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irgendein Unheil in der Luft lag. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren. wie er zu diesem Gefühl kommen konnte. Er gab viel auf solche Empfindungen. Bis jetzt hatten sie immer gestimmt. Aber nie war er in der Lage gewesen, im Voraus zu sehen, welche Gefahr ihnen drohte. Und er konnte es auch diesmal nicht.

      Nach zwei Stunden weckte er Le Beau. Der fluchte und schnaubte, doch dann tat er seine Pflicht und blieb seine zwei Stunden wach. Im Gegensatz zum Baron, der das Feuer in Gang gehalten hatte und aus einem Stück Flugzeugkabeldraht eine Wildschlinge hergestellt hatte, blieb Le Beau nicht sitzen, sondern lief in der Umgebung des Lagers herum und suchte nach Spuren. Der helle Mond, die unzähligen Sterne am klaren Nachthimmel sorgten dafür, dass er etwas im Schnee sehen konnte. Er entdeckte unweit, neben vielen älteren Fährten, eine frische, die seiner Meinung nach von einem Bergschaf stammte. Da er kein Wildkenner und erst recht kein routinierter Spuren- und Fährtendeuter war, bedeutete ihm diese Fährte so viel wie ein Hinweis auf Fleisch. An einer Stelle, wo der offensichtliche Wildwechsel durch Gebüsch ging, legte Le Beau seine Schlinge aus, befestigte das Ende dicht über der Wurzel an einem Strauch und ging, während er seine Spur mit Schnee verdeckte, wieder zurück. Die zwei Stunden waren um. Er weckte Bradley, der mürrisch aufstand, sich die Arme um die Schultern schlug und knurrte: „Warum nicht dein Freund, der Elefant?“

      „Du bist dran, basta! Immer hast du was zu quatschen! Also, in zwei Stunden wirst du James wecken. Und nun lass mich in Frieden.“ Le Beau deutete auf das Feuer. „Vergiss nicht, was hineinzulegen, sonst friert uns der Hintern an!“

      22

      Bradley wartete, bis Le Beau eingeschlafen war, denn legte er noch ein paar Stücke Holz ins Feuer, hockte sich wieder auf seinen Platz und starrte in die Flammen. Nach einer Weile senkte sich sein Kopf, die Augen fielen zu, und bald schnarchte er leise.

      Ungefähr zehn Minuten später erwachte Betty. Die junge Schwarze hatte ihren Hunger am Abend mit vielem Wassertrinken betäuben wollen und musste nun einmal austreten. Erschöpft von dem für sie doppelt anstrengenden Marsch des Vortages und noch schlaftrunken stand sie auf, taumelte durch den Schnee ein paar Schritte weit, sah eine Buschgruppe und wankte darauf zu, hockte sich dort hin. Nur halb erwacht, hatte sie Mühe das Gleichgewicht zu behalten. Als sie dann fertig war und sich erhob, sah sie die Gestalt stehen.

      Der Schreck, der sie bei diesem Anblick erfasste, ging ihr durch und durch. Sie wurde hellwach. In heller Furcht sah sie auf diese merkwürdige kleine Gestalt mit den krummen Beinen, diesem merkwürdigen Pelz, dessen Kragenenden abstanden wie Flügelstümpfe. Sie sah im Mondlicht das breite Gesicht mit den Schlitzaugen.

      Nein, dachte sie, nein! Das ist kein Mensch!

      Sie hatte noch nie einen Menschen gesehen, der so aussah. Und da sie aus Oaks im Leben nie herausgekommen war, sich als Städterin hier in der Wildnis ohnehin verloren fühlte, steigerte sich ihre Angst, statt vernünftiger Überlegung Platz zu machen. In wilder Panik sah sie sich um, aber diese Gestalt stand genau zwischen ihr und dem Feuer. Zwischen ihr und den anderen.

      Sie wollte schreien, aber es war, als würge sie ein Kloß im Hals. Sie brachte keinen Ton heraus. So blieb nur die Flucht, blinde Flucht. Doch noch stand sie wie erstarrt, sah dieses merkwürdige Wesen an, das etwas in der Hand hielt und nun hochhob. Drohend, wie sie meinte. Und diese Gestalt knurrte etwas, das sie nicht verstand.

      Es war das Gemurmel, das sie am meisten in Panik versetzte. Sie glaubte, sie höre fremdartige Laute, tierische Töne. Die entsetzte Flucht, in die sie verfiel, wurde noch angetrieben, als dieses ihr unheimlich vorkommende Wesen sie zu verfolgen schien.

