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bewies sie doch Schlagfertigkeit.

      »Ach, wissen Sie, Gräfin, ich hab’ gehört, daß es in alten Gemäuern, wie Burgen und Schlössern immer so ziehen soll«, meinte sie. »Das ist wohl nix für mein Rheuma. Da bleib’ ich lieber hier in Diensten und freu’ mich jeden Abend auf mein warmes Bett.«

      Die Tischrunde brach in herzliches Gelächter aus.

      »Aber natürlich schreib’ ich Ihnen gern’ die Rezepte für meine Kollegin im Schloß auf«, fügte die Haushälterin hinzu.

      Und würde man ihr auch noch soviel Lohn bieten – für kein Geld der Welt würde Sophie Tappert das Pfarrhaus von St. Johann verlassen!

      *

      Ria Stubler hatte gleich an Angelas Gesicht bemerkt, daß etwas nicht in Ordnung war. Außerdem war es kaum zwei Stunden her, daß sie zu der Verabredung mit Roland Ferbach gegangen war.

      »Komm«, sagte die Pensionswirtin fürsorglich. »Ich hab’ gerad’ Kaffee gekocht. Wir setzen uns wieder nach draußen, und dann erzählst mir alles.«

      »Ach, Ria, warum ist das Leben bloß so kompliziert?« fragte Angela, als sie auf der Terrasse saßen. »Roland ist wirklich ein lieber Mensch. Aber ich kann doch nix dafür, daß ich Alexander immer noch liebhab’.«

      »Nein, natürlich net.«

      Schweigend hatte sie zugehört, was Angela erzählte. Sie hatte sich schon gedacht, daß es kurz über lang dazu kommen würde, daß der junge Arzt ihr einen Antrag machen würde.

      »Man kann eben nix dagegen tun«, meinte sie schließlich. »Gegen die Liebe ist man halt machtlos.«

      Sie sah die junge Frau forschend an.

      »Und was willst jetzt anfangen? Irgendwie muß es ja weitergeh’n.«

      »Ja, du hast recht. Ich muß mir wirklich Gedanken darüber machen, was ich anfang’, wenn mein Urlaub zu Ende ist. Schweden hab’ ich dabei immer noch net aus meinem Kopf gestrichen. Heidi würd’ sich bestimmt freu’n, mich wiederzusehen.«

      »Natürlich würde sie das. Aber meinst’ net auch, daß es auch wieder nur eine Flucht wär’?«

      Angela sah sie mit großen Augen an.

      »Eine Flucht?«

      »Ja, zweimal bist’ doch schon geflohen. Das erste Mal, als du dich mit deinem Alexander gestritten hast. Dann, nachdem du aus der Klinik entlassen worden bist. Statt zu ihm zurückzukehren, hast’ dich hier verkrochen, und jetzt planst du deine dritte Flucht.«

      Sie warf ihr einen mitleidigen Blick zu.

      »Bitte, nimm’s mir net übel, wenn ich’s so deutlich sag’«, bat Ria. »Aber ich mein’s ja nur gut mit dir.«

      Angela nickte.

      »Es stimmt ja, was du sagst«, gab sie zu. »Ich bin geflohen und befind’ mich noch immer auf der Flucht. Aber ich kann doch net zurück. Alexander net wieder unter die Augen treten.«

      Die beiden Frauen saßen noch lange und diskutierten darüber. Als Angela schließlich auf ihr Zimmer ging, war sie keinen Schritt weitergekommen.

      Vielleicht, überlegte sie, kann Pfarrer Trenker mir weiterhelfen. Sie beschloß gleich am nächsten Morgen zur Messe zu gehen und den Seelsorger um Rat zu fragen.

      Zu ihrer Enttäuschung las allerdings ein junger Vikar die Messe, und als sie sich später nach Pfarrer Trenker erkundigte, mußte sie hören, daß der erst am nächsten Tag wieder im Dienst sei.

      Auf dem Weg zur Pension kam sie am Hotel vorbei. Unwillkürlich schaute sie auf den Parkplatz. Rolands Wagen stand noch dort. Er hatte St. Johann also noch nicht verlassen.

      Wie es ihm wohl geht? überlegte sie und zögerte dann aber doch, das Hotel zu betreten und nach dem Arzt zu fragen.

      Wahrscheinlich war es besser so.

