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Of the beautiful Annabel Lee;

       And the stars never rise but I see the bright eyes

       Of the beautiful Annabel Lee …

      Ob Poe verheiratet gewesen war? Ähnlich hätte ihm das nicht gesehen. Oder wenn schon, dann mit einer Frau, die ihm kurz nach der Hochzeit weggestorben wäre, an Cholera oder Schwindsucht.

      In der Nacht kam Mama im Nachthemd in mein Zimmer gestürzt und verriegelte das Fenster. Draußen heulte der Wind, und es ging ein fetter Regenschauer nieder.

      In den Radionachrichten war morgens die Rede von einem jähen Temperatursturz um zwanzig Grad.

      Die Schwitzerei hatte ein Ende, aber dafür kam man in der Schule an wie ein nasses Handtuch.

      Im Bundestag beschimpften welche von der CDU/CSU Herbert Wehner, den Fraktionsvorsitzenden der SPD, wegen seiner Vergangenheit als Kommunist, und da merkte man, wie er innerlich kochte. »Wissen Sie«, sagte er, »daß ich Kommunist gewesen bin, habe ich nie geleugnet. Ich werde mein Leben lang büßen dank derer, die patentierte Christen sind und sich als solche bezeichnen!«

      In ihrem nächsten Brief wollte die Berufsfortbildungsfirma von mir wissen, ob mir mein Leben gleichgültig sei oder ob ich’s nicht doch besser fände, neue berufliche Chancen zu erkennen?

      Die ließen nicht locker. Die wollten mir ein schlechtes Gewissen machen, und deshalb taten sie so, als ob sie traurig darüber wären, daß ich mich nicht gerührt hatte seit ihrem letzten Schrieb.

      Ich steckte den Brief in den Mülleimer, aber ein schlechtes Gewissen hatte ich trotzdem.

      Die Sonatine von Dussek mußte ich noch üben und das Vaterunser für die Konfirmandenprüfung auswendig lernen, die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, die Gottesdienstordnung und von wann bis wann Martin Luther gelebt hatte.

       Du sollst nicht ehebrechen. Was heißt das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken und ein jeglicher sein Gemahl lieben und ehren.

      So wie Mama und Papa. Oder Cindy & Bert.

      Wozu aber, verdammt, hatte der liebe Gott einen denn überhaupt mit dem Geschlechtstrieb ausgerüstet, wenn man keusch und züchtig leben sollte? Da kam ich nicht mit, aber ohne Konfirmationsgeschenke wollte ich auch nicht ausgehen.

       Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden. Und an Jesus Christus, Gottes eingebornen Sohn, unseren Herrn, der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben; niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten …

      In die Tarifverhandlungen zwischen den Verlegern und der IG Druck und Papier hatte sich als Schlichter der Politiker Friedhelm Farthmann eingeschaltet.

      Zwei Treffern von Bayern München versagte der ungarische Schiri im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister die Anerkennung, aber dann machte Bulle Roth in Glasgow durch ein Freistoßtor die schwachen Hoffnungen des AS St. Etienne zunichte.

      Ich gönnte den Bayern ihren Sieg. Wenn sie sich jetzt vollaufen ließen, würden sie mit geschwächter Kondition in die Schlußphase der Bundesligasaison gehen. Das war mein Hintergedanke.

      Im Tarifstreit hatten sich die Arbeitgeber und die IG Druck und Papier auf einen Kompromiß geeinigt: 6 % mehr Lohn und für April und Mai ein Festbetrag von 275 Mark.

      Schlauer wär’s gewesen, wenn die Streithähne sich gleich darauf verständigt hätten, ohne dieses wochenlange Tauziehen.

      Der einzige Vorteil, den das Dauerregenwetter hatte, war die Unterbrechung der Gartenarbeit, dachte ich, bis Papa mich dazu zwang, im strömenden Regen mit einem stumpfen Küchenmesser das Unkraut aus den Ritzen zwischen den Pflastersteinen vor der Haustür zu schaben, und da kroch ich dann herum, im wasserabweisenden Ostfriesennerz, mit Kapuze über, während Wiebke sich mit Mittelohrentzündung und ’ner Wärmflasche im Federbett aalte und Fix & Foxi las.

      Laut Wettervorhersage sollte es bald wieder wärmer werden, und dann würde die Gartenarbeit erst richtig losgehen.

