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alle, die an dem Abend mit Aurora gezeltet haben, und wir erwarten, dass Sie bestimmte Informationen für sich behalten.«

      »Verstehe.« In seiner übertriebenen Beflissenheit hatte Brett danach ein wenig erbärmlich gewirkt. Die Informationen waren nur so aus ihm herausgesprudelt. Er hatte Jonah erklärt, wie sehr er es bereute, ein wenig von dem Dexedrin probiert zu haben.

      »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe«, hatte er gesagt, den leeren Blick auf die Eiswürfel in seinem Limonadenglas gerichtet. »Außer dass ich ein achtzehnjähriger Idiot war, der das coolste Kid in der Gegend sein wollte. Drogen? Super, Mann. Im Ernst. Ich nehm ständig Drogen, Mann. Obwohl ich eigentlich auf jeden Happen achte, den ich esse, und früh schlafen gehe, damit ich trainieren kann.« Er lehnte sich wütend und abrupt zurück. »Was habe ich bloß getan?«

      Anna hatte ihre Hand in seine geschoben, und er hatte sie ergriffen, ohne sie anzusehen.

      »Können Sie mir sagen, woher die Drogen stammten?«, hatte Jonah leise gefragt.

      »Ja. Also, nein. Nicht, woher sie stammten.« Er hatte Jonah einen gequälten Blick zugeworfen, wie ihn der DCI in seiner Laufbahn schon oft gesehen hatte. Es war der Ausdruck eines Menschen, der erwog, jemanden den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.

      »In meiner Ermittlung geht es um Aurora«, erklärte Jonah ihm. »Der Besitzer der Drogen hat von mir nichts zu befürchten. Es ist dreißig Jahre her; selbst wenn ich wollte, könnte ich wohl kaum noch einen Käufer aufspüren.«

      Das hatte als Anstoß gereicht. Es brauchte meistens nicht viel.

      »Hören Sie«, sagte Brett, nachdem er die Wahrheit ausgespuckt hatte. »Ich weiß, wie es aussieht … ich weiß, es war eine Menge, aber Benners hatte nie vor, etwas davon zu verkaufen. So ist er nicht. Er hatte gern seinen Spaß und hat seinen Freunden eben ausgeholfen. Er wollte keinen Profit damit machen. Und letztendlich war es auch nur deshalb eine so irrwitzige Menge, weil ein Bekannter von ihm Ärger mit seinem Dealer hatte.«

      »Also haben Sie alle gemeinsam entschieden, die Sache zu verschweigen?«

      »Ja«, sagte Brett. »Wir wussten nicht, was wir sonst machen sollten.«

      Hansons Augen leuchteten, und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie in den Wagen stiegen.

      »Das ist doch ein starkes Mordmotiv für Daniel Benham, oder nicht? Er war der Dealer seiner Freunde.«

      »Das stimmt«, antwortete Jonah ein wenig verhaltener. »Ein Motiv von zahlreichen möglichen.«

      »Aber ihm hätte Jugendarrest gedroht«, beharrte Hanson, während sie den Wagen um ein kleines ordentliches Stück Rasen in der Mitte der Auffahrt steuerte und zurück zum Haupttor fuhr. »Und wenn er damals schon in die Politik gehen wollte, wird er gewusst haben, dass ihm die Sache nachhängen würde. Es hätte seine Karriere ruiniert, noch bevor sie begonnen hatte. Ist er der Nächste auf der Liste?«

      »Ja«, sagte Jonah, und seine Gedanken wanderten zurück zu dem kleinen Hohlraum in der Erde und den darin versteckten Drogen. »Wir müssen mit Benham sprechen. Brett hat gesagt, es wäre eine Menge gewesen. Das möchte ich mit McCullough gegenchecken. Aber der Drogenvorrat ist nicht nur ein Motiv.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Er ist auch eine Chance«, erklärte Jonah ihr. »Wie viele Leute wussten von der Existenz des Verstecks? Ich zähle sechs.«

      »Nun, das wissen wir nicht sicher.« Hanson zögerte. »Andere könnten es zufällig entdeckt haben.«

      »Vor dem Mord, meinen Sie?«, fragte Jonah. »Wenn Brett recht hat, war das Zeug erst seit drei Wochen dort versteckt. Ich bin mir sicher, es war ein gut gehütetes Geheimnis. Und damit haben wir eine sehr kurze Liste von Personen, die die Leiche dort verborgen haben können, nämlich Topaz Jackson, Brett Parker, Daniel Benham, Coralie Ribbans, Connor Dooley und Jojo Magos.«

      Hanson nickte, und Jonah konnte geradezu sehen, wie ihr Verstand arbeitete. Er überließ sie ihren Gedanken, während er sich selbst Benners zuwandte, dem schwärmerischen Linken, der ein Konservativer geworden war. Nicht zum ersten Mal wunderte er sich darüber, wie aus dem überzeugten sozialistischen Schüler Benners der konservative Parlamentsabgeordnete von Meon Valley Daniel Benham hatte werden können. In den Zeitungsartikeln, die Hanson ausgegraben hatte, hatte Jonah kaum noch eine Spur des linksradikalen, humanistischen, anarchischen und leidenschaftlich intelligenten Sohnes eines millionenschweren High-Tech-Unternehmers gefunden. Er fragte sich, ob er noch etwas von diesem Jungen wiedererkennen würde, wenn sie zum ersten Mal seit Jahren miteinander sprachen.

