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glaube ich nicht.“

      „Wissen Sie, was auf solchen Partys los ist? Da kommen alle möglichen Leute. Einige sind eingeladen, aber die meisten laden sich einfach selber ein. Ich weiß also nicht, wer die Kleine angeschleppt hat. Was soll diese ganze Fragerei überhaupt?“

      „Ich bin auf der Suche nach Leuten, die Minderjährige unter Drogen setzen und sie dann für pornografische Aufnahmen missbrauchen.“

      Er presste seine Zähne zusammen, sodass sie knirschten.

      „Und da kommen Sie zu mir?“, schnauzte er sie an. „Das wohl ein Witz sein? Ich habe mit so einer Scheiße nichts zu tun, verstehen Sie? Ich bin Künstler.“

      „Aber vielleicht kennen Sie jemanden, der so etwas machen würde.“

      Er blickte sie durchdringend an. „Wie war noch mal Ihr Name?“

      „Katharina Ledermacher.“

      „Also, Frau Ledermacher“, sagte er ruhig. „Ich mag Leute, die etwas Rückgrat haben, aber ich liebe es absolut nicht, wenn man mir irgendwelche Schweinereien unterschieben will. Lassen Sie mich jetzt in Frieden.“

      Katharina schüttelte den Kopf. „Erst wenn Sie mir ein paar Informationen gegeben haben.“

      „Ich weiß nichts.“

      „Ich glaube schon. Ich bin zwar keine Expertin, was pornografische Aufnahmen angeht, aber ich bin davon überzeugt, dass sie von einem Profi gemacht wurden.“

      „Na und?“

      „Wie lange arbeiten Sie schon als Fotograf?“

      „Achtzehn Jahre.“

      „Dann kennen Sie doch mit Sicherheit auch die schwarzen Schafe in Ihrer Branche.“

      Eckard starrte Katharina sekundenlang an. Dann zeigte er auf ein paar Stühle, die an der Seite des Pools standen. „Setzen Sie sich. Wir beide reden am besten noch ein bisschen miteinander.“

      Katharina fragte sich, was wohl jetzt kommen würde, aber sie ergriff einen Stuhl. Er setzte sich ihr gegenüber, stand aber gleich wieder auf und kam mit Zigaretten zurück. Er nahm eine und warf ihr die Packung zu.

      Katharina lehnte dankend ab.

      „Ist auch besser.“ Während er sich eine Zigarette anzündete, fragte er: „Ist sie Ihre Klientin?“

      „Wen meinen Sie?“

      „Die Tochter von diesem Staatsanwalt. Oder hat ihr Vater Sie beauftragt?“

      „Keiner von beiden.“

      „Was zum Teufel wollen Sie dann eigentlich?“

      „Das sagte ich doch bereits“; antwortete sie und warf ihm die Zigarettenpackung zu, die er geschickt auffing. „Ich ermittle gegen einige Leute, die Minderjährige für pornografische Aufnahmen missbrauchen. Angeblich handelt es sich um eine organisierte Bande.“

      „Und diese Kreaturen wollen Sie schnappen?“

      „Natürlich will ich das.“

      „Könnte ziemlich gefährlich werden.“

      „Darüber bin ich mir bewusst.“

      Er blies den Rauch durch die Nase aus. „Und was haben Sie bis jetzt?“

      „Nichts, was man verwenden könnte.“

      Eckard überlegte einen Augenblick. „Lars Steinert“, sagte er dann.

      „Wer ist das?“

      „Ein halbseidener Fotograf. Hält sich für einen großen Künstler. Aber im Grunde genommen ist er nur ein Stümper.“

      „Sind Sie sicher, dass er dahintersteckt?“

      „Beweisen kann ich es nicht. Habe bloß ein paar Gerüchte gehört.“

      „Das ist nicht sehr viel.“

      Er schleuderte seine Zigarette in den Pool. Mit einem leichten Zischen ging sie aus. „Das ist alles“, sagte er. „Alles, was Sie von mir kriegen.“

      Katharina gab ihm ihre Visitenkarte. „Das ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.“

      „Ich denke gar nicht daran. Und wenn Sie sich noch mal hier blicken lassen, können Sie was erleben.“

      Er sprach eigentlich nicht schlecht für einen Mann seines Aussehens. Seine kultivierte Stimme verstärkte noch irgendwie die Drohung. Sie stieg von ihm auf wie die schwarze Wolke aus dem Schlot eines Stahlwerks, die am Himmel stand und schwarze Rußflocken auf die Sonntagsgewänder der Kirchgänger streute. Er schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen, ohne sie anzuzünden. Vielleicht schluckt er sie einfach hinunter, dachte Katharina. Dann stand sie auf und ging.

