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wäre das Exponat natürlich importiert. Das sind die Möglichkeiten, die wir haben«, schloss er seine Erläuterungen und lehnte sich, Margarethes Reaktion taxierend, in seinem Sessel zurück.

      Margarethe war etwas erstaunt, wie routiniert und selbstverständlich dieses heikle Thema besprochen wurde. Aber das musste wohl so sein, sagte sie sich. Die hohe Nachfrage im Kunsthandel ging mit Sicherheit auf diese Möglichkeiten der Geldwäsche zurück. Die Methoden waren wahrscheinlich so selbstverständlich, dass man mehr oder weniger offen darüber sprach.

      »Ich nehme diesen Flyer mit«, sagte Margarethe, »ich will es mir überlegen. Vor allem die Sache mit der Rückführung in den legalen Geldkreislauf gefällt mir.«

      Man verabschiedete sich freundlich und Margarethe überlegte, ob sie es bei einem anderen Kunsthändler ebenfalls versuchen sollte.

      Serge hatte die Ausführungen mit großem Interesse zur Kenntnis genommen und tauschte vor dem Gehen mit dem Verkäufer die Visitenkarten aus.

      Sie gingen in eine andere Halle und sprachen dort bei einer Galerie vor, die einen sehr großen Stand hatte und sehr bekannt war. Die Verkäuferin bat sie in einen kleinen geschlossenen Raum und nannte die Bedingungen für alle Lösungen. Es müsse sich allerdings um einen Betrag von mindestens einer Million Euro handeln. Serge ließ sich auch von dieser Frau die Karte geben.

      Sie schlenderten durch zwei weitere Hallen.

      »Dort drüben sind Auktionen, lass uns dort hingehen«, sagte Margarethe.

      Der Raum war durch eine Glaswand abgeteilt. Margarethe öffnete vorsichtig die Tür und sie setzten sich in eine der vorderen Reihen. Es wurden Gemälde von zeitgenössischen Künstlern angeboten. Man begann mit zehntausend Euro als Basispreis und das Publikum bot engagiert mit, sodass nicht selten über einhunderttausend Euro erzielt wurden.

      »Das müsste mir einmal passieren«, flüsterte Serge Margarethe zu.

      Sie hatte sich in den Katalog vertieft und nickte zustimmend, ohne aufzusehen. Welchen Sinn hat so eine enorme Preissteigerung?, fragte sie sich. Es konnte nur mit der Methode zu tun haben, die der Verkäufer vorhin beschrieben hatte. Demnach mussten aber der Käufer und der Kunsthändler zusammenarbeiten. Ging das auf einer Auktion so einfach? Natürlich war es ein guter Weg, die ganze Sache zu verschleiern.

      Als Nächstes wurde ein Gemälde aufgerufen, das sechs bunte Kreise auf blauem Untergrund zeigte. Margarethe musste lächeln, als sie hörte, wie der Auktionator zwölftausend Euro als Anfangsgebot ausrief. Es boten nur drei Interessenten, die aber steigerten den Preis auf neunzigtausend Euro, was für Margarethe nicht den geringsten Sinn ergab.

      Sie sah in den Katalog, wer der Kunsthändler war. Er hatte einen Stand auf der Messe. Margarethe gab Serge zu verstehen, dass sie dort hinwolle, und stand ohne weitere Erklärungen auf.

      In der Halle, in der jener Kunsthändler ausstellte, nahm sie das Gespräch auf, indem sie direkt sagte, dass sie gerne Bargeld anlegen würde und was man ihr da raten könne. Margarethe hörte den Erklärungen genau zu. Nach einer Weile kam sie auf die Methode des Rückkaufes, also des Waschens investierten Kapitals zu sprechen, ob man so etwas machen würde. »Sicher«, bestätigte man mit größter Selbstverständlichkeit.

      So war das also. Der Kunsthandel diente der Geldwäsche des Bürgertums.

      Sie wandte sich an Serge und sagte, sie würde sich wirklich freuen, dass sie zusammen hergekommen waren. »Hast du eigentlich hin und wieder eine Steuerprüfung«, fragte sie ihn.

