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es wäre meiner Ansicht nach besser.«

      »Sie meinen, die Krankheit könnte sich auf das Kind auswirken? Es könnte vielleicht gesund sein?«

      »Ich denke jetzt nicht an das Kind, Herr Hammilton, ich denke an Ihre Frau. Es ist möglich, dass sie ein gesundes Kind zur Welt bringt, aber es ist nicht abzusehen, wie weit ihr Zustand sich während oder nach der Schwangerschaft verschlimmert.«

      Conny bewies, wie konzentriert er war und wie sehr ihn sein Beruf schon geformt hatte, der von ihm verlangte, immer den Tatsachen ins Auge zu schauen.

      »Wie könnte sich das auswirken?«, fragte er. »Bitte, sagen Sie es mir genau, Herr Doktor.«

      »Ich will nicht schwarzmalen, aber es besteht die Möglichkeit einer multiplen Sklerose, und wir wissen, dass Hormonumbildungen einen Körper sehr verändern können.«

      »Nicht auch zum Guten?«, fragte Conny.

      »Oft auch zum Guten«, erwiderte Dr. Laurin. »Im Fall Ihrer Frau wäre jetzt noch eine Behandlung möglich, die sie selbst vor weiteren Komplikationen bewahren könnte. Möglicherweise, möchte ich hinzufügen. Aber diese Behandlung könnte wiederum dem Embryo schaden. Ich befinde mich in einem schweren Gewissenskonflikt, Herr Hammilton.«

      »Das verstehe ich«, sagte Conny ruhig. »Das ist so, wie wenn ich eine Maschine einfliege und etwas stimmt nicht. Ich weiß nicht, ob es an der Maschine liegt oder daran, dass ich noch nicht vertraut mit ihr bin. Ich finde es sehr anständig von Ihnen, dass Sie so offen mit mir sprechen, Herr Doktor. Ich wünschte, ich könnte mich auch so mit den Konstrukteuren unterhalten, die ihre Fehler erst dann zugeben, wenn sie ein Wrack vor sich haben.«

      Diesen Vergleich fand Dr. Laurin denkbar gut, und er war erleichtert, dass er mit Conny Hammilton sachlich reden konnte.

      »Ich meine, dass man ein Risiko ausschließen sollte, wenn es möglich ist«, sagte Conny. »Ich werde mit meiner Frau sprechen. Ich mag sie sehr. Sie ist manchmal atemberaubend und hinreißend. Ich möchte, dass sie immer so ist.«

      Aber er sagte nicht: »Ich liebe meine Frau. Ich will sie behalten.« Er sagte nicht: »Ich möchte das Kind haben.«

      Dr. Laurin hatte alle Hoffnung auf ihn gesetzt, aber diese sollte bald zerstört werden. Er bekam sehr viel Ärger.

      Bettina ließ sich nicht mehr bei ihm blicken. Dafür erschien ihre Mutter, das ältere Ebenbild der Tochter, aber bedeutend arroganter und aggressiver.

      »Ich habe nur das Wohl Ihrer Tochter im Sinn«, erwiderte Dr. Laurin knapp.

      Es gäbe auch noch andere Ärzte, sagte sie, und er würde es zu bereuen haben, einen solchen Vorschlag gemacht zu haben.

      Dann erschien auch noch Jonas Bernulf, Bettinas Stiefvater. Er war nicht so aggressiv wie seine Frau, doch er wollte, dass Dr. Laurin sich in der Diagnose festlegte. Dr. Laurin sagte ihm das, was er auch schon Conny gesagt hatte. Er schilderte dem Mann dann die Symptome und auch die Untersuchungsergebnisse noch etwas ausführlicher, wenn auch nicht ohne Unbehagen.

      Jonas Bernulf sagte darauf, dass er hoffe, seine Argumente widerlegt zu finden.

      Dr. Laurin rechnete mit schlimmen Folgen, aber die blieben aus. Er hörte nichts mehr von Bettina Hammilton – bis zu diesem Tag, als die Geburtsanzeige kam.

      *

      »Du bist in Gedanken, Leon«, sagte Antonia am Abend dieses Tages zu ihrem Mann. »Was hat es gegeben?«

      Er nahm die Geburtsanzeige aus seiner Jackentasche. Antonia las und sah ihn dann fragend an. »Hoffen wir das Beste«, sagte sie leise.

      »Das habe ich auch gesagt, Antonia. Manchmal geschehen ja Wunder, und ich wäre der Letzte, der dann sein Versagen nicht zugeben würde. Warum soll mir das nicht auch passieren?«

      Antonia wusste nur zu gut, wie schwer er daran tragen würde, wenn er sich tatsächlich geirrt hatte.

