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voller Abwehr.

      Er hatte das befürchtet, trotzdem versuchte er es noch einmal. »Angela, ich habe genügend! Ich möchte, daß Ihnen die Heimat erhalten bleibt. Ich möchte, daß die Burg wieder völlig aufgebaut wird.«

      »Nein!« Sie erhob sich. »Bieten Sie mir nie wieder Geld an, Ste­phan!«

      »Aber…« Langsam erhob er sich ebenfalls. In ihrem Gesicht konnte er lesen, daß er es falsch angefangen hatte.

      »Nie wieder, Stephan! Ich dachte, wir verstehen uns. Warum wollen Sie mich jetzt so demütigen?«

      »Das wollte ich nicht!«

      »Gut, Stephan, dann wollen wir das Gespräch vergessen. Nur, fangen Sie nie wieder davon an. Ein zweites Mal würde ich Ihnen nicht verzeihen. Ich bin eine typische Rittlingen, habe meinen eigenen Kopf.« Sie reichte ihm die Hand. »Bis morgen! Rufen Sie an, wenn Sie die Ahnengalerie besichtigen wollen.«

      Er wollte ihre Hand festhalten, doch sie entzog sie ihm rasch und ging davon. Er konnte nichts anderes tun, als der schlanken Gestalt nachzusehen, die hochaufgerichtet davonschritt.

      *

      Flora Paddon starrte die Sekretärin ihres Freundes fassungslos an. »Sie meinen, Herr Dorr hat nicht die Absicht, nach New York zurückzukehren?«

      »Es scheint so!« Die Sekretärin lehnte sich zurück. Sie hätte dem Chef gern nähergestanden, als dies der Fall war, und so hatte sie stets Eifersucht auf Flora empfunden. Nun lächelte sie spöttisch und setzte hinzu: »Ich telefoniere öfter mit ihm.«

      »Sie wissen, wo Stephan sich aufhält?«

      »Natürlich!« Das Lächeln der Sekretärin wurde triumphierend. »Er ist in einem kleinen Städtchen an der Grenze zu Österreich abgestiegen. Mich würde es auch interessieren, was ihn dort festhält.«

      Der herausfordernde Blick der Sekretärin trieb Flora das Blut in die Wangen. »Ich hätte Herrn Dorr begleiten sollen«, sagte sie spitz, »zog es jedoch vor, in New York zu bleiben.«

      »Sie werden sicher Ihre Gründe gehabt haben.« Die Sekretärin lächelte honigsüß.

      »Die hatte ich!« Am liebsten wäre Flora der Frau ins Gesicht gesprungen. Sie beherrschte sich jedoch und meinte nun ihrerseits mit zuckersüßem Lächeln: »Und Sie sind sicher, daß Sie sich nicht irren? Stephan wollte eine Deutschlandreise machen.«

      »Weit ist er nicht gekommen. Zuerst meldete er sich aus München, und nun ist er bereits seit einiger Zeit in Passau.«

      »Passau?« wiederholte Flora. »Noch nie gehört!«

      »Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Offensichtlich zieht den Chef aber nichts nach New York zurück. So müßte man leben können!« Nun seufzte die Sekretärin.

      Flora stand bewegungslos vor dem Schreibtisch. Ihre Gedanken überschlugen sich, ein Pfeil bohrte sich schmerzvoll in ihre Brust. Sie hatte gehofft, daß Stephan zu ihr kommen würde, doch er hatte es nicht getan. Sie begann zu rechnen, viele Tage waren nun schon seit ihrem Streit vergangen.

      »Wenn sich der Chef wieder meldet, soll ich ihm etwas ausrichten? Ich habe aber keine Ahnung, wann das sein wird. Er will auch nicht, daß man sich mit ihm in Verbindung setzt.« Nun war wieder Triumph in der Stimme der Sekretärin, und Flora konnte es nicht überhören. »Wir sind hier der Ansicht, daß er sein privates Glück gefunden hat.«

      Flora drehte sich um und ging zur Tür. Die Stimme der Sekretärin folgte ihr. »Falls ich diesbezüglich etwas erfahre, teile ich es Ihnen gern mit.«

      Floras Kehle war wie zugeschnürt. Sie ging, ohne etwas erwidert zu haben. Im Lift fuhr sie sich rasch über die Augen. Sie holte ihre Puderdose hervor und probierte ein Lächeln. Sie hatte es geschafft, in vierzehn Tagen fuhr sie zu Filmaufnahmen in die Karibik. Sollte Stephan doch in diesem Passau versauern! Um sich abzulenken, suchte sie einige Boutiquen auf. Sie kaufte teure Sachen, ihre Gedanken weilten jedoch nicht in der Karibik, sondern in einem kleinen Städtchen, von dem sie keine Vorstellung hatte. Im letzten Moment fiel ihr noch ein, daß sie zum Essen mit William Dodwell verabredet war. Er wollte ihr den Vertrag mitbringen.

