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gemeint ist. Bei ersterem handelt es sich um einen Studien- und Spielkameraden, den ältesten der vier Söhne Graf Eugen Falkenhayns, k.k. Kämmerers, Geheimen Rats und Feldmarschalleutnants, der das Amt des Obersthofmeisters von Erzherzog Franz Carl innehatte.

      ›Heute ist Theresia‹ weist auf den katholischen Festtag der heiligen Theresia hin. Er bezieht sich auf Theresia von Avila, die Stifterin der unbeschuhten Karmelitinnen, die im 16. Jahrhundert gelebt hatte. Der Namenstag hatte bei Katholiken lange Zeit einen höheren Stellenwert als der Geburtstag. Man gedachte an dem betreffenden Tag aller Träger dieses Vornamens und empfahl sie im Gebet dem jeweiligen Schutzpatron. Mit der Namensgebung wollte man dem Täufling auch die Eigenschaften seines Beschützers übertragen.

      Theresia war im 19. Jahrhundert und vor allem innerhalb der kaiserlichen Familie ein besonders häufiger Name. Therese Bombelles war eine Tochter des kaiserlichen Ajos Heinrich Graf Bombelles und Schwester der beiden Studien- und Spielkameraden Marko und Charli; Gräfin Therese Morzin die Mutter des gleichnamigen Erziehers.

       Mittwoch

      16. Heute Mittags ritten wir. Der Abbé Kiss speiste da, und der Graf Bombelles auch. Nachmittags blieben wir zu Hause, und spielten mit unseren Bleisoldaten. Wir gingen nicht aus, weil es regnete und zu feucht war. Abends ging der Papa mit der Großmama in das Josephstädtertheater, und deßwegen sind wir Abends allein; denn sonst, wenn auch der Papa in das Theater gegangen wäre, so hätte uns die Großmama eingeladen. Franzi klagt etwas über Kopfweh.

      Rührend erscheinen Sätze wie der über den abendlichen Ausgang des Vaters mit der Großmutter. Erzherzog Carl Ludwig hat den Text allerdings etwas unklar formuliert. Es muß am Ende natürlich heißen: ›… wenn auch (= wenn NUR) der Papa in das Theater gegangen wäre, so hätte uns die (daheimgebliebene) Großmama (zu sich) eingeladen‹. Die Bemerkung läßt auch auf die innige Beziehung zur Großmutter schließen. Denn obwohl Erzherzog Carl Ludwig sowohl seinen Vater als auch ›Onkel Ludwig‹ sehr schätzte, war er ein sensibles, zärtlichkeitsbedürftiges und vor allem frauenbezogenes Kind. Deshalb konnte ihm nur die ›Großmama‹ (die eine Halbschwester seiner Mutter war) die sicherlich sehr vermißte ›Mama‹ ersetzen.

       Donnerstag

      17. Mittags gingen wir zum Turnen und Fechten in das Boulingrin. Nachmittags fuhren der Maxi, ich und der Graf Coronini mit den kleinen Pferden (im Wagen); denn der Franzi fuhr mit dem Onkel Ludwig aus. Es regnete ein wenig, aber nicht lange. Abends waren wir beim Papa mit dem Grafen Bombelles, wo der Onkel Ludwig auch war. Der Franzi bekam heute einen Brief von der Mama.

      Die nächste – von Unterricht geprägte – Zeit verlief ähnlich wie die der vorhergehenden Tage. Unterbrechungen erfuhr der Schönbrunner Alltag durch Promenaden mit dem Vater, dem Großonkel und der Großmutter, die vor allem für die Abendgesellschaft der Kinder sorgte. Am häufigsten wurde Karten gespielt, »… was sehr unterhaltend ist« (18. Oktober). Die Spiele hießen ›Vive la paix‹ (›Es lebe der Frieden‹) und ›Schwarzer Peter‹. Die Verlierer bekamen Schnurrbärte ins Gesicht gemalt.

      Um das Interesse am Unterricht ihrer Enkel zu bekunden, besuchte auch Kaiserin Caroline Auguste – wie sonst Erzherzogin Sophie – die Reit- und Fechtstunden der Kinder und belohnte sie, wie ihre Mutter, mit Vergnügungsausflügen und anderen gemeinsamen Unternehmungen.

      Am 21. Oktober traf die herzlich erwartete Mutter wieder in Schönbrunn ein. Ihr Mann, Erzherzog Franz Carl, der sie ebenso vermißt hatte wie die Kinder, war ihr einige Poststationen entgegengereist. Noch am selben Abend fand im kleinen Kreis (Brüder, Eltern, Großmutter und Großonkel) ein gemeinsames Essen mit anschließender Unterhaltung statt.

       Dienstag

      22. Mittags turnten wir im Boulingrin. Nachmittags gingen wir den Trin (eigentlich: ›Train‹ für ›Zug‹), der von Gratz (der ungefähr zweihundert Kilometer im Süden Wiens gelegenen Hauptstadt des damaligen Herzogtums Steiermark) zurückkam, anschauen mit dem Baron. Abends waren wir bei der Mama, wo der Papa und der Onkel Ludwig war. Wir gingen den Trin beim Bahnhof von Hetzendorf anschauen. Es waren nicht sehr viele Menschen. Wir haben uns sehr gut unterhalten.

