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Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
Читать онлайн.Название Wyatt Earp Paket 2 – Western
Год выпуска 0
isbn 9783740953843
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Paket
Издательство Bookwire
»Yeah, weshalb sollte ich es nicht zugeben. Ich bin kein echter Zweihandman, dafür bin ich aber links doppelt so gut.«
Behan zog eine verächtliche Miene.
»Was wollen Sie!« begehrte der Nogalesman auf. »Der Kerl schoß so schnell, daß ich einfach gezwungen war, mit den Fäusten zu kämpfen. Das große Ding an seiner linken Hüfte fauchte auf, ehe ich überhaupt richtig gezielt hatte.«
Thorpe schlug sich plötzlich mit der flachen Hand gegen den Schädel. »He, der Mann muß ja ein unheimlicher Revolverschütze sein. Wer ist denn so schnell? Nun sagen Sie bloß, es war Doc Holliday?«
Behan schüttelte den Kopf. »Nein, da kann ich Sie beruhigen. Es war nicht Doc Holliday, denn wenn er es gewesen wäre, dann hätten Sie jetzt höchstwahrscheinlich keine Chance mehr, über ihn nachzudenken.«
Wie er sich auszudrücken verstand, dieser Jonny Behan. Mit welcher Begierde er sich die Einzelheiten des Kampfes schildern ließ!
Es hat nur wenige Menschen gegeben, die ihn so gut kannten, daß sie eine Erklärung für diese seine Natur hatten. Er war schon als Junge so etwas wie ein Gernegroß gewesen. Er las Seeräubergeschichten und konnte darüber stundenlang in seiner Kammer hocken. Und vielleicht träumte er sich in die Rollen seiner Helden hinein.
Hier gab es das gefährliche Leben, von dem er als Junge geträumt hatte. Aber es war ein hartes, oft brutales Spiel, bar jeder Romantik; ein Spiel, in dem es für den schmächtigen Jonny Behan keine Rolle gab.
So war denn das, was anfangs eine Art wie Ehrfurcht und Schwärmerei für Männer wie diesen Wyatt Earp gewesen war, in Neid und allmählich sogar in Haß umgeschlagen.
Behans Blick hing am Gesicht des Gefangenen. »Was geschah dann?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, erwiderte Thorpe unwillig.
Der Sheriff klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. Es sollte herrisch wirken, erinnerte aber eher an die Geste eines ungehaltenen Lehrers, der auf das Pult klopft, um sich Respekt vor seinen Schülern zu verschaffen.
»Ich muß es genau wissen!«
Der riesige Thorpe knurrte:
»Ich weiß es selbst nicht mehr so genau. Er hat mich eben umgehauen, sonst steckte ich höchstwahrscheinlich hier nicht in dem Loch. Lassen Sie mich in Ruhe, Sie wissen ja, was geschehen ist. Lochen Sie den Kerl ein, und Schluß.«
Der Sheriff kam hinter seinem Schreibtisch hervor und ging auf die Zelle zu. Er bleib genau so weit vor den Gitterstäben stehen, daß der Gefangene ihn mit einer etwa rasch vorgestreckten Hand nicht zu erreichen vermochte.
»Sie werden mir den Vorgang genau berichten!« sagte er krächzend.
»Was gibt’s denn da zu berichten?« polterte der Nogalesman. »Ich rannte auf ihn zu und hieb meinen Spezialschlag, einen linken Haken, auf seine Leber. Das heißt, ich muß nicht ganz hingekommen sein. Denn er war plötzlich wie ein Phantom von dem Platz verschwunden, wo er gerade noch gestanden hatte, und hieb selbst eine Linke nach mir.«
Thorpe rieb seine rechte Kinnseite.
»Yeah, es ist ganz klar, es muß seine Linke gewesen sein! Verdammt noch mal! Das war ein Schlag wie der Huftritt eines Pferdes. Er riß mir sofort die Beine weg.«
Jonny Behan wandte sich um und ging langsam zum Fenster. Er war wieder in seinen Träumen.
»He, Sheriff, was ist los? Wollen Sie die Sache nicht aufschreiben? Weshalb lassen Sie sie denn von mir so genau erzählen?«
Jonny Behan wandte sich um. Und sein Blick saugte sich an dem Gesicht des Verbrechers fest, als dürfe er keine Nuance des Eindrucks versäumen, den seine Antwort jetzt auf den Gefangenen machen würde.
»Wyatt Earp.«
Er hatte die beiden Worte ruhig gesagt. Seine Nasenflügel blähten sich etwas.
