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nicht gefallen, was damit auch wichtiger ist als die rituelle Reinigung, die ebenso voller Symbolik auf geistliche Wirklichkeiten ist, aber im Judentum bereits gegeben war. Durch die Waschungen bei den Mysterien sollte die Seele gereinigt werden, oder zumindest die Bereitschaft signalisieren, für eine Reinigung bereit zu sein. Bei vielen Mysterienkulten stand dies am Anfang der Aufnahme in die Gemeinschaft der Auserwählten. Auch im Judentum und später im Christentum stand am Anfang des neuen Weges, der ein Umkehrweg war, oder auch bei der Erneuerung eines als richtig erkannten Weges, das Wasserbad. Noch heute findet man in ganz Israel solche Mikwe genannten Wasserbäder aus der Zeit des zweiten Tempels. Ziel der Mysterienkulte ist es, eine Einheit mit der Gottheit einzugehen. Die Abschiedsrede von Jesus im Johannesevangelium beim letzten Passahmahl hat dies zentral zum Thema. Jesus bittet den Vatergott, dass die Jünger untereinander und sie mit Jesus und dem Vatergott eine Einheit bilden (Joh 17). *35

      Die Mitteilung untereinander zwischen den Eingeweihten und der Gottheit erfolgt in den Mysterienkulten durch Kultformeln. Solcherart kultischer Handlungen hat auch die katholische Kirche übernommen, während Jesus noch in freier Rede den Jüngern etwas mitzuteilen hatte. In der Kirche wurden Ansprachen und Gebete in einer Kultsprache eingeführt, die bald niemand mehr verstand, außer den Eingeweihten. Doch diese waren Ordensbrüder, Priester und Kirchenführer. Latein war über 1.700 Jahre die Kultsprache der katholischen Kirche. Weniger als 1 Prozent der Katholiken verstand sie, so konnte man sicher sein, dass man das Volk widerspruchsloser führen konnte, wenn nicht jeder alles wusste, denn die katholischen Lehren an sich waren und sind widersprüchlich. Vor allem widersprachen und widersprechen sie häufig dem Wort Gottes.

      Was der Priester bei der heiligen Messe sprach, waren heilige Worte, die etwas unglaublich Wunderliches vollbrachten. Sie veranlassten Christus, der bei Seinem Vater im Himmel ist, sich in Brot und Wein zu verwandeln und sich vom Priester der Kirche konsumieren zu lassen, während das Volk wenigstens noch am Leib Christi teilhaben konnte.

      Solche Mysterienkulte, bei denen man mit der Gottheit eine enge Beziehung eingehen konnte, waren in der Antike nichts Ungewöhnliches. Im Kult des Eleusis erhoffte man sich eine Wiedergeburt. Im Kult des Dionysos ging es um das uneingeschränkte, befreite Werden und Wachsen. *36 Dionysos war der umtriebige, Festen, Wein, Weib und Gesang zugeneigte Sohn des Zeus. Er sollte eine ungezügelte Lebensentfaltung gewähren. Bei den Dionysosfesten gab es feierliche Umzüge und Festgelage. Er war aber doch ein sterblicher Gott, der einem Komplott zum Opfer fiel und erst durch die Wiederbelebung durch seinen Göttervater Zeus unsterblich wurde. Zwischenzeitlich war dieser Gott also von der Bildfläche menschlicher Zugänglichkeit verschwunden und tauchte dann doch wieder auf. Das dürfte den Christen von den Dionysos-Jüngern vorgeworfen worden sein, dass ihr Christus doch nur eine Nacherzählung der Dionysos-Legende wäre. Ob solche Ähnlichkeiten der Erzählungen eine Missionierung begünstigten oder erschwerten, wird vom Einzelfall abhängen, jedoch verhilft einem Menschen eine Bekehrung, die nicht von Gott, sondern von Menschen vorgenommen wird, nicht zu einer Beziehung zu Gott, sondern zu den Menschen. Dadurch gerät er in falsche Abhängigkeiten.

      Aus dem Iran stammte ein Kult, der sich zur Zeit der Entstehung des Christentums über das ganze Römische Reich ausbreitete. Unter Diokletian war Mithras sogar Staatsgott. Man findet an den Standorten römischer Legionen häufig noch die Überreste eines Mithrasaltars. Da man ihn zum Teil auch mit dem Sol invictus, dem Sonnengott, gleichsetzte, feierte man auch seinen Geburtstag am 25. Dezember. Die katholische Kirche übernahm beides, die Vorstellung, dass doch Jesus Christus der Sol invictus sei und deshalb auch sein Geburtstag am 25. Dezember zu feiern sei. Es gab noch Weiteres, was eine Nähe zur christlichen Tradition anzeigte. Mithras wurde aus einem Felsen geboren. Hirten beteten das neugeborene Kind an. Er wurde von einem Stier getötet, aber nach einer weiteren Legende vom Sonnengott zu neuem Leben erweckt. Der Tod wird auch hier als Voraussetzung für neues Leben gesehen.

