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"ERKENNE DICH SELBST" - HEGELS THEORIE DER PERSÖNLICHKEIT. Peter Schöber
Читать онлайн.Название "ERKENNE DICH SELBST" - HEGELS THEORIE DER PERSÖNLICHKEIT
Год выпуска 0
isbn 9783347034402
Автор произведения Peter Schöber
Жанр Афоризмы и цитаты
Издательство Readbox publishing GmbH
45Nach Franz Anton Mesmer (1734-1815) vom Menschen ausstrahlende Kräfte, die durch magnetische Striche Heilkraft erhalten. Der Neue Brockhaus, 3. Bd., a. a. O., S. 405. Dabei geht es offenbar um den Einsatz der Hypnose zu Heilzwecken.
46Hegel scheint den Zustand der Hypnose oder der Trance zu meinen.
47Hegel scheint dabei an das zu denken, was er die „natürliche Seele“ nennt.
48Zum Beispiel das Handeln, das sichtbar als Bewegung erscheint.
49Ders., Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, 3. Teil, a. a. O., S. 16 ff.
50So spricht man von religiösen und sittlichen Empfindungen, und es liegt nahe zu glauben, dass das Religiöse oder das Sittliche, als die einer höheren Stufe angehörenden Inhalte, ihren Ursprung oder ihren Platz in der Empfindung haben. Dabei können solche Inhalte einer höheren Stufe nicht aus einer niedrigeren, wo die Empfindungen angesiedelt sind, erklärt werden, erstere werden lediglich aus methodischen Gründen bei der Analyse der Empfindungen vorweggenommen. Religion, Sitte und Recht verbinden sich zwar mit Empfindungen oder Gefühlen, haben aber als Momente des „absoluten“ (Hegel) und des „objektiven“ Geistes (ders.) eben nicht ihre Wurzel und ihre ursprüngliche Stelle in den Empfindungen der einzelnen „natürlichen Seele“ (ders.).
3. Der Begriff des Geistes
3.1 Geist und Natur
Der Geist hat für uns, so Hegel, die Natur zu seiner Voraussetzung, er sei aber ihre Wahrheit und damit ihr absolut Erstes.51 Für uns, jedenfalls für unser sinnliches Bewusstsein52, ist die Natur allerdings das Unmittelbare und Erste. Doch für das philosophische Bewusstsein ist der Geist die “Wahrheit“ der Natur und damit ihr “absolut Erstes“ (ders.).53 Es ist die Naturphilosophie, die die Natur als eine der Welt des Geistes völlig andere, extrem entgegen gesetzte Welt setzt, und zugleich ihre Aufgabe darin sieht, die beiden von ihr selbst als einander äußerst gegensätzlich gesetzten Sphären wieder zu einem Ganzen zusammenzuführen. Das geschieht, indem sie die Natur, so wie sie in den diversen modernen Naturwissenschaften gedacht wird und deren Ergebnisse sie aufnimmt und zugleich aufhebt, als eine auf den Geist hin angelegte Welt interpretiert. 54 Für Hegel hat die Welt des Geistes gegenüber der Welt der Natur allerdings von vornherein den Vorrang; habe doch in der Natur das Spiel der Formen nicht nur seine zügellose Zufälligkeit, sondern entbehre doch jede Gestalt des Begriffs ihrer selbst. Das Höchste, zu dem es die Natur bringe, sei das Leben, aber als nur natürliche Idee sei dieses der Unvernunft der Äußerlichkeit hingegeben. Die geistigen Formen enthielten demgegenüber eine höhere Lebendigkeit und seien damit des Geistes würdiger als die natürlichen Formen. Menschliche Taten und Begebenheiten seien gegenüber Sonne, Mond, Tieren, Pflanzen usw. den Vorzug zu geben, wenn auch die Idee an sich göttlich sei.55 Der Geist sei also, so Hegel, die Wahrheit der Natur, und in dieser Wahrheit sei die Natur verschwunden, und der Geist habe sich als die zu ihrem Fürsichsein gelangte Idee ergeben.56 Das Objekt wie auch das Subjekt der Idee sei der Begriff57. Nach Hegel sind also in der Idee des Geistes bis zu deren Schwelle die Naturphilosophie die Natur herangeführt hat, Subjekt und Objekt identisch, d. h. das Subjekt als erkennender Geist steht nicht mehr einem Anderen, einem ihm fremden, nicht-geistigen Objekt gegenüber, wie im Fall der Natur, sondern einzig und allein sich selbst. Jene Identität, in der Subjekt und Objekt gleichermaßen der Begriff ist, sei, wie Hegel fortfährt, eine “absolute Negativität“ (mit Bezug auf die Natur, d. V.), weil in der Natur der Begriff seine vollkommen äußerliche Objektivität habe.58 Anders als die Welt des Geistes, in der der Begriff im menschlichen Handeln wirksam ist, sich manifestiert und sich selbst erkennt, steht also die Welt der Natur dem begreifenden Subjekt zunächst als eine ihm vollkommen “begriffs-“ und “geistlose“, ja geradezu als eine “sinnwidrige“ Sphäre gegenüber. Diese muss aber nach Hegel nichtsdestoweniger als die Entäußerung des einen Geistes begriffen werden. Es ist eben der (moderne wissenschaftliche) Geist selbst, der die Natur als seine äußerste Entäußerung setzt, um sodann diese seine Setzung in der Form der (modernen) naturphilosophischen Theorie, aufbauend auf den Erkenntnissen der empirischen und theoretischen Naturwissenschaften, schrittweise wieder aufzuheben.59 Jene Identität, in der Subjekt und Objekt der Begriff ist, der Geist sich also als eine gegenüber der Natur eigenständige Welt konstituiert, ist damit zugleich seine Rückkehr aus der Natur.60 Mit anderen Worten, für den Philosophen ist es der Geist selbst, der die Natur als das Andere seiner selbst und damit sich selbst als das Andere der Natur setzt; sodann kehrt er in der Philosophie der Natur zu sich selbst zurück, erfasst sich in der Philosophie des Geistes selbst und erkennt sich als das Identische in der einen wie in der anderen Welt, in der Welt des Menschen überhaupt. Es ist also der Geist, der die Natur als Idee setzt und sie als solche als sein Anderssein begreift und ebenso sich selbst als Idee setzt und sich als solche begreift.
