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      Alicia hatte sich gerade eine Tasse Kaffee gemacht, als ihr Handy zu läuten begann. Sie eilte zu ihrer Handtasche und nahm das Gerät mit einem schnellen Blick auf das Display. Mit einem breiten Lächeln hielt sie es an ihr Ohr.

      „He Micah, was gibt’s?“

      „Hast du ein wenig Zeit für deinen großen Bruder?“, fragte Micah, während er den anderen beiden Männern den Rücken zukehrte, damit sie sein erleichtertes Gesicht nicht sehen konnten. Er hatte schon halb erwartet, dass Damon seinen Anruf beantworten würde.

      Alicia zuckte ihre Schultern. „Ich schätze schon. Damon ist mit Michael und Kane unterwegs. Er wird wohl nicht so schnell zurückkommen.“

      „Gut, weil du musst mir einen richtig großen Gefallen tun. Wir haben hier eine Werwölfin in einer Zelle, die wir aus einer Lagerhalle der Sklavenhändler befreit haben. Sie hat sich noch nicht verwandelt, aber wenn sie wieder ihre menschliche Gestalt annimmt… wird sie Kleider brauchen. Meinst du, du kannst etwas für sie auf die Polizeistation bringen?“

      Alicia betrachtete ihren riesigen Kleiderschrank ehe sie nickte. „Ja, ich schätze, ich kann etwas ausgraben. Wann soll ich kommen?“

      “So bald wie möglich”, antwortete Micah. „Wir wissen nicht, wann sie von ihrer Beruhigungsspritze wieder aufwacht.“

      „Bin schon unterwegs“, sagte Alicia. „Brauchst du sonst noch was?“

      „Gut, dass du fragst“, sagte Micah, sodass Alicia das Lächeln in seiner Stimme hören konnte. „Du musst für mich einen anderen Wolf deiner Gedankenkontrolle unterwerfen, und ihm ein paar Fragen stellen. Meinst du, du schaffst das?“

      „Ja“, antwortete Alicia ein wenig zu schnell. „Ich ziehe mich nur schnell an und suche ein paar Sachen für die arme Frau zusammen, dann komme ich.“

      Sie legte das Telefon weg und ein breites Grinsen erhellte ihr Gesicht, als sie sich eilig anzog. Es war schön, etwas zu tun zu haben, während Damon weg war. Zumindest fühlte sie sich so nützlich und wenn alles gut ging, konnte sie Damon beweisen, dass sie auch alleine Dinge auf die Reihe bekam.

      Schnell schlüpfte sie in ihre Lieblingsjeans und eines von Damons schwarzen Hemden, holte eine kleine Reisetasche und nahm zwei Garnituren Kleidung aus dem Schrank. Eine für den Fall, dass sie weiche Sachen mit Spitzen mochte, und eine, die ihr das Gefühl geben würde, stark zu sein und alles unter Kontrolle zu haben. Wieso sollte sich die Frau nicht entscheiden dürfen zwischen hübsch und cool. Außerdem hatte Damon ihren Schrank zur Hälfte mit Bad Girl-Klamotten gefüllt, damit sie zu seinem Bad Boy-Image passte.

      Nachdem sie die Kleider eingepackt hatte, durchstöberte sie die neue Unterwäsche, die sie bekommen hatte, um nach etwas zu suchen, das sie noch nicht getragen hatte, und steckte auch diese Teile in die Tasche. Sie nahm an, dass die Frau auch kleine Dinge wie saubere Unterwäsche, eine Zahnbürste und vielleicht ein wenig Makeup wertschätzen würde, nachdem sie gefangen gehalten worden war.

      Schließlich sah sie sich noch einmal im Zimmer um, um sicherzugehen, dass sie nichts vergessen hatte. Als ihr Blick auf ihre Kommode fiel, nahm sie auch noch einen Kamm, eine Bürste und ein paar Haarspangen, sodass die Frau ihre Haare hochstecken konnte, wenn sie wollte.

      Alicia lächelte, als sie die Tasche über ihre Schulter hängte und zur Tür ging. Sie freute sich darauf, Micah wiederzusehen, obwohl erst wenige Tage vergangen waren. Sie vermisste ihn.

      Die Tatsache, dass er ausgerechnet sie anrief, wenn er Hilfe brauchte, war für sie sehr aufregend. Endlich durfte sie jemanden mit gutem Grund ihrer Gedankenkontrolle unterwerfen und die Tatsache, dass er ein Werwolf war, machte die Herausforderung nur noch größer.

