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übrigens seinen Besitz verkaufen?«

      »Weil sein Sohn, ein übler Taugenichts, ihn ruinierte«, gab Hermine Antwort, die da besser im Bilde war als der Enkel. »Nachdem er das glänzend vollbracht, jagte er sich eine Kugel in den Kopf. Und nun auf Ehre, mein lieber Arnold, würdest du dich zu dem Gutskauf auch entschließen, wenn diese obskure Leila nicht mit im Spiel wäre? Oder willst du uns gar ein Opfer bringen?«

      »Ne, Herminchen, so opferbereit und edelmütig bin ich denn doch nicht, um mich da gleich mit einem Gut zu behängen«, wurde er nun sachlich. »Ich kam nämlich schon mit der Absicht her, einen Besitz möglichst in eurer Nähe zu erwerben und darauf zu wirtschaften, denn um mich auf die faule Haut zu legen, dafür bin ich denn doch noch zu mobil.«

      »Und warum regst du dort deine Kräfte nicht weiter, wo du alles in harter Arbeit aufbautest?« fragte Trutz befremdet.

      »Weil ich jetzt dort übrig bin – oder besser gesagt: Mich übrig fühle, seit mein Ältester laut Überschreibung der rechtmäßige Besitzer ist.«

      »Bist du mit der Überschreibung nicht voreilig gewesen?« fragte Hermine langsam, und kurz winkte er ab.

      »Es ging nicht anders, da meine Schwiegertochter viel Geld in die Ehe brachte. Und solche Frauen – na, Schwamm drüber. Hauptsache, daß Robert sich gut mit ihr versteht.«

      »Wahrscheinlich als Pantoffelheld«, bemerkte Brunhild lachend, und da umzuckte ein Schmunzeln den Männermund.

      »I bewahre, für so eine Witzfigur ist mein Junge nicht geschaffen. Der hat genauso einen harten Schädel wie sein Vater, gleichfalls Richard. Sie lieben zwar ihre Frauen herzlich, aber niemals bis zur Schwäche.

      Hab’ ich recht, Trutz?«

      »Kann man wohl sagen«, bestätigte er, der ja die Verhältnisse im Verwandtenhaus gut kannte. Doch daß Onkel Arnold seinem Ältesten jetzt schon den Besitz überschreiben ließ, das war ihm allerdings neu. Also war dieser wichtige Schritt nach seinem Fortgang unternommen worden.

      Warum, das konnte Trutz sich denken. Denn seitdem Robert von Reichwart eine Frau ins Haus brachte, die auf ihren prallgefüllten Geldbeutel pochte, daß es nur so klirrte, fühlte Arnold sich in seinem eigenen Bereich nicht mehr wohl. Und da die Sehnsucht nach der alten Heimat immer stärker wurde, gab er dieser Sehnsucht endlich nach.

      »Na, denn will ich mir mal dieses Holzhusen näher ansehen«, sprach Arnold jetzt in Trutz’ Grübeln hinein. »Die Katz’ im Sack kauf’ ich natürlich nicht, wie es so treffend heißt. Haltet mir den Daumen.«

      »Wozu denn?« kam es von der Tür her, durch die Ragnilt soeben schritt.

      »Damit es mit dem Gutskauf klappt«, zwinkerte der Onkel ihr vergnügt zu. »Ich möchte nämlich gern euer Nachbar werden.«

      »Und Holzhusen kaufen?« fragte sie kurz dazwischen.

      »Allerdings.«

      »Dann beeil dich nur, damit dir diese obskure Leila nicht zuvorkommt«, meinte sie achselzuckend, während sie Platz nahm und nach einer Zigarette griff, die sie selbst in Brand stecken mußte, da die beiden Herren wie erstarrt verharrten. Und dann war es Trutz, der sich zuerst faßte. Seine Stimme klang rauh, als er fragte:

      »Woher weißt du das denn? Und woher kennst du diese Leila überhaupt?«

      »Zwei Fragen auf einmal«, entgegnete sie spöttisch. »Und die letzte ziemlich naiv, mein lieber Trutz. Denn schließlich werde ich doch meine – verflossene Stiefmutter kennen.«

      »Aber woher denn nur, mein Kind?« fragte jetzt die Großmutter konsterniert. »Du bist doch nie mit ihr zusammen gewesen.«

      »Das wohl nicht. Aber Papa hat es nicht versäumt, mir mit der Vermählungsanzeige auch das Bild seiner damals Angebeteten zu schicken«, erklärte sie sarkastisch. »Und so ein Gesicht prägt sich ein. Kurz die Rede, lang der Sinn: Ich sah diese…, na ja…, an der Tankstelle jetzt persönlich, wo sie neben ihrem Auto stand und sich laut und ungeniert mit einem Herrn unterhielt. Soviel ich erlauschen konnte, sprachen sie über den Kauf von Holzhusen, der heute unbedingt noch abgeschlossen werden müßte. Dann fuhren sie beide ab, und wohin, ist wohl nicht schwer zu erraten.«

