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Mörder nicht zur Strecke gebracht wird.“

      „Sie haben sich versündigt, Mr. Durango.“ Der Barbier bekreuzigte sich. „Möge Gott Ihnen verzeihen.“

      Jay Durango wandte sich ab und ging hinaus. Neben der Tür lehnte er sich an die Hauswand, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er konnte Dave nicht mehr sehen. Die beiden Pferde standen noch gesattelt vor dem Office. Nun hatte Duncan keinen Sheriff mehr. Silas Pate hatte ihn zu seinem Vertreter ernannt. Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her. Aber das würde nun niemand mehr anerkennen. Vielleicht würden sie eines Tages einen neuen Sheriff wählen, aber vielleicht überließen sie diese Entscheidung auch Tobe Tetley.

      *

      Jay sah den Kutscher auf den Bock klettern. Der Postmeister war vor der Station aufgetaucht.

      „Beeile dich, dann wirst du die Station vor Einbruch der Dunkelheit erreichen!“, rief er dem Fahrer zu.

      Der Mann zog die Peitsche aus dem Futteral am Bock und ließ sie knallend durch die Luft streichen. Die Pferde zogen die schwere Concord-Kutsche mit einem Ruck vorwärts.

      Jay Durango war mit seinen Gedanken immer noch bei dem Toten, der hinter ihm im Haus lag. Er sah die Kutsche an sich vorbeirollen, ohne sie zu beachten.

      Doch plötzlich stand er gerade. Für einen Moment hatte er durch das Fensterrechteck das helle Gesicht unter dem roten Haar genauer gesehen und erkannt.

      „Mandy!“, rief er.

      Niemand beachtete ihn.

      „Halt!“, schrie er da der Kutsche nach, riss den Revolver aus der Halfter und wischte mit der linken Hand über den Hammer.

      Dröhnend löste sich der Schuss. Die Kugel ging über den Fahrer und das nächste Haus hinweg. Grollend kam das Echo über die Straße zurück.

      Der Kutscher hatte die Pferde gezügelt, wandte sich um und griff nach dem Gewehr.

      Jay Durango senkte den Colt und trat aus dem Schatten des Vordaches. Das Echo des Schusses verklang. Plötzlich war es so still, dass Jays knirschende Schritte zu hören waren.

      Der Kutscher schien noch nicht zu wissen, ob er das Gewehr auf Jay Durango anschlagen sollte oder nicht. Überall tauchten Männer und Frauen auf, blieben aber auf den Gehwegen und in den Haustüren stehen.

      Jay Durango riss den Schlag der Concord-Kutsche auf. Im Wagen saß nur ein Passagier: Mandy Bacon, das Barmädchen. Bleich, Schweißperlen auf der weißen Stirn, blickte sie ihn mit großen, ängstlich fragenden Augen an, die von dunklen Rändern umgeben waren.

      „Wohin geht die Reise?“, fragte er scharf.

      „Geht Sie das etwas an? Ich bin ein freier Mensch und kann gehen, wohin ich will!“

      „Meinen Sie?“

      „Verdammt, was soll das?“, schrie der Kutscher.

      „Mark, halte dich aus der Sache heraus!“, rief der Postmeister. „Silas Pate hat ihn zu seinem Vertreter ernannt, und solange Duncan keinen neuen Sheriff hat, ist er das Gesetz in dieser Stadt. Ob uns das passt oder nicht.“

      Brummend ließ der Fahrer die schwere Drillingsbüchse wieder sinken.

      „Steigen Sie aus, Mandy“, sagte Jay Durango noch einmal. „Unser Spiel um Leben und Tod geht weiter. Niemand wird ausgelassen. Vor allem die nicht, die die Knoten geflochten haben.“

      „Lassen Sie mich in Ruhe. Ich gehe, wohin ich will. Ich bin eine Frau!“

      „Steigen Sie aus!“ Jays Schrei schien durch die ganze Stadt zu schallen.

      „Nein!“

      Er packte ihren Arm und riss sie mit einem einzigen Ruck aus der Kutsche, um sie hinter sich loszulassen. Sie taumelte noch ein paar Schritte, trat in eine Fahrrinne und fiel. Ihr Schrei prallte von den Häusern ab.

      Jay warf den Schlag der Concord-Kutsche mit einem Knall zu und rief: „Jetzt können Sie fahren. Diese Frau bleibt hier. Sie ist in eine Reihe brutaler Überfälle verstrickt.“

      „Er lügt!“, schrie das Barmädchen.

