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Pollock wälzte sich auf den Rücken. Er starrte mich an, ohne dabei zu zeigen, was er dachte. Ich fragte mich, ob er das Gespräch zwischen Corinna Price und mir mitgehört hatte.

      Er stemmte sich hoch, schleppte sich zu einem Stuhl und ließ sich aufatmend, mit gespreizten, weit ausgestreckten Beinen, darauffallen. »Sie hatten Glück«, knurrte er. »Solche Sonntagstreffer gelingen nur Anfängern.«

      Ich ignorierte die lendenlahme Entschuldigung für seine Niederlage und sagte: »Sie haben ihn niedergestochen, nicht wahr? Die Stichwunde ist noch keine zehn Minuten alt.«

      Stan Pollock riß die Augen auf. »Was sagen Sie da? Wen soll ich niedergestochen haben?«

      »Diesen Mann hier. Bernie Hobson.«

      »Ich wußte nicht mal, wie er heißt«, behauptete Stan Pollock. »Natürlich sah ich, daß er blutete. Ich dachte, er hätte eine Schußwunde abgekriegt und sich hier verkrochen.«

      »Meinen Sie, er hätte es geschafft, mit einer Schußwunde über die Feuerleiter und den Steinsims in dieses Zimmer zu gelangen?«

      »Es gibt zähe Burschen«, meinte Stan Pollock. »Ich wurde aufmerksam, als ich im Zimmer ein Geräusch hörte. Ich öffnete die Tür und sah diesen Burschen am Schrank lehnen. Er preßte eine Hand auf seine Brust und sah im Gesicht aus, als hätte er zuviel Pfefferminzlikör getrunken. Ich hatte keine Mühe, ihn zu überwältigen.«

      »Eine beinahe hübsche Geschichte«, sagte ich. »Halten Sie es für möglich, daß Bernie Hobson uns eine andere Version des Geschehens geben wird?«

      »Was geht mich das an?« raunzte Pollock gereizt. »Dann steht eben Aussage gegen Aussage!«

      »Warum hielten Sie Hobson den Mund zu, als er zu schreien versuchte?«

      »Sie haben Humor«, meinte Stan Pollock. »Ich wußte, daß Corinna Besuch hat. Ich wollte vermeiden, daß es wegen dieses Einbrechers Krach gibt. Ich hatte vor, mich mit ihm unter vier Augen zu unterhalten.«

      »Als Botschafter des Satans, nicht wahr?« spottete ich.

      Seine Augen funkelten. »Warum nicht? Es zahlt sich erfahrungsgemäß aus, wenn man die Leute einschüchtert.«

      »Ich beweise Ihnen das Gegenteil«, sagte ich. »Ein Schuß auf einen G-man läßt keinen Richter unbeeindruckt — vor allem dann nicht, wenn der Schütze, wie ich vermute, eine Latte von Vorstrafen hat.«

      Stan Pollock starrte mich an. »Ich wollte Sie nicht treffen. Das habe ich gesagt.«

      »ich weiß, was Sie gesagt haben«, nickte ich. »Es wird in der Anklageschrift stehen.«

      Er stand auf und schob die Daumen in seinen Hosenbund. Er stand mit gespreizten Beinen vor mir wie ein verhinderter Cowboy. »Sie werden keine Anzeige erstatten«, sagte er. »Das würde Ihnen nämlich nur Ärger einbringcn. Sie vergessen, daß ich für einen verdammt einflußreichen Mann arbeite.«

      »Ich weiß«, sagte ich. »Für Ken Price. Ich befürchte freilich, daß er Ihnen nicht die gewünschte Rückendeckung bieten wird. Im Gegenteil. Er hat allen Grund, auf Sie sauer zu sein. Sie konnten nicht vermeiden, daß Lala ermordet wurde, und das Ungeschick, das Sie in dieser Situation bewiesen haben, dürfte Price zweifellos auf die Palme bringen.«

      Stan Pollock sah betreten aus. Er blinzelte. Ihm schien erst jetzt zu dämmern, was ich gesagt hatte. »Lala wurde ermordet?« murmelte er.

      Irgendwo in der Wohnung klingelte ein Telefon. Corinna Price machte kehrt und ging hinaus.

      »Erschossen«, sagte ich. »Vor meinen Augen!«

      »Und das haben Sie nicht verhindert?« stieß Pollock hervor.