      Jonah war noch nicht oft in Bishop’s Waltham gewesen. Daniel Benham wohnte in einem alten Pfarrhaus, am Ende einer idyllischen, mit Bilderbuch-Cottages gesäumten Gasse, die erstaunlich weit von der Kirche entfernt lag.

      Das Doppeltor stand offen, und die Glyzinie, die über der einen Hälfte wucherte, ließ vermuten, dass es sich auch gar nicht mehr richtig schließen ließ. Dahinter wieder Kies, auch wenn die Grenzen zwischen Rasen, Blumenbeet und Auffahrt ein wenig verschwommen schienen. Auf der Veranda standen Wildblumen in Töpfen und Stiefmütterchen in Blumenkästen, der echte Cottage-Garten-Flair.

      »Glauben Sie, das wurde mit Drogengeld bezahlt?«, murmelte Hanson. »Noch so eine verdammt schicke Bude.«

      Sie parkten neben einem glänzenden schwarzen Range Rover, der Jonah neidischer machte als irgendein Prachtbau auf dem Land. So ein Wagen war fast einhundert Riesen wert und würde für Jonah immer unerreichbar bleiben.

      Daniel Benham öffnete ihnen die Tür. Im Gegensatz zu Brett Parker sah man ihm sein Alter wenigstens an. Seine große dünne Gestalt hatte eine kleine Plauze bekommen, und sein Haar war schütter und beinahe grau. Er war auf eine andere Art teuer gekleidet: Jägerstiefel über beigefarbener Hose, hellblaues Hemd und Tweedjackett.

      Mit ihm stürzten zwei schokoladenbraune Labradore aus der Tür. Jonah versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, als er sah, wie Hanson zusammenzuckte. Darauf reagierte einer der Hunde, indem er sie ansprang.

      »Monty! Monty! Platz. Herrgott noch mal, Monty.« Daniel versetzte dem Hund einen halbherzigen Schubs. Das Tier bewegte sich kurz zur Seite und sprang dann noch einmal. »Zurück ins Haus, du nutzloser Köter.«

      Er packte beide Hunde am Halsband, zerrte sie ins Haus und machte die Tür hinter ihnen zu.

      »Verzeihen Sie. Schwachsinnige Viecher. Dachten wahrscheinlich, Sie sind die Vorhut, die vom Chor zurückkommt, aber das sind Sie nicht, oder?« Er sah Jonah nachdenklich an. »Kommen Sie. Geben Sie mir einen Tipp.«

      »DCI Sheens«, sagte Jonah. »Und DC Hanson. Dürfen wir reinkommen?«

      »Oh. Nun, ja. Ich wollte mir gerade einen Gin Tonic genehmigen und ein bisschen Countryfile gucken. Aber ich nehme an …«

      Es gab keinen Funken des Wiedererkennens. In der Schule hatten sie mehr als einmal bei einer Zigarette geredet und sogar über Jonahs Pläne gesprochen, zur Polizei zu gehen. Aber irgendwann in den zurückliegenden drei Jahrzehnten hatte der Parlamentsabgeordnete ihn offenbar vergessen.

      Benham öffnete die Tür einen Spalt und rief: »Polly! Polly, könntest du kommen und die Hunde in den Garten bringen, bitte?«

      »Warum?« Die Stimme, die von drinnen antwortete, gehörte eher einem Mädchen als einer Frau. Eine Tochter, nahm Jonah an.

      »Besuch! Komm schon, Polly. Ein bisschen Beeilung, bitte.«

      Man hörte Bewegung im Haus. Daniel trat von einem Fuß auf den anderen, ohne sich um Konversation zu bemühen. Jonah war immun gegen den Verdruss von empörten Verdächtigen. Er stand gelassen da und betrachtete die Blumen. Es dämmerte mittlerweile, und in dem bläulichen Licht leuchteten ihre Farben.

      Irgendwann ertönte ein Ruf aus dem Innern des Hauses, und Benham führte sie in den gelb beleuchteten Flur, zog seine Jacke aus und hängte sie an einen bereits überfüllten Haken.

      »Ich bin gerade erst zurück von der Runde mit den Hunden«, sagte er. »Normalerweise gebe ich

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