      Jay Durango schob den Revolver in die Halfter. Hilflos blickte der Kutscher den Stationsmeister an. Der Mann winkte mit der Hand, er sollte fahren. Da legte der Kutscher das Gewehr aus den Händen, nahm die Peitsche und trieb die Pferde an. In einer Staubwand verschwand die Kutsche.

      Jay drehte sich ganz um. Mandy Bacon saß immer noch auf der Straße im schuhtiefen Staub.

      „Stehen Sie auf!“, herrschte er sie an. „Aus unserem Spiel können Sie nicht mehr aussteigen, Mandy. Die Schuldigen werden nach San Angelo gebracht. Eine dritte Wahl hat keiner von euch.“

      „Ich habe damit nichts zu tun!“, schrie sie ihn an. Tränen rannen über ihre Wangen.

      „Warum wollten Sie dann verschwinden, Mandy? Sie hatten mich kommen sehen. Sie haben geahnt, was geschehen ist, wie es alle anderen geahnt haben. Da stand Ihr Entschluss fest, denn Sie konnten gleichzeitig sehen, wie der Stationer die Pferde vor die Kutsche schirrte.“

      Das Blut schoss ihr in den Kopf.

      „Stehen Sie auf!“, schrie Jay Durango sie an. „Sie sind verhaftet, Mandy. Ich sperre Sie in die Zelle neben Zattig. Sie können sich inzwischen an das gewöhnen, was Sie erwartet.“

      Das Mädchen kam auf die Knie. Die Tränen tropften von ihren Wangen und färbten das hellrote Kleid, das sie trug, dunkel. Abwehrend streckten sich ihre Hände aus, denen die Reisetasche entfallen war.

      „Nein!“, schrie sie schrill und wild und schüttelte den Kopf, dass das Haar ihren Kopf wie eine Mähne umflog.

      „Nein, Sie dürfen mich nicht einsperren! Dazu haben Sie kein Recht! Ich habe nichts getan!“

      Jay Durango sah einen Schatten, der sich näherte und dann verharrte. Er blickte auf und erkannte den herkulischen Schmied der Stadt, der die Fäuste um seinen schwarzen Gürtel ge krampft hatte.

      „Das dürfen Sie nicht tun, Mr. Durango“, knurrte der Mann. „Sie ist eine Frau. Bei uns kommen zwanzig Männer auf eine Frau. Sie wissen, wie wir darüber denken.“

      „Gehen Sie zurück.“

      „Und wenn ich es nicht tue?“

      „Dann sperre ich auch Sie ein. Ich sperre jeden ein, der sich zwischen mich und die Banditen und ihre Helfershelfer stellen will. Jeden!“

      Der Mann prallte zurück.

      „Helfen Sie mir doch!“, wimmerte das Mädchen verzweifelt und streckte die gefalteten Hände vor. „Helfen Sie! Ich bin unschuldig! Sie müssen mir helfen!“

      „Stehen Sie auf, Mandy“, sagte Jay Durango. „Sie können dem Richter erzählen, dass Sie unschuldig sind. Gegen Ihr Wort wird dann das Ihrer Komplizen stehen, und wir werden sehen, was der Richter damit anfängt.“

      Das Mädchen ließ die Hände sinken, als sich Dave Harmon näherte und der Schmied sich weiter zurückzog. Jay Durango ging auf das Mädchen zu und riss es am Arm in die Höhe.

      „Hilfe!“, schrie Mandy gellend in die Stadt hinein.

      Aber die Menschen unter den Vordächern schwiegen.

      Dave ging vor Jay und dem Mädchen her, sprang zum Gehsteig hinauf und schob die Tür des Offices auf. Jay stieß das Mädchen in den halbdunklen Raum hinein, dass es gegen den Schreibtisch prallte.

      Dave schloss die Tür. Mandy ging um den Schreibtisch herum und weiter rückwärts, als wollte sie immer noch versuchen zu fliehen und der Verantwortung zu entkommen. Dann aber prallte ihr Rücken gegen die Wand neben der Tür des Jails. Weiter konnte sie nicht mehr. Sie war gefangen, und das Gefühl, schuldig zu sein, stand deutlich und klar in ihren Augen, auch wenn ihr Mund immer wieder etwas anderes sagen würde.

      „Was haben Sie mit mir vor?“, fragte sie gepresst.

      „Tobe

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