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DIE ZÜRCHER ACHSE. Eveline Keller
Читать онлайн.Название DIE ZÜRCHER ACHSE
Год выпуска 0
isbn 9783347085176
Автор произведения Eveline Keller
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
Weitere Werke der Autorin:
Atemzug, tredition GmbH, Neuauflage Juli 2020.
Die Zürcher Achse, tredition GmbH, Juli 2020
(vormals Rose of India)
MONTE, tredition GmbH, Juli 2020
Eveline Keller, 1959 in Zürich geboren, lebt mit ihrer Familie in Wallisellen bei Zürich, und schreibt regelmässig Kolumnen in einem Online Magazin. 2009 verfasste sie den ersten Krimi Atemzug, mit Neuauflage im Juli 2020. Es folgte der Krimi Die Zürcher Achse. Das neueste Werk ist der Kriminalroman MONTE, er erscheint im Sommer 2020. Bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete die diplomierte Betriebsökonomin im Gemeinnützigen Frauenverein Zürich, im Amt für Justizvollzug und bis zu ihrer Pensionierung an einer Schule.
Der folgende Text enthält Helvetismen. Für Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Kurzbeschreibung oder fragen die Autorin.
EVELINE KELLER
DIE ZÜRCHER ACHSE
Ein Fall für Kommissarin Amber Glättli
© 2020 Eveline Keller
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-08515-2 |
e-Book: | 978-3-347-08517-6 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
1.
Achmet musste in der Hölle gelandet sein. Um ihn herum dröhnte und heulte es. Das Böse, es war überall auf der Welt anzutreffen. Er wusste das. Er war in Mogadishu aufgewachsen, einer Stadt, durch die seit Jahren die Fronten der Bürgerkriegsparteien verliefen, die sich einmal vor- und einmal zurück verschoben. Dabei starben täglich Dutzende Menschen im Kugelhagel. Er hatte Glück und hatte überlebt. Er kam mit Joe nach Europa, ins reiche Zürich. Und landete hier in der Hölle.
Eine Stiefelspitze trat ihn wuchtig in den Bauch, dass er aufschrie. Er wusste nicht, wohin man ihn verschleppt hatte. Achmet schluckte und schmeckte Blut, sein Blut. Alles drehte sich im Kreis. Aus seinen verquollenen Augen konnte er nichts sehen. Riechen? Da wo seine Nase war, war ein blutiger Brei, aus dem der Rotz tropfte.
Er hätte auf seine Großmutter hören sollen. Sie hatte ihn schon als Kind gewarnt, dass es eines Tages schlimm mit ihm enden werde. Er hätte Fischer werden sollen, wie seine Väter. Aber er hatte die Schiffe gesehen, die von überallher kamen und Giftfässer vor der Küste Somalias versenkten. Sie verseuchten alle Lebewesen im Meer, und mit ihnen, die Menschen, die sich von ihnen ernährten. Sie bekamen Krankheiten, für die es keine Namen gab.
Ohne ihn. Er hatte beschlossen, sich ein Stück von dem unermesslichen Reichtum der Industriestaaten zurückzuholen. Das war ihm auch gelungen. Er verfügte über Geld und ein Bankkonto. Er war im Besitz der ‚Rose of India‘, einem Rubin, dem magische Kräfte nachgesagt wurden und er trug einen piekfeinen Anzug, geschneidert vom berühmten Armani.
Er durfte sich nur nicht erwischen lassen. Genau! Und Schuld daran war die ‚Rose of India‘. Sie musste verhext sein. Es klebte Blut an ihr, und er hatte sie geklaut. Ihr böser Geist saß ihm im Nacken, er hörte ihr gequältes Geheul, das einem durch die Knochen fuhr. Kalter Schweiß brach ihm aus. Seine Lippen waren zerschlagen und seine Kehle brannte. In seinem Bauch loderte ein Schnaps-Feuer. Er war so durstig. Ein - zwei Tritte trafen ihn diesmal in die Rippen. Er krümmte sich vor Schmerz. Vor ihm verschwamm alles, und er drohte das Bewusstsein zu verlieren.
Joe, wo war er? Sie hatten in der Bar mit den hübschen Mädchen getanzt und gefeiert. Er hatte ihnen ein paar Drinks spendiert. Angeheitert war er einer Blondine mit schwingendem Po aufs Zimmer gefolgt. Da tauchten vor ihm plötzlich diese beiden Teufel auf. Sie stießen ihn die Treppe hinab und verprügelten ihn draußen im Hinterhof. Sie stopften ihm eine Flasche mit hochprozentigem Fusel zwischen die Zähne und hielten ihm die Nase zu, so dass er schlucken musste. Auf seine Fragen antworteten sie mit Schlägen, bis er davon, oder vom Alkohol die Besinnung verlor.
