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was Du in Deinem Leben tust oder erhältst, war zuerst in Deinen Gedanken da. Erst stellen wir es uns vor, dann erhalten wir es.“ Sokrates.

      Wir erschaffen Verhaltensmuster nach unserem Glaubenssystem und wiederholen diese endlos. Unbewusst schreiben wir passende mentale Programme, die genau die Situationen, Handlungen und Emotionen hervorrufen, die perfekt in unsere Vorstellung passen. „Programme, die einmal laufen, geben uns immer ein gewisses Gefühl von Heimat, und die geben wir ungern auf, auch wenn wir sie schon längst transformieren könnten.“11

       Was genau sind nun mentale bzw. neuronale Programme?

      Ich möchte es mal vereinfacht als personenspezifische Kettenreaktionen umschreiben. Ein individueller Trigger startet ein vorhandenes Programm, das ein immer gleiches Denk- und/oder Verhaltensmuster mit entsprechenden Gefühlen hervorruft. Dabei können verschiedene Trigger das gleiche Programm starten. Mentale Programme bestimmen, was und wie wir etwas in einer bestimmten Situation, z. B. im Wettkampf tun.

       Im Kontext dieses Buches charakterisiere ich mentale Programme anhand der folgenden Merkmale:

      • klarer Trigger/Auslöser

      • spezifisches Verhalten

      • signifikante emotionale Assoziation

      • wiederkehrender Ablauf des Programms

      Mentale Programme können bewusst oder unbewusst sein. Es sind jedoch primär die unbewussten Programme, die uns immer wieder daran hindern können, unsere Ziele zu erreichen und uns voll zu entfalten.

      In der nachfolgenden Tabelle gebe ich einige, zugegebener Maßen plakative, Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen, die bei bestimmten Menschen so oder in ähnlicher Form ablaufen. Vielleicht kennst du Personen aus deinem Umfeld, auf die diese Programme zutreffen. Möglicherweise erinnern dich manche dieser Programme auch an Muster, die bei dir selbst ablaufen. Und natürlich wirken sich viele nützliche wie hinderliche Programme, die vermeintlich nichts mit Sport zu tun haben, direkt oder indirekt auf den sportlichen Erfolg aus.

       Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen:

Trigger/AuslöserAutomatismus (mentales Programm)Verhalten/Reaktion
SonntagnachmittagWochenende geht zu EndeAn Montag denken, schlechte Gefühle produzieren
Sonntag, 20: 15hProgramm „Tatort“90 Min. Krimi schauen, (An-) Spannung, Täter-/ Opferassoziation
werktags morgens aufstehenMorgenmuffelTrägheit, schlechte Laune
werktags morgens aufstehenNachrichtenZeitung lesen, Nachrichten sehen, unterbewusste Konditionierung
Reinschneider12ÄrgerÄrgern, Stress aufbauen
Reinschneider„Auge um Auge“Drängeln, Hupen etc.
UrlaubKrankheitsmanifestationAngst vor Krankheit, Botschaft an das Unterbewusstsein: „… Jetzt habe ich Zeit zum Kranksein …“

      Tabelle 1: Beispiele für allgemeine mentale Programme

      Hier einige Beispiele aus dem Sport:

Trigger/AuslöserAutomatismus (mentales Programm)Verhalten/Reaktion
• Wettkampf• schwierige Skipiste• PrüfungsterminWorst-Case-SzenarioAngst, Furcht, Zweifel; (unbewusste) (Eigen-)Sabotage des Primärziels
Angstgegner im WettkampfGegen den verliere ich immerAngst vor dem Versagen, Zweifel; (unbewusste) (Eigen-)Sabotage
Kampf ums PodiumLass anderen den VortrittEinstellung: Wenn ich gewinne, verliert ein anderer und ist enttäuscht; mangelnder Kampfgeist und in der Folge (Eigen-)Sabotage
TrainingslagerHoffentlich verletze ich mich nichtAngst, Furcht, sich zu verletzen; Steigerung der Verletzungswahrscheinlichkeit, Eigensabotage (sich selbst erfüllende Prophezeiung)
Wenn der Ausgang des Wettkampfs auf Messers Schneide stehtWenn es knapp wird, ziehe ich den KürzerenAngst vor dem Versagen, Zweifel; (unbewusste) (Eigen-)Sabotage
vor dem WettkampfIm Wettkampf wachse ich über mich hinausStärkung des Selbstvertrauens, gesteigerte Leistungsbereitschaft
vor dem WettkampfIch bin topfit und freue mich auf das RennenStärkung des Selbstvertrauens, gesteigerte Leistungsbereitschaft
Zweikampf im WettkampfIm Zweikampf bin ich unschlagbarStärkung des Selbstvertrauens, gesteigerte Leistungsbereitschaft
unvorhergesehenes Ereignis im WettkampfMich kann nichts aus der Ruhe bringenSportler ist Herr seiner Sinne und kann souverän reagieren

