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      Teneriffa schien ein guter Nährboden für die Liebe zu sein. Hier konnte der neue Anfang, der zu Hause nicht möglich gewesen war, gedeihen. Die Versöhnung zwischen Veronika und Volker Hagen machte erfreulich gute Fortschritte. All die Bosheiten und Gemeinheiten, die daheim schon zum gewohnten Umgangston gehört hatten, kamen hier nicht zum Zug. An Stelle von Gehässigkeiten sagten sich die beiden zum ersten Mal wieder nette Worte. Die Familie war auf dem besten Weg, wieder zusammenzuwachsen, und das machte Marina glücklich. Carsten Baumann, der großartig aussehende Animateur aus Hamburg, interessierte Veronika nicht mehr. Ihre Mutter hatte einen neuen Flirt angefangen, den Flirt mit ihrem eigenen Mann. Und es machte ihr sichtlich Spaß. Sie unternahmen viel zu dritt, und wenn Marina das Gefühl hatte, ihre Eltern wollten allein sein, fand sie immer einen Grund, sich zu entschuldigen und diskret zurückzuziehen.

      Carsten gab indessen die Hoffnung nicht auf, bei Marina landen zu können. Er war felsenfest davon überzeugt, dass die Zeit für ihn arbeitete. Früher oder später würde sie ihre schwache Stunde haben, und dann würde er zur Stelle sein.

      Als sie am Pool einen erfrischenden Drink nahm, setzte er sich zu ihr. »Neuer Bikini?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«

      »Ich habe ihn noch nicht gesehen. Hübsch. Du siehst damit phantastisch aus.«

      »Würdest du mich bitte nicht so anstarren, als säße ich dir nackt gegenüber.«

      Er grinste. »Nun ja, gerade viel ist es nicht, was du anhast.«

      »Die Zeiten, wo das Bikinihöschen den Bauchnabel bedecken musste, sind vorbei.«

      »Dem Himmel sei’s gedankt! Mögen sie nie wiederkehren. Was für eine sinnlose Stoffverschwendung.«

      Marina musterte ihn durch ihre dunkle Sonnenbrille. Er hat was vor, dachte sie und war auf der Hut. Yvonne, die Brünette, winkte ihm. Er nickte kaum merklich zurück. Du machst einen Fehler, dachte Marina amüsiert. Wann wirst du das endlich einsehen?

      »Gehst du mit mir heute Abend in die Diskothek?«, fragte Carsten.

      »Ich hab schon was vor«, schwindelte Marina.

      »Und morgen Abend?«

      »Mal sehen.«

      »Heißt das ja?«

      »Wenn ich ja hätte sagen wollen, hätte ich ja gesagt.«

      »Es heißt doch auch, dass eine Frau ja meint, wenn sie vielleicht sagt.«

      »Tatsächlich? Nun, vielleicht bin ich eine Ausnahme. Ich meine immer, was ich sage.«

      »Dann klopfe ich morgen nochmal an«, meinte Carsten und erhob sich. Marina schüttelte lächelnd den Kopf. »Ach, Carsten, warum lässt du es nicht bleiben? Es hat keinen Zweck.«

      »Das glaube ich dir erst am Ende dieses Urlaubs«, erwiderte er und ging.

      Seine Gewissheit ärgerte Marina ein wenig. Du solltest nicht so sehr von dir eingenommen sein, mein Lieber, dachte sie kühl, sonst wirst du hinterher mit der Enttäuschung nicht fertig.

      26

      Tommy Lindner stürmte in die Hotelbar. »Scotch! Einen doppelten!«

      Er war drüben gewesen im Club. Auf feindliches Territorium hatte er sich gewagt, und er hatte Marina gesehen. Wie befürchtet, war sie nicht allein gewesen. Ein attraktiver Mann hatte ihr Gesellschaft geleistet. Er hatte sich erkundigt und erfahren, dass der Blonde der Animateur-Crew angehörte. Deshalb war er so unverschämt braun und verliebt in seinen muskelbepackten Körper. Eine Menge Mädchen hätten sich geschmeichelt gefühlt, wenn Carsten Baumann sich um sie bemüht hätte. Warum musste er sich ausgerechnet Marina aussuchen?

