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erreichen irgendwann die Stelle, wo der Tunnel mit dem Skeg verbunden ist. Niemand zu sehen. Hätte mich auch gewundert. Wobei ich mich schon frage, warum niemand von unseren Verfolgern hier ist.

      Wir halten uns im roten Gebüsch versteckt und beobachten die große Ereignislosigkeit.

      „Gefällt mir irgendwie nicht“, sagt Katharina plötzlich. „Erstens: Wenn sie Ferngläser haben, ist es keine gute Idee, auf diesem Ding nach oben zu spazieren.“

      „Und zweitens?“

      „Und zweitens könnte es sein, dass sie Loiker erwischt haben und dort in der Ecke nach uns suchen. Noch. Sie wissen ja nicht, wie schnell wir sind. Außerdem sind sie langsamer.“

      „Hm. Loiker hat gesagt, wir sollen mit Sarah wiederkommen. Ich glaube nicht, dass sie ihn töten wollen. Außer, er wurde bei einem Kampf getötet. Dann können wir sowieso nichts mehr für ihn tun.“

      Katharina mustert mich nachdenklich.

      „Was denn?“

      „Du bist wirklich nicht in ihn verliebt.“

      „Sag ich doch. Ich mag ihn, das ja. Aber wir helfen ihm am meisten, wenn wir hier unsere Aufgabe erledigen und dann abhauen.“

      „Stimmt. Aber wie? Springen?“

      „Nur wenn es absolut keinen anderen Weg gibt.“

      „Dann müssen wir durch den Tunnel.“

      „Der ist zu.“

      „Und?“ Als ich sie verständnislos ansehe, grinste sie schon wieder. „Du kannst doch schweißen.“

      „Ich kann schweißen … Äh, ja, du hast recht, ich kann schweißen!“ Mir fällt unsere erste Zugfahrt in der Welt eine Ebene höher ein, vor allem das Ende davon. „Okay, das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Die Frage ist höchstens, wie wir wissen ...“ Ich halte inne und beobachte die herannahende Brücke.

      Ist das ein Geschenk oder eine Falle?

      Die Antwort erhalten wir schon bald, als nämlich eine Gruppe von Lustwächtern herannaht und sie Loiker mitsamt meinem Schwert bei sich haben. Zumindest wissen wir jetzt, dass er nicht bei einem Kampf getötet wurde. Und wir können uns leicht ausrechnen, dass auch unser Plan, zum Aufzug zu gelangen, bekannt ist.

      Aber wo ist Roakan?

      „Wo ist der Oberste Lustwächter?“, flüstert Katharina.

      „Hab ich mich auch gerade gefragt. Entweder ist er tot, verletzt oder auf unserer Spur. Er hat ja mitgekriegt, was wir vorhaben.“

      Sie nickt. „Was denkst du jetzt über einen Sprung?“

      „Dürfte zum einzigen Weg avanciert sein. Dass die schon hier sind, bedeutet, dass sie ihn schon kurz, nachdem wir weg waren, erwischt haben.“

      „Ja. Komm.“

      Wir ziehen uns unbemerkt zurück. Da es wirklich sein könnte, dass Roakan mit einer Truppe Lustwächtern unserer Spur folgt, gehen wir in die andere Richtung, sorgfältig darauf achtend, vom anderen Skeg aus nicht gesehen werden zu können.

      Bin unbegeistert.

      Meine linke Hand hält locker Katharinas rechte, während wir mit ausgebreiteten Armen und Beinen dem roten Allerlei unter uns entgegen rasen.

      „Du hast doch einen Computer im Kopf!“, ruft Katharina. „Wie schnell dürften wir sein?“

      „Du Arsch! Auf der Erde wären wir in dieser Haltung etwa 200 km/h schnell, aber die Geschwindigkeit hängt auch von der Gravitation ab! Wie stark ist die hier?“

      Sie grinst und sieht mich an. „Ich habe keine Ahnung, wieso wir fallen, aber das weißt du ja! 200 km/h könnte sogar hinkommen!“

      „Ja, genau, die Götter haben aus diesem Universum die Gravitationskonstante geklaut! Tolle Idee!“ Aber ich muss auch grinsen. Und sie hat recht, das könnte sogar hinkommen mit unserer Geschwindigkeit.

