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Katzenminze bei dir anrichtet.“

      Gudrun würdigte sie keines Blickes, hörte aber doch auf, die Katzenminze zu vertilgen. Bertha beeilte sich, die Situation etwas zu entschärfen. „Herr Pelle, vielleicht erzählen Sie meinen Freundinnen, wo Sie herkommen. Mir wollte man ja nicht glauben, dass Sie 600 Kilometer weit gereist sind.“

      Fräulein Flöckchen sah mich interessiert an und meinte: „Ja, das ist doch ein bisschen ungewöhnlich. Ich hörte, Sie haben an einem See gelebt. Das muss ja herrlich gewesen sein.“

      Ich nickte: „Das war es auch. Immer frische Luft, mein bester Kumpel und ich waren jede Nacht unterwegs, wir hatten viel Spaß, und Mäuse gab es satt. Aber am herrlichsten war doch die Luft. Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber hier in Köln scheint es mir etwas stickig zu sein.“

      Fräulein Flöckchen nickte. „Ja, im Sommer kann es hier recht anstrengend sein. Besonders mit unserem Fell. Deswegen treffen wir uns ja so gerne auf dem Friedhof, wo die Bäume viel Schatten geben. Außerdem ist es so schön ruhig.“

      Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Gudrun sich wieder eine große Portion Katzenminze einverleibte. Bertha hatte es offensichtlich nicht bemerkt, denn sie unterhielt sich weiter mit Fräulein Flöckchen und mir. „Ja, für eine Dame ist es manchmal wirklich ein wenig schwül hier. Wenn es richtig heiß wird, verbringe ich meine Zeit meistens auf meiner großen Terrasse, auf meinem Stuhl unter dem gepunkteten Sonnenschirm.“

      Mampf! Schon wieder nahm Gudrun von der Katzenminze.

      „Frau Bertha“, fragte ich nun, „ich möchte nicht neugierig erscheinen, aber wo sind Sie denn geboren worden?“

      Bertha ließ den Blick in die Ferne schweifen und sagte mit ihrer tiefen wunderschönen Stimme: „Geboren wurde ich in der Eifel auf einem herrlichen Gestüt. Dort machte mein Katzenpapa Urlaub und adoptierte mich. Seitdem bin ich eine von Hackenbroich.“

      Sie schwieg. Mitten in die Stille hinein ließ Gudrun einen mächtigen Rülpser los.

      „Tschlligung, Mädels. War vielleicht doch ‘n bissch‘n viel Minze auf einmal.“

      Bertha sah sie mit einem Blick an, den ich am ehesten als „leicht angewidert“ beschreiben würde.

      „Gudrun“, sagte sie streng, „wann lernst du endlich, dich wie eine Dame zu benehmen? Was soll denn Herr Pelle von dir denken?“

      Eigentlich dachte ich, dass Gudrun eine ganz schöne Katzenminzeholikerin war, aber stattdessen sagte ich: „Das macht doch nichts, Frau Bertha. Schließlich sind wir doch zu einem entspannten unterhaltsamen Abend hier.“

      „Ach, Herr Pelle“, meinte Bertha mit einem Seufzer, während Gudrun weiterhin Katzenminze vertilgte, „Sie müssen Gudrun entschuldigen, aber sie hat es nicht leicht. Sie kommt aus einem Haushalt, in dem sie recht knapp gehalten wird und wo es immer nur das billigste Dosenfutter gibt. Deswegen schlägt sie bei meinen Soiréen immer so zu. Sie kann einfach nicht an sich halten. Als Freundin mag sie ja eine treue Seele sein, aber ihr Benehmen lässt manchmal zu wünschen übrig. Fräulein Flöckchen und ich sind meistens machtlos. Aber was soll man machen – Gudrun ist eben keine Dame wie ich eine bin.“

      Irgendwie war es Gudrun gelungen, trotz ihres ständigen Geknabbers an der Katzenminze den letzten Satz von Bertha aufzufangen.

      „Jaja, die feine Dame von Welt. Meine llieebe Bertha, wie oft wills du uns das eintlch noch erzähln? Ich kann‘s nich mehr hörn.“

      Berthas Augen begannen ein wenig zu glitzern.

      „Ach ja? Wenn du dich wie eine Dame benehmen würdest, müsste ich dir auch nicht immer wieder erzählen, was man tut und was man besser lässt – besonders in so vornehmer Gesellschaft wie der von Herrn Pelle.“ Sie lächelte mich an.

      Ich war geschmeichelt, aber Gudrun wollte partout das letzte Wort haben.

