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Münchner Gsindl. Martin Arz
Читать онлайн.Название Münchner Gsindl
Год выпуска 0
isbn 9783940839725
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Das …« Pfeffer war einigermaßen sprachlos, denn seine Chefin preschte in der Regel nicht so vor. Sie strich zwar gerne am Schluss für sich die Lorbeeren ein, doch während der Ermittlungen verhielt sie sich meist zurückhaltend bis vorsichtig. »Das trifft sich hervorragend, denn wir haben nun auch noch einen Fußabdruck von ihm am Tatort sichergestellt.«
»Na also!« Jutta Staubwasser strahlte über beide Ohren. »Dann kümmern wir uns nun um diesen Nowak! Ich muss dich sicher nicht daran erinnern, dass die Öffentlichkeit ein sehr großes Interesse an diesem Fall hat, und es wäre günstig, wenn wir zeitnah Ergebnisse präsentieren könnten. Darum konzentrier dich auf den Bruder.«
28
»Sam Rosenberger?«
»Wer will das wissen?« Das Mädchen sah nicht von ihrer Schüssel auf. Sie schaufelte einen Berg Nudeln in den Mund und kaute entspannt. Unter dem Baseballkäppi lugten rosa gefärbte Haare hervor. Sie trug enge schwarze Jeans, T-Shirt sowie eine blaue verwaschene Jeansjacke mit vielen Buttons drauf und strahlte die lässig-schlitzohrige Attitüde einer Lausegöre aus.
»Max Pfeffer.« Der Kriminalbeamte hielt ihr seine Marke hin. »Wir hatten telefoniert. Darf ich mich kurz zu Ihnen setzen?«
Samantha Rosenberger hatte ihm am Telefon gesagt, dass sie mittags in diesem angesagten Laden, dem Tiki Bowls And Such in der Augustenstraße anzutreffen sei. Sie war am Telefon völlig entspannt gewesen und hatte sich schnell zu einem Treffen bereit erklärt. Was Pfeffer gewundert hatte. Und tatsächlich hatte er sofort beim Eintreten das magere Mädchen an einem Fenstertisch sitzend gesehen.
»Hey, ich kenne dich doch«, sagte Sam nun, als sie aufsah. »Du warst neulich mit der blonden Tusse vor der Tür vom Bertl, oder? Die Tusse mit der großen Brille. Die wissen wollte, wer ich bin.«
»Richtig. Und genau darum geht es auch.«
»Um den Bertl? Warum? Er ist ein Freund, mehr kann ich dazu nicht sagen.« Sie zuckte mit den Schultern und futterte weiter aus ihrer hawaiianischen Poké-Bowl.
»Freund? Nicht eher Sugardaddy?«
Sam giggelte und zog eine süße Kleinmädchenschnute. »Da denkt einer mit.«
»Schaffst du an?«
»Also bitte!« Sie spielte die Entrüstete, kicherte aber gleich. »Ich doch nicht.«
»Ich schätze, Herbert Förster ist in dich verliebt«, antwortete Pfeffer. »Gehe ich recht in der Annahme, dass dies eine sehr einseitige Liebe ist?« Pfeffer setzte sich auf einen der niedrigen roten Hocker an den Tisch.
»Kann sein.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Er hat mir gesagt, dass ihr schon länger ein richtiges Verhältnis habt.«
»Klar haben wir das. Weil er das möchte.« Sie aß weiter. »Wir haben alles, was er möchte. Solange er glaubt, dass ich auf ihn stehe, geht es mir gut. Er macht mir Geschenke.«
»Auch Geldgeschenke?«
»Klar. Ich bin übrigens keine Nutte, klar? Ich schau halt, dass ich gut über die Runden komme. München ist ein teures Pflaster. Ich suche und ich finde. Er denkt wirklich, dass wir uns letzten Sommer ganz zufällig im Eiscafé an der Münchner Freiheit kennengelernt haben. Und dass ich wirklich Schülerin bin und bald Abitur mache. Ich bin alles, was meine Freunde wollen. Irgendwie schon fast goldig, oder?«
»Für wen arbeitest du?«
»Für niemanden. Ich bin keine Nutte, wie ich bereits gesagt habe. Ich arbeite für mich.«
»Ist er dein einziger Freund?«
»Da träumt er von!« Sie sah Pfeffer amüsiert an. »Er denkt ja auch, ich sei siebzehn!«
»Mich würde noch interessieren, warum du mit deinen nichtsiebzehn, mit deinen … dreizehn … vierzehn? … bereits Sugardaddys ausnimmst? Gehst du mit ihnen ins Bett und erpresst sie dann wegen Minderjährigkeit?«
Sam kicherte und schielte frech unter ihrem Cap zu Pfeffer hinüber. »Siehste, genau deshalb«, sagte sie mit Lausemädellächeln. »Weil man das denken könnte. Ich verrate dir was, lieber Polizist. Meine Freunde möchten nicht in den Knast, weil sie auf kleine Mädchen stehen. Und bei mir droht garantiert kein Knast. Drum kann ich auch niemanden erpressen.« Sie aß in Ruhe weiter. »Gecheckt?«, fragte sie nach einer Weile.