      Das Mittagessen ließ sie ausfallen und machte statt dessen einen ausgiebigen Spaziergang, um auf andere Gedanken zu kommen. Rias Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Ja, sie befand sich auf der Flucht, daran konnte gar kein Zweifel bestehen. Und sie wußte, daß ihre mütterliche Freundin recht hatte, wenn sie sagte, es könne so nicht weitergehen.

      Was blieb also?

      Vielleicht konnte sie nach München gehen und sich dort bei einem Buchverlag bewerben. Immerhin hatte sie Literatur studiert, und eine Arbeit als Lektorin hatte ihr schon immer vorgeschwebt, bevor sie durch die Vermittlung des Professors, Rathmann, die Stelle auf Schloß Haldenstätten antrat.

      München war eine große Stadt, Arbeitsmöglichkeiten würde es dort geben, selbst wenn es keine Vollzeitstelle war. Ihr kleines Vermögen aus den Erbschaften ihrer Eltern und ihrer Tante hatte sich in den Jahren immer mehr vergrößert. Am Hungertuch würde sie also nicht nagen müssen.

      Angela hatte eine große Runde um das Dorf gemacht. Jetzt kehrte sie ziemlich müde in die Pen-sion zurück.

      Noch hatte sie keinen rechten Entschluß gefaßt, aber die Idee, nach München zu gehen, nahm immer mehr Gestalt an. Sie war gespannt, was Pfarrer Trenker dazu sagen würde, wenn sie es ihm morgen erzählte.

      *

      »Sankt Johann?« fragte Alexander von Haldenstätten ungläubig. »Wieso ist meine Tante in Sankt Johann? Wo liegt das überhaupt? Und warum soll ich mich dort im Pfarrhaus melden?«

      Ewald zuckte die Schulter.

      »Es tut mir leid, Graf Alexander«, sagte er mit zerknittertem Gesicht. »Mehr weiß ich nicht darüber. Die Gräfin hat mir aufgetragen, es Ihnen so auszurichten. Dann ist sie mit diesem Priester abgereist.«

      Der junge Graf sah den Bediensteten verständnislos an.

      »Priester? Was für ein Priester denn, um alles in der Welt.«

      Ewald rang verzweifelt die Hände.

      »Na eben jener Pfarrer Trenker, aus Sankt Johann.«

      Alexander war gerade aus Ungarn zurückgekommen. Er wollte in den Salon eilen, um seine Tante zu begrüßen und in Erfahrung bringen, ob es Neuigkeiten in Bezug auf Angela gab. Statt dessen empfing ihn Ewald mit der Nachricht, die Gräfin sei abgereist, und er, Alexander, möge unverzüglich hinterher kommen.

      Er schüttelte etwas unwillig den Kopf.

      »Jetzt gehe ich erst einmal unter die Dusche«, verkündete er. »Und Sie, Ewald, lassen in der Küche eine Kleinigkeit zu essen herrichten. Dann besorgen sie mir aus dem Internet die Fahrt-route zu diesem Dorf.«

      »Sehr wohl, Herr Graf«, antwortete der Diener mit einer Verbeugung und verschwand in Richtung Schloßküche.

      Alexander schüttelte wieder den Kopf, als er an seine Tante dachte. Auf was für Ideen sie auf ihre alten Tage kam! Und was, um alles in der Welt, wollte sie in St. Johann?

      Gab es vielleicht endlich eine Spur von Angela?

      Der Gedanke daran beflügelte ihn, doch als er sich bei Ewald danach erkundigte, erhielt er eine enttäuschende Antwort.

      »Bedaure«, antwortete der gute Geist von Schloß Haldenstätten. »Aber über die Gespräche zwischen der Gräfin und dem Herrn Pfarrer ist mir nichts bekannt. Ich weiß nur, daß sie sehr lange zusammen gesessen haben.«

      Also blieb dem jungen Grafen nichts anders übrig, als sich in seinen Wagen zu setzen und nach St. Johann zu fahren. Er war gespannt, was ihn dort erwartete. Als er das Dorf am späten Nachmittag erreichte, hoffte er inständig, daß das merkwürdige Verhalten seiner Tante etwas mit Angelas Verschwinden zu tun haben möge. Eine andere Erklärung hatte er nicht.

      Das Pfarrhaus fand er schnell, schließlich war die Kirche nicht zu übersehen. Als es klingelte, öffnete ein Mann, der der Beschreibung nach, die Ewald ihm gegeben hatte, niemand anders als Pfarrer Trenker sein konnte. Seine Vermutung bestätigte Sebastian im nächsten Augenblick, als dieser den Besucher begrüßte.

      »Graf

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