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Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore
Читать онлайн.Название Einäugige Killer: 5 klassische Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783745213867
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
»Was ist denn das?« fragte das Mädchen erstaunt.
»Ein wundervolles Versteck«, sagte ich. »Das können auch Sie erkennen.«
»Ein Versteck! Aber wofür? Der Hohlraum ist doch winzig klein«, meinte Corinna Price ratlos.
»Groß genug, um Diamanten im Wert von mehreren hunderttausend Dollar aufzunehmen«, sagte ich und fügte den Rahmen wieder zusammen. »Ihre Schwester ist leider nicht mehr dazu gekommen, die Hartford-Diamanten in diesen Hohlraum zu legen.«
»Ich kann noch immer nicht glauben, daß Lala so tief gesunken sein sollte«, murmelte Corinna Price, aber die Worte klangen nicht sehr überzeugend.
»Sie können das Bild mitnehmen«, sagte ich. »Es gehört Ihnen. Ihre Schwester hat es bezahlt.«
»Soll das heißen, daß ich gehen darf?« Ich nickte.
Corinna Price wickelte mit nervösen Bewegungen das Bild in die Decke. Sie wartete auf weitere Fragen von mir, aber sie blieben aus. Ich spürte, wie sehr das ihre Unruhe vertiefte. Als sie ging, hielt ich ihr die Tür auf. Ich wartete, bis sie in dem Lokal verschwunden war, dann wählte ich die Nummer meiner Dienststelle. Sekunden später hatte ich Milo an der Strippe.
»Wo steckst du denn bloß?« lautete seine erste Frage. »Wir waren deinetwegen in Sorge.«
»Das ist ein erhebendes Gefühl für mich. Ich habe mich in einer Kneipe amüsiert.«
»Machst du Witze?«
»Ich sitze gern am Tresen. Man trifft dabei immer wieder hochinteressante Leute.«
»Mir passiert das nie«, meinte Milo. »Mir schon. Heute war es Corinna Price. Ich komme gleich auf das Thema zurück, aber erst muß ich wissen, was mit Hugh Parrish los ist. Was haben die Ermittlungen der Mordkommission ergeben?«
»Die tippen auf Selbstmord, aber sie sind sich ihrer Sache nicht völlig sicher«, meinte Milo. »Schließlich brauchte er kein Versteck, um sich aufzuknüpfen. Was wollte Corinna Price in der Kneipe? Hast du sie hinbestellt?«
»Wir sprechen noch immer von Parrish. Hast du Norwich’ Leuten sein Foto gezeigt?«
»Die Vorzimmerdame ist sicher, daß er nicht der Schütze war«, sagte Milo. »Der Trenchcoat und das schüttere Haar stimmen zwar, aber sonst gibt es keine Ähnlichkeit mit dem Mann, der auf Norwich schoß.«
»Hugh Parrish hatte demnach die Aufgabe, Schmiere zu stehen«, sagte ich nachdenklich.
»Schon möglich. Was war mit Corinna?«
»Sie kam her, um das Gemälde ihrer Schwester abzuholen«, erwiderte ich und berichtete Milo, was es dazu zu sagen gab. »Mir wird allmählich klar, was sich dahinter verbirgt«, schloß ich.
»Na los, spule dein Garn ab«, meinte Milo.
»Kann ich nicht — es ist jemand an der Tür«, murmelte ich leise.
Milo verstand mich nicht. »Was sagst du?« fragte er.
»Was ist mit Hobson?« fragte ich laut dagegen.
»Er ist noch nicht vernehmungsfähig, aber Lester Norwich hat sich nach der sofort vorgenommenen Operation erstaunlich rasch erholt. Eine richtige Pferdenatur. Er ist bei vollem Bewußtsein und konnte bereits eine Beschreibung des Schützen liefern. Sie deckt sich mit der der Vorzimmerdame. Auch ihm wurde Hugh Parrish’ Foto vorgelegt. Lester Norwich bestätigte die Angaben seiner Angestellten und sagte, daß Hugh Parrish als Täter ausscheide.«
Ich legte auf, ohne ein Wort zu erwidern, und schlich mich zur Tür. Ich riß sie auf.
Der Mann, der dicht vor der Schwelle stand, prallte zurück.