Als er wieder zu sich kam, befanden sie sich nicht mehr im Hof. Wo wusste er nicht. Verzweifelt versuchte er, auf allen vieren weiteren Prügeln zu entkommen. Da spürte er Sand unter sich. Waren sie in der Wüste? Träumte er das alles? War er gar nicht in Zürich, sondern in Puntland? Er probierte, einen Gedanken zu fassen, doch alles surrte um ihn herum wie ein Mückenschwarm.
Weg hier. Er bemühte sich, doch nach einem halben Meter war Schluss, ein Baseball-Schläger mähte ihn nieder. Er wand sich und schrie. Dafür bohrte sich der Stiefel einmal mehr in seinen Magen. Er schmeckte Galle. Gejohle folgte. Die Teufel waren mitleidlos. Wenn wenigstens dieses jämmerliche Klagen aufhören würde. Dieser Ton brachte ihn noch um den Verstand. Es war immer da, wohin er auch kroch, als würde es aus seiner Brust kommen.
Er konnte nicht mehr. Die Arme brachen kraftlos unter ihm ein. Ein Absatz schlug an seine Stirn. Blutiger Nebel senkte sich über ihn. Verbissen robbte er vorwärts. Da spürte er Wasser an den Händen. Mit letzter Kraft zog er sich heran, beugte sich vor und bettete seufzend den Kopf ins kühle Nass. Besser. Das Grölen der Peiniger drang nur noch gedämpft an seine Ohren. Bevor er eintauchte, glaubte er, das Knattern eines Außenbordmotors zu hören. Endlich! Seine Freunde kamen, um ihn zu holen. Alles wurde gut. Er kehrte nach Hause zurück, ans Horn von Afrika.
Achmet entspannte sich, und spürte nicht mehr, wie der Stiefel ihn unter Wasser drückte.
2.
Kommissarin Amber Glättli beugte sich über den Toten, um ihm ins Gesicht zu sehen oder in das, was es mal war. Ein süß-säuerlicher Geruch von Schnaps und Körperausscheidungen stieg ihr in die Nase. Warum erwischte immer sie die gruseligen Leichen? Und der hier hatte links am Hals, eine lange Narbe, die ihr auf beunruhigende Weise bekannt vorkam.
Sein Kopf lag in den Ansätzen, des geplanten Kneipp-Wasserbeckens, in dem sich vom verregneten Wochenende Wasser angesammelt hatte. Im Tod hatten sich seine Züge entspannt, sein Mund, ein blutiges Loch, die Zähne eingeschlagen und seine zugeschwollenen Augen waren dünne Schlitze, auf die Amber hinabsah, um ihn herum, schwamm wie ein Heiligenschein Blut und Erbrochenes.
Routinemäßig prüfte sie seinen Puls. Vielleicht war er zum Vampir mutiert, dachte sie und stürzt sich auf ahnungslose Kommissare. Sollte sie sich einen hölzernen Pfahl sichern, den man ihm notfalls durchs Herz treiben konnte, bevor er biss? Half das überhaupt? Michael Jacksons Thriller drängte sich in ihre Gedanken und sie erschauerte. Es fühlte sich an als wäre die Temperatur gesunken, und die andächtige Stille auf der großen Baustelle des Familien-Wellnesscenters Sunny Beach, trug das ihre dazu bei. Wo sonst Lastkräne surrten, eifrig gehämmert, gerufen und gebohrt wurde, war nur das Scharren von zwei Dutzend Füßen zu hören. Die Arbeiter standen im Halbkreis um sie herum, ihre Hände bedrückt gefaltet, die Schultern gekrümmt. Wie bei einem Feldgottesdienst, nur der Pfarrer fehlte und das signalfarbige Absperrband der Polizei passte auch nicht ins Bild.
Der Polier hatte am Morgen aufgeschlossen.
„Da habe ich nichts Auffälliges bemerkt. Der Elektrikerlehrling hat ihn erst um halb neun Uhr entdeckt, hinten im Saunabereich. Da arbeitet im Moment keiner“, gab er zu Protokoll, während er versuchte an der Leiche vorbeizuschauen, was ihm nicht gelingen wollte.
Kommissarin Glättli richtete sich zu ihrer ganzen Größe von Eins neunundfünfzig auf, stellte sich wippend auf die Zehen, schob ihr Kinn vor und musterte jeden der Reihe nach. Keiner wagte, mit dem Mundwinkel zu zucken. Aufmerksam verfolgten sie jede ihrer Bewegungen in der ungewöhnlichen Aufmachung. Die konnten lange schauen, das war ihr sowas von egal.
Zugegeben, die Fischerstiefel wären für die Pfütze nicht