ТОП просматриваемых книг сайта:
Wie man ein verdammt gutes Buch veröffentlicht!. Martina Meier
Читать онлайн.Название Wie man ein verdammt gutes Buch veröffentlicht!
Год выпуска 0
isbn 9783960742128
Автор произведения Martina Meier
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Leider fehlt gerade vielen Jungautorinnen und -autoren heute oft genug der Blick für diese Realität, für den schweren, arbeitsintensiven Weg, der vor einem liegt. Kaum hat man sein Buch veröffentlicht, ist man gleich ein bekannter Schriftsteller, reißen sich alle um einen, wird eine Lesung nach der anderen gebucht. Dass dem nicht so ist, werden alle bestätigen, die bereits ein Buch veröffentlicht haben.
Aber woher sollen es Nachwuchsautoren auch besser wissen? Heute geht man in eine Castingshow und – schwupps – wenige Wochen später ist man Superstar oder Topmodel. Schöne neue Welt, George Orwell lässt grüßen.
Dass viel mehr als nur ein schlechtes Casting dazugehört, um sich über Jahre hinweg als Superstar in der Musikbranche zu halten oder die ganz große Karriere als Topmodel zu starten, sehen viele junge Männer und Frauen nicht. Arbeit, Mühe, Entbehrung, Lernen, Enttäuschung, nochmals Lernen, Rückschläge, Selbstzweifel – harte Arbeit eben. Und es reicht auch nicht, sich in ein Café zu setzen, in dem J. K. Rowling einst den Stift geschwungen hat, um eine gute Autorin zu werden. Selbst gefakte Fünf-Sterne-Rezensionen auf irgendwelchen Onlineportalen helfen nicht, wenn für andere allzu ersichtlich ist, dass die Zahl der tollen Buchbesprechungen gar nicht mit der Zahl der verkauften Bücher übereinstimmen kann.
Natürlich kann das erste Buch floppen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dann schreibt man eben sein zweites, drittes, viertes, fünftes Buch. Mit jeder Zeile, mit jeder Seite mehr entwickelt sich das eigene Schreiben, entwickelt sich der Autor selbst. Auch das Schreiben will geübt und trainiert werden. Oder haben Sie jemals von einem Tennisspieler gehört, der bei seinem allerersten Turnier überhaupt den Wimbledon-Pokal mit nach Hause genommen hat?
Nicht anders verhält es sich mit dem Schreiben. Wenn das Verfassen belletristischer Texte Ihre größte Leidenschaft ist, Sie vor Fantasie nur so übersprudeln, dann schreiben Sie. Soviel, sooft, solange es Ihnen Spaß und Freude bereitet. Die wenigsten wollen aus dem Schreiben ja einen Beruf machen – ausgeschlossen ist das natürlich nicht –, und wer weiß, wenn Sie eines Tages den heiligen Rasen der Autoren betreten, gewinnen auch Sie vielleicht das entscheidende Match, auf das Sie sich seit Jahren vorbereitet haben.
„Schreiben heißt arbeiten“, so steht es bereits 1992 in dem Buch Grundlagen und Technik der Schreibkunst, Band 1, herausgegeben von Otto Schumann, den mache als Guru der Schreibkunst bezeichnen kann. An dieser Aussage hat sich bis heute, fast 30 Jahre später, nichts geändert. Man schreibt nicht mal eben nebenbei einen Erfolgsroman, sondern nur in einer langen, harten Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Stoff.
Weiter heißt es in dem Standardwerk Schumanns, das auf keinem Schriftsteller-Schreibtisch fehlen sollte:
Schriftsteller ist ein Mensch, der schreibt. Fassen wir diesen Satz fest ins Auge. Erste Voraussetzung: der Schreibende muß etwas in ihm Lebendiges, von ihm Erfühltes oder Erdachtes in geschriebene Worte und Sätze verwandeln, und zwar so, daß der Lesende einen möglichst genauen Eindruck von dem gewinnt, was der Schreibende erlebt, gefühlt oder gedacht hat.
Zweite Voraussetzung – und die wird meist übersehen oder nicht erfüllt: der Schriftsteller muß tatsächlich schreiben, nicht nur schreiben wollen. ...
Tatsächlich schreiben bedeutet aber für den Schriftsteller: ständig schreiben, immerzu etwas in geschriebene Worte umsetzen. ...
Damit kommen wir zur dritten Voraussetzung: der Schriftsteller muß, wenn er einen Namen verdienen soll, täglich arbeiten, hart arbeiten, sich mit dem Stoff in stetigem Kampf auseinandersetzen, seiner Schreibweise das Äußerste Verständlichkeit, Gehalt und Form abringen.
