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einem Jahr war sie überfallen worden.

      In einem der Parkhäuser von Buffalo war das geschehen. Seitdem mied sie Parkhäuser im Allgemeinen und stellte ihren Wagen nur noch unter freiem Himmel ab. Eine Psychotherapie, die sie nach dem Vorfall angefangen hatte, hatte sie nach einem halben Jahr ergebnislos abgebrochen.

      Seitdem versuchte sie, mit den Dämonen ihrer Ängste selbst fertig zu werden. Die meiste Zeit über fand sie, dass sie das auf eine ganz passable Weise hinbekam.

      Nur manchmal schien das fragile Kartenhaus ihrer Selbstgewissheit schon bei dem geringsten Anlass in sich zusammenzustürzen.

      Das Auftreten jenes Mannes, der sich selbst Larry genannt hatte, war dazu Anlass genug gewesen.

      Roxanne ließ den Blick die Häuserzeilen entlang schweifen.

      Da ist nichts!, sagte sie sich. Nichts und niemand!

      Sie drehte sich um und ging die letzten Meter bis zu ihrem Wagen.

      Als sie den Schlüssel hervorholte, um ihn in das Schloss der Fahrertür zu stecken, bemerkte sie, wie ihre Hände zitterten.

      Dann setzte sie sich hinter das Steuer.

      An der Seite tauchte ein Schatten auf und verdeckte den Schein der Straßenlaterne.

      Roxanne fuhr in sich zusammen und wollte die Zentralverrieglung betätigen, aber es war zu spät. Die Beifahrertür war schon offen.

      Das Gesicht der schattenhaften Gestalt war nicht zu sehen.

      Ehe sie noch etwas tun konnte, langte ein Arm zu ihr hinüber. Das Zischen eines Elektro-Schockers ertönte. Kleine Fingerlange bläuliche Stromblitze zuckten in der Dunkelheit und im nächsten Augenblick durchfuhr sie ein höllischer Schmerz. Ihr gesamter Körper krampfte sich zusammen. Einen Moment später wurde ihr schwarz vor Augen.

      11

      Sechs Stunden und 38 Minuten rechnete das Navigationssystem des Sportwagen für 395 Meilen aus, die man der Nummer 26 an der Federal Plaza in New York City bis nach Buffalo am Lake Erie zurückzulegen hatte. Allerdings nur, wenn man die zum Teil kostenpflichtigen Highwayabschnitte mitbenutze.

      Aber da unser Field Office ein großes Interesse daran hatte, dass wir so schnell wie möglich in Buffalo eintrafen, gab es sicherlich keine Probleme, wenn wir die Maut-Gebühren auf die Spesenrechnung setzten. Wir fuhren zunächst auf die Lafayette Street und fuhren in Richtung Duane Street. Dann folgten wir den Schildern zum Holland Tunnel, passierten ihn und fanden uns in New Jersey wieder.

      Von da aus ging es über die Interstate 80 bis nach Syracuse, dann Richtung Westen bis Buffalo.

      Milo und ich wechselten uns jeweils nach spätestens zwei Stunden Fahrt ab. Als wir durch die Außenbezirke von Buffalo fuhren, war Milo gerade an der Reihe.

      Milo deutete auf ein Straßenschild.

      „Sieh an – wieder ein Broadway!“, meinte er. Allein in New York gab es mehrere Straßen dieses Namens. Neben der bekannten Theatermeile in Manhattan zum Beispiel eine gleichnamige, wenn auch weniger bekannte Straße in Brooklyn.

      „Broadway Street – nicht Broadway“, korrigierte ich. „Wir müssen gleich nach links in die Jefferson Avenue. Das Headquarter des Buffalo Police Department residiert unter Nummer 244.“

      „Die Stimme unseres Navigationssystems wird mich schon mehr oder weniger aufdringlich darauf hinweisen“, erwiderte Milo, der sich durch meinen Hinweis offenbar genervt fühlte.

      Wenig später erreichten wir das Gelände des Headquarter und fuhren in die Tiefgarage. Mit dem Aufzug gelangten wir in den achten Stock, wo uns Captain Max Josephson begrüßte.

      Er stand der Homicide Squad vor und hatte einen der Mordfälle, die in Zusammenhang mit dem Serientäter in Verbindung gebracht wurden, der es auf Rothaarige abgesehen hatte, bearbeitet, als er noch Lieutenant gewesen war.

