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Augen und die mittelgroße Nase, die ziemlich rund ist. Beide haben braune Haare und sogar die gleiche Frisur. Also prinzipiell ist Yail Onkel Phillip, nur eben in klein. Seine Schwester Kristina ist genau wie ihre Mutter, sie hat auch das gleiche Gesicht und die gleichen Haare. Bei uns aber ist es ziemlich fair verteilt.

      Ich sehe teilweise aus wie meine Mutter und teilweise wie mein Vater. Meine schwarzen, langen Locken habe ich von ihr, aber ihre sieht man nicht, da sie ein Kopftuch trägt. Meine dunkelbraunen Augen habe ich aber von meinem Vater und ebenso haben wir einen ähnlichen Mund. Wie bereits gesagt, sehe ich insgesamt wie eine Mischung aus den beiden aus, was ich ja auch bin.

      Viel mache ich an dem Tag nicht mehr. Ich gehe auch recht früh ins Bett, ich bin viel zu müde, obwohl es erst der erste Schultag war.

      14.09.2010 - 28.10.2010

      519.09.2010

      Seitdem die Schule angefangen hat, laufen die Tage sehr ähnlich ab. Und auch heute ist ein Tag von vielen. Meine Mutter weckt mich wie sonst auch um viertel nach sieben. Als ich aus dem Bad komme, liegen meine Schuluniform und meine Hose bereits auf dem Bett. Ich schlüpfe schnell hinein und ziehe meine Krawatte an.

      Als ich fertig bin, kommt meine Mutter auch schon mit dem Kamm in der Hand. Eigentlich liebe ich es, meine Haare offen zu tragen, da wir das aber in der Schule nicht dürfen, muss mir meine Mutter jeden Tag eine Frisur machen.

      Danach muss ich frühstücken, und ja, ich muss. Ich habe nämlich nie, wirklich nie Hunger und muss trotzdem immer essen, da das Frühstück eine wichtige Mahlzeit ist, was mir schon bewusst ist, aber was kann ich dafür, wenn ich keinen Hunger habe? Heute gibt es Ful, kleine Saubohnen in Joghurt Soße. Das ist bei uns sehr beliebt, vor allem zum Frühstück.

      Auch wenn ich absolut keinen Hunger habe, kann ich mich gegen Ful nicht wehren, also esse ich ein bisschen.

      Als ich vor der Haustür meine Schuhe anziehe, kommt Yail schon heraus. Er zieht auch schnell seine Schuhe an und wir laufen los. Da wir ein bisschen zu früh sind, lassen wir uns besonders viel Zeit und unterhalten uns über alle möglichen Themen. Vielleicht habe ich es schon erwähnt, aber ich liebe es, mich mit Yail über alles zu unterhalten. Ich liebe es so sehr, dass wir über alles miteinander reden können, dass wir uns immer alles erzählen können.

      Der heutige Tag zieht sich sehr und irgendwie interessiert mich nichts von dem, was die Lehrer erzählen. Ich schaue zu Yail herüber. Ihm geht’s anscheinend genauso wie mir.

      „Ich will nach Hause“, flüstert er mir zu.

      Ich nicke ihm zu und dann bin ich schon wieder weg, in meinen Gedanken versunken. Ich bin zu sehr versunken, denn ich bekomme erst gar nicht mit, dass mich unsere Lehrerin anspricht. Erst als mich Yail anstupst, komme ich zurück in die reale Welt. Ich werde direkt rot. Ich werde immer rot, wenn irgendwas ist und manchmal auch wenn nichts ist, so wie gerade eben. Ich starre die Lehrerin an und sie starrt zurück.

      Erst verstehe ich nicht mal, was sie möchte, aber dann begreife ich. Sie möchte eine Antwort auf ihre Frage und natürlich habe ich keine Ahnung, welche Frage.

      Als ich nach einer Weile immer noch stumm da sitze, höre ich ein Mädchen in der vorderen Reihe einen ziemlich dummen Satz sagen. Und ab diesem Moment bin ich fest überzeugt, dass dieses Schuljahr nicht anders verlaufen wird als das letzte.

      „Sie ist wegen Yail abgelenkt!“, flüstert sie.

      Es war zwar ein Flüstern, aber jeder in der Klasse hat es genau gehört und verstanden. Manche fangen auch schon an zu kichern, allerdings mischt sich unsere Lehrerin schnell ein, sodass ich das nicht länger ertragen muss, und ich glaube, Yail ist auch sehr froh darüber.

      Die letzten zwei Stunden sind auch endlich angekommen, aber Yail und ich müssen sie getrennt überstehen. Wir haben Religionsunterricht. Doch auch diese zwei Stunden finden ihr Ende und wir machen uns auf den Weg zurück nach Hause. Ich merke, dass er mir etwas sagen möchte, aber nicht weiß, wie er es formulieren soll. Ich mache ihm den Weg einfacher und beginne selbst.

