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haben. Das verspreche ich euch, so wahr ich hier stehe! Wir haben hier viele Helfer, die sind alle hierhergekommen, nur um euch zu retten. Haltet durch! Es dauert nicht mehr lange und wir sind bei euch.“ Und zum Mehlmann gewandt flüsterte er: „Hoffentlich sind sie noch am Leben.“

      Da meldete sich der Praktikant: „Natürlich leben die Zwei noch! Das spüre ich! Genau hier drin spüre ich das!“ Dabei schlug er sich mit der rechten Hand auf die Brust und traf genau die Stelle, an der sein Herz schlug, und redete weiter: „Auch wenn ich Frau Bachmann und den Lokführer bis heute Morgen noch nicht kannte, so will ich doch, dass sie leben! Und sie leben, glaubt es mir! Und deshalb bleibe ich auch hier! Basta!“

      Nun staunten die zwei Polizisten nicht schlecht über den Praktikanten Knut Hölzel. Diese eindringlichen Worte hätten sie ihm gar nicht zugetraut. Ein anderer hätte vielleicht die erstbeste Gelegenheit genutzt, um sich aus dem Staub zu machen. Aber dieser Praktikant gehörte nicht dazu.

      Erich hörte im Hintergrund Schritte und drehte sich um. Er sah den Einsatzleiter, wie er mit schwerer Technik wieder kam. Er brachte auch zwei Kameraden mit.

      „Ich habe hier eine Säge und Hebelwerkzeug und meine Leute sind gerade dabei, mehrere Luftkissen auszulegen und zusätzlich Metallstützen aufzustellen. Wenn die aufgeblasen und verankert sind, legen wir los.“

      „So machen wir das!“

      Diese schnelle Antwort kam vom Praktikanten und der erntete damit irritierte Blicke getreu dem Motto: „Was bildet der sich ein? Das ist doch kein Chef! Aber er zeigt, selbst in seinen jungen Jahren, schon sehr viel Mut.“

      Danach wurde aus dem Triebwagen heraus der Fortschritt der Sicherungsmaßnahmen beobachtet und dann sagte der Einsatzleiter: „Ich glaube, wir können jetzt mit der Bergung anfangen. Reicht mir bitte die Säge!“ Nun erklärte er den Anwesenden, was er vorhatte, und nach deren Zustimmung, setzte er die Säge an. Er fing im oberen Bereich der Wand an und schnitt vorsichtig ein quadratisches Loch hinein. Danach nahm er eine Taschenlampe und leuchtete dahinter. Er sah, dass hinter der Wand alles zusammengepresst war und eine herausgerissene Sitzbank lag quer im Weg. Er sah aber auch einen Teil von einem Bein, welches auf dem Fußboden lag. Mehr konnte er bei aller Anstrengung nicht sehen. Somit wurde die Säge wieder angesetzt und er arbeitete sich vorsichtig von oben nach unten durch. Danach wurde mit Hilfe der Technik die Wand auseinandergedrückt und der Blick war frei. Das was man nun sah, versprach nichts Gutes. Sie sahen zwei eingeklemmte leblose Körper.

      Erich erschrak bei dem Anblick, riss sich zusammen und sagte zum Praktikanten: „Knut, schau nicht hin. Das ist nichts für dich. Gehe lieber raus. Einer der Feuerwehrmänner wird dich begleiten.“

      Eine zitternde Stimme antworte mit unverständlichen Worten und der Angesprochene ging langsam los. Er machte nur wenige Schritte und drehte sich wieder um. „Ich bleibe hier! Ich habe es versprochen!“

      „Knut, du kannst hier nichts mehr machen. Warte draußen auf uns!“

      Erichs letzte Worte schienen bei ihm angekommen zu sein. Der Praktikant verließ mit gesenktem Haupt den Triebwagen. Beim Verlassen des Triebwagens sagte er zu sich: „Der Tag hat doch so schön angefangen. Warum muss der so grausam enden?“

      Erich schaute in den aufgebrochenen Schlitz und griff nach einer Hand. Auch wenn sie blutig war, wollte er ein Lebenszeichen und das bekam er. Er spürte den Puls.

      „Sie leben! Ich spüre es! Sie leben noch!“

      Aufgeregt zog er sich zurück und die Säge kam wieder zum Einsatz. Erich und der Mehlmann schauten aufgeregt zu und sahen professionelle Arbeit. Nachdem das letzte Hindernis beseitigt wurde, konnte keiner mehr unseren Erich festhalten. „Entschuldigt bitte!“, rief er. „Ich kann nicht anders. Ich muss da rein!“ Er schob alle Rettungskräfte bei Seite und kroch los und da für eine weitere Person kein Platz darin war, musste er alleine handeln. Das spielte für ihn keine Rolle. Zuerst war er bei dem Lokführer. Da er über der Kundenbetreuerin lag, wurde dieser zuerst geborgen. Erich zog ihn vorsichtig heraus und die Einsatzkräfte übernahmen ihn und brachten ihn aus dem Zug. In der Zwischenzeit konnte er sich um die Kundenbetreuerin kümmern. Nachdem auch sie aus dem zusammengepressten Abteil herausgeholt war, stellte ein Notarzt fest, dass beide noch am Leben sind, aber leider ohne Bewusstsein. Nun wurden sie zusammen mit den anderen Verletzten ins nächst gelegene Krankenhaus gebracht um, auf der Intensivstation behandelt zu werden.