      Tabelle 2: Sportspezifische Beispiele mentaler Programme

      Ganz egal welche Programme bei dir ablaufen, es sind vermutlich sehr viele. Wie viele davon für deinen (sportlichen) Erfolg nützlich sind und wie viele deinem Erfolg entgegenstehen, hängt zu einem großen Teil davon ab, welche Erfahrungen du früh in deinem Leben gemacht hast. Falls du jetzt das Gefühl hast, dass es bei dir mehr hinderliche mentale Programme sind, die deinen (sportlichen) Erfolg bremsen, möchte ich dir sagen: Die gute Nachricht lautet, diese Programme lassen sich löschen, ändern und durch bessere ersetzen.

      Wichtiger Hinweis: Auch ein solches Gefühl, mehr hinderliche mentale Programme zu haben oder einen schweren Rucksack mit negativen Erfahrungen zu tragen, kann ein Programm, ein Muster sein. Dieses gilt es, sofort zu löschen und umzuprogrammieren!

      Bei dieser mentalen (Um-)Programmierung kommt es auf die richtige Reihenfolge an. Das heißt: Zuerst müssen das negative Gefühl (z. B. verbunden mit dem Gedanken, mehr hinderliche mentale Programme zu haben oder einen schweren Rucksack mit negativen Erfahrungen zu tragen) und alle damit verbundenen Bedenken eliminiert werden.

      Dazu hilft es bereits, sich zumindest geistig von diesen Programmen und negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit zu verabschieden. Betrachte sie als abgeschlossen. Sonst kommen die Bedenken zurück. Wenn man am Computer ein falsches Passwort eingibt, hilft es ja auch nichts, das richtige 10-mal dahinterzuschreiben. Genau das machen aber viele in ihrem mentalen Training. Du musst das eine Wort löschen, dann brauchst du das neue nur einmal einzugeben.

      Deshalb empfehle ich dir, im zweiten Schritt ein neues Gefühl für das Geschehen zu entwickeln. In dem Beispiel könnte das durch folgende Formulierung unterstützt werden: „Alle hinderlichen mentalen Programme und negativen Erfahrungen aus meiner Vergangenheit sind abgeschlossen. Sie haben ihren Zweck erfüllt und dienen mir fortan als Lernerfahrung, um meine (sportlichen) Ziele besser zu erreichen.“

      Ursula Haller13: „So war der Skispringer Thomas Morgenstern nach seinem schweren Sturz ruckzuck wieder auf der Piste. Das konnte er nur, weil er mental gearbeitet hat. Eines sollte man sich bewusst machen: Unser Gehirn ist ein ‚Hochleistungscomputer‘. Da oben haben wir zwei Teile (Gehirnhälften), und das Empfinden haben wir im Bauch. Diese drei Teile arbeiten zusammen, und wir müssen uns immer ins ‚Bauch-Gehirn‘ einloggen, um von dort aus zu lernen und Erfahrung zu sammeln.“

      Weil es hilfreich ist zu begreifen, wie diese Programme entstehen, schauen wir uns das jetzt genauer an.

      Mentale Programme können auf vielfältige Weise entstehen oder auch gezielt programmiert werden. Der weitaus größte Teil der Programme wird unbewusst erlernt, und zwar vor allem im Zeitraum vor der Geburt bis zum Alter von ca. sechs Jahren. Im Folgenden gehe ich beispielhaft auf einige Quellen für die Entstehung neuronaler Programme ein.

       ELTERN

      Kinder sind das Abbild ihrer Eltern oder das genaue Gegenteil – zumindest im übertragenen Sinne. Nicht nur Gene werden durch klassische Vererbung weitergegeben, sondern auch mentale Programme oder Muster, Einstellungen, Emotionen und Erfahrungen der Eltern werden auf die Kinder übertragen.

       Exkurs:

      An dieser Stelle möchte ich auf etwas Wichtiges hinweisen: Der Mensch im Allgemeinen und der Sportler im Besonderen ist immer das

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