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und vertrauenswürdig abgewickelt wurden.

      »Möchtest du einen Kredit?«, fragte mich ein auffällig attraktiver junger Mann mediterranen Typs, kaum dass ich eingetreten war.

      Er stand mit blasiertem Antlitz hinter einem auf drei Seiten

      geschlossenen Tisch, dessen Vorderfront mit dicken Leisten und Nägeln verstärkt war. Das sicherte die Münzen, von denen die gängigsten Werte auf dem Tisch lagen, aber der gesunde Menschenverstand ließ vermuten, dass sich das eigentliche Kapital an einem besser gesicherten Ort befand.

      »Sehe ich so aus? Im Gegenteil, ich erwäge, einen Teil meines Vermögens bei einer Bank zu deponieren«, fuhr ich den jungen Schnösel verärgert an.

      Was mochte Cicero wohl von mir denken? Jedes Mal wenn ich ihn bei meinen Ermittlungen mitnahm, stellte jemand meine Autorität infrage und ich musste lügen.

      »Ich darf leider nur Münzen überprüfen und wechseln. Das Aufbewahren von Geld regelt der Patron selbst«, gab der gutaussehende Angestellte etwas kleinlaut zu. »Äh … ich meinte selbstverständlich … die Patronin.«

      Der eben noch so eingebildete junge Mann wirkte auf einmal verlegen.

      »Dann trifft es sich gut, dass ich sowieso vorhatte, Julia Marcella heute Nachmittag einen Besuch abzustatten«, entgegnete ich und stolzierte mit der dünkelhaftesten Miene, die ich zustandebrachte, davon.

      ***

      Das am Stadtrand gelegene Haus des Probus Marcellus war riesengroß, aber wenig einladend: Nur winzige und obendrein hoch angebrachte Fenster gliederten die weiß getünchten Außenmauern, die einen ganzen Häuserblock einnahmen.

      Die zweiflüglige Holztür wies mehr Ziernägel und Bronzebeschläge auf, als nötig gewesen wären. Im Zentrum jedes Flügels befand sich ein bronzener Löwenkopf, der einen ringförmigen Türklopfer zwischen den Zähnen hielt. Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich nach dem rechten Ring griff. Wenn ich gewusst hätte, wie vornehm das Haus des Verstorbenen war, hätte ich mir meine beste Tunika übergestreift. Kritisch begutachtete ich den groben, ungefärbten Stoff meines Gewandes. Wenigstens war es sauber.

      Zum Glück begleitete mich Cicero, was demonstrierte, dass auch ich kein Habenichts war. Also gab ich mir einen Ruck und pochte an die Tür. Die Schläge des Klopfers hallten noch im Inneren des Hauses wieder, als bereits ein bulliger Sklave die Türflügel aufriss. Sein kahler Schädel auf breiten, gebeugten Schultern ließ ihn wie einen abgehalfterten Ringer wirken, der sich als Rausschmeißer in einer Taverne verdingt hatte. Wahrscheinlich gehörte es zu seinen Aufgaben, unerwünschte Besucher an die frische Luft zu setzen und ausstehende Zahlungen einzutreiben.

      »Ich lasse der Herrin deine Ankunft ankündigen«, brummte der stämmige Türsteher, nachdem ich mich vorgestellt und mein Anliegen geäußert hatte. Er schien nicht besonders erbaut über meine Ankunft zu sein. Dabei konnte er sich glücklich preisen, dass sein Herr in der Fremde gestorben war. Meist verdächtigte man bei ungeklärten Todesfällen als Erstes die Sklaven.

      Der Türsteher winkte einen mageren Jungen herbei, der sogleich hinter der nächsten Tür verschwand. Einige Minuten später kam er schweratmend zurück.

      »Die Herrin erwartet dich«, erklärte er japsend.

      Während ich ihm über zahllose mosaizierte Fußböden und steinerne Türschwellen folgte, verstand ich, wieso der Junge bei seiner Rückkehr außer Atem gewesen war. Nachdem wir einen langen Flur durchschritten hatten, von dem zur Rechten mehrere Räume abzweigten, bogen wir um die Ecke und durchquerten das Atrium. Wir passierten das Triclinium mit dem farbig gefassten Marmorstandbild des Bacchus und einer protzigen Anrichte, auf der Silbergeschirr zur Schau gestellt war.

      Ich besaß genug Orientierungssinn, um zu durchschauen, dass der Junge uns auf einem verschlungenen Weg durch das Haus führte, um es geräumiger erscheinen zu lassen. Mit jedem Raum, den ich erblickte, nahm die Pracht der Ausstattung zu, während meine Stimmung sank. Hatte ich bisher geglaubt, das luxuriöseste Domizil weit und breit zu besitzen, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Die eleganten Möbel waren aus Italien importiert, aber der Stil der Fresken, die sämtliche Wände überzogen, war mir nur allzu vertraut. Ganz offensichtlich hatten sie dieselben Handwerker ausgeführt, die auch mein Landhaus verschönt hatten. Einige Figuren waren sogar identisch, was auf die Verwendung vorgefertigter Schablonen schließen ließ. Wahrscheinlich hatte der entwerfende Meister das gesamte Imperium Romanum mit seinen Kreationen überschwemmt. Er hätte sich aber wenigstens die Mühe machen sollen, die Schablonen ab und zu spiegelbildlich einzusetzen, zumindest bei zwei Auftraggebern, die so nahe beieinander lebten.

