ТОП просматриваемых книг сайта:
Katholisch...oder?. Oliver Grudke
Читать онлайн.Название Katholisch...oder?
Год выпуска 0
isbn 9783347029583
Автор произведения Oliver Grudke
Жанр Триллеры
Серия Killer Tal Krimi Reihe
Издательство Readbox publishing GmbH
„Guten Abend!“, sagte Alex Kanst und machte einen ausfallenden Schritt in den Raum. Dieser war von einer grellen Neonröhre hell erleuchtet. Die Wände waren weiß, schlicht und nur ab und zu durch ein aufgehängtes Kruzifix oder ein Heiligenbild unterbrochen. In der hinteren Ecke des Raumes stand ein billiger Schreibtisch aus den Sechzigern. Auf diesem leuchtete ein Bildschirm. Der Bildschirmschoner war bereits aktiv und es liefen die Sprüche eines Rosenkranzes in wechselnden Regenbogenfarben über den Bildschirm.
Doch das Schlimme war, dass auf dem Boden eine gekrümmte Leiche lag. Dass es eine Leiche war, sah man daran, dass bereits die Bestatter einen Blechsarg hereingetragen hatten und jemand ein Leichentuch mit der Aufschrift „Kriminalpolizei Balingen“ daraufgelegt hatte. Eines war jedenfalls sehr deutlich: ein immenser Blutverlust. Überall an den Rändern des Tuches sickerte die Flüssigkeit bereits heraus und in den Parkettboden. Sicherlich müsste man diesen austauschen.
„Was das für einen Aufwand auslösen würde!“ Die Gedanken von Dr. Kanst schweiften ab, bis ihn die rauchige Stimme jäh zurückholte.
„Ja wen haben wir denn da? Den Doc! Können Sie nicht schlafen oder was machen Sie mitten in der Nacht in meiner Ermittlung, zudem noch an einem Tatort, der eigentlich abgesperrt sein sollte.“ Kommissarin Jasmin Jemain kam auf Dr. Kanst zu und warf bei ihren letzten Worten einen strengen Blick in Richtung des uniformierten Polizisten, welcher gelangweilt am Fenster stand. Sie trug enge Jeans, die in kniehohen braunen Stiefeln steckte. Dazu eine lilafarbene, enganliegende Daunenjacke, über der sie den Holster für ihre Waffe gezogen hatte. Der silberne Revolver blitze im Schein der Neonröhre. Sie war ja auch ohne Stiefel mit Absätzen schon fast so groß wie Alex Kanst, heute jedoch überragte sie ihn schon fast, was ihr etwas Bedrohliches verlieh. Dies konnten auch ihre kurzen, und heute Nacht noch kürzer wirkende blonden Haare nicht kaschieren. Mit zwei großen Schritten kam sie nun auf Dr. Kanst zu, welcher schon leicht einen, zumindest kleinen, Schritt zurück machte.
„Also: Was-Machen-Sie-hier?“, fragte die Kommissarin und klopfte dabei mit ihrem Zeigefinger sehr energisch auf die Brust von Alex. Erst jetzt fiel dem Psychiater der Pfarrer auf. Dieser saß auf einer schäbigen Couch aus den frühen Siebzigern wie ein Häufchen Elend. Dabei hatte er die Knie angezogen und wippte mit seinem Körper leicht vor und zurück. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet und Dr. Kanst erkannte sofort, dass der Leiter dieser Seelsorgeeinheit einen Schock erlitten hatte.
„Hallo, hallooooo! Rede ich undeutlich oder sollte ich es in einer anderen Sprache versuchen?“ Jasmin Jemain war nun sehr ungeduldig.
„Ich bin beauftragt, mich meines Mandanten und Patienten anzunehmen!“ Alex versuchte sehr ruhig zu bleiben.
„Mandant? Patient? Wer? Der da?“ Jasmin zeigte auf den wippenden Pfarrer.
„Genau, hier ist eine Vollmacht!“ Dr. Kanst grinste und hob seine Vollmacht hoch.
Für die Dauer eines Wimpernschlages schien der Kommissarin der Wind aus den Segeln genommen worden sein.
Doch zu schnell war dieser kurze Moment der Überlegenheit vorbei und Jasmin Jemain ließ das Dokument einfach auf den Boden vor die Füße von Dr. Kanst fallen.