      Beim heiligen Mahl verzehren Helios-Sol und Mithras das Fleisch und Blut des Stieres. Helios-Sol ist der Himmelsgott, aber Mithras ist der Kosmokrator und Held, der die Lücke, die der Sonnengott belassen hat, schließt. Bei ihrem gemeinsamen Mahl verschmelzen die beiden zum unbesiegbaren Sonnengott Mithras. Die in den Mithräum genannten Kulträumen versammelten Mithras-Jünger aßen im Gedächtnis und zur Erneuerung der Heilskräfte aber nicht Fleisch und Blut eines Stieres, sondern Brot und Wein. Mithras wurde zum Beschützer und Heiland der Menschen, denn er wurde zugleich zum Sieger über Ahriman, eine Art Satan, ausgerufen. Wenn dieser endgültig beseitigt ist, wird es zu Totenauferstehungen und dem Untergang der alten Welt kommen. Man versteht so, wie es zur Ausprägung des katholischen Kultes als Konkurrenzkult kommen konnte, weil es bei den Katholiken heißen sollte, nicht nur die Götter verschmelzen zu einer Macht, sondern auch die Gläubigen verschmelzen mit Gott. Die Basilica San Clemente wird nicht die einzige Kirche sein, die über einer Mithraskultstätte erbaut worden ist und nicht unbedingt auf dem Felsen Christus. *37

      In die hellenistische Welt wurde der ägyptische Gott Serapis von dem Diadochenherrscher Ptolemaios I. eingeführt. *38 Serapis ist eine Zusammenführung von Osiris-Apis, dem Gatte der Isis. Das Götterpaar Osiris-Isis entsprach dem kanaanitischen Baal-Astarte-Duo. Nach der Legende soll Osiris ermordet und von der Gattin wiederbelebt worden sein, nachdem sie dazu das Auge ihres Sohnes Horus opferte. Osiris blieb zuständig für das Totenreich, wo er als Richter fungierte. Wenn es einem dort gut gehen sollte, musste man sich also mit ihm gut stellen. Jesus hätte also nach Meinung der Osiris-Anhänger, als er drei Tage im Hades war, Osiris um Erlaubnis fragen müssen, ob Er im Totenreich predigen und es dann wieder verlassen durfte (1 Pet 3,18-20).

      Für beide Gottheiten gab es eigene Mysterienkulte. Isis wurde als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt. Die katholische Maria wurde später auch wegen ihrer jungfräulichen Fruchtbarkeit angerufen. Isis wurde wie Maria häufig mit ihrem Knaben zusammen dargestellt. *39 Isis wurde geradezu zu einer Weltgottheit, denn im Lauf der Zeit wurden Isis und Serapis mit vielen orientalen oder griechischen Gottheiten gleichgesetzt. Wenn nun ein gewisser Kult eines jüdischen Gottessohnes auftauchte, bei dem man bestimmte, bereits bekannte Bestandteile des eigenen Kultes wiederentdeckte, wurde das nicht gleich als ungewöhnliche Neuheit aufgenommen. Das war auf den ersten Schluck nur kalter Kaffee. Tiefer in die Tasse blickte man nicht. Wenn doch, konnte man das, was man sah, immer noch als Torheit oder Ärgernis abtun. Diese Jesus war unheroisch und genügte nicht dem hellenistischen oder orientalen Anspruch einer Gottheit, die zwar nicht immer souverän, aber wegen ihrem Heroismus immer verehrungswürdig handelt. Außerdem kam dieser Jesus den Menschen viel zu nahe.

      Man fand eine Isis-Inschrift mit einer auffälligen Ähnlichkeit in der Ansprache verglichen mit der späteren Mutter Gottes der Katholiken: „Göttin, Isis, die eine, die du alles bist“. *40 Es war üblich, jeden Morgen das Gottesbild der Isis einzukleiden, zu besprengen, einzuräuchern und Speisen vorzulegen. Besonders in Italien haben sich viele Inschriften und Artefakte aus jener Zeit erhalten. So manche Namensinschrift der Isis dürfte durch den Namen der Gottesmutter ersetzt worden sein. Den Rest konnte man stehen lassen. Gerade in südeuropäischen Ländern, wo die Maria besonders stark verehrt und in eigenen Festen und Umzügen gefeiert wird, haben sich viele Gebräuche erhalten, die bis in die vorchristliche Zeit zurückgeführt werden können, die aber inzwischen auf die katholische Maria übergesprungen sind. *41

      Zu den kulturell-gesellschaftlichen Verhältnissen der damaligen Zeit gehörte auch das Selbstverständnis, dass man die Herrscher als Abbild von Gottheiten verstand. Alexander der Große war nicht lange tot, da begann man ihn schon als Gott zu verehren. Dass sich auch die römischen Kaiser über die Zuweisung göttlicher Weihen seitens ihrer Untertanen erfreuten und dies zum Teil auch einforderten, ist allgemein bekannt. Schließlich war das auch mit ein Anklagepunkt bei der Verurteilung von Jesus und dann der ersten Christen, als sie den Kaiser nicht als Herrscher von göttlichen Gnaden die Verehrung zukommen ließen, die der Staat erwartete. Viele Christen wurden daraufhin getestet, inwieweit sie loyale Mitbewohner des Römischen Reiches waren. Eigentlich hatten sie dabei nichts zu befürchten (Röm 13,1). Wenn sie jedoch aufgefordert waren, vor dem Opferaltar des Kaisers, der in den Tempeln der verschiedenen Gottheiten auch dabeistand, zu opfern und sich weigerten, erlitten sie Repressalien, die zeitweise soweit gehen konnten, dass man auch vor Hinrichtungen nicht zurückschreckte.

      Man

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