In seinem erläuternden Zusatz zu seinen einleitenden Ausführungen zum Begriff des Geistes erinnert Hegel daran, dass dieser als die sich selbst wissende wirkliche Idee zu verstehen ist.61 Der Begriff des Geistes ist demnach sowohl wirklich, z. B. in einer modernen Verfassungswirklichkeit (Wirklichkeit der Freiheit), als auch sich selbst wissend, z. B. in der modernen Rechts- und Staatsphilosophie (in der ja die Wirklichkeit zur Darstellung kommt). Anders als die Natur, kann sich der Geist, so sein Begriff von der Natur, sich selbst erkennen.
Den Begriff des Geistes habe, wie Hegel fortfährt, die Philosophie als notwendig zu erweisen, d. h. als Resultat der Entwicklung des allgemeinen Begriffs oder der logischen Idee62 zu erkennen. Dem Geist gehe aber in dieser Entwicklung nicht nur die logische Idee, sondern auch die äußere Natur voran. Denn das schon in der einfachen logischen Idee enthaltene Erkennen63 sei nur der von uns gedachte Begriff des Erkennens, nicht aber das für sich selbst vorhandene Erkennen64, nicht der wirkliche Geist, sondern bloß dessen Möglichkeit. Der wirkliche Geist, der allein in der Wissenschaft vom Geist unser Gegenstand sei, habe die äußere Natur zu seiner nächsten und die logische Idee, zu seiner ersten Voraussetzung.65 Mit dem “wirklichen Geist“ meint Hegel den Begriff des Geistes, wie er sich in der Seele, im Bewusstsein, im Denken und Wollen des Einzelnen, also im subjektiven Geist (ders.), ferner in den normativen Ordnungen, also im objektiven Geist (ders.) aktualisiert, sich sodann in der Kunst darstellt und sich in der Offenbarungsreligion vorstellt, um sich schließlich in der Philosophie zu denken; es ist der Geist der Moderne - eine konkrete Totalität.
Zu ihrem Endresultat müssten, wie Hegel fortfährt, daher die Naturphilosophie und mittelbar die Logik den Begriff des Geistes als notwendig begründen. Die Wissenschaft vom Geist habe diesen Begriff, so wie sie ihn entwickelt, zu prüfen, ob er sich bewährt. Was man daher zu Beginn der Betrachtung des Geistes nur versichern könne, könne erst durch die ganze Philosophie wissenschaftlich bewiesen werden. Zunächst könne man nicht mehr tun, als den Begriff des Geistes bloß für die Vorstellungzu erläutern.
Um zum Begriff des Geistes zu kommen, sei es nötig, die Bestimmtheit anzugeben, durch die die Idee Geist ist. Alle Bestimmtheit sei aber Bestimmtheit nur gegenüber einer anderen, und die Bestimmtheit des Geistes stehe zunächst der Bestimmtheit der Natur gegenüber, und jene sei zugleich mit dieser begrifflich zu erfassen. Als die unterscheidende Bestimmtheit des Begriffs des Geistes, müsse die Idealität bezeichnet werden. Dies bedeutet, dass, so Hegel, das Anderssein der Idee (die Idee als Natur66, d. Verf.) aufgehoben wird, die Idee aus ihrem Anderen in sich zurückkehrt und so als ein Zurückgekehrtes ist.67
Auch die äußere Natur sei ebenso wie der Geist, vernünftig und göttlich, also eine Darstellung der Idee.68 Aber in der Natur erscheine