      Und sie, dachte Tommy empört, während er den Scotch austrank, ist sie sich nicht zu schade für diesen Gigolo? Stört es sie nicht, bloß eine von vielen zu sein? Zu echter Liebe ist dieser Casanova doch überhaupt nicht fähig.

      »Noch mal dasselbe!«, verlangte er, um die Wut, die ihm wie ein Kloß im Hals steckte, hinunter zu spülen.

      Es war wohl ein Fehler gewesen, dem inneren Drang nachzugehen und hierher zu fliegen. Wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich mir diese herbe Enttäuschung erspart, dachte Tommy niedergeschlagen. Er wäre am liebsten sofort wieder abgereist. Aber dann bekam sein Trotz mehr und mehr Oberwasser. Sollte er wegen Carsten Baumann kapitulieren? Das kam überhaupt nicht in Frage. Er wollte um Marina kämpfen. Gar so schlecht waren seine Karten nicht. Wenn er sie klug ausspielte, müsste der Animateur auszustechen sein.

      Nach dem zweiten Scotch fühlte sich Tommy etwas besser. Marina gehörte ihm, er wollte sie sich von niemandem wegnehmen lassen. Zugegeben, Marina wollte im Augenblick nichts von ihm wissen, aber das würde sich ändern, sobald er mit ihr gesprochen hatte. Es war sehr wichtig, dass die Menschen miteinander redeten. Viele Irrtümer und Missverständnisse konnten auf diese Weise ausgeräumt werden. Auch Marina würde die Dinge in einem anderen Licht sehen, wenn er Gelegenheit zu einer Erklärung bekam.

      »Man trinkt doch nicht allein«, rügte ihn Angie Quaid.

      Schon wieder Angie, dachte Tommy wenig begeistert. Sie ist beinahe so anhänglich wie mein eigener Schatten.

      »Spendierst du mir einen Drink?«, fragte sie und kletterte auf den benachbarten Hocker.

      »Ich wollte eigentlich gerade gehen.«

      »Das darfst du nicht.« Sie legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Es schickt sich nicht für ein Mädchen, allein am Tresen zu sitzen.«

      Als ob du dich schon mal dafür interessiert hättest, was sich schickt und was nicht, dachte Tommy spöttisch.

      »Für die Länge eines Drinks wirst du mir doch Gesellschaft leisten, oder?«, säuselte sie.

      Er blieb sitzen und bestellte für sie, was sie haben wollte. Sie bestand darauf, dass er auch noch etwas trank.

      »Eigentlich wollte ich diesen Urlaub mit einer Freundin verbringen, doch die fiel leider krankheitshalber aus. Gallenoperation. In so jungen Jahren schon. Rita ist sechsundzwanzig wie ich. Ich befürchtete, dass dies der langweiligste Urlaub meines Lebens werden würde, doch dann sah ich dich, und nun bin ich sicher, dass sich meine Befürchtung nicht bewahrheiten wird.«

      Darauf würde ich nicht wetten, dachte Tommy.

      Einen ganz kurzen, schäbigen Augenblick erwog er die Möglichkeit, Marina mit Angies Hilfe eifersüchtig zu machen, aber diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Und er schämte sich dafür.

      Angie hielt ihm eine extralange Zigarette entgegen und bat ihn um Feuer. Er nahm ein Streichholzbriefchen aus dem großen Glas, das neben ihm stand, und riss ein Schwefelhölzchen an. Angie hielt seine Hand mit beiden Händen, und sie blies die Flamme selbstverständlich hintergründig lächelnd aus. Sie war ein raffiniertes Ding und setzte erfahren alles ein, was sie zu bieten hatte, aber er konnte nicht schwach werden, denn Marina stärkte ihm den Rücken. Keine Versuchung konnte so groß sein, dass er ihr erlag. Seine Liebe zu Marina war der beste Schutz.

      Angie bot ihm eine Zigarette an.

      Er lehnte dankend ab. »Ich rauche nicht.«

      Angie

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