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Wir waren aufeinander eingespielt, jeder hatte seine Aufgabe.

      Es gab keinerlei Streit, im Gegenteil. Die Zusammenarbeit erwies sich als hervorragend. Der alte Weber übernahm jetzt das Kommando. Die meiste Zeit war er draußen an der eigentlichen Wäsche und wurde da draußen von demjenigen unterstützt, der gerade drinnen im Stollen abgelöst worden war.

      *

      DIE PROBLEME KAMEN erst nach Tagen. Denn anfangs bauten wir noch keine Stollen, sondern schlugen wie in einem Steinbruch das erzhaltige Material ab. Schließlich aber lohnte sich das nicht mehr. An einer Stelle reichte das goldhaltige Gestein tiefer in den Berg hinein, und wir begannen einen Stollen zu bauen. Und da kam eine überraschende Wendung. Der Boden war nur noch anfangs felsig, dann konnten wir ihn besser bearbeiten. Wir stießen auf Kies und zugleich nahm der Goldanteil erheblich zu. Wir brauchten keinerlei Gestein mehr auszuschmelzen, und somit konnte auch Jesse, der bis jetzt für das Heranschaffen des Brennholzes verantwortlich gewesen war, damit aufhören noch mehr Brennmaterial heranzubringen und einen Meiler nach dem anderen anzuheizen. Mittlerweile wuschen wir alles Gold mit der Wäsche aus, so dass auch die Produktion ganz erheblich stieg.

      Der erregende Augenblick war immer abends, wenn wir Schluss machten und Weber die Ausbeute des Tages auf ein Tuch schüttete und schließlich mit einer kleinen Handwaage auswog. Von Anbeginn an teilte er die Ausbeute aus. Wir waren noch fünf, also wog er Abend für Abend fünf Anteile aus. Jeder nahm seinen Anteil und füllte ihn in einen Lederbeutel oder, wie es Jesse tat, in eine kleine Zinnschachtel, die er dann in seinem Gepäck verstaute.

      Ich hatte Goldsucher erlebt, die schon nach einigen Tagen übereinander hergefallen waren, die ihr Gold verstecken mussten, einer vor dem anderen, weil sie einander nicht sicher waren. Das gab es bei uns nicht. Natürlich erfasste uns schon am dritten Tag der Rausch. Je mehr Gold wir ausgebeutet hatten, um so gieriger wurden wir, die Säckchen noch mehr zu füllen.

      Am gelassensten blieb eigentlich Weber. Er tat, als wöge er Sand ab. Aber ich zweifelte daran, dass er wirklich so dachte, denn sonst wäre er nicht mitgekommen.

      Jeden zweiten Tag ging einer von uns auf Jagd, während die anderen weiter schufteten. Es wurde dann tatsächlich eine ganz schöne Schufterei. Anfangs war es uns noch leichtgefallen, aber mit der Zeit erwuchs uns auch ein Problem: nämlich die Beschaffung von gutem, stabilem Holz zum Abstützen im Stollen. Wir brauchten Stempel, wir brauchten Kappenholz, aber hier gab es weit und breit keine Bäume, die dazu geeignet gewesen wären. Dazu mussten wir ins Tal hinunter.

      Das Tal lag tief unten. Jesse hatte bei einem Jagdstreifzug entdeckt, dass es hohe Douglastannen gab.

      Eines Tages half alles nichts, wir brauchten das Holz und konnten so nicht weitermachen, weil die Gefahr bestand, dass das Hangende auf diejenigen, die im Stollen arbeiteten, herunterstürzte. Also nahmen wir die Mulis, ließen das Pferd oben, und zogen einen Serpentinenpfad, den ebenfalls Jesse erkundet hatte, in dieses Tal hinab. Zwei Tage lang waren wir damit beschäftigt, das notwendige Holz zu schlagen und in die benötigten Längen zu schneiden. Dann schleppten wir die Stücke mit den Mulis hinauf zu unserer Mine. Das kostete uns abermals zwei Tage.

      Danach ging es weiter. Wir kamen gut voran, und das Säckchen, in dem ich mein Gold aufbewahrte, wurde immer schwerer und praller.