      Bei Kamps hatten Mama und Papa einen VW-Polo bestellt. Mama legte einen Leitz-Ordner dafür an und schrieb mit Filzstift in Schönschrift »Polo« auf das Rückenschild.

      9250 Eier sollte die Kiste kosten. Im Prospekt stand, daß der Polo einen Wendekreisdurchmesser von 9,6 Metern habe und ’ne beheizbare Heckscheibe.

       Das Auto mit dem eingebauten Fahr-Spaß. Kilometer für Kilometer.

      Bis zum Erbrechen debattierten Mama und Papa über Schadenfreiheitsrabatt, Teilkasko, Lastschrifteinzug, Nockenwelle, Verbundglas, Radstand, Scheibenbremsen und Zündverteiler, und ich schwor mir, als Erwachsener niemals ein Auto zu kaufen, weil ich keine Lust dazu hatte, meine Lebenszeit mit so einem Dreck zu vertun.

      In Düsseldorf holte Gladbach einen Punkt und führte jetzt, drei Spieltage vor Saisonende, die Tabelle an, mit fünf Punkten Vorsprung vor dem HSV, Bayern, Kaiserslautern und Braunschweig. Theoretisch konnte noch so einiges danebengehen.

      In der Sportschau war zu sehen, wie Sepp Maier im Münchner Olympiastadion eine vor dem Tor herumwatschelnde Ente einzufangen versuchte, mit Hechtsprüngen, aber er kriegte sie nicht zu fassen; die Ente flatterte immer wieder auf und davon.

      Für solche Späße war Sepp Maier gut. Man nannte ihn auch die Katze von Anzing. Auf das Spielgeschehen übte die Ente aber keinen Einfluß aus: Bayern München schlug den VfL Bochum mit 4:0.

      Nach dem Abendbrot warf Papa sich in Schale, für einen Kegelabend mit Kollegen von der E-Stelle. Blauer Anzug, blauer Schlips. Daß Papa da nicht aus Übermut hinging, wäre mir auch klar gewesen, wenn er beim Anziehen nicht unausgesetzt über die »Scheißkegelei« und die »Rindviecher« geflucht hätte, mit denen er es da zu tun haben werde.

      Am Sonntag verloren wir 0:7, und ich hatte ein Eigentor geschossen. Das heißt, der Ball war, als ich mich in das Getümmel vorm Tor gestürzt hatte, unglücklich von meinem Oberschenkel abgeprallt, und ich hatte danach alles Menschenmögliche gegeben, um die Niederlage abzuwenden.

      Zwischen Mama und Renate herrschte dicke Luft, weil Renate sich in Bielefeld bei einer Fahrschule angemeldet hatte, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten. Und dabei war Renate schon lange volljährig. Mußte sich Mama da wirklich noch telefonisch in jeden Pipifax einmischen?

      Am Montag erschien eine dicke Spiegel-Doppelnummer mit einem Leserbrief von jemandem, der es rührend fand, daß die Redaktion sich in der letzten Ausgabe vorab für streikbedingte Druckfehler entschuldigt hatte: Eine gelegentlich verrutschte Krawatte gebe gerade einem »Bestangezogenen« wohltuend menschliche Züge.

      Abends im Bett faltete ich meine Hände: Lieber Gott, wenn du willst, daß ich an dich glaube, dann mach doch bitte, daß sich Tanja Gralfs in mich verliebt.

      Die fand ich nämlich gut.

      Bei Wöbker kaufte ich mir ein Schachspiel, für dreizehn Mark, mit Plastikfiguren und einem Brett aus Pappe. Aber was hieß das schon? Wenn ich der neue Bobby Fischer war, brauchte ich kein Brett aus Edelstahl und keine handgedrechselten Türme, Läufer und Springer nach Entwürfen von Chirico oder Salvador Dalí. Großmeister Martin Schlosser. Die Eröffnungen mußte man studieren, das war wichtig, und dann galt es, im Finale nicht die Nerven zu verlieren.

      In Schach war Volker mir überlegen, so wie früher in Mühle, das merkte ich bald, und Wiebke verstand rein gar nichts von dem königlichen Spiel. Einen ebenbürtigen Kontrahenten fand ich erst in Hermann, aber schon im dritten Spiel sah ich kein Land mehr, obwohl ich Hermann die Regeln selbst beigebracht hatte. Der stellte meiner Dame eine Falle, und als sie hineingetappt war, ließ

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