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hing, und achtete nicht weiter auf Berringer.

      Dieser machte ein paar schnelle Schritte und stellte sich zielsicher zwischen die junge Frau und die Tür. Der Sicherheitsmann machte drei Schritte, war sich aber nicht sicher, ob er eingreifen sollte, und blieb unschlüssig stehen.

      „Ich muss mit Ihnen reden!“, sagte Berringer zu der Lady in Weiß.

      „Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.“

      „Das halte ich für ausgeschlossen.“

      „Was immer Ihnen mein Vater aufgetragen hat, sagen Sie ihm, er soll sich sein Geld sonst wohin stecken. Er kann mich mal.“

      „Wie kommen Sie darauf, dass Ihr Vater mich angeheuert hat?“

      „Mein Vater bezahlt doch jeden Idioten, der sich auf seinem Grundstück aufhält.“ Sie warf Sven Giselher einen finsteren Blick zu. Der Mann, der noch immer zögernd und unschlüssig in der Empfangshalle stand, wandte das Gesicht ab.

      Sie ging weiter in Richtung Tür und zog dabei ihre Jacke über. Ziemlich heftig riss sie die Tür auf und trat ins Freie. Sie ging schnurstracks auf das gusseiserne Tor zu.

      Offenbar hatte sie ihren Wagen nicht auf das Grundstück gefahren, sondern irgendwo in der Nähe abgestellt. Zumindest nahm Berringer das an.

      Oder sie wird abgeholt, überlegte er. Nach ein paar Schritten hatte er sie eingeholt.

      „So warten Sie doch! So kann sich doch kein Mensch mit Ihnen unterhalten.“

      „Wer sagt, dass ich mich unterhalten will!“

      „Ich bin Privatdetektiv und versuche herauszufinden, wer Ihren Vater umbringen will.“

      „Schade, dass der Stümper so schlecht gezielt und nur dieses behäbige Island-Pferd getroffen hat!“

      Sie ging immer schneller. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt, und Berringer hatte den Eindruck, dass ihre Gesichtsfarbe doch ein wenig dunkler geworden war.

      Sauer gewordener Rotwein, dachte er, war sich aber als Antialkoholiker nicht recht sicher, ob es so etwas überhaupt gab. Egal, sauer stimmte auf jeden Fall.

      „Sie waren auf dem Rahmeier-Hof und haben sich nach Ihrem Vater erkundigt“, sagte er. „Und Sie wissen offenbar über die Pferde Ihres Vaters bestens Bescheid.“

      „Na und?“

      „Das sind beides Merkmale, die auch auf den Täter zutreffen, der sich als Pferde-Serienmörder betätigt hat.“

      „Ach!“

      „Oder auf die Täterin!“

      Abrupt blieb sie stehen. Ungefähr zwanzig Meter waren es noch bis zum gusseisernen Tor. Die beiden Wachmänner dort waren so unschlüssig wie Sven Giselher in der Empfangshalle, wie sie reagieren sollten. Nur der Hund gehorchte einfach seinem Instinkt. Er spürte selbst auf die Entfernung die aggressive Stimmung, die in der Luft hing. Also riss er an der Leine und kläffte, so gut das mit Maulkorb ging. Seiner hundeeigenen Logik nach wies er damit ein sich unbotmäßig verhaltendes, seine Rangstufe missachtendes Rudelmitglied zurecht.

      „Sie denken, ich habe auf meinen Vater geschossen, ja?“

      „Ich konfrontiere Sie nur mit den Fakten, mit denen Sie auch die Polizei konfrontieren wird“, gab Berringer sachlich zurück. „Und die wird Ihnen auch dieselben Fragen stellen, die ich Ihnen stelle.“

      „Die Bullen können mich mal!“

      „Die auch?“ Berringer schmunzelte. „Sieh mal einer an.“

      „Hören Sie ...“

      Doch Berringer ließ sie nicht zu Wort kommen. „Was ist denn passiert, dass Sie hier wie eine Furie herumlaufen? Scheinen ja richtig tiefgehende familiäre Differenzen zu sein, die da vorliegen – und auch das wird die Polizei interessieren.“ Sie stemmte die Fäuste in die geschwungenen Hüften. „Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“

      „Die Tochter von Herrn Gerath, wenn ich Sie richtig verstanden habe“, sagte Berringer lapidar.

