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in den Schutz des Felsblocks und hörte das grässliche Quarren eines Querschlägers. Das Hämmern schneller Schritte trieb heran. Lane zuckte in der Hocke herum, warf sich auf den Bauch und spürte einen schmerzhaften Stich, als sich ihm ein spitzer Stein in die Rip­pen bohrte. Mit einem wummernden Dröhnen strich eine Kugel dicht über ihn hinweg, einen Atemzug lang riss das Mündungsfeuer die springen­de Gestalt aus der Finsternis. Lane zog durch. Der Mann rannte mitten in die Kugel hinein, wurde herumge­schleudert, knickte im Kreuz ein und verschwand zwischen dem Geröll.

      Sofort wechselte Lane seine Posi­tion und kniete ab. Dort, wo er sich eben noch befunden hatte, klatschte Blei gegen den Felsen, wurde platt ge­drückt und jaulte mit giftigem Heulen in die Nacht hinein. Zwischen zwei Felsnadeln machte Lane eine hoch gewachsene, vierschrötige Gestalt aus. Wie ein Scherenschnitt hob sie sich schwarz und klar gegen den helleren Hinter­grund ab.

      Big Jim!

      Er war keinen Steinwurf weit von Lane entfernt, und nun rief er bre­chend: »Jetzt fährst du in die Hölle, Turpin!« Mit seinem letzten Wort drückte Big Jim ab. Eine grelle Lohe stieß auf Lane zu. Die Kugel zerfetzte sein Hemd und zog ihm eine blutige Spur über die rechte Seite. Lanes er­ster Schuss verfehlte den Rancher. Er rollte herum. Big Jims zweites Ge­schoss ließ Gesteinssplitter an der Stelle auseinanderspritzen, an der Lane eben noch gekniet hatte. Lane feuerte zurück. Big Jims Gestalt schien zu wachsen. Ein japsender Schrei des Ranchers mischte sich in den sich verflüchtigenden Hall der Detonationen. Er taumelte gegen ei­nen der Felsen und rutschte langsam zu Boden. Fasziniert starrte Lane se­kundenlang auf das Bild, das sich ihm bot, doch er fühlte nicht die Spur ei­ner Genugtuung.

      Dann aber wurde ihm schlagartig bewusst, dass der Kampf noch nicht zu Ende war. Er hatte es auf jeden Fall mit vier Gegnern zu tun. Zwei waren tot oder kampfunfähig. Einen hatte er bewusstlos geschlagen. Es war nur ei­ne Frage der Zeit, bis er wieder zur Besinnung kam und sich erneut einmischte.

      Lane schnellte hoch. Mit der Kraft eines Raubtieres sah er eine hohe Ge­stalt auf sich zujagen. Der Bursche hatte versucht, den Schusswechsel zwischen ihm und Big Jim auszunut­zen, und es war wohl seine Absicht, so nahe wie möglich an Lane heranzu­kommen. Er sah Lane hochfedern und stürzte sich mit wildem Gebrüll auf ihn. Lane reagierte mit instinktiver, blitzartiger Behändigkeit und tauchte unter der heranfliegenden Gestalt weg, pendelte herum und ließ mit der Drehung sein Gewehr kreisen. Er knallte dem Angreifer den Schaft in den Rücken. Der Bursche krachte auf das Gesicht. Sofort sprang Lane einen Schritt auf ihn zu und drückte ihm die Mündung zwischen die Schulterblät­ter.

      »Das war's wohl!«, fuhr es rasier­messerscharf über seine Lippen.

      Aber der Mister dachte nicht daran, aufzugeben. Er warf sich herum, spür­te den Druck der Mündung nicht mehr auf seiner Wirbelsäule und um­klammerte mit beiden Armen Lanes Beine. Lane, von dieser Aktion total überrascht, verlor das Gleichgewicht. Er stürzte und kam auf den Burschen zu liegen. Der aber wand sich mit un­nachahmlicher Wendigkeit unter ihm hervor und schlug ihm die Faust ge­gen den Kopf.

      Gleichzeitig kamen sie in die Höhe, Und nun erkannte Lane, wen er vor sich hatte. Es war John Landers. Ihre Gewehre lagen auf der Erde. Landers stieß sich ab. Seine Fäuste flogen. Lane wurde vom Aufprall des Körpers erneut aus dem Gleichgewicht ge­bracht und stolperte zwei Schritte zu­rück. Landers' Faust landete kra­chend auf seinem Brustkorb, die an­dere pfiff dicht vor seinen Augen ins Leere, weil er im letzten Moment den Kopf in den Nacken warf. Lane fand nicht die Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein gemeiner Tritt Landers' gegen seinen verwundeten Ober­schenkel löste ein Inferno höllischer Qualen in seinem Körper aus. Dumpfer Druck legte sich auf sein Gehirn, dem furchtbaren Schmerz gesellte sich bleierne Benommenheit hinzu. Panikartig überrollte ihn eine Welle der Angst, dass er zu guter Letzt doch noch verlieren würde. Und die Verzweiflung kam. Doch mit ihr erwach­te in ihm der Wille, durchzuhalten. Er schien sein Bewusstsein mit frischer Energie aufzuladen.