      Julia Marcella, eine üppige Blondine von Anfang dreißig, empfing uns in einem kleinen Raum, der ihr als Frisierzimmer diente. Sie thronte auf einem geflochtenen Lehnstuhl, die Füße auf eine kunstvoll gedrechselte Fußbank gestützt. Ihre Augen waren müde und verweint, aber sie war makellos gekleidet. Über feinen Unter- und Obergewändern in bunten Farben trug sie einen karierten Mantel, der von vier Fibeln gehalten wurde. Ihre Füße steckten in grünen Wildlederschuhen mit aufgenagelten Sohlen. Diese unter den Einheimischen weit verbreitete Aufmachung wurde abgerundet von einem breiten Halsring mit blütenförmigen Schmuckscheiben, zahlreichen bunten Ketten und goldenen Armreifen. Alles war von erlesener Qualität, aber schimmernde Seide, glitzernder Schmuck und blaue Glasperlen, das war einfach zuviel!

      Neben der Hausherrin saß auf einem etwas kleineren Stuhl ihre etwa zwanzigjährige Schwester Pina. Sie war ähnlich gewandet, aber die Tracht stand ihr besser. Trotzdem konsternierte mich ihre Aufmachung: Keine rothaarige Römerin – das ist eine hypothetische Feststellung, denn keine Römerin besitzt Haar von der Farbe eines Kupfergefäßes – käme auf die Idee, ein orangebraunes Gewand zu tragen! Das mit grünen Blättern geschmückte Haar war im Nacken zusammengebunden, sodass es als rote Kaskade über den Rücken des Mädchens fiel.

      Auf den zweiten Blick musste ich dem Barbier zustimmen: Ohne Sommersprossen und in einer weniger auffälligen Gewandung wäre Pina recht hübsch gewesen. Sie war hochgewachsen, hatte feine Gesichtszüge und melancholische dunkelgraue Augen. Auch ihre ältere Schwester zeigte Spuren früherer Schönheit, die aber durch die unzufrieden herabhängenden Mundwinkel und den argwöhnischen Gesichtsausdruck gelitten hatte.

      »Bring unserem Gast einen Stuhl«, befahl Julia Marcella dem jungen Diener, nachdem ich die beiden Frauen begrüßt hatte.

      Der Junge schleppte einen mit Elfenbeinreliefs benagelten Holzstuhl herbei, der viel zu schwer für ihn war. Mit vor Anstrengung zusammengekniffenen Lippen stellte er ihn vor einen Marmortisch, dessen Stützen die Form von Greifenpaaren hatten. Auf der Tischplatte standen ein silberner Wasserkrug und eine Schale mit Obst. Ich wollte schon nach einer Feige greifen, als ich ernüchtert feststellte, dass die Früchte aus Marmor waren. Ein intensiver Blumenduft, der von den Frauen ausging, stieg mir in die Nase. Nach seiner benebelnden Wirkung zu schließen, musste es sich um ein ziemlich teures Parfüm handeln. Überdies war der Raum mit Blumengirlanden dekoriert, deren Duft mir fast den Atem verschlug.

      »Wie man dir sicherlich mitgeteilt hat, untersuche ich im Auftrag des Lagerkommandanten den Tod deines Mannes. Daher wüsste ich gern, warum er sich in CCAA aufgehalten hat«, begann ich, nachdem ich Platz genommen hatte.

      Im gleichen Augenblick fragte ich mich, ob ich nicht zuerst mein Beileid hätte aussprechen sollen.

      »Das war an und für sich nichts Besonderes. Er hat ständig den Decurio Junius Petronius besucht«, entgegnete die Hausherrin mit einem leisen Schniefen, das ihren Schmuck klimpern ließ.

      »Was genau hat er in CAAC gemacht? Hat er dort Geld erliehen oder …«

      »Ich glaube nicht, dass seine Arbeit seine Fahrten nach CCAA erforderlich machte«, erklärte die Hausherrin spitz.

      »Er besuchte doch bestimmt keinen wichtigen Handelsplatz, ohne dort Geschäfte zu tätigen«, gab ich zu bedenken.

      Als ehemaliger Weinhändler wusste ich, dass Geschäftsleute jede Form von Verschwendung hassten. Diese Reisen hatten sicherlich auch einen praktischen Nutzen.

      »Schon möglich«, gab die Hausherrin mürrisch

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