      *

      SO VERGINGEN DIE TAGE. Eines Abends meinte Weber: „Nun sind wir schon drei Wochen hier oben. Ihr seht gut aus, die Luft ist gesund hier oben. Und eine ganz schöne Ausbeute haben wir auch.“

      „Was meinst du“, fragte Jesse und hielt die Zinnschachtel hoch, in der er seinen Anteil verwahrte - sie war gestrichen voll, „was wird es wert sein?“

      Weber lächelte. „Hier oben ist es einen Dreck wert, soviel wie der Sand und die Steine. Wertvoll ist es erst unten in den Städten. Wenn du es bis dahin gebracht hast, dann könnten es zehn bis zwölftausend Dollar sein.“

      „Zehn bis zwölftausend Dollar“, meinte Jesse andächtig. „Soviel Geld habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Zehn oder zwölftausend Dollar, dafür würde ich in Texas tausend Rinder kaufen können. Nein, mehr, zweitausend. Und dann treiben wir sie nach Kansas, und ich bin ein gemachter Mann. Reinverdienst pro Rind sind mindestens noch mal zehn Dollar.“

      „Ich sagte dir, das Gold ist hier oben einen Dreck wert, erst unten beginnt es zu zählen, wenn du es bei einer Bank über den Tresen geschoben hast“, meinte der Alte bedächtig. „Es ist ein weiter Weg bis dahin. Und es ist nicht so einfach. Callahan hat dir sicher erzählt, wie es dem Burschen erging, der hier oben gewesen war. Und ich kann mich auch daran erinnern, als ich seinerzeit nach Gold gesucht habe. Es ist nicht so einfach, das Gold bis zur Bank zu bringen.“

      „Ich sehe da kein Problem“, meinte Jesse. „Wenn wir weiter so zusammenhalten wie bis jetzt..."

      „Das möchte ich wohl hoffen“, meinte Abe Winnigall. „Wenn sein Anteil zehn bis zwölftausend Dollar wert ist, dann dürfte es der meinige auch sein. Und ich will euch etwas sagen: wenn ich das Geld dafür habe, geht es auf nach Texas und eine neue Herde wird zusammengestellt. Es kann nicht jedesmal schiefgehen. Wie ist es, Callahan, machst du mit?“

      Im Augenblick hatte ich andere Gedanken, als eine Herde von Texas nach Dodge City zu treiben. Vielleicht war ich ein gemachter Mann, wenn alles hier vorbei war. Da würde ich nie mehr eine Herde zu treiben brauchen. Verdammt noch mal, wer will das schon? Eine Herde über den Tausend Meilen-Trail zu treiben. ist die härteste Schinderei, die ich kannte. Ich wusste noch nicht, dass es etwas Härteres gab als das: Ich war allerdings gerade dabei, es auszuprobieren.

      *

      WIR WAREN ALLE NOCH guten Mutes. Es schien, als hätten wir das Glück in Erbpacht. Alles lief glatt. Es gab noch nicht einmal einen Unfall, wenn man von der leichten Fingerquetschung absah, die Abe widerfahren war.

      „Wer geht morgen auf Jagd?“, fragte Abe. „Wer ist dran?“

      Joshua war dran. Er gehörte nicht zu den besten Jägern. Das letzte mal war er ohne Wildbret wiedergekommen. Wir verloren deshalb kein Wort, aber das vorletzte Mal hatte er auch nur einen Hasen gebracht. Und wir mussten für frisches Wildbret sorgen. Davon lebten wir ja.

      „Wäre es nicht besser, wenn ich für ihn ginge?“, schlug ich vor.

      Die anderen nickten, nur Joshua starrte peinlich berührt auf seine Hände.

      „Ich will dich nicht kränken, Joshua“, sagte ich, „aber du kannst dafür andere Dinge viel besser als wir alle. Niemand kann so gut kochen wie du und so schmackhaft. Und dein Brot, Joshua, du bäckst das beste Brot, das ich je gegessen habe.“

      Er hob den Kopf und sah mich traurig an. „Ich weiß, du meinst es gut, Callahan. Ihr alle meint es gut. Ihr seid...“ Er senkte wieder den Blick, „ ... so anständig zu mir. Woanders haben sich mich immer einen Nigger geschimpft, und ihr tut alle so, als wäre ich so einer wie ihr.“

      „Du blöder Hund“, rief ich, „du bist so einer wie wir. Was, zum Teufel, ist an dir anders? Dass du eine dunkle Haut hast? Verdammt nochmal, wenn wir noch eine Weile hier oben in den Bergen sind, sind wir so schwarz wie du. Sieh sie dir doch an! Ihre Gesichter sind braun wie die von Indianern. Du bist eben etwas länger in der Sonne gewesen als wir, das ist alles.“

      Wir lachten. Aber er lachte nicht mit. Als wir schwiegen, sagte er:

      „Du meinst es gut, Jed Callahan, ich danke dir. Aber ich möchte euch zeigen, dass ich ein guter Jäger bin. Ich habe nur Pech gehabt. Lass mich gehen, bitte! Ich werde morgen etwas bringen.“

      Ich Narr, ich hätte mich später ohrfeigen können, dass ich zustimmte. Aber ich habe zugestimmt und die anderen dachten sich wohl auch

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