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und im Markgräflerland – gedeihen auch Müller-Thurgau, Grauburgunder, Weißburgunder, Riesling, Silvaner, Traminer und die regionale Spezialität Gutedel.

      Von der Bergstraße zum Bodensee

      Der Weinbau in Baden geht auf die Römer zurück. Sie hatten vor über 2000 Jahren westlich des Rheins mit dem Anbau begonnen. Von dort breitete sich der Anbau über die Oberrheinische Tiefebene ostwärts aus. Bereits im 1. Jh. n. Chr. sollen im heutigen Baden die ersten Reben gepflanzt worden sein; urkundlich belegt ist der Weinbau seit dem 8. Jh. Von der langen Tradition zeugen über 100 Weinfeste, zahlreiche Lehrpfade und Themenwanderwege – und natürlich die vielen Weinlokale. Auch international genießen die hochwertigen Weine aus Baden größte Wertschätzung und haben auf der ganzen Welt Freunde gefunden.

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      Sehen, fühlen, hören, riechen, schmecken – das Vineum Bodensee (s. >) versteht sich als Museum für alle Sinne.

      In den Räumen des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals in Meersburg ist seit 2016 das »Vineum Bodensee« zu Hause – ein außergewöhnliches Museum, das zu einem interaktiven Rundgang durch die Kulturgeschichte des Weins einlädt. Im Eingangsbereich werden die Besucher vom »Heilig-Geist-Torkel« begrüßt. Das mächtige, hölzerne Prachtstück stammt aus dem Jahr 1607 und ist eine der ältesten und größten noch funktionsfähigen Weinpressen Europas.

      Museum für alle Sinne

      Das neugestaltete Weinmuseum wartet mit einem innovativen Konzept auf, das alle Sinne anspricht. Interaktive Stationen laden zum Ausprobieren und Mitmachen ein, darunter Weindispenser, an denen man den Rebensaft der Region kosten kann, und Duftamphoren, die die typischen Aromen des Bodenseeweins erlebbar machen. Verschiedene Themenräume stellen den Wein als Heil-, Genuss- und Rauschmittel vor. Darüber hinaus wird anschaulich und unterhaltsam die Geschichte des Weins vermittelt – vom Anbau über die Herstellung bis zum Verzehr.

      Vineum Bodensee • Meersburg, Vorburggasse 11 • Tel. 0 75 32/44 02 61 • www.vineum-bodensee.de • Eintritt 7 €

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      Kloster Reichenau war schon zur Zeit Karls des Großen bedeutend – nicht nur wegen des Weinbaus, den die Mönche auf die Insel brachten.

      IMG Insel Reichenau

      So malerisch wie heute hat die Reichenau im Jahr 724 sicherlich nicht ausgesehen. Als Wandermönch Pirminius die Insel erreichte und dort ein Benediktinerkloster gründete, glich sie eher einem Urwald. Bereits 818 pflanzte Abt Hatto I. die ersten Reben, die so prächtig gediehen, dass ein Jahrhundert später Rebleute auf die Insel geholt wurden, um die Arbeit bewältigen zu können. Doch nicht allein der Wein machte die nur 4 x 1,5 km große Insel berühmt – im Mittelalter war die Reichenau mit ihren zahlreichen Kirchen und Klosteranlagen ein bedeutendes kulturelles Zentrum. Etliche Kirchen und Wandmalereien sind erhalten und können besichtigt werden. Seit dem Jahr 2000 zählt die Reichenau zum Weltkulturerbe der UNESCO.

      Wo im Wasser Wein entsteht

      Über Jahrhunderte war der Weinbau die wirtschaftliche Grundlage der Inselbewohner. Das milde Bodenseeklima mit seinen geringen Temperaturschwankungen bietet dafür beste Bedingungen. Später kam der Gemüseanbau als weiterer Wirtschaftszweig hinzu. Doch auch das günstige Klima schützte die Bewohner der Reichenau nicht vor Rückschlägen. So kam es im 19. Jh. wiederholt zu Schädlingsbefall und Missernten, die die Existenz der Winzer bedrohten. Daraufhin gründete der Reichenauer Pfarrer Meinrad Meier 1896 mit 62 Winzern den Winzerverein Reichenau. Badens kleinste selbstständige Winzergenossenschaft bewirtschaftet heute rund 22 Hektar Rebfläche – 1913 waren es noch 140 Hektar. Die neue Vinothek im historischen Weinkeller befindet sich beim Münster St. Maria und Markus in Mittelzell, direkt im Durchgang zum Klosterhof.

