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würde ich es doch sehr begrüßen, wenn Sie mir Ihre Aufmerksamkeit widmen könnten, Mister Ranger.«

      Als Brazos diese Worte vernahm, wirbelte er herum und hätte dabei fast seinen Remington aus dem Holster gerissen. Das unterließ er jedoch und starrte staunend auf Marylee du Mauret. Die hockte auf einer aus dem Boden ragenden Astwurzel, und äugte missmutig zu ihm auf.

      Jetzt hätte Brazos beinahe laut aufgelacht. Denn so, wie die Schöne dort saß, schlotternd in ihrem teuren Abendkleid, das jetzt völlig ruiniert war und wie ein nasser Sack an ihr herunterhing, wirkte sie ganz und gar nicht mehr wie eine adlige Dame von Welt. Ihr Haar hing klatschnass herunter. Das hübsche Gesicht mit den arroganten Zügen wies ein paar Schrammen auf. Aber ihr vorlautes Mundwerk hatte anscheinend keinen Schaden genommen.

      Nun, auch sie hatte den Überfall überlebt. Aber bei dieser Nachricht kam nicht die gleiche Freude in Brazos auf wie bei dem Wiedersehen mit seinem Pferd.

      Stirnrunzelnd blickte er sie an. »Wie‘s aussieht, haben Sie Glück gehabt, Ma‘am.«

      Das war der einzige Kommentar, den er entgegenzubringen wusste. Gesprochen mit einer Stimme, so tonlos und kalt wie ein Stein.

      Warum auch nicht?

      Schließlich war Marylee du Mauret alles andere als eine gute Freundin von ihm.

      »Glück?«, krähte sie ihm entgegen. »Wenn Sie das Glück nennen, hier frierend zu sitzen, nichts zu Essen und Trinken dabei zu haben und nicht einmal trockene Kleider am Leib, dann weiß ich auch nicht weiter. Und überhaupt: Sehen Sie sich mein Kleid an! Es ist völlig ruiniert.«

      Brazos rieb sich über die unrasierte Wange. War diese versnobte Schöne wahrhaftig von allen guten Geistern verlassen? Sie hatte ihr Leben behalten und sorgte sich um ihr albernes Kleid?

      Nun, möglicherweise stand sie unter Schock. Brazos schüttelte nur den Kopf, nahm die Zügel des Schecken auf und trat näher an sie heran. Der Schecke trottete freudig hinterher.

      Als Brazos vor ihr stand, warf sie plötzlich die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen. Ihr ganzer Körper bebte dabei.

      Also doch unter Schock. Wusste ich‘s doch, dachte er und trat noch näher an sie heran.

      ***

      Als Brazos den Grund erfuhr, wie es Marylee du Mauret gelungen war, sich ans Ufer zu retten, konnte er nicht umhin; er musste tüchtig staunen. Denn in seinen Augen war es für ihn schier unvorstellbar, dass ausgerechnet eine Frau wie sie es auf diese Art geschafft hatte.

      Sie war während des Tumultes von Bord des Schiffes gefallen, hatte den Schecken Pedro im Wasser gesehen und sich verzweifelt an dessen Schweif gehängt. In der Hoffnung, das Tier wäre des Schwimmens mächtig und würde sie so ans rettende Ufer bringen.

      In der Tat, so war es geschehen!

      Noch während Marylee du Mauret ihre Geschichte erzählte, blickte Brazos immer wieder zweifelnd zu Pedro herüber. Der hob und senkte seinen Kopf, als würde er ihre Worte bestätigen. Brazos blieb nichts anderes übrig, als schließlich der Sache Glauben zu schenken. Erstaunt nahm er den dankbaren, ja, fast liebevollen Blick zur Kenntnis, den Marylee seinem Pferd zuwarf.

      Gab es da wirklich noch eine ganz andere Seite dieser arroganten, verwöhnten Reederstochter?

      Nun, Brazos nahm es erst einmal so hin. Dabei fragte er sich, ob es nicht noch weiteren Personen gelungen war, sich gerettet zu haben. Marylee unterbrach seine Gedanken.

      »Und wie geht es nun weiter, Mister Ranger?«

      Wieder dieser arrogante Tonfall, den er zutiefst verabscheute. Seine Antwort kam klar und unmissverständlich.