      »Sicher«, antwortete er, »die Prüfung war schon«, was aber gelogen war. Serge hatte seine Webseite erst seit zwei Jahren aktiviert. Er ging außerdem davon aus, dass die Steuerprüfer einen so kleinen Fisch wie ihn in Ruhe lassen würde, und hatte das Thema bisher verdrängt.

      Sie schlenderten weiter und Margarethe kaufte schließlich an einem kleinen Stand ein Poster, das sehr schön in ihr Wohnzimmer passen würde.

      Sie fragte sich, welche speziellen Bedingungen wohl Serge anbieten würde. Es floss so viel Geld in den internationalen Kunsthandel. Seine Idee, eine Onlinegalerie zu betreiben, fand sie angesichts des Kapitals, das diesen Markt ausmachte, sehr gut. Er stand am Anfang und konnte das Geschäft entwickeln. Vielleicht hatte er doch eine clevere Seite und sie unterschätzte ihn.

      Als sie sich verabschiedeten, fragte sie Serge, ob er als Experte für Datensicherheit für sie arbeiten wolle. Sie könne noch nicht genau sagen, was er tun solle, aber ihr Arbeitgeber würde ihn gut bezahlen.

      Er fragte sich, wer ihr Arbeitgeber war, wollte sich aber nicht schon wieder eine Abfuhr holen. Sie würde es ihm schon sagen, dachte er resigniert. Man würde sich jedenfalls wiedersehen und vielleicht konnte er das Eis bei ihr doch noch brechen.

      Margrethe hatte an diesem Tag viel gelernt. Mit der Ehrlichkeit der Menschen war es nicht weit her. Sie nahmen, was sie kriegen konnten. Hatten sie keine moralischen Bedenken? – Das Bürgertum, das den Staat auf seinen Schultern trug? Regeln galten wohl nur für andere. Bei den Immobilienfonds war es vermutlich ebenso und sie dienten vor allem der Geldwäsche. Wie konnte eine Gesellschaft überhaupt funktionieren, wenn sich so wenige Menschen an die Gesetze hielten?

      Es funktionierte deshalb, sagte sie sich, weil der Staat das Fehlverhalten sanktionierte und als korrektiv fungierte, befand sie. Manche würden aus Angst vor der Strafe von solchen Geschäften Abstand nehmen, andere es trotzdem machen, auch weil sie sich damit brüsten könnten, ihr Geld steuerfrei vermehrt zu haben. Wie viele Freiberufler, Hoteliers, Gastronomen, Künstler und andere hatten Bargeldeinnahmen?

      Sie hatte den richtigen Beruf gewählt, sagte sie sich. Zu Ästhetik, Farben und Formen hatte sie keinen Zugang. In ihrer Wohnung gab es keine Blumen oder Grünpflanzen. An den Wänden hingen Drucke, nur damit dort etwas zu sehen war, sie hätten auch kahl bleiben können. Margarethe führte im Grunde ein einfaches Leben. Sie hatte keine Freunde und als einziges Interesse pflegte sie die Rechtsgeschichte, die ihr allerdings viel bedeutete.

      Und Serge? Er war nett und sah gut aus und ohne ihn wäre sie nicht zu der Messe gekommen. Es konnte wohl doch nützlich sein, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Sie würde mit ihm in Kontakt bleiben.

      Nach Ostern würde sie nach Cambridge reisen. Ihr blieben noch einige Tage, um neue Möbel zu suchen und weitere Einkäufe zu machen.

      Sie wollte auch jeden Tag laufen gehen. Es war immer dieselbe Strecke. Sie mochte es nicht, von Gewohnheiten abzuweichen, wobei das eine harmlose Beschreibung war. Es war durchaus so, dass sie einem Zwang unterlag, von einmal festgelegten Abläufen nicht mehr abzuweichen. Diesen Zwang spürte sie, hatte aber auch das Gefühl, diese Neigung im Griff behalten zu können. Sie machte sich keine Sorgen um ihre psychische Konstitution, obwohl ihr klar war, dass sie daran leiden könnte, sollten Ausprägungen in eine bestimmte Richtung kippen. Ihre Selbstkontrolle musste sie davor bewahren.

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