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war, weil das Sonnenlicht durch ein Brett vor dem Fenster draußen gehalten wurde, war es im Inneren fast unerträglich. Moron fürchtete sich vor der gleißenden Sonne, der er gleich auf seinem Weg ausgesetzt sein würde. Eigentlich war es zu heiß, um in der Mittagszeit im Freien zu sein. Aber diese Hitze bot ihm auch Schutz vor einem Überfall, denn keiner von denen aus der Stadt würde sich ihr freiwillig aussetzen.

      Moron wartete, bis er glaubte, dass Sora eingeschlafen war. Dann wandte er sich an seinen alten, abgearbeiteten Vater, der mit offenen Augen auf der anderen Seite des einfachen Bettes lag. Bis vor wenigen Monaten hatten seine Frau, seine Mutter und seine kleine Tochter Calla darin geschlafen, während sein Vater und er die Nächte in allen Jahreszeiten auf dem blanken Boden davor verbrachten. Aber jetzt war seine Mutter tot, gestorben an Hunger und einer leichten Verletzung, die nicht hatte heilen wollen.

      „Ich gehe jetzt zum Ältesten, Papa. Pass auf die Kleine auf, ja?“, flüsterte er. Der alte Mann starrte weiter stumm an die Decke. Moron wusste nicht, ob er ihn überhaupt gehört hatte. Aber als er sich durch die demolierten Tür zwängte, die sich schon lange nicht mehr in den Angeln drehen ließ, hörte er ihn flüstern: „Ich weiß, dass du das Richtige tun wirst, mein Junge.“

      Eine halbe Stunde später saß Moron auf einer Kiste beim Dorfältesten im einzigen, uralten Steingebäude weit und breit. Weder Steinwände noch Respekt vor einem alten Mann hielten den Mob aus der Stadt davon ab, mit Gewalt einzudringen und sich an der spärlichen Einrichtung abzureagieren. Alles, was der Älteste noch besaß, hatte er in ein Zimmer gerettet, zwei Stühle, von denen einer nur noch zu benutzen war, wenn man das fehlende Bein durch einen Holzblock ersetzte, einen Tisch, ein Bett, eine Kiste, in der er seine wenigen Habseligkeiten verstaut hatte, und einen Bilderrahmen mit zerbrochenem Kunstglas, hinter dem sein ganzer Stolz zu sehen war, das Zeugnis einer Schule, das ihm bescheinigte lesen zu können. Wie immer hatte Moron es ehrfürchtig betrachtet, bevor er weiterging. Er kannte niemanden außer dem Ältesten, der lesen konnte oder jemals eine Schule besucht hatte. Genau darum war er jetzt hier.

      „Du scheinst dir alles reiflich überlegt zu haben, Moron. Ich kann es dir nicht verdenken. Gut, ich werde also deinen Antrag schreiben und versenden. Vermutlich kannst du dich schon in ein paar Wochen als Sklave verkaufen. Doch danach gibt es kein Zurück mehr für dich. Bedenke das!“

      „Ich weiß“, nickte Moron. „Aber mit dem Kaufpreis kann mein Vater unsere Schulden bezahlen. Die Meldung von Mutters Tod bei den Behörden und ihre Beerdigung haben uns endgültig ruiniert. Vor zwei Tagen haben uns die aus der Stadt außerdem das einzige Feld angezündet, das wenigstens noch ein wenig Ertrag versprach. Es sollte uns durch den Winter bringen. Wir verhungern, wenn ich mich nicht verkaufe. Aber wenn ich genug einbringe, kann meine Familie den Wohnungsverteiler bezahlen und darf an den Stadtrand ziehen, um dort Arbeit zu suchen. Im besten Fall werden meine Frau und die Kinder sogar in die E-Kaste eingekauft. Das stimmt doch, Ältester? So hast du mir diese Sonderregelung doch erklärt. Dafür würde ich alles auf mich nehmen. Schreib das bitte auch auf. Alles. Außerdem, ich will nicht respektlos sein, Ältester, aber unser Dorf gibt es doch schon lange nicht mehr.“

      Das stimmte. Wer hätte das besser wissen sollen als der Älteste? Früher kamen die gelangweilten Mitglieder der höheren Kasten mit ihren Luftkissenwagen nur bis an den Rand der Stadt, weil diese auf den unebenen, steinigen Landwegen oft beschädigt wurden. Von dort aus mussten sie den Rest der Strecke marschieren, um Randale zu machen. Die Dorfbewohner, allesamt Mitglieder der untersten Kaste, hatten trotzdem oft keine Chance, die Frauen und Kinder rechtzeitig im Erdbunker in Sicherheit zu bringen, bevor das Dorf erreicht und attackiert wurde. Einer nach dem anderen gaben sie ihre Hütten und Felder auf. Sie zogen sich verängstigt immer weiter in Richtung des Vulkans zurück. Aber das ohnehin karge Land wurde von Kilometer zu Kilometer unfruchtbarer, und der scharfkantige Basaltbruch, der dort fast überall den Boden bedeckte, sorgte regelmäßig für Verletzungen. Der einstige Zusammenhalt der Kaste ging verloren, das Überleben wurde von Tag zu Tag schwerer. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Angreifer auf die Flucht ihrer Opfer eingestellt hatten und jetzt sogar auf Pferden in die armselige Siedlung eindrangen, zerstörten, was ihnen in die Hände fiel, und die Einheimischen drangsalierten.