      Ein Fall, den man noch immer keiner Lösung hatte zuführen können.

      Josephson war ein Mann mit blonden Haaren. Fast zwei Meter hoch ragte er empor und außerdem war er so breit, dass man ihn eher für einen Catcher halten konnte als für jemanden, der einem geregelten Büro-Job nachging. Und das war Josephsons Job, seit er seine jetzige Position innehatte.

      Josephson stand hinter seinem Schreibtisch auf. Er langte über den Tisch, um uns die Hand zu geben.

      Wir stellten uns kurz vor.

      „Ich bin Special Agent Jesse Trevellian vom FBI Field Office New York und dies ist mein Kollege Milo Tucker. Sie müssten mit Mr McKee gesprochen haben…“

      „Ja, Sie wurden mir bereits angekündigt.“ Er blickte auf die Uhr. „Allerdings habe ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass Sie heute noch bei mir vorbeischauen…“

      Ich hob die Augenbrauen. „Wieso?“

      „Ich dachte, Sie suchen sich erst ein Hotelzimmer“, erwiderte er.

      „Das hat unser Innendienst schon telefonisch für uns erledigt. Wir dachten, dass wir besser gleich an die Arbeit gehen.“

      Josephson zuckte mit den Schultern und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „So habe ich auch mal gedacht, als ich gerade Lieutenant geworden war und den Tod einer gewissen Selma Monteleone untersuchte.“

      „Klingt Italienisch“, meinte Milo. „Sie sah mit ihren roten Haaren allerdings eher wie jemand aus, der irische Vorfahren hat.“

      „So kann man sich täuschen, Milo“, meinte ich.

      Captain Max Josephson holte ein Foto aus der Schublade seines Schreibtischs. So abgegriffen, wie das Bild an den Rändern war, musste es für Josephson eine besondere Bedeutung haben. Wir verstanden wenige Augenblicke später auch, worin die bestand. „Sieben Jahre ist das jetzt her. Das war mein erster Fall bei der Homicide Squad, bei dem ich die Leitung hatte. Und er ging gleich daneben. Der Täter läuft wahrscheinlich noch immer frei herum und fährt damit fort, rothaarige Frauen zu töten. Glauben Sie mir, ich würde alles dafür tun, damit diese Sache endlich einen Abschluss findet.“

      „Erzählen Sie uns, was mit Selma Monteleone geschah“, forderte ich. Ich hatte diesen Namen zwar in den Unterlagen gelesen, mich aber mit den Einzelheiten noch nicht beschäftigt. Dazu war einfach noch keine Zeit gewesen. Aber immerhin wusste ich, dass man bei Selma Monteleone zumindest die Leiche gefunden hatte und man daher die Tat relativ genau hatte rekonstruieren können. Bei einigen Opfern war lediglich reichlich Blut gefunden worden. Und anderen waren einfach nur verschwunden und erst unsere Funde an Bord der JAMAICA BAY hatten die Verbindung zu dieser Mordserie gezogen.

      Josephsons Augen wurden schmal. Er bot uns einen Platz und Kaffee an. Wir nahmen beides dankend an. Der Kaffee kam aus dem Automaten und war ganz in Ordnung.

      „Selma Monteleone war Lehrerin an der einer der hiesigen Junior High Schools. Wir fanden sie in ihrem Wagen, der in einem kleinen Waldstück am Erie-See-Ufer abgestellt worden war. Sie war mit einem Elektro-Schocker betäubt worden. Zuvor hat es einen kurzen Kampf gegeben. Deswegen haben wir sieben Jahre alte DNA des Täters unter den Fingernägeln des Opfers.“

      „Wie starb sie?“, fragte ich.

      „Der Täter hat ihr eine Reihe von Adern aufgeschnitten und sie ausbluten lassen. Es gab allerdings keine Hinweise auf eine Vergewaltigung oder einen Versuch in diese Richtung. Dem Täter ging es nicht um Sex, sondern…“ Josephson zögerte -

      „Macht? Rache? Ein allgemeiner Hass auf Frauen oder auf Rothaarige im Besonderen?“, hakte ich nach.

      „Ja, das denke ich, könnte es gewesen sein. Allerdings befinde ich mich da in einem Disput mit unserem neuen Profiler. Der bezeichnet die Tat als rituelle Zwangshandlung. Aber damit kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen.“

      „Wir würden gerne mit Ihrem Profiler sprechen“, sagte ich.

      „Werden

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