      Sie marschierte über den großen Rasen vorbei an der kleinen Brünetten, die immer noch schlief. Sie würde sicher überrascht sein, wenn sie ganz einsam und verlassen aufwachte. Katharina setzte sich in ihren Wagen, nahm das Telefonbuch vom Rücksitz und suchte die Adresse von Lars Steinert. Dem Eintrag zufolge besaß er ein Studio in Schöneberg. Während sie das Buch wieder zurücklegte, fiel ihr Blick auf den Swimmingpool. Das Wasser war glatt und glänzte in der Morgensonne. Nicht eine einzige Welle zog sich über die Oberfläche. Katharina startete den Motor und fuhr los.

      12

      Fünfzehn Minuten später stand die Detektivin vor dem Fotostudio. An der Tür hing ein kleines Schild, auf dem „steinert“ stand – es war kein großer Buchstabe in dem Wort und die Schrift war seltsam flüssig. Darunter standen die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Katharina blickte auf ihre Armbanduhr: Viertel nach neun. Es war noch zu früh. Auf der linken Seite befand sich ein großes Fenster, in dem ein überdimensionales Schwarz-weiß-Foto hing. An das kleine Fenster auf der rechten Seite war eine Farbfotografie geheftet.

      Katharina trat heran und sah sich zuerst das farbige Bild an. Es war ein Hochglanzabzug von irgendwem, der an einer Bar saß; eine junge Frau, die der Kamera den Rücken zudrehte und den Kopf so hielt, dass man kaum das Profil erkennen konnte. Sie hatte ihre Beine um die des Barhockers herumgeschlungen, und ihre Strümpfe zogen Wasser. Es war natürlich kein schöner Anblick, aber es bestand auch kein Grund, sich darüber aufzuregen.

      Katharina glaubte, es wäre ein Beispiel für Steinerts seltsames Hobby, Leute in unbeobachteten Momenten zu fotografieren. Vielleicht war irgendwer in der Lage, die Frau zu erkennen, die Detektivin konnte es nicht. Das Bild war eigentlich unwichtig, aber Katharina erkannte, dass Steinert das kleine Fenster dazu verwendete, die Neugier der Vorbeigehenden zu erregen; sie sollten stehenbleiben und dabei auch auf das andere Fenster aufmerksam werden, in dem er seine ernsten Fotos ausgehängt hatte.

      Keine schlechte Idee, dachte Katharina. Aber es musste ein abgebrühter Kerl sein, der sie zu Reklamezwecken verwandte – und vielleicht war es auch als Tarnung für andere Bilder gedacht, die er verkaufte, um zu schwarzem Geld zu kommen. Katharina wusste es nicht. Aber sie wusste, dass sie das Foto im anderen Fenster mochte. Es war das Portrait einer alten Frau mit weißen Haaren und Falten, die einen schwarzen Schal lose um die schmalen Schultern gebunden trug. Es war nicht nur ein Foto, sondern tatsächlich die Wiedergabe einer Frau. Aus diesem Grund gefiel es ihr.

      Rechts neben dem Studio gab es eine Einfahrt. Katharina ging hindurch und kam auf einen kleinen Hof. Mehrere Kisten standen herum, und ein Müllcontainer. An der Rückseite des Studios gab es einen zweiten Eingang. Die Detektivin rüttelte an der Tür, aber sie war verschlossen. Alles andere hätte sie auch überrascht.

      Katharina überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. Sie konnte warten, bis Steinert den Laden öffnete und ihm einige Fragen stellen. Allerdings bezweifelte sie, dass er ihr ein paar ehrliche Antworten geben würde. Sie brauchte handfeste Beweise, wenn sie in dieser Sache weiterkommen

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