      Als das der Praktikant sah, ging er auf die zwei Polizisten zu und sagte: „Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich später machen will. Ich gehe zur Bundespolizei!“

      Erich antwortete: „Überlege dir das gut. Das ist kein einfacher Weg und der will wohl überlegt sein.“

      Nach Bergung der letzten Fahrgäste wurden die Rettungsmaßnahmen im Zug eingestellt und Erich setzte sich auf einen größeren Stein, um Luft zu holen. Er war froh, dass alles so glimpflich ausgegangen war. Jutta und die anderen zwei Kollegen setzten sich zu ihm. Auch der Einsatzleiter der Feuerwehr setzte sich dazu, um sich zu bedanken.

      „Nein“, antwortete Erich, „wir haben zu danken. Ohne Ihren selbstlosen Einsatz hätten wir die zwei nicht retten können.“

      Der Einsatzleiter nickte, schaute dabei auf die Uhr und sagte: „Wissen Sie eigentlich, dass meine Tochter gerade heiratet? Und ich kann nicht mit dabei sein? Ich hatte hier einen Einsatz zu leiten? Wissen Sie, was ich gerade gemacht habe? Ich habe meine Tochter in ihrem schönsten Moment verlassen. Wissen Sie, wie man sich da fühlt? Wissen Sie, was für ein schlechtes Gewissen ich dabei habe? Das können Sie sich nicht vorstellen. Da steht freudestrahlend der Bräutigam und da ist meine glückliche Tochter. Alle freuen sich. Und was mache ich? Ich drehe mich um und renne weg. Ich glaube …“

      Der Einsatzleiter hörte mitten im Satz auf und Erich sah, wie schwer ihm die Sätze gefallen waren. Erich hatte zugehört und versuchte zu antworten. Es war nicht einfach: „Nein, das habe ich nicht gewusst. Es tut mir wirklich leid. Aber lassen Sie mich bitte dazu was sagen: Sie haben Ihre Pflicht getan und Menschenleben gerettet! Und jetzt gebe ich Ihnen noch einen Rat: Laufen Sie los! Worauf warten Sie noch? Sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich zu Ihrer Tochter kommen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“

      Einer seiner Kameraden, der das Gespräch mit angehört hatte, sagte: „Manni, der Mann hat recht. Mache dich in die Spur. Das bisschen Aufräumen da ist nun wirklich kein Problem mehr. Das schaffen wir auch ohne dich!“

      Der Einsatzleiter Manfred Kaune stand auf, bedankte sich noch mal und wollte los. Da kam die nächste Botschaft: „Manni, warte mal, da will dich jemand sprechen. Du sollst mal zu dem Polizeiauto, welches da hinten an der Straße steht, kommen.“

      Der Einsatzleiter schaute in die Richtung und sagte zu sich: „Verdammt noch mal, was wollen die denn schon wieder von mir? Der Einsatz ist doch gelaufen.“

      Widerwillig ging er los, bis er eine Frau im weißen Kleid sah. Dann rannte er so schnell es ging. Es war seine Tochter, die er dort gesehen hatte. Als er ankam, sah er nicht nur seine Tochter. Nein, die gesamte Hochzeitsgesellschaft hatte sich hinter den Einsatzfahrzeugen versteckt.

      „Überraschung! Wir sind alle hier!“

      „Meine Kleine, du bist doch verrückt!“

      „Ja Vati, das bin ich. Aber das kann ich nur von dir geerbt haben. Von Mami nicht. Und ja, ich bin stolz auf dich. Jetzt, wo ich das hier gesehen habe, kann ich nur noch sagen: Du bist der beste Papi auf der ganzen Welt!“

      Manni fiel ein Stein vom Herzen. Nein, es war nicht nur ein Stein. Es waren hunderte. Er hatte mit allem möglichen gerechnet, nur nicht damit. Die Überraschung war ihr gelungen.

      „Vati, ich konnte ohne, dass du mit dabei bist, nicht ‚Ja‘ sagen. Deshalb sind wir alle hierhergekommen. Auch der Standesbeamte ist da. Es hat zwar ’ne Weile gedauert, bis wir ihn davon überzeugen konnten. Aber es hat geklappt. Er hatte es irgendwann eingesehen und nun wartet er da drüben unterm Baum. Jetzt kann ich endlich heiraten.“

      Die nun doch ungewöhnliche Hochzeitszeremonie wurde fortgesetzt, indem der Standesbeamte fragte: „Andrea Kaune, möchtest du … so

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