      „Hömma gut zu, Bertha! Du bis vielleicht ne ganz Hübsche, aba wen willse eintlich verscheißern mit dies‘m ganzen ‚Dame von Welt-Gedöns‘? Bis au nich besser als wir.“ Rülps.

      Bertha verspannte sich nun doch ein wenig.

      „Judrun! Wöödst do effe ding verdammp Schnüss halde – et reicht!“

      Plötzlich sprach Bertha wieder in dieser sonderbaren Sprache, die ich so schlecht verstand. Gudrun kam auf Bertha zu, wobei ihr Gang schon etwas wackelig war und ihr Blick in zwei entgegengesetzte Richtungen ging. Sie setzte sich direkt vor Bertha hin.

      „Du kanns es auch nich lassen, wie? Immer heititei und huh und was bin ich doch Besonneres. Alles gelogen. Von Hackbroich! Dassichnichlache. ‘ne ganz Gewöhnliche bissu. Einfach nur ‘ne Hackenbroich, sonst nix. Und zu dick bisse auch.“

      Ich bemerkte eine gewisse Spannung zwischen den Damen, die sich unter anderem dadurch ausdrückte, dass beide ihre Krallen ausfuhren und sich ihnen die Nackenhaare aufstellten.

      Bertha sagte scharf: „Gudrun, noch ei Wood, und ich …“

      Gudrun lachte unverschämt: „Un dann wat? Einfach nur ‘ne Hackenbroich, ‘ne Hackebroich, lalala, Hackenbroich, ‘ne gewöhnliche Hacken …“

      Weiter kam Gudrun nicht, denn Bertha hatte ihr mit der rechten Pfote und gezückten Krallen eins übergezogen.

      Gudrun blickte zuerst erstaunt, dann schlug sie zurück. Berthas Schleifchen verrutschte auf ihrem Kopf.

      „Aber meine Damen, meine Damen, ich bitte Sie …“ versuchte ich die Situation diplomatisch zu entschärfen.

      „Halt dich da raus, wer bis‘n du überhaupt? Auch so‘n Schnösl, der meint, was Bessres su sein? Zieh Leine!“

      Rülps und rums – denn Bertha hatte Gudrun schon wieder eins über den Schädel gezogen. Dieses Mal aber schlug Gudrun zurück. Beide fauchten sich an, und ehe Fräulein Flöckchen und ich eingreifen konnte, wälzten sich die zwei kreischend und kämpfend am Boden. Irgendwie imponierte mir Bertha. Sie war nicht nur eine Dame von Welt, sondern wusste sich auch noch zu verteidigen.

      „Fräulein Flöckchen“, rief ich durch das Geschrei, „sollten wir nicht etwas unternehmen?“

      Sie schüttelte ihren eleganten Kopf. „Nein, da kann man nichts machen. Das ist bei den beiden schon häufig passiert. Am besten lässt man sie sich austoben – die kriegen sich schon wieder ein.“

      Ich beobachtete Gudrun und Bertha mit leichtem Unbehagen. Mittlerweile lag Gudrun auf dem Rücken und strampelte mit allen vieren in der Luft, während Bertha schnaufend auf ihr lag und sie am Hals kratzte.

      „Judrun, du doof Stück. Häs do jetz endlich jenooch?“ schrie Bertha.

      Gudrun atmete schwer unter der auf ihr liegenden Last. „Geh von mir runter, du bist zu dick, ich krieg keine Luft mehr.“ Und sie rülpste Bertha mitten ins Gesicht, was diese mit einem neuerlichen Hieb auf Gudruns Ohren quittierte.

      „Bertha“, kreischte Gudrun nun, „lass gut sein. Ich bin doch nur ‘n bissch‘n blau, du bis aba auch empfindlich. Du verstehst eb‘n kein Spaß.“

      Bertha blieb eisern auf ihr liegen. „Entweder entschuldigste dich sofort beim Herrn Pelle un mir – oder ich blieve op dir lige bis de platz.“

      Gudrun begann einzusehen, dass ihre Lage nicht die beste war.

      „Is ja schon gut. Tschulligung, Herr Pelé, Tschulligung, Frau VON Hackenbroich, es soll nich wieda vorkomm‘n.“

      Bertha, immer noch sehr erregt, stieg von Gudrun herab. Die wiederum versuchte, schleunigst wieder auf ihre wackeligen Beine zu kommen.

      „Das wirssu noch bereun, Bertha VON Hackenbroich, ich rede nie wieder ein Wort mir dir. Und der da“ – sie zeigte auf mich – „kann mich auch ma.“ Dann schlich sie sich davon und verschwand geschlagen und zerrupft in dem kleinen Wäldchen nahe dem Friedhof.

      Bertha versuchte, ihr derangiertes Aussehen zu beheben.

      „Sie

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