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      Andrea Taddei ist Entomologe und war vor seiner aktuellen Beschäftigung bei ANSES für den Pflanzenschutzdienst der Lombardei (Laboratorio Fitopatologico Regione Lombardia, Servizio Fitosanitario c/o Fondazione Minoprio) tätig, wo er molekulare Nachweismethoden für ALB und CLB erarbeitete. Während dieser Zeit entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Autoren, die als Wissenschaftler des JKI, mit ähnlichen Aufgaben betraut wurden.

       Tel: +33 (0)4 67 02 25 10

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      Dr. Björn Hoppe ist Forstwissenschaftler und leitet das Forstquarantänelabor im JKI-Institut. Er ist im Rahmen des „ANOPLO-diag“-Projektes an der Entwicklung des sensitiven molekularbiologischen Nachweisverfahrens für ALB aus Nagespänen beteiligt.

       Tel. (0531) 299 4320

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      Dr. Stephan König ist Biologe und leitet das Labor Quarantänenematologie in dem JKI-Institut. Er ist im Rahmen des „ANOPLO-diag“-Projektes an der Entwicklung des sensitiven molekularbiologischen Nachweisverfahrens für ALB aus Nagespänen beteiligt.

       Tel. (0531) 299 4332

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       Pseudomonas an Rosskastanie – Untersuchungen zur Befallsdynamik in Hamburg

       Pseudomonas on Horse Chestnut – Studies on Infestation Dynamics in Hamburg

       von Torsten Melzer und Gerhard Doobe

       Zusammenfassung

      Die Gattung der Rosskastanien (Aesculus) ist mit rund 6.100 Exemplaren an Hamburgs Straßen vertreten, mit 4.900 Bäumen gehört die Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) zu den zehn häufigsten Straßenbaumarten in Hamburg. 2007 wurde das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi erstmals wissenschaftlich in Hamburg nachgewiesen. Die Symptomatik der Komplexkrankheit führt seit 2013 vermehrt zu Baumverlusten im gesamten Stadtgebiet. Die räumliche Analyse der Befallsdynamik über den Zeitraum von 2007 bis 2018 zeigt seit 2013 signifikante Veränderungen im Hamburger Rosskastanienbestand sowie die unterschiedliche Reaktion der Arten Aesculus hippocastanum und Aesculus carnea auf die bakterielle Infektion.

       Summary

      The genus horse chestnut (Aesculus) is represented by about 6.100 specimens on Hamburg’s streets and with 4.900 trees the common horse chestnut (Aesculus hippocastanum) is one of the 10 most common street tree species in Hamburg. In 2007 the bacterium Pseudomonas syringae pv. aesculi was first identified in Hamburg. Since 2013, the symptoms of the complex disease have increasingly led to tree losses in the entire urban area. The spatial analysis of the infestation dynamics between 2007 and 2018 shows significant changes in the Hamburg horse chestnut population since 2013, as well as a wide range of reaction of the species Aesculus hippocastanum and Aesculus carnea to the bacterial infection.

       1 Einleitung

      In der Freien und Hansestadt Hamburg säumen rund 6.100 Rosskastanien als Allee- oder Einzelbaum die Straßen. Weitere 2.300 als Einzelbaum im Baumkataster erfasste Rosskastanien stehen zum Großteil in den Park- und Grünanlagen. Der Rosskastanie kommt im urbanen Raum eine besondere Bedeutung als Straßen- und Parkbaum zu (DUJESIEFKEN et al. 2016). Auch in der Wahrnehmung der Bürger nehmen Aesculus hippocastanum und Aesculus carnea eine herausgehobene Rolle unter den Bäumen ein, was sich in besorgten Anfragen aus der Bevölkerung an die Fachbehörde und einem stetigen Medieninteresse äußert (ZUNKE & DOOBE 2003). Neben der auffälligen Blüte im Frühling und der attraktiven Blattform ist ihre – besonders bei den Kindern geschätzte – Frucht ein Grund für ihre Beliebtheit (ROLOFF 2013). Die weiß- und rotblühenden Rosskastanien gehören seit Jahrhunderten zum Stadtbaumrepertoire und sind aus dem Stadtbild der Hansestadt nicht wegzudenken (Abbildung 1).

      Seit den 1990er Jahren hat die in der urbanen Landschaft geschätzte Baumart ästhetisch und baumbiologisch mit unterschiedlichen Krankheiten und Schädlingen zu kämpfen, darunter dem Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi (Pae) (ROLOFF 2013).

      Pseudomonas syringae-Bakterien kommen an Gehölzen in mehr als 50 genetisch differenzierten Pathovarietäten vor, und seit der Jahrtausendwende wurden weltweit in 26 Ländern 55 Krankheitsausbrüche an Holzgewächsen dokumentiert, davon knapp die Hälfte in Europa (LAMICHHANE 2014). In Deutschland wurde der wirtsspezifische Pathovar aesculi erstmalig im Jahr 2007 an einer Rosskastanie im Bezirk Hamburg-Altona wissenschaftlich nachgewiesen (SCHMIDT et al. 2007; DUJESIEFKEN et al. 2008). Seit 2007 wurden zudem drei Reihenuntersuchungenan jeweils ca. 100 Rosskastanien zur bakteriellenInfektion mit dem Pathovar aesculi durchgeführt. Um die gesamtstädtische Entwicklung in Hamburg zu beobachten, werden erkrankte Rosskastanien in der Behörde für Umwelt und Energie unabhängig von der Regelkontrolle in den sieben Bezirken in einer gesonderten Geodatenbank dokumentiert und überwacht. Im Rahmen der dritten Reihenuntersuchung wurden 2018 aus diesem Kollektiv 94 Rosskastanien beprobt und molekularbiologisch untersucht. Davon gehören 74 Exemplare zu der weißblühenden Art A. hippocastanum und 20 zu der rotblühenden Art A. carnea. Neben der Differentialdiagnose der Pathogene P. syringae pv. aesculi und Phytopthora spp. über einen DNA-Schnelltest sollten die visuelle Einschätzung zum Phytopathogenverdacht und damit einhergehend die Qualität der räumlichen Analysen verifiziert werden (MELZER et al. 2019).

       Abbildung 1: Aesculus hippocastanum in voller Blüte

       2 Krankheitsbild

      Punktuelle rostbraune Leckstellen bzw. Ausflussflecken am Stamm oder im Kronenbereich sowie Längsrisse in der Rinde sind typische Anzeichen für eine Infektion mit Pae. Charakteristische Anzeichen in der Baumkrone sind schütteres Laub und absterbende Äste, wobei anfänglich nur einzelne Äste betroffen sind, im Verlauf der Krankheit aber auch ganze Kronenteile absterben können (DUJESIEFKEN 2008; WERRES & WAGNER 2015). Der Verdacht stützt sich zunächst auf die makroskopische Einschätzung während der Baumkontrolle. Im weiteren Verlauf wird die Entwicklung beobachtet und bei Unsicherheit zum Pathogenverdacht eine Labordiagnostik durchgeführt (MELZER et al. 2019). Unter den beschriebenen Leckstellen ist eine intensive orangebraune bis rötliche Färbung des Bastes zu erkennen. Ältere Leckstellen trocknen ein, verfärben sich schwärzlich und können dann leichter übersehen werden. Ist der Befall bereits fortgeschritten und verlaufen die Leckstellen streifenförmig an der Rinde, ist das darunter gelegene Gewebe meist weiträumig abgestorben (Abbildung 2) (SCHRÖDER 2010; DUJESIEFKEN 2018).

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