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      Cochise lächelte verächtlich. Krieg gegen die Nachkommen der Spanier gab es nicht. Sie wurden wie Ratten vernichtet, wo man sie traf. Wenn er mit den Weißen einen Frieden einging – er mußte ja nicht ewig dauern –, hatte er den Rücken frei und konnte seine Streifzüge bis weit in die Sierra Madre im Süden ausdehnen.

      »Er kommt zu sich.«

      Cochise riß sich gewaltsam aus seinen Gedanken, nickte seinem Sohn zu und sagte lobend: »Du bist ein großer Krieger, Naiche.«

      Er stand auf, ging zu dem gefesselten Miller.

      »Du bist Scout bei den Pferdesoldaten.«

      »Woher weißt du das? Wer bist du?«

      »Ich bin Cochise«, antwortete der Häuptling und registrierte das kurze Erschrecken.

      Miller faßte sich jedoch schnell. »Woher willst du wissen, daß ich ein Scout der Army bin?«

      »Dein Geruch sagt es. Stallgeruch.«

      Curt Miller schloß sekundenlang die Augen. Auf was man in diesem höllischen Land nicht alles achten mußte.

      »Nun gut, ich bin Scout. Was nun? Du willst mich töten?«

      »Noch nicht, aber später«, erwiderte Cochise schlicht. Es klang nicht nach Prahlerei.

      »Was soll das heißen, Chief: Jetzt nicht, aber später? Ich habe noch keinen Apachen erlebt, der einen Gefangenen am Leben läßt.«

      »Du reitest zu dem Häuptling der Pferdesoldaten und überbringst ihm eine Botschaft.«

      »Wie soll sie lauten?«

      »Dies hier.« Cochise drehte sich um seine Achse. »Das, was du hier siehst. Sag ihm, daß es allen Weißen so geht, wenn er keinen Frieden schließt. Wirst du es ihm sagen?«

      Miller nickte. »Was noch? Von dem Massaker wird er früh genug erfahren. Well, was denn noch?«

      »Nur das.«

      Miller schob die Unterlippe vor.

      »Gut, wie du willst, Chief. Bekomme ich ein Pferd?«

      Cochise deutete auf die Tiere der toten Soldaten.

      »Such es dir aus, Bleichgesicht.«

      Naiche trat hinter Cochise. Miller fiel die große Ähnlichkeit zwischen den beiden auf. Der junge Indianer war derjenige, der ihn drüben bei der Felslehne überrascht hatte. Cochise durchschnitt Millers Fesseln.

      »Du kannst gehen!«

      Das war ein Befehl.

      Der Scout suchte sich einen stämmigen Fuchs und stieg in den Sattel. Zuerst ritt er langsam und vorsichtig, dann gab er dem Tier die Sporen und preschte in den neuen Morgen hinein. Cochise blickte ihm nach, bis die Büsche hinter seinem Rücken zusammenschlugen.

      »Nach Süden!« schrie er. »Auf nach Süden! Zastee!«

      »Zastee!« brüllte es im Chor.

      *

      Oliver O. Howard bekam die Meldung von dem Blutbad am nächsten Tag. Miller überrachte sie persönlich. Anwesend waren die Colonels White und Walmann sowie John Haggerty.

      Die beiden Scouts grinsten sich zu, als Miller eintrat und lässig salutierte. Die Scouts waren zwar dem Militär unterstellt, aber sie blieben Zivilisten. Nur wenige hatten die Offizierslaufbahn eingeschlagen und waren bei der Armee geblieben.

      Howards Augen glänzten mit jedem Wort Millers kälter. Als der Scout seinen Bericht abgespult hatte, griff sich der General mit dem gesunden Arm an den Gürtel, drehte sich um und nahm dann seine eigentümliche Wanderung wieder auf, die bei Millers Eintritt unterbrochen worden war.

      »Ein Irrtum ist ausgeschlossen?« fragte er über die Schulter. »Es war Cochise?«

      »Er war es«, bestätigte Miller schlicht. »Er und sein Sohn Naiche sowie ungefähr fünfzig Chiricahuas.«

      »Ich hatte wirklich angenommen, daß sie Frieden wollen. Trugschluß«, bemerkte Howard beißend.

