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sah Berringer überrascht an. „Wie meinen Sie das?“

      „Na ja, so einem Bodyguard mag man ja beibringen können, dass er den Mund hält, wenn einem der Sinn nicht nach einer Unterhaltung steht. Aber er hat Augen im Kopf und sieht alles. Also kontrolliert er einen in gewisser Weise auch, finden Sie nicht?“

      „Ich stehe gern auf eigenen Füßen, das ist schon richtig“, sagte sie. „Außerdem betreibe ich Aikido. Ich brauche niemanden, der mich verteidigt.“ Berringer hob die Augenbrauen. „Ich wusste nicht, dass man mit Aikido Gewehrkugeln abwehren kann.“

      „Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt?“, fragte sie schroff. „Ich verstehe nicht, wie mein Mann Ihnen vertrauen kann. Na ja, seine Menschenkenntnis war meiner Ansicht nach nie besonders ausgeprägt.“

      „Da stimme ich Ihnen inzwischen zu“, entgegnete er und dachte dabei an Frank Severin. „Tatsache ist aber, dass Ihrem Mann ein Aikido-Training nicht das Geringste genützt hätte gegen ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr.“

      „Richtig, aber ein Bodyguard wohl auch nicht. Und um ehrlich zu sein, habe ich kein Lust, weiter mit Ihnen zu plaudern. Tun Sie, wofür mein Mann Sie bezahlt, und finden Sie den Kerl, der auf ihn geschossen hat!“

      „Niemand weiß bisher, ob es sich um einen Kerl handelt“, sagte Berringer.

      Ihre Blicke begegneten sich. Zwei volle Sekunden lang sagte niemand ein Wort. Ein stummes Duell.

      Was macht sie so nervös und angriffslustig?, fragte sich Berringer. Sie wirkte auf ihn wie ein in die Enge getriebenes Tier. Dabei hatte er sie noch nicht einmal beschuldigt oder wirklich in Bedrängnis gebracht.

      Er entschloss, das nachzuholen, indem er fragte: „Wo waren Sie an dem Sonntag, als auf Ihren Mann geschossen wurde?“

      „Als sein Pferd erschossen wurde!“, korrigierte sie. „Seine Laura. Er hat das zottelige Ding mehr geliebt als alles andere.“

      Mehr geliebt als Sie?, lag Berringer auf der Zunge, aber er konnte es gerade noch runterschlucken.

      „Ich war spazieren“, antwortete sie auf seine Frage.

      „Wo?“

      „Am Elfrather See. Das ist nicht weit von hier.“

      „Gibt es Zeugen?“

      „Wo denken Sie hin? Um diese Jahreszeit liegt da noch kein Segelboot und surfen macht bei der Kälte auch keinen Spaß. Vielleicht war ein Angler dort, aber ich habe nicht darauf geachtet. Was soll das eigentlich? Wieso fragen Sie mich das? Wollen Sie mich etwa verdächtigen?“

      „Im Gegenteil“, antwortete Berringer spitzfindig, „ich versuche, Sie als Verdächtige auszuschließen.“

      „Das können Sie leichter haben, indem Sie sich mal bei der Polizei erkundigen – falls die jemandem wie Ihnen überhaupt Auskunft erteilt.“

      „So?“

      „Wir haben insgesamt vier Jagdwaffen im Haus, und die sind von der Polizei mitgenommen worden. Mit keiner dieser Waffen ist geschossen worden, das steht inzwischen fest.“ Sie griff in ihre Handtasche und holte ihr Handy hervor. „So, Herr Berringer. Und jetzt sagen Sie mir bitte ins Gesicht, das ich auf meinen Mann geschossen haben soll! Aber dann sollten Sie ihm das auch gleich sagen. Ob er Sie dann allerdings weiterbeschäftigt, halte ich für fraglich!“ Sie klickte bereits in dem elektronischen Nummernverzeichnis ihres Mobiltelefons herum.

