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Familie Dr. Norden 733 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Читать онлайн.Название Familie Dr. Norden 733 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740966317
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Familie Dr. Norden
Издательство Bookwire
»Dann kommt mein Anruf ja gerade richtig«, erklärte Miriam selbstgefällig. »Ein exklusives Magazin hat Sie für drei Tage gebucht, es handelt sich um seriöse Modeaufnahmen. Viel Geld gibt es nicht, aber das spielt ja auch keine große Rolle. Schließlich müssen Sie froh sei, in der Branche bekannt zu werden.«
»Natürlich, kein Problem«, stotterte Romina nervös. »Wann soll’s denn losgehen?«
»Anfang nächster Woche, pünktlich um sechs Uhr.«
»Sechs Uhr abends?«
»Morgens, du Schäfchen«, Miriam Wolters lachte belustigt und ging automatisch zu der vertrauten Anrede über. »Dieser Job ist kein Spaziergang, sondern Knochenarbeit.«
»Das ist mir schon klar. Aber ich muß doch zur Schule.«
»Darüber hättest du vorher nachdenken müssen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Eine unserer Angestellten begleitet dich zum Set und betreut dich dort.«
»Okay, vielen Dank.« Noch immer war Romina völlig verwirrt von der überraschenden Nachricht. Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen. »Ich komme dann zur Agentur.«
»Wir können dich zu Hause abholen.«
»Nein, nein, lieber nicht«, wehrte Romy erschrocken ab. »Ich werde pünktlich sein.«
»Wie du willst.« Miriam Wolters verabschiedete sich knapp. Auch Romina ließ den Hörer sinken. Eine ganze Weile saß sie regungslos auf dem Bürostuhl ihres Vaters und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Ein Auftrag, ihr erstes Fotoshooting für eine Zeitschrift! Das war sensationell, und Romy wunderte sich, warum sich ihre Begeisterung darüber in Grenzen hielt. Vielleicht lag es an den Halsschmerzen, die sie sich doch nicht eingebildet hatte. An der Müdigkeit, die unbarmherzig an ihren Augenlidern zerrte. Mühsam erhob sie sich und schlich durch das stille Haus, die Treppe nach oben in ihr Zimmer. Dort ließ sie sich kraftlos aufs Bett fallen, und ehe sie es sich versah, wurde sie von weicher Dunkelheit umhüllt.
Auch Julius Gnade sehnte sich nach wohltuendem Schlaf, nach einer Möglichkeit, das Unfaßbare wenigstens für eine Weile zu vergessen. Aber die Wirklichkeit hatte kein Einsehen. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag die Rechnung eines Notars, Gebühren für die Beurkundung eines Hauskaufs. Nicht nur, daß Erika tatsächlich einen Großteil des Familienvermögens unbemerkt an sich gebracht hatte, sie hatte auch nicht gezögert, das Geld umgehend auszugeben für ein altes, renovierungsbedürftiges Haus. Weit weg und mitten auf dem Land gelegen. Zumindest das hatte Julius inzwischen nach einem Telefonat mit dem Notar herausgefunden. Jetzt haderte er mit sich. Sollte er hinausfahren und versuchen, Erika zur Rückkehr zu bewegen? Immerhin war sie über zwanzig Jahre lang seine Ehefrau gewesen, hatte ihn umsorgt und bekocht, das Haus gepflegt und sich um den Garten gekümmert. Wenigstens einen Besuch war er ihr schuldig. Womöglich erwartete sie sein Kommen sogar. Müde vom vielen Grübeln stand Julius auf und starrte blicklos aus dem Fenster, unfähig, eine Entscheidung zu treffen.
Julius war nicht der Einzige, der einen Entschluß fassen mußte. Auch Franziska Engel haderte irgendwie mit sich.
»Schon wieder ein Auslandsprojekt!« seufzte sie, als sie die Anfrage überflog, die gerade mit der Post gekommen war. »Dabei habe ich die Nase doch gründlich voll vom Reisen. Ich will endlich irgendwo ankommen.«
»Du klingst wie eine alte Frau«, bemerkte Carlos ungnädig und machte es sich in einem Designersessel bequem, dem Schmuckstück in Zissas Frankfurter Studio, das Teil ihrer Wohnung in einem großzügigen Loft war.