      »Den Eindruck habe ich nicht von ihnen, Sir. Cochise will dem Krieg ein Ende machen, davon bin ich überzeugt. Mit dem Massaker wollte er der Armeeführung andeuten, was passiert, wenn es nicht zu einer Einigung kommt.«

      »Allmächtiger! Dazu muß er zwei Züge Soldaten umbringen?«

      Howard blickte John an. »Was sagen Sie dazu, Mr. Haggerty?«

      Johns schmales Gesicht mit den braunen Augen und dem gewellten Haar richtete sich auf Miller.

      »Du hast ihn gesehen, Curt. Welchen Eindruck machte er?«

      »Den eines zielstrebigen Mannes, der genau weiß, was er will.«

      Haggerty wandte sich wieder dem General zu. »Sehen Sie, Sir, das ist auch meine Meinung. Cochise weiß ganz genau, wie sehr wir in der Zwickmühle stecken. Er will, daß wir uns schnell entscheiden, ohne Kompromisse, ohne Wenn und Aber, ohne die Voreingenommenheit der Wei-ßen.«

      Howard zog die Brauen in die Höhe.

      »Voreingenommenheit?« wiederholte er. »Was meinen Sie, Haggerty?«

      »Ich meine etwas, an das alle Weißen glauben: die Einbildung, anderen Rassen überlegen zu sein. Cochise kennt uns genau. Er versteht es, die weiße Rasse richtig einzuschätzen. Er kennt auch unseren Hochmut, unsere Selbstüberschätzung.«

      »Mister, ich muß doch sehr bitten!« Howards Stirn runzelte sich.

      Haggerty zuckte mit den Achseln. Eine gelangweilte Geste. Er wechselte einen Blick mit Miller, und es gelang ihm tatsächlich, ein Lächeln zu unterdrücken.

      »Es ist doch so, General. Die Weißen fühlen sich stets als Teufelsaustreiber und wollen den armen Indianern die Segnungen ihrer Religion und Zivilisation bringen. Sie sprechen von ihrer alten Kultur, sehen in den Indianern Wilde und vergleichen sie mit Metzgern, die den Andersfarbigen die Bäuche aufschlitzen, ihre Kopfhäute von den Schädeln reißen, um sie anschließend zu zerstückeln.

      Sir, darf ich fragen, wer zuerst mit den Massakern begann? Die Indianer etwa? Nein! Sie kämpften nur gegen die Spanier. Zwischen denen und den roten Völkern herrscht eine jahrhundertealte Feindschaft, die ständig wieder mit vergossenem Blut aufgefrischt wird.

      Als die Weißen in dieses Land kamen, glaubten die Indianer zuerst fest an die Anständigkeit dieses neuen Volkes, weil es weiß war und nicht braun oder gelb. Sie wurden bitter enttäuscht.«

      Howard schwieg, sah in die betretenen Gesichter der Offiziere. Nur Miller grinste. Howard faßte sich jedoch und überhörte Haggertys Anklage. Er sagte:

      »Es bleibt dabei. Sie, Mr. Haggerty, und ich reiten zu Cochise.«

      John brummte sein Einverständnis und wandte sich Miller zu.

      »Ich kann jetzt gehen, Sir, und diesen verlausten Kerl hier, der zehn Meilen gegen den Wind nach Rothaut stinkt, mit mir nehmen?«

      Howard, der schon mal einen derben Spaß vertrug, nickte und lächelte zu John hinüber. Die beiden Scouts grüßten knapp und verließen das Zelt.

      Haggerty wandte sich nach links, Miller nach rechts. Miller blieb stehen. »He, Mann, wo willst du denn hin?«

      »Ins Kantinenzelt, wohin denn sonst in diesem gottverdammten Camp?«

      »Das hat doch noch Zeit«, sagte Miller. »Ich möchte zuerst Major Tanner Bericht erstatten, damit er den Fluch der Verfolgung von mir nimmt.«

      John blies die Wangen auf, folgte aber Miller, der die Richtung zum Südteil des Zeltlagers einschlug.

      »Rede nur keinen Mist zusammen, Curt.«

      »Keine Sorge, wirst schon sehen.«

      Vor einem größeren Zelt blieb er stehen.

      »Hallo,

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