      »Haben Sie Hunger?«

      »Törichte Frage.«

      »Dann sollten wir uns verdammt schnell auf den Weg machen und zusehen, dass wir zu einer Farm oder in eine nahegelegene Ortschaft kommen.«

      Sie starrte ihn entgeistert an. »So, wie ich aussehe? In diesem zerstörten Kleid? Sie sind wohl nicht ganz bei Trost!«

      Er kniff die Augen zusammen und fuhr sie barsch an: »Sie können den verdammten Fummel ja ausziehen und sich nackt auf den Weg machen, Lady. Überlasse ich ganz Ihnen. Und nun hoch mit Ihnen. Wir machen jetzt ‘nen kleinen Spaziergang. Oder wollen Sie hier weiter sitzen bleiben, Trübsal blasen und darauf hoffen, dass ein rettendes Schiff am Ufer entlangschippert und Ihnen einen roten Teppich ausrollt? Glauben Sie mir, darauf können Sie lange warten.« Brazos‘ Tonfall war alles andere als freundlich. Er bemühte sich auch nicht darum.

      Sie starrte ihn zornig an. Aber im gleichen Augenblick schien sie zu merken, dass jeglicher Protest völlig sinnlos wäre. Marylee presste ihre Lippen zusammen. Ob sie wollte oder nicht, es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich diesem ungehobelten Ranger anzuvertrauen.

      »Nun kommen Sie schon, Miss du Mauret!« Brazos reichte ihr sogar die Hand, half ihr auf die Beine. Und er schaffte es sogar, ihr dabei ein Lächeln zu schenken.

      »Sie … Sie kennen sich doch hoffentlich in dieser Gegend aus, oder?«

      Er schüttelte grinsend den Kopf. »Nicht einen Meter, Lady.« Sprach‘s, drehte sich um und schritt voran. Der Schecke folgte sogleich, und Marylee du Mauret blieb auch nichts anderes übrig, als sich anzuschließen.

      8. Kapitel

      Die Kajüte, in der sich Cole Ketchum befand, lag unter Deck, war recht klein und zudem mit einer niedrigen Holzdecke versehen, sodass er unweigerlich den Kopf einziehen musste, um nicht gegen die Decke zu stoßen.

      Er blickte zu dem Mann herüber, der an einem kleinen Holztisch stand, auf dem einige Karten ausgebreitet lagen und griente dabei wie ein Honigkuchenpferd.

      »Das habt ihr mächtig fein hinbekommen. Wirklich, kann gar nicht sagen, wie froh ich bin. Es geht doch nichts über Familienehre, was?«

      Brad Ketchum, der sich hierzulande nur Tascosa-Brad nannte, machte einen Schritt auf seinen jüngeren Bruder zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Nicht nur das, Cole. Wir haben zudem noch ‘nen verdammt guten Fang gemacht, mit all den Schönen, die jetzt hier an Bord sind. Don Miguel Ameche wird begeistert sein.«

      Er rieb sich die Hände im Vorgeschmack dessen, was er zu erwarten hatte.

      »Aber wie seid ihr denn gerade auf diese verdammte Sweet Travelling gekommen, Bruderherz? Das will mir noch nicht so richtig in den Schädel.«

      Brad Ketchum fischte zwei Zigarren aus einer Holzkiste und reichte eine seinem Bruder in die Hand. Der eigenen biss er die Spitze ab, spie sie auf die Holzplanken und klemmte sie sich zwischen die Zähne. Während er die Zigarren mit einem Zündholz zum Glimmen brachte, erklärte er: »Du hattest mächtiges Glück gehabt, dass dieser Schmierlappen von einem Marshal in Brashear City nichts gegen ein paar Greenbacks einzuwenden hatte, um ihn auf unsere Seite zu bekommen. Wir wussten ja, dass du in diesem Nest im Jail schmortest, und dass man einen Ranger geschickt hatte, um dich nach Texas zu überführen. So brauchte man nur noch dafür zu sorgen, dass der verdammte Ranger mit dir an Bord der Sweet Travelling geht. Jonas hat uns dann Bescheid gesagt und uns auch über die wertvolle Fracht unterrichtet. Viele junge und vor allen Dingen hübsche Frauen. Auch das hatte er von diesem Marshal erfahren. Nun, wir haben dann schnell unsere Ghost Queen klar gemacht, um der Sweet Travelling an einer günstigen Stelle aufzulauern. Siehst du, Brüderchen, so einfach war das. Nun bist du hier an Bord der Ghost Queen und mit dir eine große Anzahl hübscher Frauen und ein paar komische Figuren, bei denen ich allerdings noch nicht weiß, was ich damit anzustellen werde.«

      »Diese versnobten Typen können wir vielleicht als Sklaven für die Minenarbeit in Mexiko verschachern. Gibt nicht so viel wie für diese arroganten Hühner, aber immerhin … Na, und wenn nicht, legen wir sie doch einfach um, was?«

      Brad nickte. »So oder ähnlich denke ich mir das auch, Cole.«

      »Aber

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