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Daten- und Informationsmanagement sehr gut beschreiben“.

      Vor meinem inneren Auge betrachte ich nochmals die vielen, einzelnen Fachbegriffe und versuche, erste Zusammenhänge zwischen ihnen zu finden, um daraus einzelne Themengruppen zu etablieren:

      Fachbegriffe im Daten- und Informationsmanagement

      „Wow, das sind aber ziemlich viele Fachbegriffe und die stehen auch noch in komplizierten Relationen und Abhängigkeiten zueinander. Wie lassen sich diese Begriffe wohl passend beschreiben?“, denke ich mir.

      „Als ob diese Grundbegriffe per se nicht schon verwirrend genug sind, wie bekomme ich die passende Verbindung zu «Smart Data» und der «Data Intelligence» hin? Dies werde ich zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Buch noch ausführlich erklären müssen.“

      Eines beruhigt mich aber: „Meine erste Annahme scheint zu stimmen - es sind in der Tat eine Million kleine Dinge, an die es zu denken gilt, wenn man mit Daten und deren Verarbeitung zu tun hat,“ und ein weiterer, wichtiger Gedanke formt sich vor meinem inneren Auge.

      «Die Überwindung von falschen Überzeugungen und gefilterten Informationen bedingt selbständiges Denken.»

      Just mit diesem Gedanken wird mir bewusst, dass ich mich vor den inhaltlichen und technologischen Aussagen zu Daten zuerst genauer mit dem Menschen und der menschlichen Psychologie - eventuell ergänzend mit der Soziologie - auseinandersetzen sollte. Denn hierin liegen die Grundlagen für alle Herausforderungen und auch Chancen für Menschen und Unternehmen. Also beginne ich im Folgenden einen allgemeinen Diskurs über die menschliche Meinungsbildung.

       2.1 Über die Logik falscher Überzeugungen

      In heutigen Zeiten, gerade nun in Zeiten der Corona-Krise, kursieren in vielen Medien, im Internet und in beinahe allen sozialen Medien zahllose wahre und falsche Fakten, aber ebenso viele Falschmeldungen, Fake News und zweifelhafte Geschichten. Dabei ist es für die meisten Menschen sehr schwierig, die Authentizität von Fakten objektiv zu überprüfen - dafür bedarf es - analog zu wissenschaftlichen Arbeiten - einer umgehenden Recherche von zahlreichen, unterschiedlichen Medien mit Quervergleichen, um sich eine abschließende und möglichst objektive Meinung zu bilden.

      Oft werden falsche, aber auch richtige Ideen und Fakten als Fehlinformation und Irreführung der Gesellschaft abgetan; und dies nicht ausschließlich von Skeptikern, Besserwissern und Verschwörungstheoretikern. Hier stellen sich mir nun die durchaus berechtigten Fragen: „Warum ist das nur so? Und wozu soll ein solches Verhalten dienen?“ Irritiert frage ich mich weiter: „Warum ändern - durchaus belegbare - Fakten nicht die bereits gefestigte Überzeugung von Menschen? Und warum sollte jemand trotzdem und weiterhin an eine falsche oder ungenaue Idee glauben?“

      Dieser Abschnitt beschreibt meine Gedanken dazu, in Anlehnung an die lesenswerten Artikel [05] von James Clear und Elizabeth Kolbert, welche 2017 zeitgleich erschienen sind und dieses Thema ebenfalls behandeln.

      «Fortschritt nehmen die meisten Menschen nicht wahr, weil ihr Verständnis der Welt nicht auf Daten und Fakten beruht, sondern auf Schlagzeilen.»

      Rein technisch gesehen ist die jeweilige Wahrnehmung der realen Welt eine Halluzination. Jedes Lebewesen nimmt die Welt anders wahr und erzeugt seine eigene „Halluzination“ der Realität. Ein Mensch braucht eine verständliche und einigermaßen genaue Sicht auf die Welt, um zu überleben. Wenn sich das Modell der Realität zu stark von der tatsächlichen Welt unterscheidet, dann kämpft der Mensch jeden Tag darum, wirksame Maßnahmen dagegen zu ergreifen.

      Dabei lässt sich festhalten, dass die meisten Menschen ein einigermaßen genaues Modell der tatsächlichen physischen Realität der Welt und des Universums haben. Wenn man beispielsweise mit dem Auto eine Straße entlangfährt, hat man zwar nicht den vollen Zugang zu jedem Aspekt der Realität, aber die eigene Wahrnehmung ist genau genug, um anderen Autos und Hindernissen auszuweichen und die Autofahrt einigermaßen sicher auszuführen.

