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Ist TickTack nur TakTik?. Jessica Sofie Schwarz
Читать онлайн.Название Ist TickTack nur TakTik?
Год выпуска 0
isbn 9783743947740
Автор произведения Jessica Sofie Schwarz
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Wer von uns weiß schon, wie viel Zeit ihm noch bleibt?
Lebt ein Mensch, der eine tödliche Diagnose erhält, anders als ein kerngesunder, da er genau weiß, was ihm wichtig ist und was er noch erleben möchte?
Es gibt unendlich viele Fragen und noch weitgehend mehr Antworten, da wir Menschen nun einmal alle verschieden sind und wir, durch unsere individuellen Erfahrungen, eine differenzierte Wahrnehmung haben.
Verbindet uns nicht aber alle die Frage nach der Zeit, weil jeder von uns sterblich ist?
Mir stellen sich diese und weitere Fragen sehr häufig. Durch sie gerate ich oft mit den Menschen in meiner Umwelt, hauptsächlich durch zuvor erwähnte Antwortenvielfalt, in einen Konflikt.
Jeder hat somit andere Vorstellungen von Zeit und trotzdem schaffen es so Viele, zum gleichen Zeitpunkt, dasselbe zu tun, wie beispielsweise einen bestimmten Zug zu nehmen.
Wäre es eigentlich gar nicht so schwer, sich auch in anderen Dingen einig zu werden, wenn jeder Einzelne nur auf das ein oder andere verzichten könnte?
Hierfür müsste sich meiner Meinung nach das gesamte Wertebild der heutigen Gesellschaft drastisch verändern.
Ein großer Teil denkt nur an sich selbst, da es am leichtesten ist und man somit auf keine anderen Bedürfnisse Rücksicht nehmen muss.
Sie wollen eine Lösung von mir hören?
Meine Idee von einer funktionierenden, glücklichen Gesellschaft stellt sich gar nicht als so kompliziert dar – zumindest theoretisch betrachtet.
Diese Idee basiert auf einer echten, sozialen Gemeinschaft. Ich denke, wenn sich beispielsweise jeder Einzelne mindestens eine Stunde am Tag für zwei Menschen Zeit nehmen würde, müsste sich niemand mehr so einsam fühlen. Zwei Voraussetzungen dafür wären, dass dieses Ereignis täglich eintritt, und die Menschen, die diese Zuneigung erhalten, sich wiederum – auf irgendeine Art und Weise – um zwei weitere Menschen kümmern. (Insofern sie körperlich dazu in der Lage sind.)
Verstehen Sie, wie ich das meine?
Ach, schwierig das gerade auf Papier zu bringen, ohne dass Sie mich sofort für eine Weltverbesserin halten, die nur heiße Luft von sich gibt.
Meine Kernaussage sollte sein, dass man seine eigene Zeit dafür nutzen könnte, um Anderen Gutes zu tun – auch wenn es täglich nur von kurzer Dauer wäre.
Neben dem ganzen Terminstress – den ewigen Verabredungen, dem zu erwischenden Zug, dem zu erledigenden Einkauf, usw. –, nehmen sich doch die Wenigsten Zeit, sich um Benachteiligte zu kümmern.
Was ist mit den Kindern, die keine Eltern mehr haben und sich nur über eben etwas ZEIT freuen würden, die man ihnen schenkt? Was ist mit den vielen alten Menschen, die, ohne ihre Verwandten im Seniorenzentrum oder auch zu Hause, vor sich hin vegetieren und keinen Ansprechpartner haben?
Wer hilft diesen Menschen, diese Entwicklung zu verstehen und sich in der heutigen Welt zurechtzufinden? Von den restlichen Schicksalen möchte ich gar nicht sprechen, denn ich würde nicht fertig werden, da wir alle ein wenig gespendete Zeit nötig hätten, oder nicht?