Nur wer bereit ist, diese drei Mindestvoraussetzungen zu erfüllen, und ein bestimmtes Maß an Begabung mitbringt, hat eine gewisse ungewisse Aussicht, als Schriftsteller etwas zu leisten.1
Natürlich spielt auch die Begabung eine große Rolle, die sich zu einem geringen Teil aus der Fähigkeit ergibt, gut schreiben zu können, wie schon mancher Lehrer einem Schüler mit auf den Lebensweg gegeben hat, aber auch daraus, aus dieser Gabe durch Üben eine Begabung zu machen.
Schauen wir einmal bei anderen Künstlerkollegen vorbei. Musisch begabt zu sein, ist ein wundervolles Talent, das aber noch lange nicht einschließt, ein Instrument zu beherrschen. Will man ein Instrument erlernen, so gehört stetes Üben dazu – trotz musischer Begabung. Erfolg step by step.
Oder fragen Sie einmal einen Bildhauer, ob seine erste Skulptur gleich sein Meisterstück geworden ist. Fragen Sie ihn, wie viele Werke er schaffen – erschaffen – musste, um erste Achtungserfolge zu erzielen. Fragen Sie den Maler, wie viele Bilder er unvollendet in die Ecke gestellt hat, bis er zu seinem persönlichen Stil gelangt ist und erste Bilder verkaufen konnte. Fragen Sie nicht zuletzt den Wimbledon-Gewinner, wie viele Trainingsstunden er vor dem Sieg auf dem staubigen Tennisplatz zugebracht hat. Einen Ball nach dem anderen schlagend. Mit Muskelkater in den Armen und schmerzenden Beinen.
Stets übe deine Kunst,
ist sie dir gleich bekannt:
Das Denken stärkt den Sinn,
das Üben stärkt die Hand.
Weise Worte des Dichters Martin Opitz (1597-1639). Leider aber wird in Schriftsteller- und Autorenkreisen gerade der Aspekt des Übens fast 400 Jahre nach Martin Opitz oft vernachlässigt. Kaum hat man eine erste Seite zu Papier gebracht, lässt man gleich die Welt daran teilhaben. So geschieht es auch mit der zweiten, dritten, vierten Seite. Kaum mehr jemand lässt sein Werk reifen. Reifen wie einen guten Wein, wie einen guten Käse.
Ein merkwürdiger Vergleich? Sicherlich nicht, denn schreiben ist ein ebenso sinnliches Erlebnis wie gut kochen oder essen. Man arbeitet nur mit anderen Zutaten ...
*
2. Der eigene Stil
Schreiben lernt man zwar gemeinhin in der Schule – aber dieses Schreiben hat mit der Schriftstellerei rein gar nichts zu tun. Man bekommt hier nur das Handwerkszeug, alles andere muss man sich selbst aneignen. Dazu gehört sicherlich auch, an seinem eigenen Stil zu arbeiten.
Schumann schreibt dazu:
... man schreibt nicht einfach, was man denkt, sondern muß seine Worte sorgsam wählen; und die Worte und Sätze, also der Stil, machen sich zuweilen selbständig, sagen bald mehr und bald weniger, als der Schreibende von ihnen erwartet hatte.2
Um an seinem eigenen Stil zu arbeiten, gibt es nichts Besseres als zu lesen. Lesen, lesen und nochmals lesen. Lassen Sie die tief greifenden Worte eines Hermann Hesse auf sich wirken. Betrachten Sie die kindliche Lebendigkeit der Sprache einer Astrid Lindgren, folgen Sie einem Michael Ende in seine fantastische Welt – und machen Sie sich frei von all den guten und schlechten Literaturverfilmungen, die es zu den Büchern dieser drei genialen Schriftsteller gibt. Lassen Sie die geschriebenen Worte auf sich wirken, saugen Sie Satz für Satz ein.
Und dann machen Sie eines nicht: Kopieren Sie nicht den Stil eines anderen Autors, einer anderen Autorin. Entwickeln Sie Ihren eigenen. Das dauert, aber ich bin sicher, dass es Ihnen gelingen wird, wenn Sie nur hart genug daran arbeiten.
Ich will Ihnen einmal eine kleine Geschichte aus unserem Verlagsalltag erzählen. Wir haben einige Jahre mit einer Autorin zusammengearbeitet, die sehr viel geschrieben hat. Buch um Buch – und Buch um Buch konnte man ihren Reifeprozess verfolgen. Als sie ihr fünftes Manuskript bei uns einreichte, hat unser Lektorat im Laufe der Arbeiten an dem Buch ein ganzes Kapitel gestrichen, mehr als 50 Seiten. Ich muss Ihnen sicherlich nicht berichten, wie entrüstet die Autorin darüber war. Wir haben lange Diskussionen mit ihr geführt und vermutet, dass sie genau dieses Kapitel nicht in einem Fluss mit den anderen geschrieben habe. Nach zähem Ringen gab sie