      Weiter kam sie in ihrer Erklärung nicht, weil der Fernsprecher anschlug. Trutz, der das Gespräch entgegennahm, lauschte erst einmal der Stimme am anderen Ende und gab dann Antwort:

      »Diese Hiobsbotschaft überrascht mich nicht, Herr Landschaftsrat, da meine Frau bereits damit aufwarten konnte. Sie hörte an der Tankstelle nämlich ein Gespräch mit an, das die bewußte… Dame… ganz ungeniert mit einem Herrn führte und dem zu entnehmen war, daß der Kauf Holzhusen heute unbedingt noch abgeschlossen werden müßte. Jawohl, ich mach’ mich sofort auf den Weg und bringe meinen Onkel mit, der unter Garantie die Luft dort säubern wird, falls es Ihnen und Herrn Arninger inzwischen nicht gelingen sollte. Also bis gleich.«

      Damit legte er den Hörer auf und erklärte den anderen, die mit atemloser Spannung dem Gespräch gefolgt waren:

      »Die Bewußte ist tatsächlich mit dem Makler in Holzhusen eingetroffen und will den Kauf durchaus abschließen. Los, Onkel Arnold, schlag sie aus dem Feld!«

      »Und wie ich das werde!« versprach dieser grimmig. »Ich besitze ja Routine, mit Gelichter umzugehen.«

      Von Trutz gefolgt, eilte er davon, die drei Damen in bedrückter Stimmung zurücklassend.

      »Wie gut, daß der Landschaftsrat Herrn Arninger nach Holzhusen begleitete«, sagte Hermine leise. »Da hat er wenigstens einen energischen Beistand – und einen weiteren wird Arnold ihm bringen. Denn der fackelt nicht lange. Und du armes Kind bist nun doch in die widerliche Sache einbezogen, die wir dir verschweigen wollten.«

      »Warum denn eigentlich?« fragte Ragnilt erstaunt. »Ich meine, die Zeit ist doch um, wo mir elendem Schwächling alle Unannehmlichkeiten des Lebens ferngehalten werden mußten. Ich kann jetzt einen ganz guten Pupp vertragen, ohne dabei in Jammer und Wehleidigkeit plärrend zu versinken.«

      »Gewiß – sonst schon«, gab die Großmutter verlegen zu. »Aber da es sich um diese… üble Person handelt, die dir und auch deinem Vater…«

      »Aber, Umilein, seit wann stotterst du?« lachte Ragnilt in ihr Gestammel hinein. »Mir persönlich hat die Person nichts getan, und Papa konnte es nur dienlich sein, durch Schaden klug zu werden – wie Trutz ja auch.«

      »So – und wenn dieser ›Schaden‹ sich ihm sozusagen auf die Nase setzen wird, was dann?« fragte die Großmutter schärfer, als sie sonst mit Ragnilt zu sprechen pflegte. »Ich glaube nicht, daß auch dir dann wohl zumute sein dürfte.«

      »Das allerdings nicht«, gab sie ehrlich zu. »Aber daß es nicht soweit kommt, dafür wird Trutz schon sorgen.«

      Damit ging sie, und Hermine sprach ihr seufzend nach:

      »Aus der kleinen Sphinx werde ein anderer klug – mir jedenfalls ist so viel Scharfsinn nicht gegeben.«

      *

      Als Arnold und Trutz das Holzhusener Herrenhaus betraten, kam ihnen Arninger bereits entgegen. Er war so aufgeregt, daß er kaum sprechen konnte:

      »Gott sei Dank, daß Sie da sind, Herr Baron – und auch Sie, Herr von Reichwart, der Sie ja wohl sind – das Weib ist ganz einfach vom Teufel besessen!«

      »Den wir ihr mal gleich austreiben werden«, entgegnete Arnold gemütlich. »Ihr alle hier seid so einem Gewürm gegen­über viel zu vornehm und könnt daher den groben Keil nicht anwenden, der nun mal auf einen groben Klotz gehört.«

      Der Mund Arningers verzog sich zu einem Lächeln, das mehr konventionelle Höflichkeit ausdrückte als überzeugte Zustimmung. Er hastete davon und überließ es den anderen, ob sie folgen wollten oder nicht.

      »Am besten ist wohl, mein Junge, wenn du bei der Verhandlung erst gar nicht in Erscheinung trittst«, raunte Reichwart dem Neffen zu, doch der winkte ab.

      »Meine Art ist es nicht, feige zu kneifen, Onkel

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