»Gerade hier stoße ich wieder auf das Problem. Wie finde ich heraus, wie viel Zeit ich mir für mich selbst nehmen muss? Ich erachte es als genauso wichtig, mich um MICH und MEI-NE Belange zu kümmern, da ich ja schließlich bisher auch keine Hilfe einfach so von jemandem erhalten habe.«
»Bin ich Dir denn keine Hilfe, Marie? Spende ich Dir nicht gerade meine Zeit?«
»Doch, sicher! Aber wir wissen beide ganz genau, dass ich ja auch nur hier sitzen kann, wenn ich mich in dieser Sekunde ausschließlich um MICH kümmere und nicht um andere. Ich könnte doch gerade genauso gut meiner 82-jährigen Nachbarin einen Kaffee kochen, oder mit ihr eine Runde Karten spielen, statt hier zu sitzen und über so etwas nachzudenken, oder?«
»Hindert Dich denn irgendwer daran? Hattest Du nicht einmal den Druck der Anderen erwähnt, der Dich von solchen Vorhaben abhält?«
»Ja, kann sein. Bei manchen Bekannten habe ich das Gefühl, dass andere sie gleich als Außenseiter sehen, wenn sie etwas später auf eine Party kommen, weil sie davor noch die Blumen von Frau Müller gegossen haben. Für solche sozialen Taten wird man zumindest nicht gelobt, sondern eher ausgelacht.«
»Ist das denn DEIN Problem? Hat Dich schon einmal jemand ausgelacht? Bleib doch bei Dir selbst und achte nicht so viel auf das Verhalten Deiner Mitmenschen. Du wirst es dadurch nicht ändern können. Gib ein gutes Vorbild ab und Du wirst sehen, die anderen werden sich an Deinem Handeln orientieren. Gerade benötigst Du ausschließlich Zeit für Dich selbst, Marie.«
Wieder so ein toller Tipp. Wie soll ich denn bitteschön einfach meine Gedanken abschalten?
Im Grunde verstehe ich das heutige Weltbild einfach nicht mehr. Die Meisten beschweren sich unentwegt, wie ungerecht Alles sei, wie schlecht es ihnen gehe und dass ihnen niemand helfe. Dabei nutzen sie kaum bis gar nicht ihre eigenen Fähigkeiten, um sie anderen weiter zu geben. Gerade das macht uns doch menschlich, oder?
Es ist eine wahnsinnig schwierige Thematik und ich werde den Gedanken unbedingt einmal weiterführen müssen, auch wenn ich wahrscheinlich am Ende ohne zufriedenstellendes Ergebnis dastehen werde.
Gerade möchte ich mich wirklich um etwas anderes kümmern, als mich weiter im Kreis zu drehen.
Meiner Meinung nach gibt es jedenfalls solange keine Lösung, bis es nicht jeder Einzelne für sich selbst eingesehen hat und auch praktiziert.
An dieser Stelle kommt mein Gesellschaftspessimismus wieder zum Vorschein, doch den hat diese Gesellschaft eben selbst in mir geprägt und genährt, da ich wenig positive Veränderung diesbezüglich in den letzten Jahren festgestellt habe, sondern im Gegenteil, eine Versteifung in den Egoismus.
In einigen anderen Kulturen ist dies nicht der Fall, zumindest nicht in einem solchem Ausmaß – leider werden diese mehr und mehr ausgerottet.
Wichtig wäre mir, dass mein Kulturpessimismus – den ich für den Großteil unserer heutigen Gesellschaft hege – nicht gleich als Menschenfeindlichkeit verstanden wird!
Es bedeutet ebenfalls nicht, dass ich nicht auch ganz andere Beispiele kennen- und lieben gelernt habe, jedoch sind es mir noch zu wenige derer, die es begriffen haben.
Kennen Sie vielleicht jemanden, dem Sie etwas Ihrer Zeit widmen könnten oder denken Sie, dass Sie sich endlich einmal um sich selbst kümmern sollten?
Worauf warten Sie noch?
Zeit für einen neuen Versuch – Taktgefühl
Zu viele Fragen? Die Ironie lässt sich nur schwer verbergen.
Ich habe mehrere Anläufe benötigt, dieses Buch zu schreiben. Einige werde ich hin und wieder in dieses Buch einfügen, nur um Ihnen deutlich zu machen, dass ich wohl niemals einen perfekten Anfang oder ein perfektes Ende für mein erstes Buch finden werde.
Das Leben an sich ist einfach sehr komplex und außerdem gibt es doch so vieles, das ich mit ihnen teilen möchte.
Zusätzlich ändern sich stündlich meine Gedanken, und folglich auch meine Sichtweise auf die verschiedenen Punkte.
Es ist, so habe ich beschlossen, eine Art Selbsttherapie mit Publikum. Eine Heilung meiner Seele, die sich in dem ganzen Dschungel nicht mehr zurechtfindet.
Es ist für mich höchste Zeit, meine Gedanken zu notieren, da ich sonst das Gefühl bekomme, dass mein Kopf in viele kleine Puzzleteile zerspringt, die ich dann nur mit Mühe und Not wieder zusammenfügen kann.
Es geht Ihnen auch so?
Es muss einfach ein bisschen Raum geschaffen werden, so fühle ich, damit wieder etwas aufgenommen werden kann.
Eigentlich wollte ich die Bombe nicht so früh platzen lassen und