Скачать книгу

damalige Bar Chef vom "Trader's" verriet natürlich um keinen Preis das Rezept für diesen Cocktail. Streng geheim!

      Und so blieb dem Jackl nicht anderes übrig, als sich alle Jahre wieder von Jordan containerweise "Tiki Puka Puka" mixen zu lassen und ihn nach Hause zu karren.

      Das war ganz schön kostspielig, aber – man gönnt sich ja sonst nichts!

      Der Jackl hat später selbst eine Kneipe eröffnet, aber das war ein totaler Absturzschuppen, fast schon ein Frühlokal – nichts für mich! Außerdem war er mir zu teuer! Ich war ein einziges Mal dort, und als ich ein Bier bestellen wollte, meinte er nur lakonisch, es gibt bei ihm nur Flaschen zu kaufen, also Whisky, Wodka, Champagner etc.!

      Und das mir – als altem Schwabinger Saufkumpanen! Der spinnt, dachte ich mir, und mied den Laden fürderhin!

      Der "Fischer Wolfi" war auch einer, der aus Schwabing nicht wegzudenken war. Anfangs dachte ich, er wäre nur ein "Gammler", aber tatsächlich war er der uneheliche Sohn der "Elfi Pertramer", weshalb er in der Regel "Pertramer" gerufen wurde.

      Die Elfi Pertramer war in den 50er und 60er Jahren eine ziemlich bekannte Volksschauspielerin.

      A bissl narrisch war er schon – der Wolfi! Ich habe es nicht selbst gesehen, aber eines Tages ging in Schwabing die Neuigkeit um, der Wolfi hätte sich angezündet!

      Offenbar hatte er sich aus Liebeskummer angezündet, und zwar, indem er den Sprittank seines Mopeds aufschraubte, dasselbe hochstemmte und den Tankinhalt über sich ergoss. Alsdann steckte er sich an.

      Er hatte Glück – oder war es Kalkül? – jedenfalls passierte ihm nicht sehr viel dabei, denn ein Moped verbrennt Benzin/Oel Gemisch, welches nicht so vehement entflammt wie reines Benzin.

      Aber in jedem Fall sorgte er für Aufsehen in Schwabing.

      Später hat es der Wolfi dann sogar ins Fernsehen geschafft. Unter anderem hatte er eine Sendung, die hieß: "Ein Münchner in New York". Die war sehr nett und lustig, denn er stellte jeweils "Münchner" Plätze, Begebenheiten und Menschen vor, die sich in NY etabliert hatten. So konnte man zum Beispiel erfahren, wo man in NY Weißwürschte und Brezn kaufen konnte oder auch ein echtes Weißbier. Solche Sachen stellte er vor. Alles was in NY münchnerisch war.

      Er hatte auch einige Rollen in "heimatlichen" Produktionen, wie etwa "Münchner G'schichten", "Irgendwie und sowieso" und ähnlichem.

      Eines Tages tauchte im "Occam" ein Typ auf, der eigentlich so gar nicht zur üblichen Klientel passte. Er war ein Schönling, braungebrannt und top gestylt, und er schmiss Runden – eine nach der anderen. Das war ja zumindest ein Positivum an ihm.

      Keiner wusste, woher er kam, jedenfalls nicht aus uns bekannten Kreisen.

      In der Folgezeit wurde er auch in unseren anderen Stammkneipen regelmäßig gesichtet, und überall tat er sein Bestes, um sich bekannt und beliebt zu machen. Inzwischen wusste man auch seinen Namen, er war der Jörg Schwägerl. Und bald war er nicht mehr zu ignorieren.

      Nach einiger Zeit war klar, was er eigentlich wollte – er war am Eruieren! Das heißt, er hatte im Sinn, eine eigene Kneipe aufzumachen, und er informierte sich nun ausgiebig, wie man das anstellte, denn Erfahrung hatte er keine. Er war ein charmanter, sehr gut aussehender Bursche, das muss man ihm objektiv und neidlos zugestehen, und mit seiner Art akquirierte er nebenbei gleich zukünftige Mitarbeiter.

      Jedenfalls sollten wir noch viel von ihm hören, denn in den nächsten Jahren stellte er mehrere Kneipen auf die Füße, die auch alle bestens liefen, und er verdiente eine Menge Geld damit. Aber davon später mehr.

      Da fällt mir der "Porsche Bernd" ein. Sein Familienname war nicht bekannt. Der Bernd war wie ich aus "gutem Hause" und offiziell Student. Für welches Fach er eingeschrieben war, wusste niemand, und es wurde auch nie bekannt, ob er die UNI jemals betreten hatte. Und – er fuhr, wie schon sein Spitzname verrät, einen Porsche 911 - einen feuerroten, rennmäßig getunt und mit einem Sound, dass es überall in Schwabing zu hören war, wenn er die Maschine startete.

