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nach Mexiko geflogen, wo er einen neuen Job zu kriegen hoffte. Von seinen Drohungen hatte er keine wahrgemacht.

      Helen Teflin befand sich im Augenblick bei jenem Nervenarzt, der sie auf ihren Geisteszustand untersuchen sollte. Le Beau, James und ein Polizeibeamter hatten sie zur Praxis des Arztes begleitet. Der Baron und Robert saßen in des Barons Hotelzimmer zusammen.

      Der Baron hatte geduscht, trug eine Hausjacke, legere Hosen und schmauchte genussvoll eine Zigarre. Vor ihm stand ein Glas Bourbon, lag die neueste Zeitung und lockte ein grellfarbiger Prospekt, der das Top Variete in Vancouver anpries.

      Robert, der indessen die Erlebnisse kannte, die seine Freunde hinter sich hatten, machte ein sorgenvolles Gesicht.

      „Ich wollte es nicht gleich sagen, aber nun müssen Sie es erfahren, Sir: Wir werden hier beschattet. Deshalb bestand ich darauf, dass Miss Teflin unbedingt Schutz braucht.“

      „Wer?“

      „Ich vermute, es ist der Konzern. Der Trick mit dem Double ist so gut wie daneben. Es geht ihnen womöglich nicht mehr darum, sie in eine Irrenanstalt zu schieben. Ich glaube, Sir, jetzt hätten sie Miss Teflin am liebsten unter der Erde.“

      „Die Aussage ist gemacht“, erwiderte Alexander.

      Robert, mit der Stirn eines Dackels, sorgenumwölkt und furchig, sagte widersprechend: „Die zählt erst, wenn es ein Gutachten gibt, das sie als normal ausgibt. Man wird versuchen, sie heute noch umzubringen, würde ich meinen.“

      Der Baron überlegte.

      „Es müsste wie ein Unfall aussehen.“

      „Sollte man denken, Sir.“

      „Gut, Robert, dann werden wir nicht länger warten. Warum haben Sie das nicht früher gesagt?“

      „Vorher bestand noch keine Gefahr. Die besteht erst seit jetzt, Aber noch ist sie beim Arzt.“

      „Rufen Sie dort an! Sie soll dort warten. Ich werde ... Psst! Was ist das?“ Er lauschte. Dann stand er auf, zog die Schuhe aus und bedeutete Robert, nicht wegzugehen, sondern regungslos zu warten. „Sprechen Sie weiter!“, sagte er. Dann huschte er zum Fenster. Draußen goss es in Strömen. Auf dem Balkon standen Pfützen. Trotzdem öffnete Alexander leise die Tür zum Balkon, glitt hinaus, zog sich zu Roberts Entsetzen über die Balkonbrüstung und verschwand plötzlich in Richtung auf Helen Teflins Zimmer.

      „Mein Gott!“, stöhnte Robert, aber dann tat er, was man ihm geheißen hatte, und redete, als befände er sich in angeregter Unterhaltung.

      27

      Alexander stieg auf einem mit Zinkblech belegten, zwanzig Zentimeter breiten Sims entlang, die Hände an der Dachrinne, die sich bedrohlich verbog. Als er auf dem glitschig nassen Blech bis neben das Fenster gekommen war, das zum Zimmer Helens gehörte, beugte er sich ein wenig zur Seite und konnte ins Zimmer sehen. Und was er sah, verschlug ihm den Atem.

      Da kniete ein Mann in Kellnerkleidung, hantierte mit einem Kabel am eisernen Bettgestell, und bald sah Alexander auch, was das zu bedeuten hatte. Der Bursche da machte mit Hilfe eines Lampenkabels das Bett zu einem elektrischen Stuhl. Wenn Helen es nur anfassen oder sich darauf setzen sollte, bekäme sie einen möglicherweise tödlichen Schlag. Der Kerl hatte die Leitung so verlegt, dass es aussah, als sei sie defekt gewesen, und der Unfall wäre ein Zufall. Aber es war praktisch ein glatter Mordanschlag.

      Damit auch nichts misslänge, goss der Bursche zuletzt auch noch Wasser oder etwas Ähnliches auf dem Fußboden vor dem Bett aus. Dann besah er sich sein Werk.

      Der Baron machte, dass er wegkam. Vorsichtig arbeitete er sich wieder zurück. Kaum hatte er sein Zimmer wieder betreten, rief er Robert zu: „Polizei anrufen! Schnell! Sollen kommen!“ Und schon war er auf dem Gang, sprang mit zwei Sätzen zur Tür von Helens Zimmer und wartete. Da ging die Tür schon auf.

      Alexander redete nicht, diskutierte nicht, fragte nicht. Er schlug nur zu. Der dunkelhaarige Bursche, der wie ein Kellner gekleidet war, sackte zusammen, drohte nach hinten umzukippen, aber der Baron packte ihn und hielt ihn fest.