      Landers attackierte ihn auf kurze Distanz und schlug wie von Sinnen. Jeder Schlag wurde von einem abge­rissenen Knurren begleitet. Lane warf sich einfach in den Hagel unkontrol­lierter Schwinger hinein. Den Schmerz in seinem Bein nahm er kaum noch wahr. Der Selbsterhal­tungstrieb war stärker als die Not, die ihn für kurze Zeit außer Gefecht ge­setzt hatte. Er klammerte sich an Landers und stieß ihm den Kopf ins Gesicht. Sofort glitt Landers einen Schritt zurück, aber Lane ließ nicht locker. Er schick­te zwei Haken auf die Reise und traf den Vormann empfindlich auf das Jochbein und das Ohr. Aber Landers stand wie ein Fels. Der Hass schien ihn schmerzunempfindlich zu machen. Und Lane spürte die Schwäche, die in ihm jäh das Empfinden hervorrief, dass seine Fäuste tonnenschwer wur­den. Sein Puls raste, sein Atem flog, und er bot seine letzten Energien auf …

      *

      »Schneller!«, brüllte Sheriff Vince Renslow, als die ersten Detonationen vom Wind herangetragen wurden. In halsbrecherischer Karriere ließen er und Moss Jones ihre Pferde galoppie­ren. Beim geringsten Fehltritt eines der Tiere konnte sich der Reiter den Hals brechen.

      Wieder dröhnten irgendwo vor ihnen die Waffen. Und die beiden Männer glaubten den Hauch von Tod und Verderben zu spüren, der wie ein eisiger Luftzug heranstrich.

      Die Waffen schwiegen. In unver­mindertem Tempo stoben sie dahin.

      Sie jagten über die Hochebene. Ih­nen entgingen an ihrem Ende nicht die verschwommenen Konturen eini­ger Pferde, die sich unruhig bewegten und an den Leinen zerrten. Die bei­den Gesetzeshüter sprangen ab und hetzten ohne ein Wort zu verlieren den Abhang hinauf. Sie hatten die Re­volver in den Fäusten, ihre Muskeln waren angespannt, ihre Sinne akti­viert. Mit pumpenden Lungen kamen sie oben an. Ihre Blicke gingen in die Runde. Eine hassgetränkte Stimme wehte heran: »Ich mache dich fertig, Turpin! Du fährst in die Hölle, du elendes Stinktier. Billy Forsyth war der beste Freund, den ich jemals hat­te. Doch du hast ihn umgebracht!«

      Ein klatschender Schlag folgte diesen Worten, ein ersticktes Gurgeln, wieder ein Schlag.

      »Komm!« Der Sheriff orientierte sich am Klang der Stimme. Moss Jones glitt wie ein Schatten hinter ihm her.

      »Ich werde dich nach Alamosa schleppen, Landers!«, erklang Lane Turpins gepresste Stimme. »Und du wirst Renslow Wort für Wort berichten, wie es sich zugetragen hat.« Ein dumpfes Schlaggeräusch schloss sich an, ein Stöhnen, und ein harter Fall. »Du wirst Renslow die Wahrheit er­zählen! Bill wollte mich kaltblütig niederknallen, als ich nicht auf ihn achtete.« Wieder schlug Lane zu. Landers, der sich gerade erheben wollte, krachte auf die Seite, heulte auf und trat von unten herauf nach Lane.

      Renslow und Jones konnten jetzt den Kampf beobachten. Sowohl Lane Turpin als auch John Landers schie­nen sich völlig verausgabt zu haben. Aber ein jeder von ihnen konzentrier­te sich derart auf den anderen, dass sie die beiden Männer in einer Entfer­nung von wenigen Schritten überhaupt nicht wahrnahmen.

      Landers stemmte sich keuchend in die Höhe. Er kam auf die Knie, warf sich nach vorn und klammerte sich mit beiden Händen an Lane. »Ja«, krächzte Landers. »Er wollte dich zum Satan schicken. Leider ist ihm das nicht gelungen. Dein Vater, dieser alte Narr, warf sich dazwischen. Aber auch er war ein Turpin. Also war es um ihn nicht schade.« Er kämpfte sich an Lane in die Höhe. Lanes Hände legten sich um seinen Kehlkopf und drückten zu. Die Augen quollen Lan­ders aus den Höhlen. Sein Mund klaff­te auf, gierig lechzte er nach Sauerstoff und krächzte unverständliche Laute. Er umklammerte Lanes Hand­gelenke und versuchte, den Würge­griff von seinem Hals zu lösen. Feuri­ge Kreise drehten sich schon vor sei­nen Augen. Aber Lane ließ nicht locker. Der Vormann zog das Knie an. Lane wurde empfindlich getroffen. Seine verkrampften Hände öffneten sich. Landers feuerte einen lahmen Haken ab. Er verfehlte Lane und wur­de von seinem eigenen Schwung halb herumgeschleudert.

      Sheriff Renslow fand es an der Zeit, einzuschreiten. Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er die Silhou­ette eines Mannes zwischen einigen Felsbrocken auftauchen sah. Im mat­ten Licht funkelten die Metallteile ei­ner Winchester. Renslow riss die Hand mit dem Colt hoch. Aber er reagierte genau den Bruchteil eines Augen­blicks zu spät, der zwischen Erkennen und Begreifen liegt. Der Schuss des Burschen krachte in dem Moment, in dem sich John Landers wieder auf Lane Turpin stürzen wollte.

      Der

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