      „Du hast recht, Moron. Seit die Generation meiner Großeltern endgültig die Großen Verteilungskriege verloren hat, ist es für Menschen wie uns immer schlimmer geworden. Vorher, da hatten Reiche viel und Arme wenig, jetzt gehört den Reichen alles und uns gar nichts mehr. Und das harte Kastenwesen erledigt den Rest. Es gibt so gut wie nirgends Arbeit für uns. Dabei ist es jetzt schon fast unmöglich, uns von dem zu ernähren, was überhaupt noch auf dem Land angebaut werden kann, auf das sie uns treiben. Nicht einmal jetzt den Schutz der Gesetze besitzen wir noch. Du willst dich auf das einzige Recht berufen, das wir haben und die Kastenhöheren nicht, das Recht, uns selbst zum Kauf anzubieten. Ich weiß ja, warum du es tun willst, aber auch dieses sogenannte Recht dient letztlich nur ihren Zwecken. Sie sind dabei, uns zu isolieren und uns damit auch den einzigen Schutz zu nehmen, auf den wir uns immer verlassen konnten, unsere Gemeinschaft. Wir sind zu viele. Mehr als sie brauchen können. Es ist ihr Ziel, uns auszuhungern, die Überzähligen auszurotten. Mit Erfolg, wie du wohl weißt.“

      Moron respektierte die kurze Stille, während der der Älteste sich sammelte.

      „Verzeih mir, Moron, verzeih einem alten, einsamen Mann, dem die Bitterkeit die Luft zum Atmen nimmt. Ja, du hast recht“, wiederholte er, „bring deine Familie so schnell wie möglich in Sicherheit. Wir sind weniger wert als Tiere, seit sie nicht einmal mehr unsere Feldfrüchte brauchen. Gestern haben sie sogar die kleine Siga brutal vergewaltigt. Mehrere Männer! Dabei ist das Kind nicht einmal so alt wie eure Calla. Und die Eltern mussten alles mit ansehen. Niemand wird diese Schweine dafür jemals zur Rechenschaft ziehen.“

      Moron wusste natürlich von diesem entsetzlichen Schicksal der Familie. Es hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Die Worte des Ältesten rissen in ihm eine tiefe Wunde wieder auf. Wie kochendes Pech hatte sich die Vergewaltigung Soras im Frühling in seine Seele gebrannt. Noch immer grollte er dem Kind, das sie seitdem unter ihrem Herzen trug, gegen jede Vernunft schon allein dafür, dass es womöglich damals in Gewalt und Blut gezeugt worden war. Betreten schwiegen die Männer, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.

      „Und wenn ich nicht …, ich meine, wenn … Ich lasse dich im Stich, Ältester.“

      „Nichts da“, unterbrach der Dorfvorsteher energisch. „Ich bin alt, Moron, und ich habe schon mehr als genug gesehen, was ich niemals sehen wollte. Dein Opfer würde gar nichts ändern. Hast du etwa vergessen, wie es damals lief? Glaubst du, jetzt wäre irgendetwas anders?“

      Nein, er hatte kein bisschen von dem vergessen, was vor ungefähr vier Jahren passiert war. Moron hatte Sora erst wenige Tage zuvor zu seiner Frau erklärt, als fast ein Dutzend Männer aus der Stadt das Dorf überfielen und ihren Vater aus seiner Hütte zerrten. Lachend trieben sie ihn mit Steinwürfen in den kleinen Teich. Sie ließen erst dann davon ab, ihn zu steinigen, als er sich nicht mehr bewegte. Daraufhin hatte das ganze Dorf gesammelt. Jeder Einzelne von ihnen hatte Opfer gebracht und tatsächlich kam die Summe zusammen, die zur Erstattung einer Anzeige erforderlich war. Die Guardians nahmen alles Geld, aber dann weigerten sie sich zu ermitteln, weil man ihnen keine Beweise vorgelegt habe. Die Rache der Eindringlinge an den Dörflern fiel dennoch furchtbar aus.

      Oder damals, vor gut acht Jahren, Moron war gerade 16 Jahre alt. Sie lebten noch fast alle im Dorfverbund, als sieben Männer mitten in der Nacht erschienen, brüllten, alle sollten in ihren Hütten bleiben, nur Sander solle sich ihnen stellen. Falls nicht, drohten sie alle zwei Minuten eine Hütte abzubrennen. Aber es gab niemanden mit dem Namen Sander im Dorf, der sich den Männern hätte stellen können. Daraufhin zündeten sie die erste Hütte an und wiederholten ihre Drohung. Als er es nicht mehr aushielt, riss Moron sich von seinem Vater los, rannte auf sie zu und ließ sich widerstandslos zusammenschlagen. Keinen von ihnen hatte interessiert, wie sein Name war. Später sagte er nur, einer habe eben die Verantwortung für das Dorf übernehmen müssen.

      „Geh jetzt zurück zu deiner Familie, Moron. Kümmere dich um sie, solange du noch da bist. Ich werde tun, was ich kann, damit sie dich in den Sonderverkauf nehmen. “

      Wenn ich diesen Teil meines Lebens aus der

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