      „Bevor Sie Ihren Mann anrufen“, schlug Berringer vor, „sollten wir uns vielleicht noch über Frank Severin unterhalten.“

      Sie schaute auf, starrte ihn an. Dann klappte sie das Handy wieder zu und steckte es weg. Offenbar hatten Berringers Worte ihr Bedürfnis, umgehend mit ihrem Mann zu sprechen, schlagartig gedämpft.

      Ihre Augen wurden schmal. „Frank ist ein guter Freund der Familie“, behauptete sie,

      „und außerdem ein wichtiger Mitarbeiter, der ...“

      „Den Sie duzen und mit dem Vornamen anreden“, unterbrach er sie, „während Ihr Mann ständig von Severin oder Herrn Severin spricht.“

      „Wissen Sie was? Lassen Sie mich einfach in Ruhe! Guten Tag, Herr Berringer.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen, ging die Treppe hinauf und verschwand im Haus. Berringer sah ihr nachdenklich hinterher.

      Hatte er da einen Nerv getroffen?

      4. Kapitel: Eine Leiche im Elfrather See

      Berringer setzte sich in den Wagen und fuhr los. Diesmal dachte er daran, sein Handy mit der Freisprechanlage zu verbinden, sodass er ganz legal telefonieren konnte und nicht ständig Gefahr lief, von einer Polizeistreife angehalten zu werden, die ihm eine kostenpflichtige Verwarnung aufbrummte.

      Sofort nachdem er das Grundstück der Geraths verlassen hatte, fuhr ihm doch auch tatsächlich eine Polizeistreife im Schleichtempo entgegen.

      Es waren zwei Beamte. Ein Mann und eine Frau. Die Frau saß am Steuer und signalisierte Berringer zu halten.

      Auch das noch, dachte der Detektiv. Dein Freund und Helfer hält dich auf, wenn du es am eiligsten hast!

      Wahrscheinlich war das eine der Streifen, die für Geraths Sicherheit zu sorgen hatten.

      Schön, dass die ihren Job so ernst nahmen, auch wenn der Betroffene gar nicht zu Hause war, dachte Berringer. Aber die hatten wahrscheinlich gar nicht gemerkt, dass Gerath weggefahren war – und wenn er entführt worden wäre, hätte das wohl auch kaum Aufsehen erregt.

      Der Mann stieg aus, setzte sich sehr sorgfältig die Mütze auf und trat dann an Berringers inzwischen heruntergelassene Fensterscheibe.

      „Fahren Sie bitte an den Rand und stellen Sie den Motor ab.“

      „Wenn Sie wünschen.“

      Berringer leistete den Anweisungen des Beamten Folge und wartete, bis der Polizist ihm die zwei Meter gefolgt war.

      Der Detektiv fragte sich, ob der Beamte noch das alte, schmale Pistolenholster oder bereits die etwas zu dick geratene Neuversion trug und dafür vorschriftswidrig auf den Sicherheitsgurt verzichten musste. Aber der Polizist wandte Berringer die linke Seite zu, sodass der Detektiv die entscheidenden Details nicht sehen konnte.

      „Ihre Papiere bitte.“

      Berringer langte in die Innentasche seines Jacketts und versuchte dabei, allzu hektische Bewegungen zu vermeiden, da er bei seinem Gegenüber nicht durch Gedankenlosigkeit irgendwelche unangenehmen Reflexe zur Eigensicherung auslösen wollte.

      Neben dem Führerschein und den Fahrzeugpapieren gab Berringer dem Beamten auch eine ID-Card, die ihn als Mitglied im Berufsdachverband der Privatermittler auswies.

      Nach kurzer Prüfung bekam Berringer alles zurück. „Fahren Sie weiter und entschuldigen Sie die Störung.“

      „Nichts für ungut.“

      „Wir sind nun mal dazu angehalten, hier in der Gegend die Augen offen zu halten.“

      „Ich bin sehr froh, dass Sie Ihre Aufgabe so ernst nehmen“, sagte Berringer und dachte: Auch wenn Sie mit Ihren Maßnahmen das Leben meines gerade nicht anwesenden Klienten nicht effektiv

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