      Sie nahm sich ein Taxi, und während sie durch die Straßenschluchten von Brooklyn fuhr, versuchte sie sich zu freuen. Inzwischen war sie in Hollywood gewesen und hatte Probeaufnahmen gemacht. Sie war aber bereits vor einer Woche nach New York zurückgekehrt. Natürlich hatte sie dann nicht zu Hause gesessen und auf Stephan gewartet, aber sie hatte an ihn gedacht. Und als der Anruf kam, daß man sich für sie entschieden habe, war sie überglücklich gewesen, doch dann hatte sie ihre Freude mit Stephan teilen wollen. Nachdem sie vergebens versucht hatte, ihn zu erreichen, war sie zu seinem Büro gefahren. Sie hatte nicht erwartet, daß er in Deutschland blieb. Jetzt, wo er für sie unerreichbar war, stieg eine bisher nicht gekannte Sehnsucht in ihr auf.

      Tief atmete Flora durch. Wieder sagte sie sich, daß sie es geschafft hatte. Bereits in einem halben Jahr würde ihr Name groß auf den Film­plakaten prangen. Das Taxi fuhr vor dem Restauranteingang vor. Sie wußte, daß dieses Restaurant Stephan gehörte. Sie versuchte, nicht daran zu denken, bezahlte den Fahrer, ließ sich dann die Tür öffnen. Mit dem Lächeln einer Siegerin betrat sie das exquisite Lokal.

      William Dodwell wartete bereits auf sie. Flora versuchte sich zu entschuldigen, doch der Produzent wehrte ab. »Auf eine Frau wie Sie zu warten ist mir ein Vergnügen«, meinte er galant. »Ich hoffe, daß ich in nächster Zeit öfter das Vergnügen haben werde.«

      Flora stellte fest, daß er noch immer sehr gut aussah, auch wenn seine Schläfen bereits leicht angegraut waren. Sie lächelte und hörte ihn sagen: »Ich habe vor, die nächsten Wochen ebenfalls in der Karibik zu verbringen.«

      Flora verstand, diesmal senkte sie den Blick. Doch dann stieg Trotz in ihr hoch. Warum sollte sie nicht? Sie fühlte sich nicht mehr an Stephan gebunden. Mit seinem Schweigen gab er ihr doch deutlich zu verstehen, daß sich ihre Wege getrennt hatten. William Dodwell galt als charmanter Mann. Durch ihn würde ihre Karriere steil nach oben führen. Mehr wollte sie nicht.

      »Wir wollen zuerst dem leiblichen Wohl frönen und uns dann den anderen Dingen zuwenden«, hörte sie den Produzenten sagen. »Das Essen hier ist ausgezeichnet.«

      Sie versuchte, auf William Dodwells Plauderton einzugehen. Sie wußte ja, was er von ihr erwartete. So zwang sie sich auch zum Essen. Immer wieder sagte sie sich, daß alles in Ordnung war. Sie hatte es so gewollt.

      »Schmeckt es Ihnen nicht?« erkundigte sich der Produzent besorgt. Ihm war nicht entgangen, daß der Kellner ihren noch halbvollen Teller wieder abservierte. Seine Hand kam über den Tisch. »Sie sind aufgeregt, meine Liebe, das kann ich verstehen. Ich bin aber sicher, daß Sie es bald gewohnt sein werden, im Mittelpunkt zu stehen. Ich mache Sie zu einem Star. Sie können mir glauben, ich verstehe es, die Werbetrommel zu rühren. Ihr Stern wird über Nacht aufsteigen. In einem halben Jahr kennt Sie jeder in Amerika. Lächeln, Mädchen, Sie müssen lächeln!«

      Flora hatte gewußt, was sie erwartete. Bald würde sie unter den Palmen der Karibik liegen und sich nicht in irgendeinem unbekannten Städtchen langweilen. William Dodwell stieß mit seinem Glas gegen das ihre. Der helle Ton ließ sie zusammenfahren. Rasch stürzte sie den Inhalt in sich hinein.

      »So ist es richtig«, lobte der Produzent. »Das kurbelt die Stimmung richtig an.« Auch er trank. Über den Rand des Glases hinweg beobachtete er Flora. Wie süß die Kleine war! Sie schien ihr Glück noch gar nicht richtig fassen zu können.

      Flora hatte in ihrem Dessert nur herumgestochert. Jetzt schob sie den Teller zur Seite. Sie sah ihren Gönner an. Diesem fiel es sehr leicht, ihr zu versprechen: »Ich werde dafür sorgen, daß es Ihnen in der Zukunft an nichts fehlt. Ich kann sehr großzügig sein.«

      Flora fiel ein, daß es ihr an nichts gefehlt hatte. Ihre Brust hob und senkte sich. »Ich möchte ein bekannter Star werden, deswegen bin ich hier.«

      »Natürlich! Dafür habe ich auch gesorgt. Wenn Sie bereit sind, dann können Sie sich den Vertrag ansehen.«

      »Danke«, hauchte Flora

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