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      Robert Focken

      Arnulf

      Kampf um

       Bayern

      Historischer Roman

      Focken, Robert : Arnulf. Kampf um Bayern, Hamburg,

      acabus Verlag 2019

      Originalausgabe

      ePub-eBook: ISBN 978-3-86282-717-6

      PDF-eBook: ISBN 978-3-86282-716-9

      Print: ISBN 978-3-86282-715-2

      Lektorat: ds, acabus Verlag

      Cover: © Annelie Lamers, acabus Verlag

      Covermotiv: © Ksenia Lanina

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Der acabus Verlag ist ein Imprint der Bedey Media GmbH,

      Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

      _______________________________

      © acabus Verlag, Hamburg 2019

      Alle Rechte vorbehalten.

      http://www.acabus-verlag.de

      Personenregister

ArnulfHundertschaftsführer der Schwarzen in Karls Diensten, genannt sax hamar
Arthurältester Sohn Arnulfs und Erikas
Atto vonFreisingBischof, heimlicher Anhänger Karls
Desideriusehemaliger Langobardenkönig, Leutbergas Vater
Einhardköniglicher Berater (Consiliarius)
ErikaArnulfs Ehefrau, Halbschwester Widukinds
FagoGraf, Heerführer in Tassilos Gefolge
FastradaKönigin, Ehefrau Karls
Fulrad von MetzBischof und Hofkapellan, Leiter der königlichen Amtsgeschäfte
GalloKrieger in Arnulfs Hundertschaft
GerswindTochter Arnulfs und Erikas
GertrudZofe an Tassilos Hof
GrifoKarlmanns Sohn, Karls Neffe, an Tassilos Hof
Grimbaldjüngster Sohn Arnulfs und Erikas, genannt Grimmo
HaganoDirnenhändler aus Sodom bei Regensburg
HardradHerzog, Thüringer Fürst, Verräter
HedenHundertschaftsführer der Bärenhäuter
KarlKönig der Franken, genannt Der Große, Sohn König Pippins
KarlmannKarls verstorbener Bruder
LeutbergaEhefrau Herzog Tassilos, langobardische Königstocher
LudwigSohn König Karls
NibelungBayer aus Regensburg, Vogelhändler
SamoArnulfs Deckname in Regensburg
SchweigerKrieger in Arnulfs Hundertschaft
SigfridKrieger in Arnulfs Hundertschaft
SwaboKrieger in Arnulfs Hundertschaft
TassiloHerzog der Bayern, Sohn Odilos, Nachkomme Agilos
TheodosoSohn von Tassilo und Leutberga
UdalrichGraf, Fürst der Wesersachsen (Engern), Vasall Karls, genannt Der Blutgraf
UtoBastard Tassilos, genannt Der Sänger, Leibwache Tassilos
Virgil von SalzburgBayerischer Bischof, Anhänger Tassilos
WidukindHerzog der Sachsen, Karls Gefangener auf der Insel Reichenau
WoradGraf, Oberbefehlshaber der Panzerreiter unter Karl

      Althochdeutsche Begriffe

ahtaAnsehen, Ruf
gileritoGelehrter
giniscaftKriegertreue
gundfanariOberster Heerführer König Karls (s. Graf Worad)
KaghanHeerführer der Awaren
samantwistdas (intime) Zusammensein
ScaraLeibwache des Königs, unterteilt in Hundertschaften, genannt unfortha = die Furchtlosen
SkizanScheiße
tobaswamFliegenpilz
wurf kliuwaSpiel mit Holzkugeln

      Kapitel I

      Worms, Mai 787

      Einen Königsmord kündigt man nicht an. Der Mörder gibt sich nicht zu erkennen – bis er dem Herrscher nahe genug ist. Und zur Klinge greift.

      Später fragte Arnulf sich, ob er die Attentäter hätte erkennen können: Da waren diese Kerle des Herzogs Hardrad, eines Thüringer Fürsten, die sich unter die Jagdgruppe König Karls mischten; etwa zehn Mann im grünen Jagdwams, mit Pelz am Rocksaum. Wenn sie irgendetwas von den gutgelaunten Männern um Karl herum unterschied, dachte Arnulf, dann dieses stille Nach-vorne-Starren: Männer, die in ein Gefecht ziehen, sahen so aus … Aber hätte man sie deshalb gleich totschlagen sollen?