      „So jung, und doch schon ein Werkzeug. Hoffentlich ist das der einzige Witz, den ihr euch ausgedacht habt.“

      28

      Er hieß Arturo Cartesi, war vor einem Jahr aus Italien eingewandert, hatte keine Arbeit mehr, sah auch keine Zukunft, so leicht in Kanada welche zu finden, und so war es leicht gewesen, ihn anzuheuern. Arturo redete wie ein Wasserfall. So schnell konnte der protokollführende Polizeibeamte gar nicht schreiben.

      Der Mann, der für läppische hundert Dollar bereit gewesen war, einen perfiden Mordanschlag auszuführen, brachte die Leute zu Fall, die mit ihm hatten sparen wollen und ein Greenhorn wie ihn engagiert hatten. Arturo erzählte von einem gewissen Jancton, der sich zudem in Vancouver aufhalten sollte, der, wie Arturo sagte, gestern erst angekommen war.

      Die Polizei verhaftete Jancton eine Stunde später, als er gerade mit einem Flittchen im Bett lag.

      Jancton war nicht gleich gesprächig, aber die kanadische Polizei beharkte ihn so lange, bis er redete. Und dann rollte die Lawine südwärts.

      Sie erreichte die Deburo Werke bereits am übernächsten Tag. Von Zlanabitniks Verhaftung erfuhr der Baron durch Wyan, mit dem er zwei Tage später in Oaks einen Vulcano Cocktail trank, eine Spezialität, die der Baron aus einer Bar in München-Schwabing in die Welt getragen hatte. Wo er hinkam, lernten Mixer einen waschechten Vulcano zu schütteln.

      Wyan hatte eine Menge zu berichten, aber der größte Gag kam mit Helen Teflins Rückkehr nach Oaks, wo Henry Wallace von der Time sie selbst hinbegleitete, nachdem er sie von Vancouver aus erst nach New York vor die Kameras verschiedener Fernsehgesellschaften gezerrt hatte, mit ihr eine ganze Flut von Artikeln fabrizierte, sie dann auch noch zu seiner Stellvertreterin in der Zentrale machen konnte und nun an ihrer Seite den Triumph genießen wollte, wie man ein Gesundheitsamt durchforstete.

      Aber die Leute, die Helen für verrückt erklärt hatten, waren bereits abgesetzt. In Oaks hatte man ein feines Gefühl dafür, wann jemand „out“ ist. Auch Hamilton, der Anstaltschef, nahm seinen Abschied. Die wieder von einem kanadischen Arzt rehabilitierte Helen Teflin wurde auch in den USA für normal erklärt. Mehr aber kam nicht heraus. Gutachter konzedierten Dr. Hamilton und den Amtsärzten einen Irrtum, und nachdem sich Hamilton und jene beiden Ärzte bereit erklärt hatten, etwaigen Sachschaden zu ersetzen, wurde von einer Bestrafung abgesehen. Umso härter traf es Jancton. Er wanderte wegen mehrfachen Mordversuchs für fünfzehn Jahre hinter Gitter. Arturo Cartesi, der vor einem kanadischen Gericht stand, erhielt zwei Jahre, bekam die Ausweisung und lebt heute wieder in Sizilien.

      Zlanabitnik? Gefängnis? Absetzung? Schimpf und Schande?

      Dem Baron berichtete es Inspektor Wyan.

      „Was soll sein?“, sagte Wyan. „Er hat nachgewiesen, von all dem nichts gewusst zu haben. Er hat gesagt, dieser Jancton hätte sich nur für eine alte Geschichte mit diesen Behauptungen rächen wollen. Eindeutige Beweise haben wir nicht. Und die einzige Aussage, dass er der Teflin Geld geboten hätte, wiegt nichts. Er konnte glaubhaft machen, dass er nur das Gerede zum Schaden seiner Firma abbiegen wollte. Kein Beweis, kein Urteil. Er ist nach wie vor der Direktor und Manager, keine Strafe, fertig. Die Pressen des Typs, mit dem die Unfälle passiert sind, hat man in aller Stille umgebaut. Die Hinterbliebenen des toten Mexikaners und die anderen Unfallopfer bekamen in ebensolcher Stille auf einmal von ungenannt sein wollenden Leuten größere Abfindungsbeträge, und damit hat es sich. Die Wahrheit, die Helen Teflin an den Tag brachte, und wofür Sie und Ihre Freunde gekämpft haben, hat etwas genützt. Nur die wirkliche Gerechtigkeit, Baron Strehlitz, die gibt es nur im Film. Sonst säße Zlanabitnik nicht mehr in seinem Sessel.“

      Aber dann gab es doch noch eine Gerechtigkeit. Eine, die manche Leute Zufall, andere höhere Gewalt und wieder andere die Strafe Gottes nennen. Einen Monat nach seinem Freispruch ertrank Zlanabitnik am Strand von Pasadena, weil er mit vollem Magen vom

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