»Vielen Dank für die Blumen«, schnappte sie gereizt zurück. »Du bist reizend zur Zeit.«
»Dieses Kompliment kann ich uneingeschränkt zurückgeben. Seit du deine Muttergefühle entdeckt hast, spiele ich in deinem Leben wohl nur noch eine untergeordnete Rolle.«
»Eifersüchtig?«
»So ein Unsinn. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Du verrennst dich da in eine fixe Idee und vergißt selbst deine ehrgeizigsten Pläne über dieser Tochter-Geschichte.« Carlos legte einen weichen Ausdruck in seine glühenden Augen, von dem er wußte, wie wehrlos Zissa dagegen war. »Du bist drauf und dran, deine Karriere zu verspielen.«
»Wahrscheinlich hast du recht, mein Lieber.« Seufzend erhob sich Franziska von ihrem Schreibtisch und sank vor ihrem Lebensgefährten, mit dem sie seit einem Jahr ihre Wohnung teilte, auf den weichen Teppichboden. »Du meinst also, ich soll die Aufnahmen in Madrid machen?« Nachdenklich zog sie die Nase kraus, und Carlos mußte unwillkürlich lächeln. Dieses krause Näschen war einmalig süß.
»Aber natürlich! Was für eine Chance.«
»Diesmal kannst du aber nicht mit. Es ist eindeutig nur ein Fotograf gefragt, nicht auch noch ein Reporter.«
»Du weißt, wie schwer es mir fällt, dich allein ziehen zu lassen.« Sanft streichelte er über ihr weiches blondes Haar. »Aber ich hoffe immer, daß du zu mir zurückkommst.« Mit einem Finger hob er ihr Gesicht zu sich und küßte sie zärtlich.
»Hab’ ich dich je enttäuscht?« Zissa stützte die Ellbogen auf seine Knie und betrachtete ihn wohlwollend.
»Nicht daß ich wüßte. Und ich hoffe, das bleibt so. Du nimmst also an?«
Franziska seufzte aus tiefstem Herzen.
»Ungern, aber was bleibt mir anderes übrig? Wenn mir meine Tochter bis jetzt nicht über den Weg gelaufen ist, wird sie auch nicht ausgerechnet dann in Frankfurt auftauchen, wenn ich gerade nicht da bin.«
»Aha, daher weht also der Wind.« Carlos Miene verzog sich säuerlich. »Dachte ich es mir doch. Es geht nicht darum, daß ich allein bin. Es geht um dieses Phantom.«
»Jetzt sei doch nicht schon wieder beleidigt.« Abrupt zog sich Franziska zurück und stand auf. Barfuß ging sie wieder zum Schreibtisch. »Allmählich geht mir dein eifersüchtiges Gehabe auf die Nerven. Schließlich bin ich auf der Suche nach meinem Kind und nicht nach einem anderen Mann. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe zu arbeiten.«
Einen Augenblick starrte Carlos seine Lebensgefährtin fassungslos an, dann zog er sich beleidigt zurück. Sollte sie doch sehen, was sie von ihrem Tochter-Getue hatte!
Benedikt Bogner fühlte sich ähnlich, als er Stunden später wie verabredet an der Haustür der Villa Gnade klingelte. Aber obwohl Rominas klappriges Herrenfahrrad an der Wand gelehnt stand, öffnete niemand. Seine Freundin schien die Verabredung vergessen zu haben. Schon wollte er sich verletzt zurückziehen, als sich doch noch ein Fenster in dem kleinen Turm öffnete, in dem Romys Zimmer lag.
»Ach, du bist es, Benni«, rief sie krächzend herunter und rieb sich, offensichtlich verschlafen, die Augen. »Ich hab’ dich gar nicht klingeln hören. Warte, ich mach’ dir auf.«
Kurz darauf öffnete sich die schwere Haustür knarrend.
»Du meine Güte, was ist denn mit dir passiert?« entfuhr es Benedikt erschrocken. »Du bist ja ganz blaß und verquollen.«
»Oh, gut, genauso fühle ich mich«, gab Romy trocken zurück und führte Benni in die Küche. »Mein Hals kratzt ganz fürchterlich, und ich war schrecklich müde, als ich heimgekommen bin. Ich hab’ mich ein bißchen aufs Bett gelegt und muß eingeschlafen sein.«
Nachdenklich zog sie ihre Nase kraus.
»Du bist süß!« stellte Benni spontan fest. »Aber du machst keinen gesunden Eindruck. Sollen wir wirklich lernen?«
»Hm, das ist vielleicht gar nicht mehr so wichtig.«
»Wie meinst du das?«
»Als ich heute mittag heimgekommen bin, hat mich die Dame von der Agentur angerufen, bei der ich vor ein paar Tagen vorgesprochen hab’. Sie hat einen Auftrag für mich. Nächste Woche, drei Tage Modeaufnahmen für ein ganz exklusives Magazin.«
»Und was wird aus der Schule? Schließlich werden die Herrschaften keine Rücksicht auf deine Nebenbeschäftigung