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besorgen und so bei den Klassenkameraden mitreden konnte. Und nun schien es also wieder Probleme zu geben.

      »Hast du denn deinen Großeltern schon gesagt, daß du ausziehen möchtest?« wollte Dr. Daniel wissen.

      Darinka zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich will ganz ehrlich sein, Herr Doktor, ich habe gehofft, daß Sie vielleicht…« Sie wagte es nicht, den Satz zu beenden.

      Dr. Daniel lächelte. »Natürlich, Darinka. Keine Sorge, ich krie-

      ge das schon irgendwie hin. Schließlich will ein Mädchen in deinem Alter irgendwann auch einmal selbständig werden.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es tut mir leid, aber ich muß jetzt weiter.«

      Als die junge Krankenpflegehelferin sah, welche Richtung er einschlug, hielt sie ihn noch einmal zurück.

      »Der Chefarzt ist schon in die Kantine gegangen.«

      Dr. Daniel nickte. »Das paßt ja ausgezeichnet. Ich habe auch schon einen Bärenhunger, und fürs Mittagessen daheim wird heute die Zeit ohnehin nicht reichen.«

      Als Dr. Daniel die klinikeigene Kantine betrat, sah er den Chefarzt Dr. Wolfang Metzler schon

      an einem der kleineren Tische sitzen.

      »Darf ich mich zu dir gesellen?« fragte Dr. Daniel, hatte dabei aber schon Platz genommen.

      Dr. Metzler grinste. »Fragst du immer erst hinterher?«

      »Wenn ich in Eile bin, dann schon.«

      »Das bist du ja ständig«, ent-gegnete Dr. Metzler. »Ich habe übrigens gehört, daß du einen

      kleinen Untermieter bekommen hast.«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Was du nicht alles hörst.« Dann seufzte er. »Neuigkeiten sprechen sich in Steinhausen anscheinend schnell herum.«

      »Das war doch schon immer so. Wie geht’s Anna-Lena?«

      »Schon ein bißchen besser. Stefan kümmert sich im Moment um sie.«

      »Damit wären wir gleich bei dem Thema, das mich im Augenblick beschäftigt. Dein Stefan gefällt mir nämlich überhaupt nicht.«

      Dr. Daniel seufzte wieder. »Ich weiß. Er ist launisch, ständig müde und vermutlich entsprechend unkonzentriert.«

      »Du bist ja erstaunlich gut informiert«, stellte Dr. Metzler fest. »Kennst du dann auch den Grund dafür?«

      Bedauernd schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Leider nicht. Karina vermutet hinter seinem Verhalten Liebeskummer, aber ich bin nicht ganz sicher, ob das die einzige Erklärung sein kann.«

      »Dann sollten wir versuchen, den wahren Grund schnell herauszufinden, bevor Stefan hier in der Klinik wirklich mal einen folgenschweren Fehler macht.«

      »Ich werde mich bemühen«, versprach Dr. Daniel. »Allerdings bereitet mir Anna-Lena im Augenblick die größeren Sorgen.«

      Dr. Metzler zog die Augenbrauen hoch. »Soweit ich mich erinnere, bist du doch Gynäkologe.«

      »Richtig. Ich war dabei, als die Kleine zur Welt gekommen ist, und ich sehe, wie sie sich entwickelt. Beate benimmt sich ihr gegenüber, als hätte sie ein Herz wie Eis.«

      »Das hat sie auch«, knurrte Dr. Metzler verärgert. »Markus war von dem Schicksal der Kleinen übrigens auch ganz betroffen. Wir haben heute früh kurz telefoniert.«

      »Es ist gut, daß du dieses Thema anschneidest, Wolfgang«, meinte Dr. Daniel. »Ich habe gestern abend bemerkt, daß Dr. Leitner ein wenig melancholisch geworden ist, als er sagte, Anna-Lena wäre ein süßes Mädel.«