      – Tourist-Info • Reichenau, Pirminstr. 145 •Tel. 0 75 34/9 20 70 • www.reichenau-tourismus.de

      – Winzerverein Insel Reichenau e. G. • Reichenau, Münsterpl. 2a • Tel. 0 75 34/ 2 93 • www.winzerverein-reichenau.de

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      An die 222 000 Liter Wein passten ursprünglich in das Riesenfass im Heidelberger Schloss. Gefüllt wurde es aber nur dreimal – weil es undicht war.

      IMG Das Große Fass im Heidelberger Schloss

      Größer als jedes andere Fass auf Erden sollte es werden, das Weinfass des Pfalzgrafen Johann Kasimir. Nach dem Tod seines Bruders, Kurfürst Ludwigs VI. von der Pfalz, übernahm er 1583 als Vormund seines neunjährigen Neffen Friedrich die Regentschaft über die Kurpfalz. Der Landauer Küfer Michael Werner wurde mit dem Bau des Fasses beauftragt. Nach mehrjähriger Arbeit stellte er 1591 ein Fass fertig, in das 127 000 Liter Wein passten. Es war so gigantisch, dass im Heidelberger Schloss erst ein passender Lagerraum gebaut werden musste: der Fassbau unmittelbar neben dem Königssaal. Das war vor allem bei großen Festen praktisch, denn so konnte schnell für Nachschub gesorgt werden, wenn der Wein in den Gläsern knapp wurde. »Fürwahr, dieses Werk ist bei Gott wert, dass man’s besichtigt, wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt. Solch ein Gefäß mit so großer Gabe des Weinstocks, glaub ich, gibt’s nicht, so weit der riesige Erdkreis reicht«, schrieb Pfarrer Anton Praetorius, der das überdimensionale Fass 1595 besichtigte. Welchem Zweck es diente, ist unklar; möglicherweise war es für den Zehntwein der Kurpfalz bestimmt.

      Knapp 222 000 Liter Fassungsvermögen

      Zwischen 1618 und 1648 wurde das Johann-Kasimir-Fass im Dreißigjährigen Krieg zerstört und das Holz verfeuert. Daraufhin gab Kurfürst Karl Ludwig 1664 ein noch größeres Fass in Auftrag. Das 195 000 Liter fassende Karl-Ludwig-Fass war oben sogar von einem Tanzboden überdeckt. Zwar überstand es die Zerstörungen des Schlosses 1688/89 und 1693, doch die nötigen Reparaturen waren nicht sonderlich erfolgreich. So wurde im Jahr 1728 das dritte Fass gebaut – mit 202 000 Litern Fassungsvermögen noch größer als seine Vorgänger, jedoch leider undicht. Sein Auftraggeber, Kurfürst Karl Philipp, brachte aus Tirol einen 100 kg schweren Kleinwüchsigen mit großem Durst mit. Der trinkfreudige Mann, der als Hofmeister und Mundschenk im Dienst des Kurfürsten stand, soll auf die Frage, ob er das Fass allein austrinken könne, geantwortet haben: »Perché no?« – »Warum nicht?« Das brachte ihm den Spitznamen Perkeo ein. Sein Denkmal steht heute neben dem Großen Fass, das bereits das vierte seiner Art ist. Es entstand 1751 unter Kurfürst Karl Theodor und hatte ein Volumen von 221 726 Litern. Leider war es genauso undicht wie sein Vorgänger und soll nur dreimal befüllt worden sein.

      Inzwischen ist sein Fassungsvermögen um über 2700 Liter gesunken, da das Holz eingetrocknet ist. Dennoch ist das Große Fass im Kellergewölbe des Heidelberger Schlosses ein Publikumsmagnet und lockt jedes Jahr rund eine Million Besucher an. Sehenswert ist auch die weltberühmte Schlossruine, von der man einen herrlichen Blick auf Heidelberg und das Neckartal hat. Neben Themenführungen für jeden Geschmack lohnt sich ein Besuch des Schlossgartens und des Deutschen Apothekenmuseums. Das Schloss ist bequem per Bergbahn zu erreichen. Wer gut zu Fuß ist, kann von der Talstation in der Altstadt den gepflasterten Burgweg nutzen – zum Schloss sind es nur wenige Gehminuten.

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