      Sein Auspuff wurde mal von der Polizei kontrolliert, wobei die Jungs lediglich feststellen konnten, dass er vier End rohre anstatt einem hatte, wie beim Porsche serienmäßig üblich. Von der Beschaffenheit des Auspuffs an sich hatten sie keine Ahnung. Es war ein "Sportauspuff", und Bernd bekam eine Mangelanzeige mit der Auflage, ihn zu ändern.

      Bernd war sauer, und verrückt, wie er war, ließ er einen Rennauspuff anbauen, ein sogenanntes "Flammrohr" ohne jegliche Schalldämpfung, welcher einen noch brutaleren Sound hatte als der alte. Der hatte aber wie ein serienmäßiger Porsche nur ein seitliches Auspuffrohr! Er fuhr damit bei der Polizei vor, und nachdem die ignoranten Bullen ihn begutachtet, allerdings nicht gehört hatten, bekam er sein OK.

      Wir teilten in gewisser Hinsicht dasselbe Los, seine Eltern wollten ihn auch am liebsten nicht zu Hause haben, versorgten ihn aber großzügigst, was bei mir allerdings nicht der Fall war.

      Der Bernd war tagtäglich im "Occam" und auf der weiteren "Spur" anzutreffen, und er sprach dem Alkohol kräftig zu. Er war, was ich nie wieder bei einem anderen Menschen erlebt habe, süchtig nach "Fernet Branca"! Ich konnte mich nur schütteln, wenn ich ihm zusah. Igitt, wie konnte man Fernet, dieses bittere Zeug, nur zum Vergnügen trinken?

      Eines Nachts, nach wieder einmal ausreichendem Suff, fuhr er doch tatsächlich ins Schaufenster des "Drugstore". Er startete beim "Arthur Kutscher Platz" am einen Ende der Occamstraße und beschleunigte auf mindestens 80 - 90 kmh auf den etwa 200 Metern bis zum "Drugstore" am "Wedekind Platz". Wie er mir am nächsten Tag erzählte, sah er im Fenster des "Drugstore" seine eigenen Scheinwerfer, die er aber für die eines entgegenkommenden Autos hielt, weswegen er ausweichen wollte, was natürlich schwierig war, da ihm die Lichter folgten.

      So kam es, dass er samt Porsche durch das Fenster fuhr und somit in der Kneipe landete. Glücklicherweise war es spät nachts, sodass der Laden geschlossen war und keine Gäste gefährdet waren.

      Der Bernd wurde dabei nicht mal verletzt, und bereits wenige Tage später hatte er schon einen neuen Porsche – vom Papa!

      Neben dem "Occam" gab es noch eine "Absturzkneipe", das "Filou". Der Laden hatte auch einen gewissen Kultstatus, aber nur bei der kompatiblen Klientel. Es war wohl sogar eine Art Frühlokal. Wann es genau öffnete, habe ich nie eruiert, aber es muss ziemlich früh gewesen sein, so circa 6 Uhr morgens, damit die "Pflichtschlucker" auch ja keine Durststrecke in Kauf nehmen mussten.

      Ich für meinen Teil habe den Laden nie betreten, es hat mir gereicht, zu sehen, wer da alles so raus fällt.

      Die zweite wichtige Adresse in dieser Zeit war die "Zirbelstube" unten in der Marktstrasse. Drei Minuten Fußweg vom "Occam", und du warst dort! Dazu passt der alte Spruch: "Was ist Ozon? - Die schlechte Luft zwischen zwei Kneipen!"

      Auch hier, beim Axel Portugall, immer ein angenehmes Völkchen. Es wurde viel geknobelt, "Schwabinger Chicago" oder auch "Lügen". Jägermeister war Trumpf! Oh Gott – ich hatte einmal 52 Jägermeister, aber danach nie mehr einen einzigen. Ich kann ihn bis heute nicht mehr auch nur riechen, nach ca. 40 Jahren!

      Ein Wort zum "Jägermeister". Da muss ich noch mal aufs "Occam" zurückkommen.

      Ich bin der Überzeugung, dass wir "Occam Gäste" damals an dem immensen Boom, den "Jägermeister" erfuhr, maßgeblich die Auslöser waren. Da war der "Berliner Friedl", der sich immer Scherze erlaubte, indem er etwa 35 Eierlikör bestellte, die aber eh nicht im Angebot waren, was er natürlich wusste. So bestellte er auch mal für die ganze Kneipe Jägermeister. Der war auch nicht im Programm.

      Aber der "Occam Michi" (Hagenmeier), war pfiffig. Als der Friedl das nächstemal eine Lokalrunde Jägermeister bestellte, sagte Michi nur: Einen Moment, kommt gleich! Er hatte zwischenzeitlich tatsächlich "Jägermeister" eingekauft, und Friedl war fällig! Er schien uns zu schmecken, und sehr bald gab es "Jägermeister", und zwar in Windeseile, in jeder unserer Stammkneipen. In kürzester Zeit war er dann überall zu haben. Wie gesagt, für mich bis zum 52sten!!!

      In der "Zirbel" erwuchs auch ein Trend, der sich in ganz Schwabing ausbreiten sollte.

Скачать книгу