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Sieben Martin Schlosser Romane in einem Band. Gerhard Henschel
Читать онлайн.Название Sieben Martin Schlosser Romane in einem Band
Год выпуска 0
isbn 9783455005011
Автор произведения Gerhard Henschel
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Dann gab es noch einen Hahn, der aber nicht Kikeriki machen, sondern nur röcheln konnte, und ein Zicklein, das einem abgerupfte Grashalme aus der Hand fraß.
Als eine von den Kühen ein Kalb kriegte, mußten alle Männer mit anfassen, auch Papa. »Kalbiziachen«, sagte Frau Weitgasser dazu.
Das Kälbchen hieß Heinrich. Es tat mir leid, weil es eingesperrt war, und ich ließ es frei. Draußen wußte das Kälbchen aber nicht, wo es hinrennen sollte, und Frau Weitgasser fing es wieder ein.
Mit dem Käfer machten wir Ausflüge ins Gebirge, aber einmal kamen wir nicht weiter, weil die Straße überflutet war.
Papa nahm Glimmerschiefer mit.
Ein Stausee und ein Wasserfall.
In Kaprun kaufte Mama ein Edelweiß, das sie ins Urlaubsalbum kleben wollte.
Wie heißt der König von Wesel?
Für den Abstecher nach Salzburg an Mamas Geburtstag mußten Volker und ich Trachtenjacken anziehen. Mama wollte ins Mozarthaus.
Wir sollten nicht so schlurfen. »Na los, ihr Schlafmützen!«
Salzburg. Als ob die da ’ne Burg gehabt hätten aus Salz.
Im Fiaker durften wir auf dem Kutschbock sitzen, aber Tauben jagen war ungezogenes Benehmen.
Als ich lange husten mußte auf dem Hof und da an der Hauswand stand, kam Papa um die Ecke und sagte: »Du steckst noch die Wand an mit deinem Husten!«
»Ih, wie scheußlich«, sagte Renate, als sie den Faltenrock sah, den Mama ihr in Salzburg gekauft hatte.
Den Blumenkohl auf ihrem Teller suchte Renate immer nach Läusen und Käfern ab.
Gulasch, Gurkensalat und Kartoffeln mit Mehlschwitze. Einmal war das letzte Stück Gulasch so sehnig, daß ich das nicht runterkriegte, aber Mama erlaubte mir nicht, das Gulasch zurück auf den Teller zu spucken. »Keine Widerworte! Und zieh hier nicht so ’ne Flunsch!«
Ich aß dann den ganzen Nachtisch an dem Gulaschwiepen in der Backe vorbei und spülte das Ding nachher heimlich das Klo runter.
Renate kaufte sich jetzt immer Superman. Volker und ich liefen dann bis zum Zeitschriftenladen vor und kuckten uns im Schaufenster an, was bei dem neuen Supermanheft vornedrauf war.
Superman konnte Bäume ausreißen und Pistolen zerquetschen und schon als Kind über Häuser springen, Autos hochheben und beim Rennen Züge überholen. Kugeln prallten an Superman ab. Der war unverwundbar.
Ich selbst konnte mir noch nicht mal die Nägel alleine schneiden.
Komisch war, daß Superman blaue Haare hatte.
Beim Laternenumzug regnete es in meine Laterne rein, und wenn Mama das ausgegangene Licht wieder anzündete, mußte Renate den Regenschirm halten.
Sonne, Mond und Sterne.
Ein Kind war hingefallen und heulte, und ein anderes heulte, weil dem seine Laterne Feuer gefangen hatte und zertrampelt wurde. Rabimmel, rabammel, rabumm! Da hätte ich auch geheult.
Ich sollte auf dem Hof bleiben, wo Mama mich vom Küchenfenster aus sehen konnte, aber ich hatte noch nichts für Papa zum Geburtstag, und ich dachte, ich würde draußen was finden. Ich wollte ja nur einmal rund ums Viertel und immer auf dem Bürgersteig bleiben.
Zigarettenfilter und Streichhölzer lagen da rum, die ich alle aufsammelte, um sie Papa zum Geburtstag zu schenken zum Rauchen. Ich fand auch noch ganz viele Geldscheine, aber als ich die Renate zeigte, sagte sie, das sei bloß das Papier, das die Leute von ihren Zigarettenschachteln abgerissen hätten.
Dabei waren da Adler drauf. Wenn das keine Geldscheine waren! Aber dann hätten die Leute die ja nicht weggeworfen.