Pfeffer runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob er es wirklich gecheckt hatte.
»Oh, Mann.« Sam legte den Löffel beiseite und holte aus der Brusttasche ihrer Jeansjacke ihren Personalausweis. »Guckst du.« Sie legte den Ausweis vor Pfeffer auf den Tisch.
»Du heißt ja wirklich Samantha Rosenberger.«
»Klar. Wird sonst zu schwierig, wenn mich Freunde auf Reisen mitnehmen und ich einen Fakenamen hätte. Falsche Papiere kommen gar nicht gut an der Grenze.«
»Was? Du bist sechsundzwanzig?«, sagte Pfeffer verblüfft.
»Damit, Herr Kommissar, haben Sie das Geheimnis meines Erfolgs entschlüsselt.« Sam lachte wieder ihr Lausedirndllachen. »Die Freunde geben sich der Illusion hin, sie würden ein junges Mädchen vögeln. Manchen biete ich auch die Entjungferungsnummer. Hab ich auch drauf. Ein kleiner Wattebausch mit etwas Kunstblut – schon sind die Freunde glücklich, mein Erster gewesen zu sein. Und noch dazu ist alles ganz ungefährlich. Ich bin ja längst volljährig. Klar, Bertl denkt, ich sei siebzehn. Soll er.«
»Bliebe noch Prostitution im Sperrbezirk«, sagte Pfeffer.
»Ach, wirklich? Ich habe großzügige Freunde. Mehr nicht.«
»Ich meine damit nur, dass du aufpassen solltest. Und jetzt sag mir noch, was zwischen Förster und dir läuft.«
»Willst du Details? Also, wir ziehen uns aus, und dann …«
»Sehr witzig.«
»Da läuft nichts, was nicht auch bei anderen laufen würde. Er bekommt seinen Sex. Punkt. Wobei er denkt, wir haben ein echtes Verhältnis. Ich kann das ganz gut. Die Illusion aufrechterhalten. Wir sehen uns meist ein Mal die Woche, manchmal seltener, manchmal öfter. Ich bleibe über Nacht. Immer. Er steht halt auf flache Titten und Knochen. Wir treffen uns in seinem Apartment. Neulich dachte ich, ich kriege einen Herzkasper, als plötzlich seine Alte und dann noch diese Oma aufgetaucht sind. Ich meine, beinahe wäre es mir ja gelungen, ganz unbemerkt rauszuschleichen …«
»Herr Förster sagt, er war an jenem Morgen, als sein Kindermädchen ermordet wurde, mit dir in seinem Arbeitsapartment.«
»Ich wäre dann also sein Alibi?« Ein fieses Grinsen huschte über Sams Gesicht.
»Ja.«
»Okay, ja, ich gebs zu, ich war bei ihm. Wir haben schon über den Mord gesprochen. Ich hab angemessen schockiert getan. Wobei … nein, sorry, mir tuts echt leid für die Kleine, aber es hat nichts mit mir und meinem Leben zu tun. Er hat rumgeheult, dass man ihn womöglich verdächtigen würde und es nun erst recht auf gar keinen Fall rauskommen darf, dass wir beide ein Verhältnis haben. Weil er dann als Kinderficker dastünde und er erst recht verdächtig wäre.«
»Dabei musste er gar nichts fürchten, er hat ja dich als Alibi.«
»Hat er. Genau das fürchtet er aber.«
29
»Kommen wir