      Der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Tolstoi beschrieb in einem seiner Werke: „Die schwierigsten Themen können dem langsamsten Menschen erklärt werden, wenn er sich nicht schon eine Vorstellung davon gemacht hat; aber das Einfachste kann dem intelligentesten Menschen nicht klar gemacht werden, wenn er fest davon überzeugt ist, dass er bereits ohne den Schatten eines Zweifels weiß, was ihm vorgelegt wird.“ [06] Die wahre und genaue Wahrnehmung der Realität - im Sinne von falschen Überzeugungen - sind jedoch nicht die einzigen Dinge, die für den menschlichen Verstand wichtig sind.

      Der Mensch scheint den tief verankerten Wunsch zu haben, einer ihm genehmen Gruppe anzugehören. In seinem kürzlich erschienen Buch „Atomic Habits“ beschreibt der Autor James Clear: „Menschen sind Herdentiere. Wir wollen uns anpassen, uns mit anderen zusammenschließen und uns den Respekt und die Zustimmung unserer Kollegen verdienen. Solche Neigungen sind für unser Überleben unerlässlich.

      Während des größten Teils unserer Evolutionsgeschichte haben unsere Vorfahren in Gruppen (Stämmen) gelebt. Die Trennung von der Gruppe - oder schlimmer noch, die Vertreibung - glich einem Todesurteil.“ [07] Es ist wichtig, die Wahrheit einer Situation zu verstehen, aber ebenso wichtig ist es, Teil einer Gruppe zu bleiben. Obwohl diese beiden Wünsche oft gut zusammenpassen, geraten sie zeitweise in Konflikt.

      In vielen Fällen ist für das tägliche Leben eine soziale Verbindung wichtiger oder hilfreicher als das Verstehen der Wahrheit von bestimmten Fakten. Wenn man sich zwischen den beiden entscheiden muss, wählen die Menschen oft Freunde und Familie über die Fakten. Der Harvard-Psychologe Steven Pinker drückt es so aus: „Menschen werden je nach ihren Überzeugungen umarmt oder verurteilt, so dass eine Funktion des Geistes darin bestehen kann, Überzeugungen zu vertreten, die dem Gläubigen die größte Anzahl von Verbündeten, Beschützern oder Jüngern bringen, und nicht Überzeugungen, die am wahrscheinlichsten wahr sind.“ [08]

      Menschen glauben Fakten nicht immer, weil sie richtig sind. Manchmal glaubt man zudem Dinge, weil sie uns gut für diejenigen Menschen, welche uns wichtig sind, aussehen lassen, das trifft besondere auf falsche Überzeugungen zu.

      Der US-amerikanische Software-Ingenieur und Schriftsteller Kevin Simler hat es einmal so ausgedrückt: „Wenn ein Gehirn erwartet, dass es für die Annahme eines bestimmten Glaubens belohnt wird, dann tut es das sehr gerne und kümmert sich nicht darum, woher die Belohnung kommt - ob es pragmatisch ist (bessere Ergebnisse durch bessere Entscheidungen), sozial (bessere Behandlung durch Kollegen und Freunde im gleichen Alter) oder eine Mischung aus den beiden.“ [09]

      Falsche Überzeugungen können in einem sozialen Sinn nützlich sein, selbst wenn diese in einem sachlichen Sinn nicht hilfreich oder nützlich sind - somit können diese als „sachlich falsch, aber sozial korrekt“ beschrieben werden.

      Eine dazu passende Aussage habe ich in einem Tweet vor kurzem gelesen: „Die Leute sagen viele Dinge, die zwar faktisch falsch, aber gesellschaftlich bestätigt sind. Sie sagen dumme Dinge, aber sie sind nicht dumm. Es ist intelligent, wenn auch oft unmoralisch, die eigene Position in einer Gruppe und die Achtung vor seinen Tabus zu bekräftigen. Das ist Konformität, nicht Dummheit.“

      Dies erklärt, warum wir bei bestimmten Aussagen weghören und zeigt gleichzeitig eine gute Möglichkeit auf, die Meinung anderer Menschen zu ändern.

      «Nicht Fakten ändern unsere Meinung, sondern die Zusammenarbeit mit anderen Menschen.»

      Einen Menschen davon zu überzeugen, seine Meinung zu ändern, bedeutet in Wirklichkeit, ihn davon zu überzeugen, seine Gruppenzugehörigkeit zu wechseln. Wenn man seine Überzeugungen aufgibt, läuft man Gefahr, lieb gewonnene soziale Bindungen zu verlieren. Man kann deshalb nicht erwarten, dass jemand seine Meinung ändert, wenn man ihm seine Gruppenzugehörigkeit wegnimmt.

      Stattdessen sollte man diesen Menschen einen neuen und sicheren Ort aka Secure Place [10] anbieten, damit der Wechsel seiner Überzeugung nicht Einsamkeit zur Folge hat. Der beste Weg, die Meinung von Menschen zu ändern, besteht darin, sich mit ihnen anzufreunden und in die eigene Gruppe

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