      Betty rannte, stolperte, hetzte auf das Gebüsch zu, wo sie eben gewesen war, rannte weiter, strauchelte, fiel, raffte sich auf, hetzte weiter, fiel abermals, und als sie sich umsah, schrie sie vor Entsetzen auf, denn diese Gestalt war hinter ihr, rief etwas, das sie wieder nicht verstand, was sie aber in noch größere Furcht versetzte. Sie rannte plan- und ziellos in den Schnee hinein, geriet auf ebenes Gelände, das leicht abfiel, sah einen Felsen vor sich, dem sie ausweichen musste. Dann hörte sie hinter sich einen Schrei, aber gerade das wurde ihr zum Verhängnis. In der Angst, von diesem unbekannten Wesen verfolgt und getötet zu werden, rannte sie weiter. Und wieder schrie diese heisere, kehlige Stimme.

      Plötzlich rutschte Betty, flogen ihr die Füße einfach weg. Sie versuchte sich mit den Händen festzuhalten, als sie fiel, aber der Schnee stob nur auf. Sie rutschte, stürzte auf den Rücken und merkte, dass sie einen steilen Abhang hinabglitt. Vergeblich versuchte sie sich irgendwo festzuklammern. Aber alles war glatt, weich und gab nach. Und dann bekam sie einen scharfen Stoß im Rücken, dass sie meinte, das Rückgrat werde ihr gebrochen. Sie schrie und merkte, dass sie nicht mehr glitt, dass sie schwebte.

      Der harte Aufschlag nach zwei, drei Sekunden freiem Fall war ihre letzte Wahrnehmung.

       23

      Das Schreien und das Rufen einer fremden Stimme hatten Alexander, Le Beau und James geweckt. Ein Blick auf Bradley genügte Alexander, um zu wissen, dass der Copilot die Wache verschlafen hatte.

      Und dann sahen sie, dass Betty fehlte. Wieder ein Schrei, dann Stille. Le Beau sprang zuerst auf. Alexander lief ihm nach. Dann kam James. Jetzt erwachte endlich Bradley. Helen Teflin meinte schlaftrunken: „Was ist los?“

      Niemand antwortete ihr.

      Le Beau sah etwas Dunkles im Schnee, ziemlich weit weg, und es bewegte sich. Alexander hastete Le Beau nach, der wie ein Känguru durch den Schnee sprang, um nicht tief einzusinken.

      Dann hörte Alexander, wie Le Beau schrie: „Steh, oder ich reiße dich in Stücke!“

      Da fiel ein Schuss. Alexander sah eine relativ kleine Gestalt im Silbergrau des nächtlichen Schnees stehen. Da hatte es aufgeblitzt. Aber Le Beau stand. Und wie es schien, war der Schuss zum Himmel hin abgegeben worden. Eine Warnung.

      Als Alexander die Szene übersehen hatte, schlug er einen Bogen, um sich dem Fremden von hinten zu nähern.

      Le Beau schrie: „Wer bist du?“

      Der Fremde sagte etwas, aber es waren kehlige Worte, die Le Beau nicht verstand. Alexander hatte es zwar auch nicht verstanden, aber diese Sprache wusste er zu deuten. Ein Eskimo.

      Es kostete ihn zwei Sekunden verblüfftes Nachdenken, wieso hier in diesen Breiten ein Eskimo lebte. Die Lösung dieses Rätsel musste er noch aufschieben.

      Le Beau, der offenbar auch noch an dieser Frage kaute, fragte: „Nix Englisch?“

      „Bisschen.“ Das klang, als hätte ein Russe englisch gesprochen.

      „Wo Frau?“, fragte Le Beau.

      Der Eskimo zeigte nach Westen.

      „Vorsicht!“, sagte er.

      Le Beau ging los. Plötzlich blieb er stehen.

      „Was hast du getan? Sie liegt dort unten!“, schrie Le Beau. Er schien an einem Abgrund zu stehen, wie es Alexander vorkam.

      Moment, dachte der Baron. Dieser Eskimo hat einen Revolver oder eine Pistole. Wer weiß, was dieser Bursche hier treibt. Erst muss ich die Waffe haben.

      Er schlich nahezu lautlos an den Eskimo von hinten heran, und Le Beau, der es sah, schrie ablenkend: „He, du Kerl, was hast du mit ihr gemacht? Sie liegt da unten! Ich sehe einen dunklen Punkt!“

      Alexander war bei dem Eskimo angekommen, sprang ihn an, riss ihn zu Boden und gleichzeitig drang heftiger Gestank, ein Gemisch von Urin und Tran, in seine Nase. Der Eskimo biss ihm in die Hand, versuchte, die Waffe, die er in der Rechten hielt, auf seinen Gegner zu richten, aber das misslang ihm, und der Schuss ging in den Schnee. Da hatte ihm Alexander mit einem Karategriff die Waffe entwunden, schlug kurz mit der Handkante zu, und der Eskimo streckte sich wie leblos aus. Alexander stand auf, schlug sich den Schnee von der Kleidung, prüfte die Waffe und rief zu Le Beau hin: „Was ist mit Betty?“

      „Scheint dort unten zu liegen. Es ist verflucht tief.“

      „Kommen

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