      „Ich bin Maja Gerath!“

      Zumindest hatte sie nicht gesagt: Ich bin die Gerath. Die Gerath war wahrscheinlich die Frau des Gerath, dachte Berringer amüsiert.

      Sie fuhr fort: „Und wenn Sie noch einmal behaupten, dass ...“ Berringer fuhr ihr in die Parade. „Drohen Sie mir jetzt nicht mit Anwälten, die Ihr Vater bezahlen müsste. Das wäre doch irgendwie unredlich, finden Sie nicht auch?“

      „Wa... was?“, stammelte sie. Sie musste erst mal ihre Gedanken ordnen, so schien es.

      Und vor allem ihre Emotionen.

      „Na ja“, sagte Berringer, „Ihr Vater bezahlt mich, damit ich Fragen stelle, und dann soll er Ihre Anwälte bezahlen, damit ich den Mund halte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Da wäre Ihr Daddy ganz schön gekniffen, oder?“ Sie brauchte einen Moment, um diese Unverschämtheit zu verdauen. Dann öffnete sie die Steppjacke und deutete auf das hölzerne Amulett. „Wissen Sie, was das ist?“

      „Das Ergebnis eines Volkshochschulkurses in Brandmalerei“, behauptete Berringer.

      „Sie haben sicherlich eine kreative Ader.“

      „Sie sind ein dummer Mensch, Herr ...“

      „Berringer.“

      „Dies ist das allsehende Auge mit den Zeichen des Göttlichen Prinzips und des Prinzips der Erde.“

      „Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, was das damit zu tun hat, wer auf Ihren Vater geschossen hat. Derjenige folgte nämlich wohl eher dem Prinzip des Todes, und der Blick seines allsehendes Auge wurde durch ein Fadenkreuz fokussiert.“ Sie tickte mit dem Fingernagel des rechten Zeigefingers gegen das Amulett. „Das sind Symbole des Friedens und der Spiritualität. Ich würde niemals Gewalt anwenden.“

      „Ich weiß nicht, ob spirituelle Reinheit der Polizei als Beweis für Ihre Unschuld reicht.“

      Sie verzog das Gesicht. „Das lassen Sie mal meine Sorge ein.“

      „Hören wir auf mit dem Kinderkram“, entgegnete Berringer völlig unbeeindruckt.

      „Haben Sie ein Alibi für den Sonntagmorgen, an dem zum ersten Mal auf Ihren Vater geschossen wurde?“

      „Ich habe geschlafen.“

      „Wahrscheinlich allein und ohne Zeugen.“

      „Hören Sie, um die Zeit, wenn mein Vater auszureiten pflegt, schlummere ich tief und fest.“

      „Die Polizei wird sicher begeistert sein von diesem Alibi.“ Sie war äußerst gereizt. Ein wandelnder Sprengsatz. Und Berringer ertappte sich dabei, dass es ihm Spaß machte, mit dem Feuerzeug an ihrer Zündschnur rumzuspielen.

      „Was wollen Sie verdammt noch mal von mir?“, fauchte sie.

      „Ich möchte, dass Sie mir sagen, weshalb Sie angenommen haben, Ihren Vater auf dem Rahmeier-Hof anzutreffen und was der Grund Ihres derzeitigen Streits ist?“

      „Was Ihre erste Frage angeht: Sie können mich mal!“ Berringer grinste. „Das hatten wir doch schon.“

      „Und die zweite ...“

      „Ich hoffe, Sie variieren Ihre Antworten etwas.“

      „Fragen Sie einfach meinen Vater!“

      Mit energischen Schritten ging sie weiter Richtung Tor. Als sie dort ankam, trat sie dagegen, dass es scheppert. Dann drehte sie sich um und keifte die Wachmänner an.

      „Na, worauf warten Sie denn? Ich will hier raus! Oder wollen Sie eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung!“

      Was für einer Religion oder esoterischen Lehre sie auch immer anhängen mochte, zu einem sanftmütigen Menschen

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