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– Werde zum Albtraum deines Gegners

      Kenne dich selbst und

       lass den Rest an dir abprallen

      Der Kerl war stockbesoffen. Meine Frau und ich schwammen im hoteleigenen Pool, und er starrte mich die ganze Zeit an. Zuerst verstand ich nicht, was er sagte, weil er schon ziemlich lallte, aber ich wusste, Komplimente waren das nicht.

      Als ich mich auf den Beckenrand setzte, kam er näher und bestätigte meine Befürchtungen. Er lästerte über mein kleines Füßchen und meinen Körper. Dann piesackte er mich mit extrapeinlichen Fragen, um mich lächerlich zu machen.

      Dabei machte er sich hauptsächlich selbst lächerlich. Das konnte er auch ohne meine Hilfe, also hielt ich den Mund und wartete, bis er müde war. Nach einigen Minuten torkelte er ins Hotel. Ich bat Gott, er solle sich um den armen Mann kümmern. Wirklich. Ich bat Gott, er solle sich um ihn kümmern und ihn ordentlich gegen die Glastür laufen lassen! (Kleiner Scherz. Oder auch nicht.)

      Was den Umgang mit solchen Kandidaten betrifft, habe ich mir Jesus zum Vorbild genommen. Er ist das Paradebeispiel für jemanden, der gemobbt wurde, und zwar wegen seiner religiösen Überzeugungen. Und trotzdem blieb Jesus cool und sich selbst treu. Nicht ein einziges Mal nutzte er seine Macht, um zurückzuschlagen. Bestimmt hätte er seine Widersacher mit einem Blitz vom Himmel niederstrecken können, wenn er gewollt hätte. Stattdessen ging er mit ihnen um wie mit allen Menschen – einfühlsam, liebevoll und stets mit dem Angebot der Umkehr im Gepäck.

      So gelassen reagieren wie am Hotelpool konnte ich natürlich nicht immer. Oft war ich hinterher eingeschüchtert und zugleich wütend, deprimiert, ängstlich, genervt und mir war schlecht.

      Als Erwachsener lässt mich so etwas schon eher kalt. Aber ich muss zugeben, dass mir der Betrunkene vom Pool auf den Geist ging. Er zerstörte mit seinen verbalen Angriffen die ganze Urlaubsstimmung, und nicht nur mir, sondern auch allen anderen am Pool.

      Habe ich mich hinterher für mich selbst geschämt, war ich verunsichert oder deprimiert? Nicht die Spur! Ich habe die beste Verteidigung gegen Hänseleien, und ich möchte dir mein Geheimnis in diesem Buch verraten. Der erste Schritt ist nämlich, sich selbst zu kennen. Dann kann dich das, was andere über dich sagen, nicht mehr aus der Bahn werfen.

      Ich weiß, wer ich bin

      Diese Lektion habe ich auf die harte Tour gelernt. Als Kind habe ich die Hänseleien mit mir herumgeschleppt wie Kletten. Ich stellte mich krank, damit ich nicht in die Schule und meinen Angstgegnern nicht über den Weg laufen musste.

      War ich doch in der Schule, versteckte ich mich im Gebüsch, damit sie mich gar nicht erst sahen. Ich war unglaublich verletzlich, und das nutzten sie schamlos aus. Ich hatte so viele Fragen, auf die ich keine Antwort fand, und eine der quälendsten Fragen war: Wenn Gott alle seine Kinder liebt, warum bin ich dann so anders?

      Die anderen Kinder in meinem Alter hielten ihre Nase für zu groß oder hatten Angst, dass ihre Pickel nicht mehr weggehen würden. Ich dagegen wälzte mich abends im Bett mit Fragen herum wie: Hätte Gott mir nicht wenigstens Arme geben können? Oder Beine? Oder wenigstens einen Arm oder ein Bein? Warum gerade ich? Was soll das für einen Sinn haben? Was hat mein Leben für einen Sinn? Wie soll ich je in dieser Welt klarkommen, die für Leute mit Armen und Beinen gebaut ist?

      Die nagenden Selbstzweifel an meinem Wert und meiner Zukunft wurden nur noch schlimmer dadurch, dass andere über mich lästerten, mir Kommentare an den Kopf warfen oder einen weiten Bogen um mich machten, als wäre ich kein Mensch. Das alles belastete mich so sehr, dass ich Selbstmordgedanken hatte. Nicht nur einmal wollte ich mich von irgendeiner Kante stürzen.

      Als ich etwa zehn war, versuchte ich, in der Badewanne zu ertrinken. Ich hielt den Kopf unter Wasser und wartete, bis mir die Luft ausging. Aber ich brachte es nicht fertig. Die ganze Zeit sah ich meine Eltern und Geschwister auf meiner Beerdigung vor mir. Den Gedanken, dass sie um mich trauerten, weinten oder sich gar Schuldgefühle machten, konnte ich nicht ertragen. Sie konnten ja nichts dafür; wieso sollte ich ihnen dann so etwas aufbürden?