»Ich — ich wollte auch mal telefonieren«, murmelte er. Ich erinnerte mich, daß er schon vor meinem Eintreffen am Tresen des Lokals gesessen hatte.
Er produzierte eine hübsche Fahne und sah ziemlich betreten aus. Ich ging schweigend an ihm vorbei und betrat das Lokal. Mein Hocker war inzwischen besetzt worden.
Auf ihm saß Liz Gaylord, das Modell aus Jack Gardners Atelier.
Sie starrte mich an, ich starrte sie an.
»Ihr Whisky, Miß«, sagte der Wirt und stellte ein Glas vor sie hin.
Ich ging auf das Girl zu und blieb neben dem Hocker stehen. »Wissen Sie, daß die Polizei hinter Ihnen her ist?«
Sie schluckte. »Ich habe nichts verbrochen…«
»Ich glaubte, Sie seien von Parrish entführt worden. Wie, um alles in der Welt, kommen Sie hierher?«
»Ich bin hergeschickt worden.«
»Von wem?«
»Ich kenne den Mann nicht«, sagte sie und nahm einen Schluck aus dem Glas. Ich parkte meinen Ellenbogen auf dem Tresen und ließ sie nicht aus den Augen. Das Mädchen war sehr hübsch, aber es machte nicht den Eindruck, als hielte ihre Intelligenz mit den Vorzügen ihrer Figur und ihres Gesichtes Schritt.
»Sie sind doch mit Parrish weggefahren, nicht wahr?«
»Er hat mich dazu gezwungen.«
»Was wollte er von Ihnen?«
»Mich als Geisel benutzen, nehme ich an. Er fuhr mit mir auf ein Trümmergrundstück und zwang mich dazu, in den Kofferraum seines Wagens zu steigen. Ich hatte schreckliche Angst und glaubte darin ersticken zu müssen, als er stoppte und ausstieg, ohne mich herauszulassen.« Sie nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas. Ich merkte, daß die Gäste und der Wirt des Lokals uns anstarrten, kümmerte mich, aber nicht darum.
»Wann, wo und von wem wurden Sie aus Ihrem Gefängnis befreit?« wollte ich wissen.
»Ich blieb ungefähr zwei Stunden darin, dann öffnete endlich jemand die verdammte Klappe…«
»Hatten Sie nicht versucht, sich vorher durch Rufen und Klopfzeichen bemerkbar zu machen?« unterbrach ich sie.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich hatte Angst. Ich fürchtete, er hielte sich in der Nähe auf und würde mich hören. Parrish, meine ich.«
»Haben Sie ihn vorher schon mal bei Gardner gesehen?«
»Nein.«
»Okay, irgend jemand öffnete die Klappe und ließ Sie heraus. Wer war es?«
»Der Kerl nannte nicht seinen Namen. Es war ein Mann in Ihrem Alter. Er befahl mir, in ein Taxi zu steigen und hierherzufahren«, sagte sie.
»Er forderte Sie dazu auf, dieses Lokal zu betreten?«
»So war es, Sir.«
»Und das haben Sie getan, ohne vorher die Polizei zu benachrichtigen?«
»Ich — ich hatte Angst«, meinte das Mädchen. »Ich habe noch immer Angst.«
»Wie sah der Mann aus, der Ihnen den Auftrag erteilte, diese Kneipe aufzusuchen?«
»Groß, hager und dunkel«, sagte das Mädchen.
»Würden Sie ihn auf einem Foto wiedererkennen?«
»Ich — ich weiß es nicht«, murmelte sie und vermied es dabei, mich anzusehen.
Es war klar, daß sie sich fürchtete und sich nur deshalb vor einer Identifizierung des Mannes zu drücken versuchte.
»Noch ein Bier, Mister?« fragte mich der Wirt.
Ich schüttelte den Kopf und machte kehrt, um nochmals telefonieren zu können.
Im Striptease-Schuppen hämmern die Maschinenpistolen
Die vier Männer schwiegen. Sie begannen unter der lastenden Stille zu leiden, aber keiner unternahm einen Versuch, das Schweigen zu brechen. Sie blickten durch die Wagenfenster nach draußen, ohne viel