      Es war keine echte Jagd, bei der man einem Wisent mit einer Stoßlanze gegenübertritt. Eher eine Art königlicher Zerstreuung, die den Hoftag abschloss. Dieser Hoftag – Mitte Mai im Jahre des Herrn 787 – hatte Worms am Rhein mit hunderten von Besuchern überflutet. Drei Tage dauerte das Spektakel aus prunkvollen Empfängen, Gottesdiensten und klirrenden Waffenschauen. Dann, am vierten Tag, lud Karl die Gaugrafen, Bischöfe und Edelherren zum Jagdvergnügen im Königswald nahe der Stadt. Auch ausländische Würdenträger waren dabei: in helle Seide gekleidete Sarazenen, Bulgarenhäuptlinge in langen Kaftanen und sogar ein Byzantiner, ein Kaiser-Emissär aus dem alten Ostrom. Er trug Schuhe und einen Gürtel, die mit Brillanten besetzt waren. Durfte man diese Leute Wisenten und Bären aussetzen?

      Wildschweine und Rotwild scheuchten die Treiber auf die Stellung der Jäger zu: eine kleine Erhebung, von der man die trichterförmige Senke überblickte, in der Keiler und Rehe sich wiederfanden. Jagdknechte der Königspfalz standen mit Bogen und Jagdspeer bereit. Aber kaum ein Krieger der Scara, der königlichen Panzerreiter, die für den persönlichen Schutz Karls verantwortlich waren! Denn sie sicherten die Königspfalz südlich der Stadt, wo Scharen von Habenichtsen und Namenlosen zusammenströmten, in der Hoffnung auf Brosamen der Edlen.

      An diesem schicksalhaften Nachmittag fand nicht nur die Königsjagd statt, sondern im Rüsthof der Pfalz trafen auch zwei Ochsenwagen mit der überfälligen Jahresabgabe eines Königsgutes ein – Waffen und Rüstzeug. Dieser Zufall sorgte dafür, dass einige der Hofleute während der Jagd mit der Überprüfung von Sätteln, Pfeilen und Lanzen beschäftigt waren. Und weil die Fuhre vom Amtmann des Königsgutes selbst ausgeliefert wurde, der als überheblich und streitsüchtig galt und gerne behauptete, einst vom alten König Pippin in sein Amt eingesetzt worden zu sein, hatte der königliche Pfalzgraf auch Offiziere wie Arnulf hinzugerufen: einen Hundertschaftsführer mit kräftigem Körperbau, braunem, über die Ohren fallendem Haar und einer gewissen Ausstrahlung, die Menschen zweimal überlegen ließ, was sie sagten. Arnulf hatte auf vielen Feldzügen ahta, Ansehen und Ruhm, erworben und sein Kriegsname, sax hamar, war an der blutgetränkten Nordgrenze des Reiches fast so bekannt wie der Name Karls selbst.

      Pfalzknechte entluden die ankommenden Wagen zwischen zwei scheunenartigen Lagerhäusern, während der in helles, eng geschnittenes Leinen gekleidete Amtmann dem Pfalzgrafen ungefragt von der Aufmüpfigkeit seiner Hörigen berichtete: »Ohne den Stock bringt man heute keinen mehr zum Arbeiten!« Der Pfalzgraf murmelte etwas Unverbindliches und strich sich über seinen hufeisenförmigen Schnurrbart, doch Arnulf nahm die Worte mit Stirnrunzeln auf; die Hände über der Brust verschränkt, stand er ein paar Schritte abseits und sagte nicht besonders laut, aber deutlich vernehmbar: »Ein guter Herr braucht keinen Stock.«

      Der Amtmann blinzelte, fuhr sich über die kahle, hellbraune Kopfhaut und würdigte den Mann mit dem zerschrammten Schuppenpanzer eines abschätzenden Blicks. Er nahm den Waffengürtel mit dem Langschwert und der Streitaxt auf, das dunkle Leder der Unterarmschützer, den nicht besonders neuen Wollstoff der Hose, die unterhalb des Knies nach fränkischer Art in der Kreuzbindung zusammenlief. Dann erst, beim zweiten Blick, sah er die kleineren und größeren Narben in dem Kriegergesicht, die vom Schnurrbart und den Kinnstoppeln kaum verborgen wurden.

      »Das ist Arnulf sax hamar «, erläuterte

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