„Mir ist egal, was Sie hier wieder für eine Nummer abziehen, aber jetzt verlassen Sie sofort diesen Tatort oder ich werde Sie wegen Behinderung der Kriminalpolizei ebenfalls verhaften lassen.“ Nach diesen Worten schnippte sie mit dem Finger und zwei uniformierte Beamte kamen auf den immer noch wippenden Pfarrer zu. Einer zückte bereits die Handschellen. Jasmin schien den ungläubigen Blick von Alex in den Augenwinkeln bemerkt zu haben und sagte, ohne ihn dabei anzusehen:
„Es besteht dringender Tatverdacht!“
„Chef, Chef, Chef!“ Plötzlich sprintete eine sehr junge Frau (Alex schätzte diese gerade auf Anfang 20) in den Raum. Sie hatte kurze Stoppelhaare, die eine Hälfte pechschwarz, und die andere in pink. Ein Freund von Alex, der bei der Telekom arbeitet, hätte dies eher als Magenta bezeichnet. Sie trug eine gelbe Leggins, braune halbhohe Stiefel und eine olive Bomberjacke. Durch ihre beiden Nasenlöcher war ein Piercing-Ring gezogen.
„Was!“, schrie die Kommissarin die junge Frau an.
„Also, ich habe alle Zimmer überprüft, und … äh hallo!“ Sie lächelte Dr. Kanst an.
„Hallo, Alex Kanst!“
„Lilly! Ähm, also Anwärterin im Kriminaldienst Lilly Baur, ohne E.“
„Angenehm!“ Alex lächelte.
„Vorsicht, Frau Baur! Also weiter bitte!“ Jasmin Jemain schien sehr ungeduldig zu sein.
„Mensch was für a Sauerei!“, sagte nun einer der Bestatter, als er gemeinsam mit seinem Kollegen die Leiche in den Blechsarg legte. Und tatsächlich musste alles Blut aus dem Körper ausgelaufen sein. Dabei konnte Dr. Kanst einen kurzen Blick auf die Leiche werfen. Ein junger Mann Anfang 20, und er kam Dr. Kanst irgendwie bekannt vor.
„Ha, ja also zur Vorsicht kann ich auch nur raten! Wissen Sie, Ihren Vorgänger hat Sie erschossen!“ Dr. Kanst zeigte Jasmin ein sehr überhebliches Lächeln, welches diese mit einem tödlichen Blick zu ersticken versuchte.
„Ja also, alle Zimmer sind, bis auf eines, fast leer, nur gelegentlich alte Möbel darinnen.“
„Und was ist in diesem einen?“
„Das sollten Sie selber sehen!“ Lilly trat einen Schritt zurück und gab somit den Weg in den Flur frei.
Jasmin Jemain atmete schwer ein und trabte los.
„Vorne rechts!“, rief Lilly hinter her.
Alex folgte, da ihn derzeit daran auch niemand hinderte.
Demonstrativ lehnte sich die Kommissarin an den Türrahmen, sodass Alex gezwungen war, unter ihrem Arm durchzusehen. Und irgendwie war es schon ein vertrautes Bild, was er da zu sehen bekam.
„Was ist das? Ein Tempel oder so?“, schrie die Kommissarin lautstark, als hätte einer der Beamten im Hof danach gefragt.
Das Zimmer war in blaues Licht getaucht, welches aus diversen Deckenstrahlern strömte, die auf eine dunkle Figur am Ende des Zimmers gerichtet waren. Die Figur stand auf einer Treppe aus Holz. Dahinter waren überall blaue Tücher, welche recht stümperhaft mit Reisnägeln befestigt waren.
„Darth!“
„Was!?“
„Na das da. Das ist Darth Vader, oder?“ Alex lächelte.
„Verarschen kann ich mich selber, Doktorchen! Ich werde den da jetzt verhaften und wenn Sie nicht augenblicklich das Haus verlassen, Sie auch.
„Ich denke, dass Sie jetzt den Rettungsdienst rufen und den Herrn Pfarrer zuerst einmal in eine Klinik bringen. Von mir aus auch mit Bewachung.“
„So denken Sie! Herr Müller, bitte verhaften Sie diesen Mann hier!“ Jasmin Jemain schnippte mit den Fingern.
„Aber Sie möchten doch nicht, dass ich die neue Staatsanwältin Bettina anrufe. Jetzt um diese Zeit. Ähm, ich meine natürlich Frau Balk!“ Alex grinste.
Nachdem der alte Staatsanwalt nach einem Pornoskandal verhaftete wurde, war gerade vor zwei Wochen eine Frau neu in dieses Amt eingeführt worden. Darüber hatte er natürlich in der Hohenzollerischen Zeitung ausführlich online gelesen. Zu seinem Bedauern hatte er die recht hübsche Frau noch nicht kennengelernt. Doch dies wusste ja Jasmin Jemain nicht, und sein Ruf in Sachen Frauen ging Dr. Kanst voraus. Demonstrativ zückte er sein Smartphone.
Jasmin runzelte die Stirn.
„Sie kennen Frau Balk, und haben ihre Nummer!?“
Dr. Kanst grinste über beide Backen.
„Chef, ich denke auch, dass der Pfarrer zuerst zu einem Arzt sollte. Also ich habe da mal von einem Fall gehört, natürlich auf der Uni, und da …“
„Genug,