Mit dem Gefangenen war eine seltsame Veränderung vor sich gegangen. Thorpe hatte seine Hände vom Gitter genommen und war einen Schritt zurückgewichen. Sein Unterkiefer hing herunter. Die Augen waren weit aufgerissen.
»Wyatt – Earp?«
»Yeah, Wyatt Earp!« sagte Behan mit einer unangenehmen Schärfe im Ton. »Und was wollten Sie, das ich mit ihm aufstelle, Mister?«
Jim Thorpe stand immer noch auf dem gleichen Fleck, in der gleichen Haltung.
»Wyatt Earp«, brach es heiser aus seiner Kehle.
Jetzt wußte er, daß er dieses Tomb-
stone nicht besiegt hatte, daß er zuviel gewagt hatte. Welch ein Wahnsinniger war er doch gewesen, daß er geglaubt hatte, diese Stadt niederrennen zu können!
Aber war denn nicht alles gutgegangen? Bis zu dem Augenblick, wo er dazugekommen war? Der große Wyatt Earp! In dieser Minute wuchs in der finsteren Seele des Jim Thorpe aus Nogales das, was in dem zwiespältigen Herzen des Jonny Behan schon viele Jahre wucherte: der Haß. Der Haß auf Männer wie dieser Wyatt Earp.
Und mit dem wachen Instinkt des geborenen Verbrechers spürte er auch sofort etwas von dem, was im Hirn dieses Jonny Behan vor sich ging.
Dieser farblose, unbedeutende kleine Sheriff Behan haßte den starken, großen, berühmten Marshal Earp! – Und diesen Haß gedachte der Bandit für sich auszunutzen.
»Sheriff«, sagte er lauernd, »es ist nicht gerade ein Ruhmesblatt für Sie, was da passiert ist. Dieser Wyatt Earp hat Sie ganz schön dumm aussehen lassen. Er hat mich eingesperrt. Wie wär’s, wenn Sie mich wieder laufen ließen?«
Mit dieser naiven Frage hatte der Nogalesmann den Sheriff von Tombstone allerdings gewaltig unterschätzt.
»Damit ich dann anschließend noch dümmer aussehe, he?« höhnte Behan. »Lassen Sie sich nur keine Kunststücke einfallen, Mann! Ich weiß schon, was ich tue. Ich werde zunächst einmal feststellen, was Sie eigentlich auf dem Kerbholz haben. Schließlich bin ich immer noch Sheriff hier…«
»Weshalb hat mich der Marshal hierher zu Ihnen gebracht?« holte der Outlaw weiter und etwas geschickter aus. »Das große Office seines Bruders ist doch schräg gegenüber. Und ich kann mir denken, daß er einen Schlüssel dazu hat.«
»Yeah – den hat er.«
»Also, weshalb hat er mich nicht da eingelocht, sondern hier bei Ihnen?«
Behan hatte den Köder bemerkt. Er winkte ab und log: »Er hat Sie hier abgeliefert, weil das seine Pflicht war. Weil ein Fall wie Sie in mein…«
»Phi!« machte Thorpe. »Reden Sie doch keinen Schafskäse daher, Behan. Sie wissen so gut wie ich, weshalb er mich hierhergebracht hat. Er wollte Sie bloßstellen. Und das ist natürlich besonders gemein von ihm. Wo Sie doch einen Mittagsschlaf nach all den Anstrengungen so nötig hatten.«
Behan wurde puterrot vor Wut.
»Sie bleiben im Jail, Mann. Und jetzt werde ich mit dem Protokoll beginnen.«
Er setzte sich hin und nahm Tinte, Feder und Papier und fragte brüsk: »Wie heißen Sie?«
»Mein Name ist Thorpe. Jimmy Thorpe. Ich bin Cowboy und wollte hier einen neuen Job suchen.«
»Wo kommen Sie her?«
»Ziemlich weit aus dem Westen. Aus Ladyskie. Sie kennen die Ansiedlung sicher nicht. Sie liegt fast an der kalifornischen Grenze. Und weil ich da nur fünfundzwanzig Bucks den Monat zusammenscharren konnte, bin ich nach Osten geritten. Hier soll’s dreißig oder gar fünf-unddreißig Grüne für einen Weidereiter geben.«
»Für einen guten Mann gibt’s vierzig«, entgegnete Jonny Behan.
»Vierzig! Welch ein Zufall! Für einen so armseligen Burschen wie mich. Und Sie, haben Sie etwas mehr? Dafür, daß Sie die Gefangenen, die Wyatt Earp gemacht hat, bewachen dürfen, müßten Sie doch mindestens…«