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sich alle wie eine große Gemeinschaft, was den einen anging, konnte den anderen nicht unberührt lassen.

      Als sich die CARMEN DIAZ im Orbit befand und zur Landung ansetzen wollte, schrillte plötzlich der Alarm durch das Schiff. In Windeseile verbreitete sich dann auch der Grund für den Alarm.

      Vom Planeten aus, von irgendwo in der Stadt, waren seltsame Impulse abgestrahlt worden. Intensität und Eigenart dieser Impulse waren allerdings schon bekannt, wie wenig später festgestellt wurde. Die gleiche Art von Sendung hatte damals die PLUTO II angelockt. Und es war auch nicht das erste Mal, dass diese Impulse aufgefangen wurden. In der Zentrale der HFL waren schon damals alle diese Daten gesammelt worden, und dort hatte man auch den passenden Begriff dafür: Stellare Impulse.

      Für das landende Schiff waren sie nicht von Bedeutung, der Alarm im Schiff und im Camp wurde ausgeschaltet. Doch Ewald Martell untersuchte die Auswertungen im Astrolab, nachdem die CARMEN DIAZ gelandet war. Nicht nur von Katta her war das Auftreten der stellaren Impulse bekannt, wie er nun herausfand. Mittlerweile hatten auch andere Schiffe verschiedene Planeten angeflogen, auf denen diese Art von Signale geortet worden waren, doch ein Sinn darin oder überhaupt eine Sendestation waren niemals gefunden worden. Ein Rätsel reihte sich nahtlos an das nächste, und die Liste der offenen Fragen, die sich hier auf Katta stellten, wurde immer länger.

      2.

      Fast drei weitere Jahre vergingen, in denen aus der provisorischen Stadt eine feste Ansiedlung wurde. Mittlerweile gab es nicht mehr nur die einfachen Wohncontainer, aus den schmucklosen Notbehelfen waren nun doch Wohnungen geworden, die jeder für sich individuell gestaltete. Ein zentrales Krankenhaus und mehrere kleine Medolabs waren entstanden, Vergnügungsstätten und ein Einkaufszentrum, Dienstleistungsbranchen und auch eine Polizeistation, die gut zu tun hatte. Wo derart viele Menschen aufeinander trafen, blieb es einfach nicht aus, dass verschiedene Meinungen aufeinanderprallten und einige Leute auf handgreifliche Art und Weise ihre Ansichten vertreten wollten. Kurzum, es war ein blühendes Gemeinwesen. Die Bevölkerung betrug zeitweilig mehr als zehntausend Menschen – man hätte Katta als aufstrebende Kolonie bezeichnen können, wenn es denn eine gewesen wäre und nicht nur ein Forschungszentrum.

      Doch dies hier war eine Ansammlung von wissenschaftlichen Koryphäen, unterstützt von unzähligen fleißigen Händen, um die Rätsel eines verschollenen Volkes zu lösen, keine eigenständige Auswanderersiedlung.

      Aber die Gemeinschaft funktionierte. Wie überall, wo es Menschen gab, wurden Beziehungen geschlossen, gab es Streit und Klatsch und die ganze Palette menschlicher Eigenheiten.

      Ewald Martell und Alanna Waycroft waren zusammengezogen. Es hatte sich nach einiger Zeit so ergeben. Die beiden so gegensätzlichen Menschen empfanden mehr als nur Sympathie füreinander und hatten beschlossen, wenigstens einen Teil ihres Lebens miteinander zu verbringen. Und hier verband die beiden natürlich auch noch das gemeinsame Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit. Aber noch immer konnte es zwischen ihnen zu ausgedehnten Diskussionen kommen, wenn sie unterschiedlicher Meinung waren, was sich relativ häufig ergab. Aber sie waren ein Team, das äußerst erfolgreich zusammenarbeitete .

      So auch jetzt, da sie zusammen mit dem Tronic-Spezialisten Damian Helfgert und dem Kybernetiker Andres Anderson auf der Spur weiterer Impulse waren. Man hatte sie erst vor einigen Tagen geortet. Im Gewirr der wiederhergestellten Energieströme, die ganz Katta durchzogen, tauchten immer wieder vereinzelte Spitzen auf, die auf einen besonders starken Verbrauch schließen ließen. Keines der bisher erkannten und in Betrieb genommenen Geräte besaß derart starke Werte – jedenfalls soweit die Menschen das sagen konnten.