      Dr. Metzler nickte. »Das glaube ich gern. Markus und Sigrid haben sich immer viele Kinder gewünscht, doch als es nach den ersten Ehejahren nicht klappte, haben sie sich untersuchen lassen.« Er schwieg kurz. »Markus ist nicht zeugungsfähig. Er wollte sich aus diesem Grund sogar schon von Sigrid trennen, um ihr die Möglichkeit zu geben, daß sie in einer zweiten Ehe Kinder haben könnte, doch Sigrid hat das strikt abgelehnt. Ihre Liebe zu Markus war für sie wichtiger als alles anders.« Wieder machte er eine kurze Pause. »Allerdings habe ich das Gefühl, daß die beiden noch immer unter ihrer Kinderlosigkeit leiden.«

      Dr. Daniel war der gleichen Meinung. Er überlegte einen Moment. »Haben sie noch nie über eine Adoption nachgedacht?«

      »Ich weiß es nicht«, gestand Dr. Metzler. »Das Thema ist für Markus offenbar so schmerzlich, daß ich nicht weiter nachhaken wollte. Aber ich denke, man muß sich mit der eigenen Kinderlosigkeit erst wirklich abgefunden haben, um daran denken zu können, ein fremdes Kind zu sich zu nehmen.«

      *

      Während Anna-Lenas Krankheit hatte Beate Zander nicht ein einziges Mal angerufen, um sich nach dem Befinden ihres Kindes zu erkundigen. Um so unbegreiflicher war es Dr. Daniel, daß die Kleine in so inniger Liebe an ihrer Mutter hing.

      Daß das in Wirklichkeit gar nicht der Fall war, konnte Dr. Daniel nicht wissen. Anna-Lena spielte ihm und allen anderen nur etwas vor, weil sie sich verzweifelt nach etwas Mutterliebe sehnte. Sie wollte so sein wie ihre Freundinnen aus dem Kindergarten, die immer so viel von ihren Muttis erzählten.

      Wie es in Anna-Lenas Herz tatsächlich aussah, wußte nur einer – ihr zerliebter Plüschhund, den sie von ihrer Oma bekommen hatte und der sie seit der Babyzeit begleitete. Ihm erzählte sie alles, was ihr kleines Herz so schwer machte. Auch jetzt war sie wieder in ein Gespräch mit ihrem Lieblingsspielzeug vertieft.

      »Weißt du, Waldi, so schlimm ist diese Krankheit gar nicht«, meinte sie mit ernsthafter Miene und sah ihrem arg mitgenommenen Spielgefährten dabei tief in die dunklen Knopfaugen. »Diese komischen Zäpfchen, die ich immer noch bekommen muß, sind zwar nicht schön, aber ansonsten ist Dr. Daniel furchtbar lieb zu mir.« Sie seufzte tief auf. »Ich mag ihn ganz schrecklich gern. Stefan auch. Und Karina hat mich gestern ganz fest in den Arm genommen. Das war schön.«

      Sinnend blickte sie vor sich hin, erinnerte sich in jeder Einzelheit an die Umarmung der hübschen jungen Frau.

      »Sie hat über meine Haare gestreichelt«, erzählte sie ihrem Hund. »Dr. Daniel macht das auch oft.« Wieder seufzte sie. »Wenn Mutti das doch auch mal tun würde.« Treuherzig sah sie ihren Plüschhund an. »Sie mag mich nicht, weißt du. Wahrscheinlich, weil mein Papi sie mit mir allein gelassen hat. Sie spricht immer ganz böse von meinem Papi.« Eine Weile überlegte sie, dann fuhr sie fort: »Ob Günther jetzt mein Papi werden wird?« Sie schüttelte den Kopf. »Hoffentlich nicht. Der mag mich nämlich auch nicht.«

      Und dann kullerten plötzlich große Tränen über ihr zartes Gesichtchen.

      »Am liebsten würde ich nie mehr heimgehen«, schluchzte sie leise. »Bei Dr. Daniel ist es viel schöner. Hier mögen mich alle.«

      »Halli-hallo!« erklang plötzlich eine fröhliche Stimme von der Tür her. »Kennst du mich noch?«

      Anna-Lena blickte auf und direkt in die sanften, dunklen Augen des Kinderarztes Dr. Leitner.

      Sie nickte. »Du bist der Doktor. Markus, nicht wahr?«

      »Richtig.« Dr. Leitner setzte sich zu ihr aufs Bett und sah sie aufmerksam an. »Hast du eben geweint?«

      Anna-Lena schüttelte sofort den Kopf.

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