      An jenem Tag beschloss ich, dass Selbstmord keine Option war. Die selbstzerstörerischen Gedanken waren nicht weg, aber im Laufe der Zeit nahmen sie ab.

      Trotzdem habe ich am eigenen Leib erfahren, dass einen Hänseleien und Mobbing zur Verzweiflung bringen können. Ich weiß, wie man sich fühlt.

      Hast du schon einmal daran gedacht, dir etwas anzutun? Lass dir nicht die Lebensfreude und den Lebenswillen von ein paar einzelnen Leuten nehmen. So viel Macht über dich dürfen sie nicht bekommen! Es wartet noch so viel auf dich, bleib dran!

      Noch ist nicht aller Tage Abend

      Wenn ich damals tatsächlich Selbstmord begangen hätte, hätte ich ein Leben voller Freude und Liebe verpasst, das meine kühnsten Träume übersteigt. Ich hätte nie die Liebe meines Lebens gefunden und geheiratet, ganz zu schweigen von der Geburt unseres Sohnes! Ich hätte nie die Gelegenheit gehabt, Menschen auf der ganzen Welt kennenzulernen und zu ermutigen.

      Die Sache ist die: Keiner von uns weiß, was sich in seinem Leben noch alles Gutes ereignen kann. Nur unser Schöpfer weiß das. Vielleicht hängst du gerade in den Seilen. Oder jemand macht dir das Leben zur Hölle. Das ist kein Zuckerschlecken, ich weiß das. Aber ich will dir helfen. Du kannst das hinter dir lassen. Es liegen bessere Zeiten vor dir, und die möchtest du doch nicht verpassen, oder?

      Jeder von uns hat seine Probleme. Deine sind vielleicht noch viel größer als meine. Ich wurde zwar ohne Arme und Beine geboren, aber ich hatte es in vielen anderen Bereichen sehr gut. Ich bin davon überzeugt, dass in jedem von uns die Kraft steckt, seine Herausforderungen zu meistern. Und Gott ist ja auch noch da. Selbst wenn du das Gefühl hast, deine Kraft reicht niemals aus, seine tut es.

      Mir fehlen Arme und Beine, aber ich habe mir trotzdem schon oft einen festen Stand suchen müssen, um Stürme zu überstehen. Immer wieder bin ich gehänselt worden. Daran hat sich bis heute nichts geändert – und schau mich an, ich bin ein verheirateter Mann und Familienvater. Ich habe gelernt, wie man mit so etwas umgeht. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf meiner eigenen Reaktion und darauf, eine solide Basis zu haben, von der aus ich die Attacken abwehren kann.

      Jeder kann das lernen. Ich möchte dich an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und daraus eine Art Handreichung (Humor hilft immer!) machen. Als ich in der Pubertät war, sah ich mich weder im College, noch eigenes Geld verdienen oder irgendetwas zum Leben auf der Erde beitragen. Ich dachte, so jemand wie ich würde nie eine Frau finden. Ich, ein Vater, der sein eigenes Kind ans Herz drückt? Undenkbar!

      Aber ich lag falsch. So was von falsch!

      Diejenigen, die sich das Maul über mich zerrissen, hatten unrecht, und ich auch. Mein Leben, das wegen meiner Unsicherheit und dem Druck durch das Hänseln so ein jämmerlicher Spießrutenlauf war, ist zu einem unverschämt fröhlichen und guten Leben geworden.

      Nie hätte ich mir träumen lassen, was da noch alles Gutes auf mich wartete. Und du weißt das auch nicht. Darum sage ich: Bleib dran und lass es dir nicht entgehen.

      Aus Minus mach Plus

      Wirst du gehänselt, weil du zu klein, zu groß, zu dünn oder irgendwie anders bist? Ich habe gelernt, dass Anderssein ein gewaltiger Vorteil sein kann. Natürlich tut es weh, kritisiert oder gemieden zu werden. Aber dieser Schmerz lehrt einen, einfühlsam, verständnisvoll, dankbar und voller Mitgefühl für andere zu sein.

      Wahrscheinlich kennst du den Spruch: „Was dich nicht umbringt, macht dich stark.“ An schlechten Tagen nützte mir das freilich wenig. Es tut trotzdem weh!, dachte ich. Aber man kann die Kommentare von anderen als Ansporn nehmen, schlauer, stärker und selbstbewusster zu werden als zuvor.

      Hat jemand dich verletzt, werde selbst zu jemandem, der Verletzten beisteht. Hat man dich links liegen lassen, werde zu jemandem, der nicht achtlos an anderen vorbeigeht. Hat sich niemand für dich stark gemacht, mach du dich für andere stark. Mal ehrlich: Wenn jemand ohne Arme und Beine sich das Leben durch Mobbing und Hänseleien nicht verderben lassen kann, kann das jeder.

      Ich habe mich trotz

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