      Die Besichtigung des Zugs in der Station Hetzendorf zählte zu den absoluten Tagesaktualitäten, da die Verbindung Wien-Graz erst am 21. Oktober, also tags zuvor, dem öffentlichen Verkehr übergeben worden war. Bemerkenswert in dem Zusammenhang war die kurze, nur ein paar Monate dauernde Bauzeit der Strecke, während der ein beinahe tausend Meter hoher Paß, der Semmering, trassiert, mit Schienen belegt und dem öffentlichen Verkehr übergeben werden konnte. Die Fertigstellung der ›Semmering-Gebirgsbahn‹ bedeutete vor allem der oft und weit reisenden kaiserlichen Familie eine enorme Erleichterung.

      Wegen der großen Sensation, die das Ereignis bei den Habsburgern hervorrief, scheinen die jungen Erzherzoge den Bahnhof am 22. Oktober sogar zweimal besucht zu haben: nachmittags in Begleitung Baron Gorizzuttis und am Abend gemeinsam mit den Eltern und dem Großonkel.

       Mittwoch

      23. Mittags gingen wir zum Reiten. Die Mama hat zugesehen. Der Abbé Kiss speiste bei uns. Nachmittags gingen wir über St. Veit, Lainz und Hitzing (alles Orte im Umkreis von Schloß Schönbrunn, heute zu Wien gehörig) nach Hause. Abends waren wir bei der Mama, wo die Großmama, die Marie Stadion, die Amie und der Graf Morzin waren. Wir aßen Zwetsch(k)enkuchen. Wir unterhielten uns dort sehr gut.

      Der Zwetschkenkuchen ist die erste kulinarische Spezialität, die im Tagebuch Erwähnung findet. Der Grund liegt wohl darin, daß Erzherzog Carl Ludwig ihn besonders gerne aß und daß es ihn selten gab. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde – wie in den Epochen davor – hauptsächlich inländisches Obst und Gemüse verzehrt (ausländische Früchte waren kostspielig und verdarben – wegen der langen Beförderungszeit – schnell), und das auch nur während der jeweiligen Erntezeit.

      Ab 24. Oktober kehrte in Schloß Schönbrunn der herbstliche Arbeitsalltag ein. Von den Übungen im Freien wurden die Reitstunden und die Wanderungen beibehalten, hinzu kamen einige Jagden: ›Nachmittags gingen wir in die Fasanerie, wo wir Kaninchen mit Netzen fingen, aber sie wieder losließen. Dann kam der Onkel Ludwig hin, der dort Scheiben schoß.‹ (25. Oktober) Abends fanden die üblichen Familiendiners statt. Am 29. Oktober übersiedelte man zurück in die in der Innenstadt gelegenen Hofburg.

       Dienstag

      29. Heute Mittags turnten wir in der Gallerie (noch in Schloß Schönbrunn), und speisten um halb 2 Uhr, nach dem Essen fuhren wir in die Stadt, wo wir in unsere Zimmer (in der Hofburg) gingen und dann in die Jägerzeile zur Glockenweihe für die neue Kirche, wovon wir Pathen sind. Es war in der alten Kirche. Es waren ziemlich viel Menschen. Abends waren wir bei der Mama.

      Jägerzeile hieß früher die heutige Praterstraße, die vom Donaukanal – einer natürlichen Grenze der Wiener Innenstadt – direkt in den Prater führte. Bei der ›neuen Kirche‹ handelt es sich um die 1841-46 errichtete Johann Nepomuk-Kirche. Da der Bau noch nicht abgeschlossen war, fand der offensichtlich gut besuchte feierliche Akt der Glockenweihe in einer anderen nahegelegenen ›alten Kirche‹ statt.

       Mittwoch

      30. Heute Mittags gingen wir mit Papa und Mama (vermutlich wieder von Schönbrunn aus) nach Mariabrunn (einem Ort mit einer Wallfahrtskirche, in der Nähe von Lainz gelegen), und von dort gingen wir bis zum Richter von Lainz, da nahmen wir Erdäpfel, Trauben und Butter. Wie wir nach Hause kamen, gingen wir zum Kaiser, allein er war nicht zu Hause, dann reisten wir nach Wien, und speisten mit dem Abbé Kiss. Wir waren im Josephstädtertheater (dem gleichnamigen bis heute bestehenden Theater im achten Wiener Gemeindebezirk) in »Krämer und sein Commis«.

      Die Strecke Hofburg-Schönbrunn war mit einem Pferdewagen innerhalb einer Stunde leicht zu bewältigen, weshalb man sich bei Schönwetter auch von der Innenstadt aus rasch dorthin begeben konnte. Kaiser Ferdinand, der Onkel Carl Ludwigs, schien noch nicht in die Hofburg rückübersiedelt gewesen zu sein, weshalb man ihn in Schloß Schönbrunn

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