Aus Amerika brachte Papa einen Wippvogel mit Blechpo und rotem Stoffkopf mit. Wenn man den Schnabel von dem Vogel in ein Glas mit Wasser drückte, wippte der von alleine nach hinten und wieder vor und mit dem Schnabel in das langsam weniger werdende Wasser rein, das bei jedem Wippen vom Schnabel in den Blechpo floß.
Außerdem hatte Papa einen Apparillo mitgebracht, in den er Streifen mit bunten Bildern reinschob, die man dann an der Wand sehen konnte. Popeye, der spinatfressende Seemann, und Caspar, das Gespenst.
Den Start von dem Flugzeug, mit dem er geflogen war, hatte Papa auf Kassette aufgenommen. Da hörte man aber nur Dröhnen und Brummen, und irgendwann sagte Papa auf der Kassette: »Start.«
Mama und ich holten Renate von der Ballettschule ab und konnten noch sehen, wie die Mädchen in der Halle Spagat übten, alle in Strumpfhosen.
Auch Blockflöte übte Renate oft. Es geht ein Bi-Ba-Butzemann in unserm Haus herum.
Volker sammelte Winnetoubilder.
In den Adventskalendern war jetzt hinter jedem Türchen ein Stück Schokolade, und es war noch viel schwerer, immer den nächsten Tag abzuwarten.
Als Ulrike und Angelika Quasdorf mit mir allein im Kinderzimmer waren, ging Ulrike zu meinem Kalender und fing an, die Türchen aufzumachen und die Schokolade zu essen. Erst war ich dagegen, aber dann wollte ich was abhaben, auch wenn ich Angst hatte, weil ich nicht wußte, was wir tun sollten, wenn Mama reinkommt.
»Dann hau ich die hiermit«, sagte Ulrike und hob den losen blauen Stock auf, der zu meinem Kinderstühlchen gehörte, hinten unten.
Die Türchen machte ich wieder zu, aber Mama merkte trotzdem was und sperrte mich ins schwarze Klo, obwohl Ulrike Quasdorf schuld war. Die hatte ja damit angefangen, und die Schokolade war doch sowieso meine gewesen!
Renate bastelte Häuser aus schwarzer Pappe, mit Fenstern aus Buntpapier, die leuchteten, wenn Kerzen dahinter brannten.
Zur Bescherung zogen Volker und ich unsere blauen Skihosen an. Die waren mit Steg unterm Fuß.
Hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor!
Ich kriegte eine Pistole, die ich mir schon lange gewünscht hatte, eine Eisenbahn, ein Feuerwehrauto mit Leiter, ein Mainzelmännchen, eine Bommelmütze, Pantoffeln, einen Pullover mit Vau-Ausschnitt und ein Buch: Von früh bis spät die Uhr sich dreht. Tante Gertrud hatte wieder eine Strumpfhose geschickt und Oma Schlosser für uns alle zwei Bücher: Die Geschichte vom hölzernen Bengele und Petunia.
Volker hatte auch eine Pistole gekriegt. Sonst waren seine besten Geschenke die Rollschuhe, der Schrankenübergang für seine Eisenbahn und das Gebirge mit dem Gebirgssee mit echtem Wasser drin.
Renate tanzte uns in ihrem neuen Ballerinatrikot was vor. Sie konnte auf einem Bein stehen und das andere nach oben strecken und mit der einen Hand oben die Zehen festhalten.
Volker und ich suchten den ganzen Hof nach Zündplättchen ab, die noch heile waren, weil die Pistolen mit Zündplättchen beim Schießen viel lauter knallten als ohne.
Bei meiner Eisenbahn wollte ich das Häuschen und das Gebüsch woanders hinstellen, aber die waren festgeklebt, und ich mußte sie erst abreißen. Als Papa das sah, tafelte er mir eine und nahm mir die Eisenbahn weg. Da sei ich offenbar noch nicht alt genug für.
An Silvester fuhren wir alle bis auf Papa mit dem Zug nach Jever.
Mama verbot mir, bei voller Fahrt den Arm aus dem Fenster zu halten. Ein Kind hatte das mal gemacht, und dann war der Zug ganz dicht an einem Baum vorbeigefahren, und dem Kind war der Arm abgerissen worden.
Von ihrem Taschengeld hatte Renate sich eine Gummiwurstscheibe gekauft, die sie Opa Jever aufs Brot legen wollte.
An der Schnitte mit der Gummiwurst konnte Opa kauen, wie er wollte, die bekam er nicht klein, und er wollte schon sein Gebiß