      Die vier Wissenschaftler waren mit einem Gleiter in die Stadt geflogen. Wie schon früher war der Ursprungsort nur annähernd zu bestimmen gewesen. Es wäre also unverschämtes Glück gewesen, wenn sie gleich zu Anfang ihrer Suche fündig geworden wären. Damian Helfgert hatte einen tragbaren Energie-Scanner dabei, Alanna trug zusätzlich ein Oszillo, und Andres Anderson beobachtete weitere Sensoren, mit denen sie dem Ursprung der seltsamen Energieverbraucher auf die Spur kommen wollten.

      Ewald Martell landete den Gleiter in einem bisher noch nicht erforschten Bereich der Stadt. Die Straßen waren leer, nicht einmal die sonst überall verstreuten Roboter waren zu sehen, alles wirkte aufgeräumt und sauber – und sehr steril. Die Wissenschaftler hatten sich längst an die gigantischen Ausmaße gewöhnt, es versetzte sie nicht mehr in Schrecken, wenn die Höhe der Häuser unendlich schien.

      »Diese Richtung«, erklärte Damian Helfgert und deutete in eine Straße hinein. »Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir dort etwas finden werden.«

      »Damian, wir finden seit mehr als drei Jahren täglich etwas Neues. Es wäre keine so große Überraschung«, gab Ewald Martell spöttisch zurück.

      »Wir haben schon soviel gefunden, dass ein ganzes Menschenleben nicht ausreicht, um auch nur einen Überblick zu verschaffen«, setzte Alanna noch eine kleine Spitze darauf.

      »Ach, ihr zwei immer mit euren Spötteleien. Ihr wisst genau, was ich meine«, murrte Damian, ohne wirklich beleidigt zu sein.

      »Was macht dich so sicher?«

      »Die Tatsache«, grinste er, »dass wir in dem Gebäude dort drüben eine Spur finden werden.« Der Ausschlag im Instrument war deutlicher geworden, Damian Helfgert konnte Recht haben.

      Wie Ameisen kamen sie sich wieder einmal vor, als sie durch ein weit offenstehendes Tor in das Haus gingen. Es schien eine Eigenart aller Häuser in der gigantischen Stadt zu sein, dass nicht eines davon verschlossen war.

      Ewald Martell leuchtete mit einem starken Strahler in den Raum hinein – schon wieder eine Halle. Aber das war ja bisher nicht ungewöhnlich. Rein zufällig erblickte er dabei den Aktivierungsschalter für die lokale Energiezufuhr, und gleich darauf wurde es hell. Das Innere dieses Gebäudes unterschied sich nun allerdings gewaltig von allen, die sie bisher betreten und untersucht hatten.

      Die eine Hälfte wurde von Förderbändern eingenommen. Allerdings gab es keine Maschinen, die etwas produzierten, das befördert werden musste.

      Neugierig trat Andres Anderson näher heran und versuchte allein mit Blicken hinter das System zu kommen. Die Bänder zweigten an mehreren Weichen ab und verloren sich dann in der Weite des Gebäudes. Die andere Hälfte der Halle wirkte auf den ersten Blick wie ein Wartesaal. Es gab einen Tresen, wenn es denn einer war, über dem eine nicht aktivierte Anzeigetafel angebracht war; lange Reihen von Sitzschalen – so muteten sie an – boten Platz für Reisende, die auf ihren Transport warteten.

      »Ein intergalaktischer Bahnhof«, witzelte Alanna. »Nächste Abfahrt des Zuges in zwei Minuten, bitte vom Bahnsteig zurücktreten.«

      »Hast du in letzter Zeit zu viele alte Filme gesehen?«, erkundigte sich Damian. »Züge? Nein, wirklich, dass du noch weißt, was das ist.«

      »Mal im Ernst, das hier sieht wirklich aus wie eine Wartehalle. Und die Förderbänder da hinten dürften ja wohl sperrige Waren oder größere Güter transportiert haben.«

      »Eine kühne Theorie«, meinte Andres. »Aber nicht ganz abwegig. Meine Gedanken gehen in eine ähnliche Richtung.«

      »Moment mal«, protestierte Ewald Martell. »Dann müsste hier auch ein Transportmittel, egal welcher Art, zu finden sein. Seht ihr vielleicht etwas?«

      »He, sei nicht so ungeduldig, wir fangen gerade erst an«, neckte Alanna.

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