      „Yail? Findest du auch, wir sollten der blöden Geschichte ein Ende setzen? Ich meine, wir können uns doch nicht ständig sowas anhören“, sage ich ganz ruhig.

      Er überlegt kurz und nickt dann.

      Als ich nichts sage, fängt er an zu reden: „Natürlich möchte ich das. Aber du weißt, was unsere Eltern davon halten. Wir haben ja mehrmals versucht, sie zu überreden, sind aber gescheitert. Sie behaupten ja immer, dass es dadurch nicht besser wird. Sie werden zwar nicht mehr über das jetzige Thema weitersprechen, dafür haben sie dann aber ein neues Thema.“

      Ich nicke. Natürlich wird das so sein, das ist mir bewusst, aber was ist denn besser? Bei welchem Thema kann ich es eher akzeptieren, ständige Kommentare zu hören? Als ich Yail diese Frage stelle, muss er nachdenken, um mir eine Antwort geben zu können. Ich erkenne an seinen Augen, was ihm lieber ist.

      „Ich bin genau deiner Meinung und wenn wieder irgendeine Situation vorkommt, die uns stört, werden wir das Problem überwinden“, sage ich lächelnd.

      Er lächelt zurück und nickt. Wir waren die ganze Zeit am Reden, sodass wir gar nicht bemerkt haben, dass wir vor unserem Haus stehen. Wir verabschieden uns und jeder geht in seine Wohnung.

      Nach dem Essen muss ich meine Hausaufgaben erledigen und darf erst danach hinaus zum Spielen. Ich brauche zum Essen eine halbe Stunde und für die Hausaufgaben etwa fünfzehn Minuten.

      Als ich fertig bin, rufe ich bei Yail an. Er ist zum Glück auch schon fertig und wir können uns treffen.

      Wir sind gerade dabei, unsere Schuhe anzuziehen, als unsere Väter aus den jeweiligen Wohnungen kommen und auch ihre Schuhe anziehen, um dann zur Arbeit zu fahren. Ich glaube, ich habe nicht erwähnt, was beide arbeiten. Unsere beiden Familien haben ein gemeinsames Restaurant hier in Damaskus.

      Als wir draußen ankommen, sind ein paar unserer Freunde schon da und warten auf uns. Sie haben einen Ball dabei, also werden wir vermutlich 7 Hijar spielen. Das ist ein Spiel, bei dem es zwei Mannschaften gibt, ein Team versucht die Spieler des anderen Teams mit dem Ball abzuwerfen und dadurch nicht zuzulassen, dass das andere Team die sieben Steine aufeinander aufbauen kann. Das Ziel des anderen Teams ist es, die Steine stabil aufeinander stapeln zu können. Das Team, das sein Ziel als erstes erreicht hat, hat selbstverständlich gewonnen.

      Wir teilen uns in zwei sechser Teams auf und beginnen zu spielen. Yail und ich machen selten etwas getrennt, aber bei diesem Spiel sind wir immer in unterschiedlichen Teams - das hängt davon ab, dass ich nicht rennen darf und deshalb immer bei dem Team spiele, das gerade nicht viel rennen muss. Über den Grund rede ich nicht so gerne, aber irgendwann werde ich es sagen, versprochen.

      Wir verbringen den ganzen Tag beim Spielen und gehen erst wieder ins Haus, als unsere Eltern uns rufen.

      Ich wusste ja, dass wir schon länger draußen waren, aber dass es fünf Stunden gewesen sind, hätte ich nicht gedacht.

      Als ich hereinkomme, schickt mich meine Mutter direkt in die Dusche, und als ich fertig bin, sitzen meine Eltern um den Tisch und warten auf mich.

      Das Abendessen steht auch bereits.

      Ich setze mich dazu und beginne direkt zu essen. Ich bin so unglaublich müde, dass ich nicht viele Wörter aus mir herausbringe. Ich beantworte die Fragen, die mir meine Eltern stellen, ziemlich knapp und versuche, so schnell wie möglich zu essen, um endlich ins Bett zu können. Die Fragen, die mir gestellt werden, sind über meinen Schultag und ob alles in Ordnung ist. Ich erwähne nicht, dass wir wieder mit dem einen Problem zu kämpfen haben. Eine Weile herrscht Stille, doch dann kommt die Frage, die ich jetzt nicht hören wollte. „Yasmin? Nerven euch eure Mitschüler immer noch wie letztes Jahr?“, fragt meine Mutter.

      Toll, was soll ich jetzt sagen? Yail und ich haben noch nicht besprochen, was wir auf diese Frage antworten sollen. Nach einer Weile entscheide ich mich, die Wahrheit zu sagen.

      „Es ist alles wie letztes Jahr. Yail und ich haben heute darüber gesprochen, wir werden es nicht länger aushalten können. Sollte wieder irgendeine

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