      „Wir fallen schon seit einigen Minuten!“, fährt sie fort. „Ich schätze, wir haben noch nicht ganz die Hälfte geschafft! Das ist also verflucht hoch!“

      „Ich schätze mal, so etwa 50 Kilometer!“

      „Du machst mir Mut!“

      „Entschuldige bitte, das wollte ich nicht!“

      „Du Arsch!“ Seltsam, dass ich jetzt mal so genannt werde. Kommt nicht so häufig vor wie umgekehrt. Glaube ich.

      „Das erinnert mich an die Zeit, als ich noch fliegen konnte!“, bemerke ich nach einer Weile.

      „Mich auch! Aber du bist definitiv sanfter gelandet als wir es gleich tun werden!“

      Da hat sie recht. Inzwischen ist der rote Dschungel unter uns gut zu erkennen. Und der Gebäudekomplex, auf den wir zurasen. Ob das ein Lustlager ist?

      „Wir sollten möglichst an einer Stelle landen, wo wir keine Unschuldigen töten!“, rufe ich Katharina zu.

      „Auf jeden Fall! Da wäre so eine Stelle!“ Sie zeigt auf einen Garten, wodurch wir etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Dank meiner fliegerischen Übung stabilisieren wir uns aber schnell wieder, dann ziehe ich sie plötzlich an mich und visiere die ausgesuchte Stelle an. Dadurch werden wir natürlich deutlich schneller und prallen nach wenigen Sekunden auf.

      „Fuck!“

      Das ist Katharinas Stimme, eindeutig. Wieso ist sie schneller wach als ich? Oder ist sie es gar nicht? Also nicht wach?

      Ich öffne die Augen und sehe meine linke Hand. Soweit nichts Ungewohntes. Warum ich meistens meine linke Hand sehe, wenn ich zu mir komme, weiß ich zwar nicht, interessiert mich aber grad überhaupt nicht.

      Ich liege auf dem Bauch und auf etwas Weichem. Könnte eine Matratze sein. Mein rechter Arm liegt rechts von meinem übrigen Körper, der sich so anfühlt, als wäre er in einem Stück, aber noch nicht sehr lange.

      Ich hebe den Kopf und drehe ihn. Dabei stelle ich fest, dass ich tatsächlich auf einem Bett liege. Auf einem sehr einfachen Bett. Aber einem Bett. Ausgeschlossen, dass ich auf ihm gelandet bin. Außerdem bin ich zugedeckt. Und mal nicht nackt.

      Auf einem zweiten Bett sitzt Katharina und starrt mich an. Sie trägt ein weißes Kleid und ist barfuß. Das kann ich sehen, weil sie die Decke zurückgeschlagen hat. Das Kleid reicht üblicherweise wohl bis zu den Knien, aber sie hat die Beine angewinkelt und die Knie hochgezogen, dadurch ist das Kleid nach unten gerutscht und gibt den Blick auf ihre Oberschenkel frei.

      Was mich normalerweise nicht stören würde, aber im Moment irritiert es mich ein wenig.

      Wo zum Teufel sind wir?

      „Fuck“, sagt Katharina erneut.

      „Was ist passiert?“

      Sie zuckt die Achseln. „Nachdem wir gelandet sind, habe ich irgendwie die Orientierung verloren. Ich schätze mal, wir sind regelrecht explodiert.“

      „Wieso bist du vor mir so munter?“

      „Keine Ahnung. Vielleicht weil du dich im letzten Moment so gedreht hast, dass ich auf dir gelandet bin. Das war sehr edel von dir, aber bei dieser Geschwindigkeit völlig sinnlos.“

      Ich schließe kurz die Augen. „Kann sein. Trotzdem wollte ich es tun.“

      Nach einem Moment lächelt sie, wenn auch etwas schief. „Wie gesagt, sehr edel von dir. Danke.“

      „Gern geschehen.“ Ich richte mich halb auf und drehe mich so, dass ich auf einen Arm gestützt sitzen kann. Ist noch etwas anstrengend. „Wo sind wir?“

      „Wie gesagt, es war völlig sinnlos, ich war auch tot, wie du. Keine Ahnung, wo wir sind. Sieht irgendwie aus wie ein sehr einfaches Motelzimmer.“

      Sie hat recht. Zwei Betten, ein Schrank, ein Tisch und zwei Stühle. Sogar ein Waschbecken

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