      »Ich möchte zu gern wissen, was Dietsch davon gehalten hat«, sagte Leon, »aber ich kann doch jetzt nicht zu ihm hingehen und ihn fragen.«

      »Nein, das tust du nicht«, sagte Antonia.

      Aber sie nahm sich vor, ihm diesen Weg abzunehmen. Sie kannte Robert Dietsch von der Studienzeit her. Sie waren ein Jahrgang. Sie hatten zwar nie einen engeren Kontakt gehabt, aber sie schätzte ihn auch als einen guten und sehr seriösen Gynäkologen ein.

      Am nächsten Vormittag rief sie Dr. Dietsch an. Seine Sekretärin sagte jedoch, dass der Chef gerade sehr beschäftigt sei.

      »Richten Sie ihm bitte aus, dass ich angerufen habe, Dr. Antonia Laurin. Ich würde mich sehr freuen, wenn er zurückrufen würde.«

      »Frau Dr. Laurin?«, wiederholte die Sekretärin erstaunt.

      »Ja, die Frau von Dr. Leon Laurin«, erwiderte Antonia.

      »Ich werde es dem Chef ausrichten. Er wird bestimmt zurückrufen«, tönte die weibliche Stimme schon bedeutend freundlicher durch den Draht.

      Und er rief schon nach einer halben Stunde an.

      »Das war wirklich eine Überraschung, Antonia«, sagte er. »Was gibt es denn? Habt ihr zu viele Patientinnen? Dann müsste ich allerdings auch gleich passen. Unsere Klinik ist klein. Wir sind voll belegt.«

      »Ich möchte Sie sprechen, Robert«, sagte Antonia. »Wann haben Sie Zeit?« Sie redete nicht lange herum.

      »Bald?«

      »So bald wie möglich.«

      »Heute gegen vier Uhr, vor der Visite?«

      »Ich komme. Bis dann und vielen Dank«, sagte Antonia.

      Sie machte sich pünktlich auf den Weg.

      Die Klinik von Dr. Dietsch war ein modernisierter Altbau, aber recht anheimelnd. Seine Sekretärin war eine sympathische Dame schwer schätzbaren Alters. Sie konnte dreißig oder auch vierzig sein, ein zeitloser Typ mit aschblondem kurz geschnittenem Haar, schönen blauen Augen, einem runden, recht reizvollen Gesicht, das makellose Haut aufwies.

      Sie begrüßte Antonia mit einem liebenswürdigen Lächeln, das keineswegs gekünstelt wirkte. An der Tür hatte auf einem kleinen Messingschild ihr Name gestanden – Maria Dorn.

      »Dr. Dietsch kommt sofort, Frau Dr. Laurin«, sagte sie, Antonia die Tür zu dem Chefzimmer öffnend. Es hatte eine persönliche Note, wie Leons auch. Es standen Blumen auf dem Schreibtisch, der ansonsten auch so eine geniale Unordnung aufwies wie der von Dr. Laurin. Leon konnte es nicht ausstehen, wenn man seine Sachen wegräumte.

      Dr. Robert Dietsch kam schon nach ein paar Sekunden. Äußerlich hatte er allerdings nicht die geringste Ähnlichkeit mit Leon Laurin. Aus dem dürren jungen Burschen, den Antonia in Erinnerung hatte, war ein recht gewichtiger Mann geworden.

      »Antonia, ich freue mich, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen«, sagte er und gab ihr die Hand. »Sie sind noch schöner geworden. Sie sind eine glückliche Frau, das sieht man Ihnen an. Nun frage ich mich, aus welchem Grund Sie sich meiner erinnert haben.«

      »Ich werde es Ihnen erklären, Robert«, erwiderte Antonia. »Ich danke Ihnen, dass Sie Zeit für mich haben.«

      »Das ist doch selbstverständlich. Maria bringt uns einen Kaffee. Ist es Ihnen recht?«

      »Ja, sehr«, erwiderte Antonia, und sie dachte dabei, dass er mit seiner netten Sekretärin auf vertrautem Fuß stehen musste, wenn er sie Maria nannte.

      Sie erinnerte sich aber auch daran, dass er schon während der Studentenzeit geheiratet hatte.

      »Wie geht es?«, fragte sie.

      »Beruflich bin ich zufrieden, privat – na ja, es könnte besser sein. Die Ehe ist schiefgegangen. Meine Tochter lebt bei mir. Sie ist achtzehn. Ihrer Mutter hat es nicht behagt, dass ich beruflich so viele Sorgen hatte. Sie hat sich für einen anderen entschieden, der ihr ein leichteres Leben bieten konnte. Aber Katrin ist ein liebes Mädchen, das entschädigt mich

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