      »Es ist schwer, mit einem Meuchelmörder fertig zu werden«, sagte ich. »Ich habe ihn nicht einmal gesehen. Lala stand zwischen ihm und mir. Er schoß aus einem vorüberfahrenden Wagen. Hatten Sie den Auftrag, Lala zu beschützen?«

      »Nein — ich bin für Corinna zuständig«, meinte Pollock. »Wo ist denn bloß Fred gewesen? Er trug die Verantwortung für das Mädchen!«

      »Wie lautet sein voller Name?«

      »Fred Harper.«

      »Wo finde ich Les?«

      Ich beobachtete ihn scharf bei meiner Frage. Er machte nicht den Eindruck, als ob er etwas zu verbergen hätte. »Von welchem Les reden Sie? Ich kenne mehrere.«

      »Ich meine den, der erschossen wurde.«

      Er schüttelte den Kopf. »Da müssen Sie mir schon den vollen Namen nennen. Ich weiß von keinem Les, den es erwischt hat. Soviel ich weiß, sind sie alle noch gesund und munter.«

      »Das meinten Sie yor einei' Minute auch von Lala zu wissen«, sagte ich.

      »Da haben Sie recht«, meinte er und zählte mir die Namen einiger Männer auf, die sich Les oder Lester nannten. Es handelte sich dabei um zwei Barbesitzer, um den Inhaber eines Wettbüros, um einen Autohändler und um einen Theateragenten.

      Ich notierte mir die Namen und fragte dann: »Wo wohnen Sie?«

      »Ich? Hier im Haus. Fred und ich haben je ein Zimmer in der Mansarde.«

      »Wann hat Fred Harper heute das Haus verlassen?«

      »Zusammen mit Lala Price, gegen zehn Uhr, würde ich sagen, also kurz nach dem Frühstück.«

      »Wohin gingen die beiden?«

      »Keine Ahnung. Sie gingen nicht zusammen. Lala konnte Fred nicht leiden. Sie haßte ihn. Sie nahm seine Gegenwart nicht zur Kenntnis. Ihm war das egal. Er folgte ihr, wohin sie ging. Das war sein Auftrag, und daran hielt er sich.«

      Corinna Price kehrte zurück. »Der Anruf war für Sie«, teilte sie mir mit. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Milo war an der Strippe.

      »Das Steak war phantastisch groß«, sagte er, »aber nicht groß genug, um sich eine Stunde daran festzuhalten. Darf ich daran erinnern, daß du mich abholen wolltest?«

      »Es ist einiges dazwischengekommen«, sagte ich. »Schnapp dir ein Taxi, und fahr zurück zum District Office. Merke dir die Namen Fred Harper, Stan Pollock und Bernie Hobson. Kannst du sie behalten? Ich möchte, daß du unsere schlaue Kartei befragst und feststellst, ob sie diese Namen enthält.«

      »Okay«, sagte Milo. »Für dich und einen fetten Spesensatz tue ich beinahe alles.«

      Als ich auflegte, klingelte es an der Tür Sturm. Die Polizei traf ein. Ich war dabei, als sie den noch immer bewußtlosen Bernie Hobson abtransportierten, und gab zu Protokoll, was ich erlebt hatte. Als ich meinen Namen daruntersetzte, kreuzte Lieutenant Baker auf. Er blinkerte ein bißchen, als er Corinna Price’ durchsichtige Bluse sah. Seinem Assistenten fielen fast die Augen aus den Höhlungen. Ich wiederholte, was schon gesagt worden war, zeigte Baker die Brillanten und verabschiedete mich von ihm, nachdem er mir zugesichert hatte, Lala Price’ Zimmer gründlich zu durchleuchten.

      Ich fuhr zum District Office. Als ich die Rezeption passierte, sagte mir ein Beamter: »Sir, Mr. McKee erwartet Sie.«

      Ich bedankte mich und fuhr mit dem Lift nach oben. Eine Minute später stand ich dem Chef gegenüber. Ich glaubte, er wünschte über die seltsamen Umstände von Lala Price’ Tod unterrichtet zu werden, aber ich täuschte mich.

      Mr. McKee war alles andere als uninteressiert, wenn es um Verbrechen ging, aber er achtete streng auf die Einhaltung der Kompetenzbereiche und kümmerte sich nur um die Fälle, die das FBI betrafen.

      »Milo muß gleich hier sein«, meinte er und wies einladend auf einen Besuchersessel. Ich setzte mich. Mr. McKee sichtete einige Zettel, die auf seinem Schreibtisch lagen. Er blickte hoch, als Milo das Office betrat.

      »Neuigkeiten aus dem Fernschreiber?« erkundigte er sich gespannt.

      »Nicht in dieser Sache, Sir«, erwiderte Milo und nahm neben mir Platz. Ich hatte keine Ahnung,

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