      Menschen konnte man viel leichter kontrollieren, weil sie sich eigentlich nicht wehren konnte, es sei denn, sie hatten besondere Gaben oder Zauber, die sie schützten, wie ihre Halskette. Damon hatte ihr gesagt, dass Formwandler schwieriger zu kontrollieren waren, weil alle ihrer fünf Sinne besser waren. Leider hatte sie bisher noch kaum eine Gelegenheit gehabt, auch nur an Menschen zu üben, nachdem Damon sie kaum aus dem Schlafzimmer ließ.

      Alicia hob ihre Schultern. Dies war eine einzigartige Chance für sie, ein echtes Training ohne sexuelle Ablenkungen zu bekommen. Gerade als sie aus ihrem Schlafzimmer kam, stürmte Kane zur Eingangstür herein und murmelte vor sich hin.

      „Ist etwas geschehen?“, fragte Alicia.

      Kane schien sie nicht zu hören und murmelte weiter etwas von einer Frau namens Olivia. Plötzlich erstarrte er und fluchte laut.

      „Verdammt“, rief Kane. „Nicht Olivia… Viktoria.“

      Michael und Damon kamen in diesem Moment herein, beide kicherten über Kanes Verhalten.

      Alicia stöhnte fast über Damons Timing. Obwohl sie froh war, dass er gesund und munter zurück war, hatte sie gehofft, Zeit zu haben, zur Polizeistation zu fahren und zurückzukommen, ohne dass er es bemerkte.

      „Also du bist der Mann, der sich an die Namen von jeder Frau erinnert, mit der er je zusammen war“, stichelte Damon.

      „Ich erinnere mich daran“, knurrte Kane.

      „Wer ist dann Olivia?“, fragte Michael.

      „Fahr zur Hölle!“, murmelte Kane, ehe er auf sein Schlafzimmer zu steuerte.

      „Ich schätze, damit ist diese Frage beantwortet“, bemerkte Michael und ging zur Treppe, aber hielt dann an, als er Alicia neben ihrem Schlafzimmer stehen sah, wobei sie aussah, als hätte man sie gerade mit der Hand in der Keksdose ertappt.

      Kane schloss die Schlafzimmertür hinter sich und schaute Tabatha an, die vor ihm stand, die Arme vor ihrer Brust verschränkt.

      „Also wer sind Olivia und Victoria?“, fragte sie.

      „Damons und Michaels Ex-Freundinnen“, antwortete Kane ohne jegliches Zögern und verschloss ihre Lippen mit den seinen.

      Im Hauptraum wurde Damons Blick sofort von Alicia auf sich gezogen und er lächelte fast, als er sah, dass sie eines von seinen Hemden trug. Doch als er sah, wie sie auf ihre Unterlippe biss, runzelte er die Stirn und er betrachtete sie genauer. Seine Augen wurden gefährlich schmal, als er die Reisetasche sah, von der sie nicht einmal den Reißverschluss geschlossen hatte, und die über ihrer Schulter hing.

      Alicia blinzelte, als Damon plötzlich wenige Zentimeter vor ihr stand und ihr den Weg verstellte, indem er je eine Hand gegen die beiden Seiten des Türrahmens stemmte… wodurch sie in dem Holzrahmen eingeschlossen war. Er beugte sich nach vor und betrachtete sie genau, ohne ein Wort zu sagen, aber seine Augen sprachen Bände.

      Sie fühlte, wie sie ein wenig nervös wurde, und versuchte, das zu verbergen, indem sie lächelnd sagte: „Schön, dass du wieder zurück bist.“

      „Findest du das?“, fragte Damon, der es nicht schaffte, seine dunkle Seite davon abzuhalten, sich in ihm zu regen. „Wenn ich ein paar Minuten später gekommen wäre… wärst du noch immer hier, um auf mich zu warten?“

      Alicia konnte ihren Instinkt nicht unterdrücken und hob ihre Hand, um die Halskette zu berühren, die nicht mehr um ihren Hals hing. Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass sie sie Nick gegeben hatte, und zog innerlich den Kopf ein, als sie bemerkte, wie Damons Blick ihrer nervösen Bewegung folgte und dann schnell wieder hochschoss, um sie mit dunkelvioletten Augen aufzuspießen.

      In diesem Moment wusste Alicia, dass er durchdrehen würde, wenn sie log, und das bedeutete viele Gefahren… unter anderem, dass er ihr den Hintern versohlen würde. Obwohl sie fühlte, wie ihre Wangen bei dem Gedanken heiß wurden, hob sie ihr Kinn trotzig an und erzählte ihm ruhig die Wahrheit.

      „Nein.“

      Sie seufzte, als Damon die Tür öffnete und sie rückwärts ins Zimmer drängte. Dann zuckte sie zusammen, als die Tür hinter ihm ins Schloss krachte. Der

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