.

      »Mami«, flüsterte Anja.

      »Ja, mein Liebes, ich bin bei dir«, erwiderte sie leise.

      »Was ist denn? Wo bin ich?«, fragte Anja schleppend.

      »In der Klinik, mein Kleines. Du hattest einen Unfall.«

      »Einen Unfall«, murmelte Anja. »Was für einen Unfall?«

      »Mit dem Wagen«, sagte Agnes rasch.

      »Ich kann mich nicht erinnern.«

      »Du brauchst dich auch nicht zu erinnern, mein Mädchen. Du sollst nur bald ganz gesund werden.«

      »Ist es schlimm?«, fragte Anja. »Mein Kopf tut weh.«

      »Eine Gehirnerschütterung«, erklärte Agnes Heltcamp.

      »Und was ist mit meinem Gesicht? Es schmerzt.«

      »Das sind nur Platzwunden, Liebling. Sie heilen schnell. Du wirst bald wieder genauso hübsch wie früher aussehen.«

      »Ich will nicht hübsch sein«, flüsterte Anja, dann schloss sie die Augen. Leise sagte sie wenig später: »Ich gehöre nicht dahin, das hat er gesagt.«

      »Wer hat es gesagt?«, fragte Agnes.

      »Ein Mann.« Sie schlief

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